Gelesen im August und September: Quintessenzen, Robert Musil, Regionalwert AG …

27. September 2014 - von Christof Herrmann - 31 Kommentare

Gelesen im August und September: Quintessenzen, Robert Musil, Regionalwert AG …

Da ich im August viel zum Gehen, aber kaum zum Lesen gekommen bin, gibt es heute eine Doppelausgabe in der Gelesen-Rubrik.

Mein Buch des Monats ist „Quintessenzen – Überlebenskunst für Anfänger“ von Sven Böttcher. Darauf aufmerksam gemacht hat mich übrigens Einfach-bewusst-Leserin Elvira in einem Kommentar Anfang des Jahres.

Fach- und Sachliteratur

  1. Quintessenzen – Überlebenskunst für Anfänger von Sven Böttcher (Erscheinungsjahr: 2013, meine Bewertung: 5 von 5 Sternen)
    Der Autor Sven Böttcher erkrankte 2006 an Multipler Sklerose. Die Ärzte prophezeiten ihm, er werde einen weiteren Schub wahrscheinlich nicht überleben. Daraufhin nutzte er die ihm verbleibende Zeit, für seine drei Töchter „alles Hilfreiche für den Überlebensweg“ aufzuschreiben, was er ihnen vielleicht nicht mehr selbst sagen können wird. Diese Quintessenzen liegen nun als Buch vor. Die üblichen Ratschläge à la „Sei dir selbst treu“ oder „Höre auf deine innere Stimme“ fehlen auf den 160 Seiten fast ganz. Stattdessen gibt es tiefgründige und gleichsam klare Betrachtungen über den Kosmos, das Glück, das Ego, die Liebe, die Lebensziele, die Ernährung, die Gesundheit und den Tod. Dass Sven Böttcher dabei trotz des „Totalverlustes an Perspektiven und sämtlichem materiellen Gedöns“ seine positive Sicht auf das Leben und seinen Humor nicht verloren hat, macht „Quintessenzen“ zu einem Volltreffer.
  2. Regionalwert AG von Christian Hiß (2014, 4 Sternen)
    Der Gärtnermeister und Landwirt Christian Hiß gründete 2006 die Regionalwert AG, eine Bürgeraktiengesellschaft, bei der die Aktionäre in Biohöfe, Bio-Läden, zwei Caterer, eine Gärtnerei, ein Weingut und einen Naturkost-Großhändler in der Region Freiburg investieren. Das u. a. mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete Zukunftsmodell findet immer mehr Nachahmer in anderen Städten und Regionen. So ist das Buch „Regionalwert AG“ ein praktischer Ratgeber zur Gründung, Beteiligung und Umsetzung ähnlicher Projekte.

Belletristik

  1. Die Verwirrungen des Zöglings Törleß von Robert Musil (1906, 4 Sterne)
    Musils erster Roman ist eine scharfsinnige Pubertätsstudie, in der ein Außenseiter Opfer sadistischer Quälereien seiner Mitschüler wird. Oft wird „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ als Bild der Diktatur und der Manipulation des einzelnen durch den Staat gedeutet.
  2. Genagelt von Leonhard F. Seidl (2014, 3 Sterne)
    In diesem Regionalkrimi geht der Vegetarier, Privatdetektiv und Hauptverdächtige Freddie Deichsler im oberbayerischen Isental auf Mörderjagd. Für meinen Geschmack zu derb und langatmig.

Comics

  1. 5 Songs von Gipi (2007, 4,5 Sterne)
    Der italienische Autor und Zeichner Gipi erzählt in seinem Coming-of-Age-Comic „5 Songs“ die Geschichte von vier Jugendlichen, die glauben im verdreckten Übungsraum ihrer Indierock-Band vor ihren Problemen im Alltag fliehen zu können.
  2. Metro – Kairo Underground von Magdy El-Shafee (2012, 3,5 Sterne)
    Diese Graphic Novel wurde nach ihrer Veröffentlichung im Jahr 2008 in Ägypten verboten. Sie portraitiert die Metropole Kairo, in der sozialer Ungleichheit, willkürliche Staatsgewalt, Korruption und Frust das Leben der Menschen bestimmen, was schließlich zum Arabischen Frühling Anfang 2011 führte.

Und was liest Du gerade? Welches Buch kannst Du mir und meinen Lesern empfehlen?

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31 Kommentare für “Gelesen im August und September: Quintessenzen, Robert Musil, Regionalwert AG …”

  1. Hallo!
    Interessante Tipps. Danke. 5 Songs interessiert mich am meisten. Evtl auch dein Buch des Monats.
    Darf ich fragen, wie Du an Comics/Graphic Novels kommst? Tauschst Du? Ich finde die sind immer sehr teuer.
    LG
    Sabine

    1. Hallo Sabine,

      ehrlich gesagt habe ich niemanden im Freundes- und Bekanntenkreis, der Graphic Novels liest. Tauschen geht also nicht. Leihe sie mir grundsätzlich in der Bücherei in Forchheim aus, wo immer paar Perlen zu finden sind.

      Viele Grüße

      Christof

  2. Hallo Christof,

    mit Begeisterung lese ich seit einiger Zeit deinen Blog.

    Du fragtest nach Lesetipps: Im Urlaub habe ich „Glück schlägt Geld“ von Kerstin Bund gelesen. Es geht um (unsere) „Generation Y“ und Ihre Absage an den Leistungsgedanken. Es passt in vielen Teilen sehr gut zu dem Thema, welchem du dich hier verschrieben hast.

    Erreichst mich gerne über meine Mailadresse oder hier.

    Viel Spaß und Gruß
    Timo

    PS: Und vor allem: Weiter so!

    1. Hallo Timo,

      danke für das Lob. So etwas zu lesen, motiviert jeden Blogger weiter zu machen..

      Dein Lesetipp klingt interessant. Vielleicht läuft er mir mal in der Bücherei über den Weg ;-)

      Einfach bewusste Grüße

      Christof

      1. Hallo Christof,

        ich bin erst seit kurzem Leser Deines Blogs, doch schon jetzt sprechen mich viele Deiner Beiträge an. Insofern schließe ich mich Timo an und würde mir auch sehr wünschen, dass Du weitermachst. Aber das machst Du ja auch, nicht wahr…? Klasse!

        An dieser Stelle ein kleiner Tipp: Wenn Du Dir die Mühe machst und die Verlage der entsprechenden Publikationen anschreibst, auf Deinen Blog verweist und ihnen kundtust, dass Du gerne dieses oder jenes Buch aus Ihrem Programm rezensieren würdest, bekommst Du von den Verlagen in aller Regel ein Freiexemplar kostenlos zugesandt. Wenn Du ihnen dann im Anschluss einen Link auf Deine Besprechung zusendest, sind die Chancen groß, dass Du zukünftig auch ohne Aufforderungen weitere Leseproben relevanter Publikationen erhältst.

        Das ist eine klassische Win-Win-Situation für beide: Du kannst das Buch an Interessierte weiter reichen, während die Verlage sich durch Deine Beiträge einen Zugang zu weiteren Lesern erhoffen dürfen. Möglicherweise hat das auch einen positiven Nebeneffekt, was die Reichweite Deines Blogs angeht. Jedenfalls wünsche ich Dir das!

        Ich jedenfalls werde Deinen Blog weiterhin mit Gewinn lesen und danke Dir für Deine tolle Arbeit!

        Viele Grüße
        Michael

  3. Lieber Christoph,
    Quintessenzen – Überlebenskunst für Anfänger von Sven Böttcher. Das klingt spannend und möchte sicher von mir gelesen werden. Danke für den Tipp. ;-)

    Für Dich könnte das Buch
    „Das große Buch der Sprossen und Keime“ von Rose-Marie Nöcker was sein. Schon älter, doch topaktuell…;-)
    ISBN 978-3-453-05422-6
    Zudem Sprossen auch absolut köstlich sind…;-)

  4. Ich lese gerade „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“. Eine schwerkranke Frau bekommt eine Schnecke zur Gesellschaft, deren Beobachtung sie ihre ihre ganze bewegungsunfähige Zeit widmet. Eine wahre Geschichte übrigens, die trotz der Krankheit der Autorin auf das angenehmste entschleunigt.
    Besonders zu empfehlen ist „99 Namen“. Leider ist das nur als Kindle Single entweder über den Kindle oder die Kindle-App zu lesen. Dieses Buch habe ich auf meiner Seite nicht beworben, da ich ein Freund „richtiger“ Buchläden bin, auch wenn ich ich e-books bei meinem Buchhändler erwerbe (sie aber nicht auf einem Kindle lese). Leider blieb dem jungen Autor keine andere Möglichkeit der Verbreitung. Es handelt sich um eine Geschichte, die mit unseren Ängsten spielt und diese schließlich demaskiert. Eine Geschichte, die gerade jetzt passender nicht sein könnte.

  5. Hallo,
    mein Mannn und ich haben das Buch “ Die Jahrhundertlüge“ von Heiko Schrang verschlungen, welches diverse Verstrickungen/Themen in Politik und Wirtschaft aufdeckt und aufzeigt, was hier eigentlich gespielt wird und wie wir an der Nase herum geführt werden. Die meisten Menschen wissen das gar nicht. Es werden nicht nur Tatsachen aufgedeckt, sondern auch Lösungsmöglichkeiten gezeigt, wie wir uns selbst verändern können, damit sich die Welt verändern kann. Alles kann sich nur verändern, wenn wir zuerst bei uns selbst anfangen. Der Author selbst ist Buddhist und auch wenn man kein Buddhist ist, kann man das alles gut nachvollziehen ( wir konnten es)
    Wenn wir das hinter den Dingen existierende System und die Absicht erkennen, fällt es uns leichter uns von diversen Dingen zu trennen, da wir ja von der Wirtschaft geradezu zum Kaufen und Konsumieren aufgefordert werden. Zeit haben wir auch kaum noch für uns, weil wir nur noch arbeiten und konsumieren. ( also viele Menschen, vielleicht nicht alle hier im blog, weil die ja bereits minimalistischer leben)
    Alles ist gezielt so beabsichtigt um uns von den wesentlichen und wichtigen Dingen im Leben fern zu halten; von uns selbst und unseren Bedürfnissen und Wahrnehmungen, die man zum Teil gar nicht mehr erkennen kann, weil vieles vor lauter Stress etc. zugedeckelt ist.. Durch die ständige Beschäftigung mit dem Unwichtigen, haben wir keine Zeit mehr, darüber nachzudenken und zu erkennen WER wir eigentlich SIND.
    Ein weiteres Buch, welches mein Mann gerade liest und welches ähnliches aufdeckt ( noch umfangreicher) ist das Buch : “ Wenn das die Deutschen wüssten, dann hätten wir eine ( r) evolution“ von Daniel Prinz. Ich brenne schon darauf, es zu lesen und bis jetzt liest mir mein Mann immer wieder Abschnitte daraus vor. Auch hier wird man mit dem Mitgeteilten nicht im „Regen stehen gelassen“ sondern es werden Lösungsvorschläge angeboten.
    Liebe Grüße,
    Martina aus Franken :-)

    1. Hallo Martina aus Franken,

      da hast Du mir – und sicher nicht nur mir – das Buch „Die Jahrhundertlüge“ aber schmackhaft gemacht. Ohne es gelesen zu haben, glaube ich, dass wir durch Arbeit und Konsum, dem ewigen Hamsterrad des Kapitalismus, ruhig gestellt werden sollen. Wir bezahlen es mit dem kostbarsten Gut, das wir besitzen: Zeit. Wie heißt es in „Quintessenzen“ doch so schön: „Vergiss nie: Deine Zeit ist alles, was du hast. Lass sie dir nicht stehlen.“

      Viele Grüße

      Christof aus Franken

      1. Ihr habt so Recht. Ohne das Buch gelesen zu haben, entspricht das genau meinen Beobachtungen unserer Konsumgesellschaft. Wir werden von den Medien gezielt abgelenkt von den wirklich substanziellen Themen in unseren Land: z.B. Pflegenotstand, Bildungsnotstand und Infrastrukturnotstand. Hauptsache wir gehen weiterhin ins Hamsterrad, starren auf unsere Smartphones und lassen uns entertainen.

        Gruß Frank

  6. Hallo Christof,

    ich habe zuletzt „Die Erfindung des Lebens“ von Hans-Josef Ortheil gelesen. Wunderschöne Sprache und sehr minimalistisch!

    Gruß Frank

  7. Hallo Christoph!

    Auch ich schreibe seit einiger Zeit über Bücher, die ich gelesen habe. Im August war das „Eine kleine Philosophie des Glücks“. Alle Buchtipps bzw. Rezensionen sind hier zu finden, vielleicht gibt es da ja noch das eine oder andere, das Du noch nicht kennst.

    lg
    Maria

  8. Hallo ChristoF,
    ich habe im Urlaub „Eine Nacht in Lissabon“ von Remarque gelesen.
    Das Buch hat mich sehr berührt, so sehr, dass ich beim Vorlesen inne halten mußte…..
    Die feine Schreibweise hat mich so fasziniert, dass ich mich weiteren Klassikern wie “ Im Westen nichts Neues“ und “ Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ zuwenden will.
    Liebe Grüße
    CAtrin

    1. Hi CAtrin,

      interessanter Tipp!

      Ich kenne von Remarque nur „Drei Kameraden“. Habe es vor 20 Jahren gelesen und es ist mir als beeindruckend in Erinnerung. Ich glaube der Film „Die durch die Hölle gehen“ mit Robert De Niro beruht auf „Drei Kameraden“.

      Viele Grüße

      Christof

  9. Lieber Christof,
    da hast Du aber wieder viele Bücher gelesen!
    Gratuliere!
    Doch ich war auch fleißig.
    Folgende Bücher habe ich unter anderem gelesen.
    1. Irmgard Braun, Nie wieder tot
    Ein kluger und spannender Krimi, der sich vorwiegend an der Klettewand abspielt.
    2.Hanns-Josef Ortheil, Die Berlinreise
    Wieder ein wunderbares Buch von Ortheil. Das alte und neue Berlin in humorvoller und wehmütiger Weise erzählt, doch immer überschattet von der Familientragik.
    3.Gudrun Pausewang, Die letzten Kinder von Schewenborn
    Eine Atombombenexplosion!
    Die beklemmende und schreckliche Geschichte hat mir sehr zu schaffen gemacht. Ist sie auch ein Jugendbuch, so würde ich meinen, dass diese harte Kost erst ab 13 Jahren geeignet ist.
    Liebe Grüße
    Emmih

    1. Liebe Emmih,

      oh, das neue Buch von Ortheil. Das muss ich natürlich lesen. Bisher hat mich der Autor nicht enttäuscht.

      „Nie wieder tot“ ist im Rother Verlag erschienen. Wusste gar nicht, dass die nun auch Krimis herausbringen. Dürfte jedenfalls für den einen oder anderen Bergfreund hier interessant sein.

      Viele Grüße aus Pinzberg

      Christof

  10. Eure Vorschläge machen mir echt Lust, wieder bewusster mich mit Literatur zu beschäftigen. Am Montag muss ich mir ganz dringend wieder eine Karte in der Hamburger Bücherhalle besorgen. So schnell bekommt man mich da dann nicht mehr raus… :D

    Das Buch „Quintessenzen“ hört sich für mich an, wie wenn es genau jetzt das richtige für mich wäre.

    Mein Allzeit-Favorit ist „Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet“ von Anna Gavalda. Tolle, traurige und verrückte Kurzgeschichten aus dem Alltag ganz in Gavaldas Art. Ein superschönes Buch.

    1. Ja genau, ich hatte den Ausweis schon mal. War jetzt zwei Jahre auf Sylt und bin jetzt wieder in Hamburg. Ich liebe die Bücherei, ich kann mich da stundenalng aufhalten und sooo viele Bücher durchschauen. Bücher waren schon immer ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Ich werde mir gern den Artikel durchlesen. Danke

  11. Christof, wenn du mal richtig viel Zeit und Muße hast, dann empfehle ich dir Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften. Das ist voll von Gedanken und Aphorismen und bietet auch für historisch und philosophisch interessierte Leser eine Menge Stoff. Ich habe es in Gänze während meines Studiums gelesen und nehme es jetzt immer noch wieder her und stöbere darin herum. Richtig verstehen werde ich dieses Buch jedoch sicher nie. Viele Grüße!

  12. Also das Buch, welches ich als letztes gelesen habe heißt: “ Born to run“ und es gefiel mir sehr gut. Es wird u.a. von einem friedlichen, indianischen Stamm aus Mexico berichtet, den Tarahumara, die natürlich und mit Freude laufen und weite Strecken mit Leichtigkeit bewältigen. Es geht in diesem Buch sehr viel um bestimmte schwierige Ultramarathons, den Menschen, die dies bewältigten, der Barfuss-Lauftechnik und anderen Weisheiten.
    Das einzige, was mir manchmal etwas langatmig vorkam, waren die vielen Menschen und Situationen, die dort beschrieben wurden. Ich blieb aber am Ball und überlas manches; kam dann aber wieder an Kapitel, die total spannend geschrieben waren und so richtig die Lust am Laufen anregten.
    Im großen und Ganzen kann ich das Buch empfehlen.
    Liebe Grüße,
    Martina

    1. Dein Tipp dürfte für den einen oder anderen meiner Blogleser interessant sein, denn ich weiß, dass sich hier viele Läufer und Sportler tummeln! Habe Christopher McDougalls Buch immer wieder in Buchhandlungen stehen sehen. Nun werde ich es mir doch mal genauer anschauen müssen ;-)

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