Der Tag, an dem ich tötete

13. Februar 2013 - von Christof Herrmann - 34 Kommentare

Der Tag, an dem ich tötete - Foto: Reisfelder in der chinesischen Provinz Yunnan

„Eine echte Begegnung kann in einem einzigen Augenblick geschehen.“ (Anaïs Nin)

Bald ist es sechs Jahre her, dass ich mit dem Fahrrad in China war. Zwei Monate lang fuhr ich durch die Provinz Yunnan, die im Südwesten der Volksrepublik liegt. Subtropische Vegetation mit Reisfeldern und Teeplantagen und die spektakuläre Bergwelt der Ausläufer des Himalaya sorgten für viel Abwechslung.

Meist radelte ich auf holprigen, wenig befahrenen Straßen. Lediglich zwischen Lijang und Dali herrschte dichter Verkehr. Auf halbem Weg zwischen den beiden Großstädten tauchte auf der anderen Straßenseite ein Hund auf. Er beachtete mich nicht und blickte auf ein Feld, in dem er eine Maus oder etwas anderes entdeckt hatte. Normalerweise habe ich Respekt vor Hunden und versuche unbehelligt vorbeizukommen. Doch in China geht von ihnen kaum Gefahr aus. Das liegt daran, dass sie dort nicht viel zu bellen haben. Einmal musste ich mit ansehen, wie in einem Hof ein Hund eingefangen und massakriert wurde, um vermutlich im Kochtopf zu landen.

Jedenfalls war der Hund auf der anderen Straßenseite ungefährlich. Ein dürrer Mischling, weiß Gott keine Schönheit, aber ein liebenswerter Kerl mit treuem Hundeblick. Ich hielt an und pfiff in seine Richtung, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er hob den Kopf, zögerte einen Moment und lief auf mich zu. Weit kam er nicht. Kaum hatte er die Straße erreicht, erfasste ihn ein Lkw, riss ihn zu Boden und überrollte ihn mehrfach. Der Hund war auf der Stelle tot.

Fassungslos starrte ich auf den Asphalt. Ich war den Tränen nahe. Was hatte ich nur angerichtet! Der Verkehr war so stark, dass ich den Hund nicht einmal von der Straße tragen konnte. Nachkommende Fahrzeuge rissen seine Gliedmaßen auseinander.

Ich setzte mich in den Sattel und fuhr mit der Gewissheit weiter, diese Begegnung nie wieder vergessen zu können. Und ich fuhr auch mit der Gewissheit weiter, dass der Tag, an dem ich den Hund tötete, der Tag war, an dem ich Vegetarier wurde. Vegetarier im Geiste zunächst, der aus alter Gewohnheit noch manchmal Fleisch aß, es aber nicht mehr genießen konnte. Zwei Jahre später begann ich, mich fleischlos zu ernähren. Seit Anfang 2012 kommt mir auch Fisch nicht mehr auf den Teller.

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34 Kommentare für “Der Tag, an dem ich tötete”

  1. Sicher ein Erlebnis das sich so kaum ein Mensch wünscht. Vielleicht aber auch eines das deine Bewußtheit zum Leben verstärkt. Mir fällt dazu etwas ein, ein Spruch den ich mal hörte der es ermöglicht auch mit solchen Situationen zu Leben. Ohne sie als Schrecken in der Erinnerung zu haben. Er lautet: „Liebe deine Geschichte, es ist der Weg den Gott, mit dir gegangen ist.“
    Ich denke das keiner der Mensch wäre der er ist, und auch nicht sein kann. Wenn er das außer acht lässt. Es ist wie in dem Film Sliding Doors, was ist wenn ich nur einen wichtigen Punkt anders erlebt hätte? Einen Zug verpasst, eine andere Straße genommen hätte? Wäre ich dann noch der, der ich nun bin?

  2. Deine Geschichte hat mich sehr bewegt, Christof. Ich esse noch Fleisch. Aber ein schlauer Mansch hat mal gesagt dass man nur das Tier essen soll das man auch selbst schlachtet oder so ähnlich. So wie das früher ja eher noch war. Liebe Grüße, Eure Lucia

  3. Ja, dann würde sicher weniger Fleisch gegessen werden. Ein Boom an Hausschlachtungen ist jedoch eher unrealistisch und wir werden auch nicht von heute auf morgen alle Vegetarier oder Veganer werden. Allerdings macht es sicher Sinn, sich Gedanken zu machen, was man so alles in sich hineinschaufelt. Wir haben insgesamt den Bezug zu dem verloren, was auf unserem Teller liegt, also auch bei Gemüse, Obst usw. Wenn ich im Sommer durch die Fränkische Schweiz laufe, komme ich oft an Obstbäumen vorbei, deren Früchte faulend am Boden liegen. Paar Kilometer weiter liegen Äpfel aus Neuseeland im Regal des Supermarkts. Traurig, ja sogar irgendwie krank, oder …

    1. Hallo Christof,

      Ja sehe ich auchm man hat einen Apfelbaum im Garten, lässt die Äpfel zu Boden fallen und kauft sich in Plastik verpacktes Obst im Supermark.

  4. Ich musste eben weinen.. Sowas nimmt mich immer sehr mit. Und ich würde es ebenfalls nie wieder loswerden..
    Ein Bewusstsein müsste geschaffen werden. Dann würden auch nicht immer mehr Menschen mit Pelzkragen und ihrem Hund an der Leine herumlaufen. Der Pelz ist meistens auch von Hund oder Katze. Einfach nur paradox.

  5. Danke, Inga. Habe mehrere Nachrichten von Frauen (Männer, wo seid ihr?) bekommen, die hier nicht posten wollten, aber die diese Geschichte ebenfalls sehr berührt hat. Wollte eigentlich gar nicht so viele Emotionen wecken. Aber Emotionen sind ja nicht Schlechtes. Bin auf weitere Kommentare gespannt …

    1. Hallo Christof,
      Dein überfahrener Hund erinnert mich: Ca. drei Jahre nach Dir/Euch habe ich in 2009 in West-Australien eine vom Auto überfahrene Australische Trappe von ihren Qualen erlöst. Beine, Flügel … gebrochen – wohl auch innerliche Verletzungen vorliegend – jedenfalls keine Aussicht auf ein Überleben. Das Einzige noch Intakte von ihr war ihr langer aufgerichteter Hals und ihr Kopf mit den sehr großen Augen, die mich mit ganz klarem Blick ansahen. Ich habe ihr in deutsch gesagt, dass ich sie – so wie sie mich ansieht – nicht erlösen kann und dass sie ihren Kopf doch auf den Boden legen soll. Und was soll ich sagen – sie tat es und schloß ihre Augen. Das ist nun 10 Jahre her … mir kommen daran denkend spontan heute noch die Tränen.
      Ich für mich nehme eine Hinwendung zum Tier wahr: „Immer mehr Menschen nehmen Tiere als Wesen wahr, die ein Bewusstsein haben, einen Willen und Gefühle; diese Menschen sind davon überzeugt, dass Tiere uns sehr ähnlich sind – und dass wir sie entsprechend behandeln sollten.“ Gleichzeitig aber halten scheinbar tierfreundliche Gesellschaften an der massenhaften Haltung und Tötung von Tieren fest – warum?

  6. Das mit den Äpfeln, Zwetschgenund Birnen am Boden regt mich auch auf. Zumal die herrlichen alten Obstsorten, fast immer viel schmackhafter sind als das fade Zeug vom Supermarkt. Und die Streuobtbetände sind ökologisch o eminent wichtig! Da fahren die Leute lieber 20 km zum Supermarkt als das Obst von der Wiese nahe der Haustür zu holen. Was einmal alte Dorfkultur war, wird nicht mehr erkannt und gerät in Verfall.

  7. Was mich bei deiner Geschichte bewegt, ist die Tatsache, dass einer guten Absicht trotzdem Schlechtes folgen kann. Das Leben bleibt oft rätselhaft: Was ist gut und was schlecht?
    Ich habe auch einmal ein Reh angefahren. Es war schrecklich! Ich bin langsam gefahren, hatte Abblendlicht und trotzdem ist es auf meiner Straßenseite stehengeblieben.

  8. Solche Erlebnisse wie das mit dem Hund oder Pingus Reh vergisst man nicht mehr. Wie schlimm muss es erst sein, wenn man einen Menschen unverschuldet (oder gar verschuldet) überfährt. Kann jeden Tag jedem, der sich in ein Auto setzt, passieren.

  9. Danke, bewegender und authentischer Artikel, der aufzeigt, dass es viele Gründe oder Auslöser geben kann, sich dem Vegetarismus zu zuwenden. Die Frage des Für oder Wider des Fleischkonsums, ist für mich nicht nur eine Frage des gesünderen oder ungesünderen Lebensstil. Vegetarismus geht für mich einher mit einer Erweiterung des Bewußtseins und einer Ausweitung des Mitgefühls – einer Ausweitungs meines Mitfühlens auf alle fühlenden Wesen. In der Anfangszeit meines Vegetarismus führte ich noch viele Gründe in den Diskussionen mit überzeugten „Steakessern“ an, zum Beispiel, bei den obligatorischen Grillparties im Sommer, wo man als Vegetarier sehr schnell „auffällt“. Man kann dieses Thema von vielen Seiten beleuchten (Gesundheit, Treibhausgase u.a.), die alle auch richtig und wichtig sind, aber für mich hat eine vegetarische Lebensweise heute ganz viel mit einem erweitertem Ethikbegriff zun tun – also meinem moralischem Handeln und Denken in Bezug auf Tiere. Meine ganz persönlichen Gedanken und Beweggründe, Vegetarier zu werden, habe ich in einem ausführlichen Artikel auf meinem Blog dargelegt.

    Der Schweizer Soziologe und Sonderberichterstatter der UNO für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, spricht in diesem Zusammenhang von einer „Beihilfe zum Mord“ und einer herrschenden „strukturellen Gewalt“ in der westlichen Welt. Er beschreibt drei Ebenen, „auf denen der freie Bürger Verantwortung trägt.“ Eine davon kann sein, „mich als Vebraucher vegetarisch zu ernähren und meinen Teil der 500 Millionen Tonnen Getreide freigeben, die jährlich in die Tiermast gehen.“

    Aus meiner Überzeugung heraus ein Thema, das uns „Priviligierten“ in der westlichen Welt stärker beschäftigen sollte, wozu auch dieser interessante Artikel aufruft: http://ibuddhismus.blogspot.de/search?q=strukturelle+Gewalt

    Einen schönen Sonntag!

  10. Danke für Deinen interessanten Kommentar.

    Es gibt eine Reihe Motive vegetarisch oder vegan zu leben. Meist werden zehn genannt. Ethisch-moralische Gründe stehen in der Regel an erster Stelle, was bei mir ja auch der Auslöser war.

    Fast interessanter scheint es mir, zu beleuchten, warum Fleischesser an der Fleischeslust festhalten, oder die berühmte Frage „Warum lieben wir Hunde und essen Schweine?“ zu beantworten.

    Von einer „Beihilfe zum Mord“ spreche ich nicht. Das würde nämlich bedeuten, dass ich den Kontakt mit dem größten Teil meiner Familie und Freunde abbrechen müsste. Die essen ja noch Fleisch.

    Besser passt für mich der Begriff „strukturelle Gewalt” der westlichen Welt (der auch auf der ibuddhismus-Seite erwähnt wird), also Gewalt von Reich gegen Arm, Nord gegen Süd, Industrienation gegen Dritte/Vierte Welt, Mensch gegen Tier und Mensch gegen Natur. Diese Gewalt üben wir alle aus, Vegetarier und Veganer eingeschlossen. Wer ist der bessere Mensch: Ein Tofu-Brutzler, der mit dem Hummer zur Grillparty fährt oder ein Steak-Aficionado, der elf Monate im Jahr als Entwicklungshelfer in Afrika arbeitet?

    Wir können nur versuchen, diese „strukturelle Gewalt“ zu reduzieren. Ein einfaches und bewusstes Leben kann dabei helfen.

  11. Das Problem bei unserer Gesellschaft ist, dass wir alles so ziemlich bedenkenlos konsumieren was uns vor die Füße kommt.

    Wenn man einige Kinder heutzutage, oder erschreckender weise mittlerweile auch einige Erwachsene fragt woher dies und das kommen, bekommt man zu hören, das Fleisch kommt aus der Kühltheke, die Bohnen aus der Dose und der Brokkoli aus diesem Beutel im Tiefkühler.

    An dem aktuellen Pferdefleisch „Skandal“ (Ich mag den Bergriff nicht) sieht man ja, wie verklärt diese Welt mittlerweile ist.

    Hilfe! Für meine Lasagne werden Tiere getötet! Warum steht das denn da nicht drauf?

    Ich respektiere jede Meinung und finde das vollkommen OK, wenn man sich vegan oder vegetarisch ernährt. Ob das nun gesünder ist oder nicht ist ja auch egal. Dafür gehe Ich in der Woche einmal weniger zum McD.

    Dass einen ein solches Erlebnis, auch wenn Ich Hunde nicht ausstehen kann, sehr verändern kann, kann Ich dennoch sehr gut nachvollziehen. Gerade wenn man bedenkt wie in anderen Ländern mit Tieren umgegangen wird. S.o.

    Andererseits muss man es auch nicht ins andere extrem treiben wie in den westlichen Ländern manchmal mit Hundifriedhof un Diamanthalsband.

    Die Hauptsache ist, dass du mit deiner Entscheidung glücklich bist. Alles andere ist egal.

    Einen schönen Tag wünscht dir

    Philipp

  12. Eine schreckliche Geschichte, die ich sicher auch nie vergessen würde!

    Vegetarisch leben (also noch Milchprodukte konsumieren) reicht leider nicht aus um Tiere vor einem schrecklichen Leiden zu erlösen. Dazu muß man wirklich vegan leben. Die Ausnutzung der „Milch-Kühe“ wird leider immer noch toleriert. Ich ernähre mich seit 1,5 Jahren vegan und habe vorher nicht so abwechslungsreich und lecker sowie gesund gegessen. Man muß es einfach mal probieren, es ist nicht schwer;-)

  13. Toll, Ursula, dass Du seit anderthalb Jahren ganz auf tierische Produkte verzichtest! Würde gerne mehr über Deine Erfahrungen lesen. Echter Tierschutz bedeutet auch für mich eine vegane Ernährung, die auch noch eine ganze Reihe anderer Vorteile hat.

    Allerdings werden wir nicht alle von heute auf morgen Veganer. Mit Aussagen wie „muss man wirklich vegan leben“ erreicht man meiner Meinung nach überwiegend die, die eh schon vegan leben oder die kurz davor sind. Also eine Minderheit.

    Auch wer zum Beispiel auf Biofleisch umsteigt, seinen Fleischkonsum einschränkt oder einen veganen Tag in der Woche einlegt, beginnt etwas pro Tiere zu tun. Ist das Bewusstsein erst mal geweckt, gehen viele den Weg weiter (ich selbst esse ca. zwei Tage in der Woche vegan und den Rest vegetarisch). Babyschritte anstelle Kängurusprung.

    Viele Grüße,

    Christof

  14. Kängurusprung geht aber auch. ;) Ich bin von einem Tag auf den anderen Vegetarierin geworden und dann auch sehr schnell vegan. Wenn die echte Überzeugung erstmal da ist, geht es wirklich schnell. Und einfach.
    Und auch Biotiere werden geschlachtet. Und das nicht freundlicher als die aus der konventionellen Massentierhaltung…

  15. Oje. Meine Horror-Vorstellung, ganz ehrlich. Ich bin beim Lesen gerade richtig zusammengezuckt. Dass mir sowas mal passiert, ist wirklich mein Apltraum. Oder auch, dass ich mit dem Auto ein Tier erwische. Furchtbar.
    Ich bin damals auch Vegetarierin geworden (mit 14), als vor meinen Augen die Schweine zum Schlachten abgeholt wurden. Sie schrien in Todesangst.
    Ich werde nie vergessen, wie ich auf dem Schulweg mit meinem Fahrrad hinter diesem Tranksporter auf unserer kleinen Zufahrt zum Nachbarhof warten musste. Ich konnte nicht vorbei.
    Ab diesem Tag habe ich kein Fleisch mehr gegessen. Doch, später, als Studentin nochmal. Als Großstädter wird man da irgendwie komisch gefühlskalt. Aber jetzt habe ich mich besonnen und bin Veganer geworden. Und das macht mich happy! :)

  16. Wie Dir ist es mir auch gegangen, Lina Luna, seit ich 5 war habe ich mitbekommen wie Südfleisch-Mitarbeiter die Schweine in die Transporter treten, an den Ohren tragen und mit Elektro-Stöcken zwingen, und ich fände es gut, wenn so viele Städter wie möglich mal Sonntagsausfüge zu den Großbetrieben auf dem Land machen würden wo Vierbeiner vegetieren müssen um dann der Endlösung mit Schreien und erbärmlichen Quietschen zugeführt werden.
    Und das geht weiter und weiter seit ich denken kann, also seit über 30 Jahren.

    Deine Frage finde ich sehr interessant, Christof, weshab viele Menschen (inzwischen trotz der Information über die Zustände in der Massentierhaltung und Mängeln in der reibungslosem Funktionalität der Schlachtmaschinerie) weiterhin bei vollem Bewusstsein der “strukturelle Gewalt” fröhnen.

    Oft höre ich Resignation. Dass viele kleine Schritte die Welt verändern würden wird negiert. Aber ich glaube daran. Vor 10 Jahren waren an „regional und saisonal“ noch viel weniger Menschen interessiert als heute, es ist eine Entwicklung zu sehen.
    Ich tue was ich als Konsumentin, als Reflexions-Anregerin, Fragestellerin, Alternativen-Aufzeigerin und Emotionen-Weckerin tun kann. Und aus dieser Perspektive finde ich Deinen Blog super, Christof! Du leistest Bewusst-Seins-Arbeit.

    Dabei geht es mir gar nicht darum der „bessere Mensch“ zu sein, bin unperfekt genug an jedem herrlichen Tag ;-) und versuche meine Zeit und Energie in sinnhafte und lohnenswerte Projekte zu geben. Mit Ex-Freiwilligen in sozialen Projekten in Asien/Lateinamerika/Afrika spreche ich über kritischen Konsum & Engagement in Deutschland, gebe Seminare mit einer Qualität der echten Begegnung (Irgendwie Anders e. V.) oder unterstütze alternative Urlaubsformen (HomeLink) und gebe künftig (vermutl. auch in Bamberg) Workshops zur Orientierung für Menschen die gerade ihren Weg verändern wollen in Richtung mehr Sinnhaftigkeit… yes, we do our best :-) jeder auf seine Art und Weise…

    Danke& weiter so, Christof

  17. Danke für Dein Lob, Susanne. Bewundernswert auch, dass Du Dich gleich in mehreren Projekten engagierst.

    HomeLink und andere alternative Urlaubsformen könnten mal ein Thema auf meinem Blog sein. Melde mich dann ggf. bei Dir, um paar Insider-Infos zu bekommen ;)

    Viele Grüße,

    Christof

  18. Auch mir kamen die Tränen. Ich kann mir gut vorstellen, wie schrecklich dieses Erlebnis für Dich war. Auch ich lebe nun fleischfrei, seit ca. 1 Jahr.
    Je mehr ich mir bewusst angeschaut habe, im Internet oder im TV, je mehr Bilder vor meinem geistigen Auge zu sehen sind, umso weniger Fleisch konnte ich essen.
    Manches kann ich nun nicht einmal mehr riechen, da dreht sich mein Magen um. Und das, was noch gut riecht, da mache ich mir bewusst, dass es die Gewürze sind, die gut riechen. Denn gekochtes und ungewürztes Fleisch riecht nicht lecker, und schmeckt auch gar nicht!
    Es gibt ja nun auch sehr viele Fleisch-Alternariven, die durchaus gut schmecken, oder sogar wie Fleisch schmecken.
    Aber auch auf diese Produkte kann ich sehr gut verzichten, denn das gaukelt mir vor Fleisch zu essen. Das möchte ich ja gar nicht!
    Diese Produkte machen aber für Viele den „Verzicht/ Verlust“ leichter.
    Ich empfinde aber keinen Verlust.
    Es gibt so viele leckere Dinge, die ich vorher gar nicht kannte. Ich probiere viel und Einiges ist jetzt bereits fest in meinem Speiseplan verankert.

    Leider stelle ich aber immer wieder fest, dass Eltern sich zwar beschweren, ihre Kinder essen kein Gemüse… aber dass sie ihnen auch fast nur Fleisch anbieten. Bei Grillfesten höre ich immer nur die Frage: Na, möchtest du eine Wurst?
    Warum sehe ich kleine Kinder nie mit Salat?

  19. Hallo Sabine,

    das Kindern oft Tierliches/Tierisches wie Fleisch, Wurst, Käse, Riegel, gesüßte Joghurts usw. bekommen, ist mir auch schon aufgefallen, seit ich mich mehr und mehr mit der gesunden, vegetarische und rein pflanzlichen (bin mittlerweile Veganer) Ernährung beschäftige. Tiere einzusperren, zu töten, zu verarbeiten und zu essen ist bei uns eben (noch) ganz normal. Wir lernen das von Klein auf und gewöhnen uns früh an den Geschmack. Die US-amerikanische Psychologin Melanie Joy nennt dieses Phänomen Karnismus. Ihr Buch „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“ kann ich sehr empfehlen. Es hat meine Augen noch weiter geöffnet. Das Magazin Gehirn und Geist sagte über das Buch: “Am Ende erkennt der Leser, dass er nicht dazu verdammt ist, Fleisch zu essen. Vielmehr lohnt es sich, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen. So mancher dürfte dann erkennen, dass sein Mitleid für andere Wesen ein authentisches Gefühl ist, das er zulassen sollte.”

    Viele Grüße aus Franken

    Christof

  20. Lieber Christoph, es ist nicht originell, wenn ich sage, dass Deine Geschichte tief bewegend ist und einen auf keinen Fall kalt laesst! Aber mir faellt nichts anderes ein, es ist einfach so.
    Auf keinen Fall solltest Du Dich aber schuldig fuehlen, schuldig am Schicksal dieses armen Hundes ist allein der Strassenverkehr, einer der uebelsten Auswuechse der Konsumgesellschaft nicht nur in China!
    Ich selbst bin auch viel mit dem Fahrrad unterwegs, beruflich wie privat, und habe immer wieder Gelegenheit, mich darueber zu aergern. Ich vermeide Autofahrten wo immer es geht, denn der Strassenverkehr ist auch der Hauptschuldige am Klimawandel, dieses Verbrechens unseren Kindern gegenueber mache ich mich nicht schuldig.
    Dieser arme Hund ist einfach ein weiteres Opfer des Strassenverkehrs, dem so viele Menschen und andere Tiere zum Opfer fallen!
    Verlegen wir den Verkehr auf die Schiene und halten wir uns moeglichst an die Produkte unserer Heimatregion, das wuerde allein schon viele LKW-Fahrten ueberfluessig machen.
    Uebrigens: im Jahre 2003 war auch ich mit dem Fahrrad vier Wochen lang in Nord-Laos unterwegs, wirklich eine sportliche Herausforderung und voll von Begegnungen mit lieben Menschen.
    Laos ist nach wie vor mein Lieblingsland, vor allem,weil es noch nicht von der Pest des Strassenverkehrs heimgesucht ist, selbst in der Hauptstadt kann man tief durchatmen, ohne sich zu vergiften. Wie lange noch? Ist es eine fromme Ilusion, dass die dortige Regierung die Fehler des Westens nicht wiederholt?

    1. Lieber Erhard,

      vielen Dank für Deine Zeilen!

      Ohne dieses Erlebnis, wäre ich vielleicht nie oder zumindest später Vegetarier bzw. Veganer geworden wäre. Somit hatte die traurige Begegnung auch etwas Gutes bewirkt.

      Laos kenne ich ebenfalls. Habe das bergige Land von Süden nach Norden mit dem Rad durchquert, ehe ich nach China eingereist bin. Auch wenn 2007 Umweltzerstörung in manchen Regionen bereits zu sehen war (Brandrodung etc.), hat es viel Spaß gemacht dort unterwegs zu sein. Die freundlichen Laoten sind mir in guter Erinnerung geblieben. Über die Begegnung mit einem selbstlosen Jungen habe ich letztes Jahr geschrieben.

      Viele Grüße

      ChristoF

  21. Traurige Geschichte – für mich eine totale Horrorvorstellung so etwas zu erleben.

    Mich hat eine schöne hellbraune Kuh bekehrt – nicht so dramatisch wie bei Dir… aber auch so nachhaltig. Vor zwei Jahren machten wir auf einem Rasthof in Italien halt, um unseren Bulli zu überprüfen. Außer den üblichen Fahrzeugen standen hier auch zwei Viehtransporter (Doppeldecker). Während ich auf meinen Partner wartete, bekam ich mit einen der Tiere Blickkontakt. Dieses Tier hielt den Blickkontakt ohne Unterbrechung zu mir aufrecht… ich konnte den Blick nicht standhalten und zappelte die ganze Zeit nervös rum. Bis heute kann ich dieses Tier nicht vergessen.

    Nach diesem Erlebnis diskutierte ich mit meinem Partner immer wieder darüber, welches Fleisch wir wo kaufen sollten… natürlich nur Bio, eher Geflügel und Fisch als Rind oder Schwein und so weiter – allerdings gefielen mir die Alternativen auch nicht und mein Fleischkonsum ging noch weiter zurück. Ende März diesen Jahres bin ich mir dann selber auf die Nerven gegangen – dieses ewige schlechte Gewissen… und immer dieses „eigentlich möchte ich das doch gar nicht essen was da auf meinem Teller liegt“. Ich teilte daher meiner Familie mit… „ich versuche es Fleischlos“. Ein paar Wochen später stand ich bei unserem Erlebnisbauernhof und krabbelte einem Rind die Ohren… herrlich – endlich kein schlechtes Gewissen mehr.

    Ich esse jetzt seit April 2014 kein Fleisch und seit August auch keinen Fisch mehr. Meine Milch und Milchprodukte habe ich soweit wie möglich auf Soja und Hafer umgestellt. Käse esse ich fast gar nicht mehr – bis auf Feta… auf den kann ich bisher noch nicht verzichten, da er von mir als „Fleisch und Kuhkäse-Ersatz“ fast überall mit eingesetzt wird. Kuhmilchprodukte nehme ich eigentlich nur noch im Essen bei Freunden oder im Restaurant zu mir (also selten). Alles Rund um Kosmetik habe ich auf Naturkosmetik aus dem Reformhaus umgestellt. Eier nehme ich teilweise noch… kaufe diese aber auch nur noch im Reformhaus – hoffe das wenigstens hier kein Gemetzel stattfindet.

    Jetzt versuche ich von dem „vegan angelehnt“ (wie ich es immer nenne) vegan zu werden. Was mir den kompletten Umstieg so schwer macht, sind die Dinge „dazwischen“. Sich mit jedem einzelnen Lebensmittel auseinanderzusetzen… wenn man in seinen Lieblingskeks beißen, sein Glas Wein oder mit Freunden einen Cocktail trinken möchte. Ich lebe jetzt ca. 90% vegan … mit den restlichen 10% bin ich noch mit mir am hadern.

    Liebe Grüße aus Köln

    1. Hallo Brigitte,

      schön, dass Du uns Deine Geschichte erzählt hast. Bin mir fast sicher, dass Du in paar Monaten ganz vegan lebst. Kannst ja mal bei Gelegenheit berichten.

      Ich bin selbst seit Anfang des Jahres Veganer, da meiner Meinung nach nur dieser Lebensstil die Ideen des Vegetarismus (Tierethik, Gesundheit, Nachhaltigkeit) zu Ende denkt. Mir fiel der Umstieg recht leicht. Wahrscheinlich weil ich wie Du nach und nach tierliche Lebensmittel weggelassen habe (zunächst Fleisch, dann Fisch, danach Eier und Käse und am Ende Milch). Mittlerweile vermisse ich nichts und fühle mich mit der Entscheidung sauwohl :-)

      Einfach bewusste Grüße aus Pinzberg

      Christof

  22. Was für eine schreckliche Geschichte :-( es tut mir so leid, dass Du das erleben musstest, und dass der arme Hund so sterben musste.

    Dennoch hast Du den Hund nicht „getötet“ – es war ein Unfall … und möglicherweise hast Du das arme Tier auch vor einem noch viel schlimmeren Schicksal bewahrt.

    Ich bin schon sehr lange Vegetarierin und werde immer mehr zur Veganerin. Es macht mir großen Spaß, immer mehr vegane Rezepte auszuprobieren! Auswärts esse ich vegetarisch, wenns nichts Veganes gibt, zu Hause eigentlich immer vegan. Dabei bin ich allerdings eher undogmatisch – ich habe noch viele Dinge, die „unvegan“ sind, aber die benutze ich einfach weiter, wie eine kleine Handtasche aus Leder, die ich von meiner Großmutter geschenkt bekommen habe. Mit Schuhen wirds leider auch recht schwierig, wenn man wie ich ein größeres orthopädisches Problem hat und auf bestimmte Schuhe angewiesen ist. Wie gesagt: da bin ich undogmatisch. Was auch immer möglich ist, wird in veganer Form angeschafft – wenns gar nicht anders geht, halt nicht.

    Ich finde es toll, immer mehr Menschen zu finden, die vegan (oder doch überwiegend vegan) leben und denen das Schicksal der Tiere nicht gleichgültig ist. Danke für den tollen Blog!

    1. „Unvegane“ Gegenstände wie meine Bergstiefel aus Leder verwende ich auch weiter, bis sie den Geist aufgeben. Erst dann werden sie mit veganen Alternativen ersetzt. Gäbe es für etwas keinen Ersatz, würde ich drauf verzichten. Bin da konsequent. Auch in der Wirtschaft trinke ich nur ein kleines Wasser, wenn es nichts Pflanzliches auf der Karte gibt oder man mir nichts machen möchte. Wenn das immer mehr machen, werden die Wirte bald erkennen, dass ihnen Umsatz verloren geht.

      Viele Grüße

      Christof

  23. …was für eine berührende Geschichte. Ich habe Tränen in den Augen.
    Bei mir waren es meine Ziegen, durch die ich zur Veganerin geworden bin. Ich dachte immer: Wenn Fleisch, dann von eigenen Tieren, denen man selbst ein so freies und glückliches Leben ermöglicht hat, wie man kann. Vier von meinen Ziegen und zwei Schafe habe ich deswegen schlachten lassen und dann keinen Bissen davon herunterbekommen. Da war mir klar, dass wenn ich das nicht kann, dann werde ich auch kein anderes Tier mehr essen und auch keine anderen tierischen Produkte mehr. Ich bin damals von einem auf den anderen Tag vegan geworden.

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