„Multitasking heißt, viele Dinge auf einmal zu vermasseln.“ (Erwin Koch)
Heute zeige ich Dir, wie Du es schaffst, Stress zu reduzieren, produktiver zu sein und mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben zu haben.
Dafür musst Du Dir „nur“ zur Gewohnheit machen, Multitasking zu vermeiden!
Unter Multitasking versteht man das gleichzeitige Verrichten mehrerer Tätigkeiten.
Alles giert nach unserer Aufmerksamkeit
Wir Menschen sind in der Lage, zwei Aufgaben auf einmal zu erledigen – solange eine davon automatisch im Hintergrund abläuft: Atmen und schlafen, Kaugummi kauen und bügeln, gehen und reden, Popcorn essen und einen Film schauen …
Doch wir versuchen längst auf der Arbeit wie auch in der Freizeit zwei oder gar mehrere komplexe Aufgaben im Multitasking zu bewältigen.
Kein Wunder, alles und jeder giert nach unserer Aufmerksamkeit und zwar fast rund um die Uhr: Smartphones, Telefone, Computer, Fernseher, der Knopf im Ohr, Kollegen, Konferenzen, Meetings, Freunde, Verabredungen und nicht zu vergessen die 10.000 Gegenstände, die ein Bundesbürger im Schnitt besitzt. Wer etwa am Rechner arbeitet, wechselt 37 mal pro Stunde das Fenster und checkt E-Mails oder ein anderes Programm.
Dieser „way of life“ des „modernen Menschen“ ist nicht der einzige Grund, warum wir das tun und uns das antun. Wir glauben, dass wir mit Multitasking effektiver und effizienter leben. Und wir hoffen, dass wir damit die Angst, etwas zu verpassen, eindämmen können.
Multitasking ist ein „way of lie“
Genau betrachtet ist Multitasking nicht nur unser „way of life“, sondern auch ein „way of lie“. Multitasking ist weder effektiv noch effizient.
Was wir als Multitasking erleben, ist nur der Wechsel zwischen den verschiedenen Tätigkeiten. Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, sich gleichzeitig auf mehrere Dinge zu konzentrieren. Unsere Aufmerksamkeit wird dann geteilt oder auf eine der beiden Tätigkeiten verlagert.
Eine Studie des psychologischen Instituts der University of Utah in Salt Lake City hat gezeigt, dass das Unfallrisiko viermal so hoch ist, wenn man während des Autofahrens telefoniert. Die Reaktionsfähigkeit entspricht der eines Angetrunkenen mit 0,8 Promille Blutalkohol. Hätte am 9. Februar 2016 der Fahrdienstleiter im Bad Aiblinger Stellwerk nicht am Handy gespielt, wäre es nicht zu dem Eisenbahnunfall gekommen, bei dem zwölf Menschen starben und 85 zum Teil schwer verletzt wurden.
Je komplexer zwei Aufgaben sind, desto schwieriger ist es, zwischen diesen hin und her zu springen. Wir verlieren Zeit beim Wechseln zwischen den Aufgaben und weil wir uns jedes mal neu orientieren und reindenken müssen. Laut Studien sind das bei einfachen Aufgaben bis zu 25 % mehr Zeit und bei komplexen bis zu 100 % oder mehr. Darüber hinaus machen wir massenhaft Fehler, weil unser Gehirn der Doppelbelastung nicht gewachsen ist.
Ich habe z. B. herausgefunden, dass ich einen Blogartikel etwa in der Hälfte der Zeit fertig habe, wenn ich ihn nicht im Multitasking-Modus verfasse. Selbst wenn ich danach noch sequentiell E-Mails und WhatsApp-Nachrichten beantworte, Telefonate führe, meine Social-Media-Kanäle bediene und die Weltnachrichten lese, kann ich rund zwei Stunden früher Feierabend machen.
Was Du gewinnst, wenn Du Aufgaben nacheinander erledigst
Der deutsche Psychologe und Hirnforscher Ernst Pöppel hat folgende These aufgestellt: „Wenn jeder Mensch in Deutschland eine Stunde am Tag ohne Unterbrechung durcharbeiten würde, bekämen wir den größten Innovationsschub aller Zeiten.“
Das scheint nicht abwegig, wenn man betrachtet, welche Vorteile es hat, auf Multitasking zu verzichten:
- Mehr Zeit, da die Aufgaben ein Viertel bis ein Drittel schneller erledigt werden.
- Bessere Qualität und weniger Fehler.
- Weniger unerledigte Aufgaben, denn je öfter man zwischen Aufgaben wechselt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man welche nicht abschließt.
- Mehr Gelassenheit und weniger Stress, was glücklicher machen und das Leben verlängern kann.
- Bessere Beziehungen zu Kollegen, Freunden, Familie und Partnern, da man mit diesen achtsamer und mit voller Aufmerksamkeit umgeht.
6 Tipps, wie Du Dir das Multitasking abgewöhnst
Ich habe in den letzten Monaten viel recherchiert und ausprobiert, wie man das Verhaltensmuster Multitasking ablegen kann. Die folgenden Schritte und Tipps führen am schnellsten zum Ziel:
- Bau Dir einen Bunker. Halte Dich von Ablenkung jeglicher Art fern. Wenn Du ein eigenes Zimmer hast, schließe die Tür ab oder hänge einen „Bitte nicht stören“-Zettel an die Tür. Im Großraumbüro kann ein Sichtschutz für etwas Distanz sorgen.
- Hole Dir Unterstützung. Erkläre Deinen Kollegen, Deinen Freunden und Deiner Familie, warum Du nicht erreichbar bist und wann Du wieder auftauchst. Sie werden zunächst wahrscheinlich nicht begeistert sein. Sobald sie aber merken, dass Du bessere Ergebnisse erzielst, zufriedener bist und im Anschluss mehr Zeit für sie hast, kannst Du auf ihre Unterstützung zählen.
- Habe alles griffbereit, was Du benötigst, um die geplante Aufgabe zu erledigen. Tee, Zettel, Stift usw. So vermeidest Du, dass Du – abgesehen vom Gang zur Toilette – Deinen Bunker verlassen musst.
- Gehe mit allen Geräten offline, die Du nicht für die Erledigung der Aufgabe benötigst.
- Stell Dich auf Frust ein. Das schnelle Wechseln zwischen Aufgaben und Medien kann einen Dopaminausstoß bewirken, was uns einen Kick gibt und süchtig machen kann. Manch einer fühlt sich während des Entzugs gelangweilt oder frustriert.
- Zwinge Dich, nicht in das alte Multitasking-Muster zu verfallen. Nur durch ständige Wiederholung wird eine neue Verhaltensweise zur Gewohnheit. Das dauert mehrere Wochen. Der Studie von Phillippa Lally vom University College in London zufolge durchschnittlich 66 Tage.
Ich bin auf Deine Meinung zum Thema Multitasking gespannt. Dieses allgegenwärtige Verhalten so weit wie möglich zu vermeiden, halte ich für einen der einfachsten Wege, Zeit und Gelassenheit zu gewinnen. Dadurch können wir uns mehr den schönen Dingen des Lebens zuwenden – sei es unseren Lieben oder unseren Leidenschaften.
—
Um keine Artikel zu verpassen, kannst Du Dich hier mit mir verbinden: Newsletter, RSS-Feed, Facebook, Twitter, Google+
Hallo Christof,
vielen Dank für diesen Artikel! Da hast du mich erwischt. Mehrere Dinge gleichzeitig machen, ist meine „Stärke“. Schon länger spüre ich, dass ich dadurch weniger schaffe, als ich glaube zu schaffen.
Liebe Grüße, Lucia