Die 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – und warum Minimalisten diese Fehler nicht machen

19. August 2017 - von Christof Herrmann - 66 Kommentare

Die 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – und warum Minimalisten diese Fehler nicht machen

„Wer will, soll glücklich sein, denn morgen ist uns nichts gewiss.“ (Lorenzo de‘ Medici)

Vorbemerkung: Du findest diesen Artikel in einer überarbeiteten Version auch in meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“, der als Buch und E-Book bei Gräfe und Unzer (GU) erschienen ist.

Die Australierin Bronnie Ware arbeitete jahrelang als Palliativpflegerin. Sie begleitete todkranke Menschen in den letzten Wochen ihres Lebens. Immer wenn Ware die Patientinnen und Patienten fragte, was sie in ihrem Leben bereuten oder lieber anders gemacht hätten, kamen meist die gleichen Themen zur Sprache.

Die Erkenntnisse hielt Bronnie Ware zunächst auf ihrem Blog und 2012 in dem Sachbuch „The top five regrets of the dying“ fest. Das Buch wurde ein internationaler Bestseller. Die deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“.

Ich kenne das Buch nicht. Eine Aufzählung der fünf Dinge habe ich aber des Öfteren gelesen, zuletzt in dem Ratgeber „The One Thing“. Dabei kam mir jedesmal in den Sinn, dass eine minimalistische Lebensweise dazu beitragen kann, diese Fehler zu vermeiden.

1. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarteten.“

Nichts bereuten die Sterbenden häufiger und mehr, als dass sie nicht das Leben geführt haben, das sie eigentlich hätten führen wollen. Die meisten konnte nicht einmal die Hälfte ihrer Träume verwirklichen.

Wer die Freiheit liebt und seinen eigenen Weg gehen möchte, sollte sich von äußeren Besitztümern unabhängig machen. Diesen Rat gibt auch der Benediktinerpater Anselm Grün: „Nur wer sein Herz an nichts Geschaffenes hängt, wer loslassen kann, wo andere hängen, der ist wirklich frei.“ Ich kann davon ein Loblied singen. Ohne die minimalistische Lebensweise hätte ich nie anderthalb Jahre um die Welt radeln können, wäre ich nicht 2900 km auf dem Jakobsweg gepilgert und gäbe es die Alpenüberquerung Salzburg – Triest nicht. Wahrscheinlich hätte ich auch nicht den Mut und die Möglichkeit gefunden, mich als Autor selbstständig zu machen.

2. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.“

Das kam ausnahmslos von jedem Mann, den Bronnie Ware pflegte. Auch einige Frauen äußerten dieses Bedauern. Die Angst, nicht genug Geld zu verdienen, oder der Druck, Karriere machen zu müssen, sind in unserer kapitalistischen Welt so weit verbreitet wie nie zuvor.

Minimalisten legen weniger Wert auf Besitz und Statussymbole. Meist kennen sie keine Geldsorgen. Es fällt ihnen leicht, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Denn wer wenig ausgibt bzw. viel spart, hält ein paar Trümpfe in der Hand. Er kann die Arbeitszeit verkürzen (eine viertel Stunde pro Tag entspricht bereits acht freie Arbeitstage pro Jahr), ein Sabbatical beantragen, einen Arbeitgeberwechsel riskieren oder früher in Rente gehen.

3. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.“

In den Gesprächen erfuhr Ware, dass viele Menschen jahrzehntelang ihre Gefühle aus Angst oder um des lieben Friedens willen unterdrückten. Sie trugen immer mehr Verbitterung und Groll mit sich herum, bis sie krank wurden.

Minimalisten sind entschlossen, sich vom Ballast zu trennen – nicht nur von materiellen Dingen, sondern auch von negativen Gedanken und zwischenmenschlichen Spannungen. Das gelingt ihnen, indem sie ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. Selbst wenn zunächst ablehnende Reaktionen kommen, kann man durch Ehrlichkeit und Offenheit am Ende nur gewinnen. Eine Beziehung erreicht entweder ein neues gesünderes Level oder verliert an Bedeutung.

4. „Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.“

Viele der Patientinnen und Patienten bereuten, dass sie ihren Freunden zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt haben. Job und Karriere, Haus und Kram, Geschäftigkeit und Geschwätzigkeit waren oft wichtiger.

„Die Menschen, die einen großen Wert auf Gärten, Gebäude, Kleider, Schmuck oder irgendein Besitztum legen, sind weniger gesellig und gefällig; sie verlieren die Menschen aus den Augen, welche zu erfreuen und zu versammeln nur sehr wenigen glückt“, warnte uns schon Goethe. Damals besaß ein Deutscher aber im Schnitt keine 200 Gegenstände. Heute sind es laut Statistischem Bundesamt 10.000. Was für eine Bürde. All diese Gegenstände müssen recherchiert, ausgewählt, gekauft, heimgebracht, benutzt oder geduldet, organisiert, gepflegt, repariert, entsorgt und wieder ersetzt werden. Nicht wir besitzen den Kram, sondern der Kram besitzt uns.

Ein minimalistisches Leben hilft, Kopf und Wohnung freizubekommen. Wer den Kram weglässt, gewinnt viel Zeit. Plötzlich kann man seinen Passionen nachgehen, sich um die Familie kümmern und eben Freundschaften pflegen.

5. „Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt.“

Nach Bronnie Wares Erfahrung erkennen viele Menschen erst am Sterbebett, dass jeder selbst entscheidet, glücklich oder unzufrieden zu sein. Man kann neugierig und mit einem Lächeln durchs Leben schreiten oder man kann an alten Mustern festhalten und an allem etwas auszusetzen haben.

Minimalisten entscheiden sich fürs Lächeln. Adieu Ballast, willkommen Freiheit, Freude, Lebenslust. Der tibetische Meditationsmeister Sogyal Rinpoche beschrieb dieses Lebensgefühl so: „Der Schlüssel zu einer glücklichen Ausgewogenheit im modernen Leben ist Einfachheit.“

Mein Fazit

Das Leben ist kurz. Finde heraus, was (für Dich) wichtig ist im Leben. Dann kannst Du Dich Tag für Tag darauf konzentrieren. Und am Ende Deiner Tage wirst Du nichts bereuen.

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66 Kommentare für “Die 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – und warum Minimalisten diese Fehler nicht machen”

  1. Dank dem Hinweis werde ich wieder Kontakt zu meinen fast vergessenden alten Freunden wieder suchen.Danke für den Hinweis
    Mit freundlichen Grüssen
    Klaus Vogt

  2. Ich schließe mich meinem Vorredner an und werde gleich morgen früh ein paar alte Freunde kontaktieren, die ich aus dem Auge verloren habe.

    Auch sonst wieder ein weißer Text von Dir, Christof! Ich kannte das Buch bzw. die 5 Dinge noch nicht. Es stimmt, wir leben zu kompliziert und verschwenden unsere Zeit…

  3. Ich weiß von zumindest einer Person die doch gern etwas mehr gearbeitet hätte vor dem sterben und vor allem noch mehr gelesen hätte. Bei mir kann ersters glaube ich nicht passieren ^^ zweiteres wohl doch auch ;) LG

    1. Lesen kann man nie genug. Karl Kraus sagte mal: „Woher nehme ich nur all die Zeit, so viele Bücher nicht zu lesen?“

      Es wäre interessant, eine Statistik zu lesen, wie viele von Bronnie Wares Patientinnen und Patienten die jeweiligen Dinge genannt haben. Ist ja schon ein Unterschied, ob 20 % meinte, sie hätten mal lieber weniger malocht oder ob es 50 % waren.

      VG

      Christof

  4. Hallo Christoph,

    Schöner Beitrag! Vielen Dank für Deine Erläuterung. Ich kannte diese Liste auch, habe jedoch nie so ganz den Hintergrund verstanden.

    Schön ist der Zusammenhang zum Minimalismus. Wie recht du hast: Wenig Besitz, wenig (genug) Geld- also keine Anhaftung an den Dingen, dafür mehr Zeit, um mehr Gutes in sein Leben zu lassen, wie zum Beispiel schöne Begegnungen (auch ein Mad Max gehört dazu ?). Schaffe Erinnerungen, an die du gerne im Alter zurückdenkst.

    Ich hatte dieses Leben bereits schon, aber irgendwie bin wieder weggedriftet. Jetzt versuche ich jeden Tag wieder ein Stückchen mehr auf diesen Weg zu kommen. Viel Zeit mit mir wichtigen Menschen und Tätigkeiten zu verbringen, die mich im Leben weiterbringen und mir gut tun.

    Mein Ziel ist es, wie Du eine Tätigkeit zu finden, die ich auch noch im hohen Alter ausüben möchte und es eine Strafe wäre, in Rente gehen zu müssen.

    Ich bleibe auf dem Weg und hole mir gerne dafür weitere Inspiration unter anderem bei Deinem Blog. Danke dafür!

    Alles Liebe
    Carmen

    1. Hallo Carmen,

      besten Dank für Dein Lob :-)

      So ein einfacher Lebensstil ist leider kein Selbstläufer. Wenn man nicht aufpasst, befindet man sich wieder im alten vollgestopften Leben. Hinzu kommt noch, dass Wirtschaft, Politik, Medien und der Großteil der Mitmenschen so ein Leben von uns erwarten. Ich muss mich auch immer wieder daran erinnern, wie gut mir die Reduktion tut. Ich schreibe meine Artikel also auch für mich ;-)

      So habe ich das mit dem Schreiben noch gar nicht bedacht. Aber ich kann es ausüben, so lange ich einen Stift halten kann (oder die Tasten finde) und mein Hirn noch einigermaßen funktioniert. Danke für die Inspiration.

      Alles Gute auf Deinem Weg und viele Grüße

      ChristoF

  5. Dieses Buch stand in einem öffentlichen Bücherschrank vor ein paar Wochen, im Urlaub las ich es ,und tief berührt auch über die Lebensgeschichte von Bronnie kramte ich die Bücher von E.Kübler- Ross wieder raus und war froh, diese nicht „entsorgt“ zu haben……die Beschäftigung mit Tod, Sterbeprozesse,Krankheit führt auch immer zu wesentlichen Fragen und hilft das Leben zu entrümpeln !!! Wenn Du das Buch lesen möchtest, ich leihe es Dir gerne .

    Schönen Sonntag und liebe Grüsse

    Bettina

    1. Danke für das Angebot. Falls ich es mal lesen möchte, hole ich es mir in der Bücherei. Das ist nachhaltiger, als es durch Deutschland zu schicken, oder wohnst Du in GoHo ;-)?

      Dir auch einen schönen Sonntag

      Christof

    2. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.(….) Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
      (Die Bibel aus Psalm 90)

  6. Lieber Christof,

    vielen Dank für deinen Artikel und die Erinnerung ans Wesentliche. Toll, wie du aufgezeigt hast, dass ein minimalistischer Lebensstil das Verwirklichen dieser fünf Kritierien erleichtert, ja, fast damit einhergeht…
    Mitten im Alltag geht das doch hin und wieder unter.
    Danke für deine Erinnerung :)
    Johanna

  7. Wieder ein sehr inspirierender Artikel. Ich verfolge Deinen Blog schon eine ganze Weile.

    Weniger Besitztümer, weniger aber dafür wichtigere Freundschaften und weniger arbeiten im Hauptjob macht das Leben so viel leichter. Und wer in seinem persönlichen Umfeld mehrere Todesfälle hautnah miterlebt hat, denkt ohnehin über vieles anders nach.

    Mitnehmen kann man sowieso nichts von dieser Welt. Also warum den Hinterbliebenen viele Dinge hinterlassen, um die sich gekümmert werden muss und die einen selber im Zweifel nicht einmal glücklich gemacht haben, sondern nur Belastung waren. Sei es beim Umzug oder beim aufräumen.

    Euch allen einen schönen Sonntag und ein einfach bewusstes Leben

    Markus

    1. Freut mich, dass Du den Artikel inspirierend findest.

      Ein Freund von mir konnte gerade seine 40-Stunden-Woche auf zwei Drittel reduzieren. Er arbeitet nun Montag bis Donnerstag jeweils 8 Stunden, hat Freitag bis Sonntag frei und 75 Urlaubstage im Jahr! Er muss den Gürtel zwar etwas enger schnallen, ist aber total happy …

      Dir und Euch eine schöne Woche

      Christof

      1. Ich arbeite nun schon seit 1996 in Teilzeit und kann es jedem empfehlen! Ab November reduziere ich nochmals. Ich höre immer wieder von Freunden als Argument für die eigene Vollzeittätigkeit „Teilzeit kann ich mir nicht erlauben …“ oder teilweise auch „Wie soll ich denn die ganze Freizeit bezahlen?“. Ein minimalistischer Lebensansatz hilft da sicherlich. Aber das muss man wollen bzw. der Arbeitgeber muss es natürlich auch mitmachen. Viele Grüße, Markus

      2. Hallo Christof,
        die Idee mit der 4 Tage Woche und mehr Urlaub hat mich total begeistert.
        Ich überlege gerade, wie ich meinen Chef wohl dazu überreden könnte.
        Eventuell wäre Job Sharing eine Möglichkeit.
        Falls hier jemand eine Idee hätte, wo man das genauer nachlesen könnte, bzw. andere Vorschläge dazu hat.
        Ich würde mich freuen über Vorschläge oder Erfahrungen, die vielleicht schon jemand gesammelt hat.
        35% weniger Arbeiten ergibt ja vermutlich 35% weniger Bruttolohn.
        Aber netto ist es ja vielleicht nur 20% weniger.
        Und damit könnte ich sehr gut leben.

        Grüße Tom

        1. Hallo Tom,

          im Netz finden sich sicher paar Tipps.

          Grundsätzlich sollte Dein Chef und die Personalabteilung davon überzeugt sein, dass Du den Job zwar gut und gerne machst, aber auch einen Tag in der Woche (und vielleicht mehr Urlaub) zusätzlich für Dich brauchst.

          Ich kenne mittlerweile einige in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die weniger Arbeit, und habe bei meinen beiden letzten Anstellungen selbst auch anstelle eine Gehaltserhöhung eine Stundenreduzierung ausgehandelt. Oft gewinnen dabei beide Seiten, weil der Mitarbeiter mehr motiviert ist und etwas mehr pro Stunde erledigt als bei einer Vollbeschäftigung.

          Ist Dein Chef nicht überzeugt (und Du vielleicht auch noch nicht ganz), könntest Du vorschlagen, dass die Reduzierung erst mal für eine bestimmte Zeit (z. B. ein Jahr) gilt und danach wieder die alter Regelung in Kraft tritt. Vielleicht sind dann beide Seite so zufrieden, dass es fortgeführt wird.

          Halte mich oder uns auf dem Laufenden.

          Viele Grüße

          Christof

  8. Vielen Dank für den tollen Beitrag und fürs „bewusst machen“!
    Ich mag das Einfache, Bodenständige und Minimalistische. Wer braucht Listen welche man ein Leben abarbeitet. Tu es jetzt und hier. Danke!

  9. Vielen Dank für den Artikel
    Da ich zur Zeit mein Leben und meine Lebensweise überdenke und auch ändern möchte kamen deine Ausführungen zur rechten Zeit
    Lieben Gruß
    Marita

  10. Danke für die tolle Inspiration!
    Ich möchte dem ganzen gerne noch ein paar Gedanken hinzufügen:

    Viele Leute meinen, dass materielle Dinge schlecht und nur geistige Werte gut sind. Ich habe gelernt, dass es zwischen materiell und immateriell nicht wirklich eine Grenze gibt aber sehr viele Wechselwirkungen, und dass das eine eigentlich nur eine Erscheinungsform des anderen ist (das entdeckt ja mittlerweile auch allmählich die Physik…;-) Daraus schließe ich dass es im Minimalismus nicht darum geht, materielle Dinge abzulehnen, sondern darum, mit allen materiellen Dingen achtsam, respektvoll und wertschätzend umzugehen. Wenn man das tut, ergibt sich daraus quasi automatisch dass man sehr viele materielle Dinge gar nicht braucht, weil ihr Besitz und ihre Benützung eine grobe Unachtsamkeit, Respektlosigkeit und Geringschätzung der begrenzten und kostbaren materiellen Ressourcen unseres schönen Planeten bedeutet.

    Beispiel: ein Auto ist daher nicht per se schlecht, denn wenn es so wertschätzend benutzt und behandelt wird, dass es möglichst wenig Ressourcen pro Nutzungseinheit verbraucht (kleines Auto, möglicht langlebig, so lange wie möglich reparieren etc. ) und so viel Nutzen wie möglich pro Materialeinheit liefert (gemeinsam nutzen, sharen, nur für wirklich wichtige Dinge verwenden wie Versorgung, Schaffen von Freude für möglichst viele, alle Autostopper mitnehmen, etc….), dann kann es „das wert sein“, eins zu haben. Da das immer sehr relativ ist, obliegt es der individuellen Entscheidung, ob es MIR das wert ist. Wenn diese Entscheidung auf möglichst hoher Achtsamkeit, Wertschätzung und Respekt dem Leben gegenüber basiert, ist sie meist richtig, egal wie sie ausfällt, und man muss sie am Ende des Lebens nicht bereuen.

    Die Ressourcen (egal ob materiell oder immateriell) sind leider sehr ungleich verteilt. Abgesehen davon, dass das geändert gehört (was auch eine Frage von Wertschätzung und Respekt ist), muss dennoch jeder Mensch mit den Ressourcen weise umgehen, die er hat. Wenn er alles in materielle Dinge „investiert“, bleibt nichts für das Geistige über, was sich letztlich auch auf die Fähigkeit zur Freude an den materiellen Dingen vernichtend auswirkt. Wenn er sich auf reine Vergeistigung konzentriert, könnte es sein, dass er materiellen Mangel erleiden muss, der letztlich auch den vollen Genuss geistiger Dinge ganz schön einschränken kann. Die individuelle Balance zu finden ist für jeden anders, und Leute in sozialstaatlichen Wohlstandsgesellschaften haben hier vermutlich einen immensen Vorteil gegenüber Leuten in anderen Gesellschaften (zB USA) oder in ausgebeuteten Gesellschaften (Afrika), daher ist die Konsequenz aus Minimalismus und Wertschätzung materieller Güter ein politisches Engagement für mehr Verteilungsgerechtigkeit und ein persönliches Engagement für mehr Teilen.

    … nur so zum Weiterdenken…;-)

    1. Vielen Dank für Dein „Weiterdenken“ :-)

      Dinge sind nicht per se schlecht. Deswegen spreche ich beim minimalistischen Gedanken auch lieber von Ballast, den man sich entledigen sollte (das schließt darüber auch negative Gedanken, Beziehungen und anderes mit ein). Man kann also durchaus eine große Plattensammlung besitzen, wenn sie einem Freunde bereitet, wenn man sie wertschätzt, wenn man die Musik auch hört …

      1. Sehr hilfreiches Weiterdenken, Matthias. Danke dafür. Das nimmt den manchmal leicht gesetzlich wirkenden Gedanken den Druck.
        Ich hab das Buch gelesen und darin für mich noch mehr entdeckt als diese 5 Dinge. Kann es nur empfehlen und dazu den nötigen Mut, dass Angestoßene ins Rollen zu bringen.

        Schöne Grüße,
        Kathy

  11. Lieber Christoph,
    danke fuer’s Weitergeben dieser wertvollen Botschaften, denn sie sind ein Hinweis darauf wie wir in Zukunft besser leben koennen, in welche Richtung es gehen sollte. Und ich habe mich letzt selbst gefragt, was das wohl fuer Dinge waeren, die Sterbende bereuen wuerden und du gibst mir hier die Antwort.
    Ich muss sagen, dass ich schon weitgehend so lebe, um genau diese Dinge nicht zu bereuen: Lebensfreude zu haben und sie auch zu leben, meinen Gefuehlen Ausdruck zu geben zumindest bei meinesgleichen, bei Menschen, die mir aehnlich sind und die dies auch erlauben, nicht zu viel zu arbeiten (ich selbst habe allerdings das Gefuehl, ich arbeite zu wenig). Da ich selbst fast mit nichts lebe weiss ich auch, dass weniger mehr ist und dass wir umso gluecklicher und dankbarer fuer alles sind, was kommt, wenn wir fast nichts haben.
    Aber auch bei mir hapert es an vielem: den Kontakt zu Freunden dauerhaft aufrecht zu erhalten, das selbst Erlernte weiterzugeben, mich fuer eine neue und bessere Welt einzusetzen, meine Bestimmung zu leben…
    Danke und liebe Gruesse
    Michelle vom Vagabundenblog

  12. Lieber Christoph,
    was für ein schöner und genialer Artikel! Dem kann ich mich nur anschließen!

    Glaube deswegen heißt unser Blog auch „Freiheitsreisende“ und nicht „Duftreisende“,
    auch wenn es um Aromatherapie geht, ist unsere Freiheit sich selbst zu erkennen und sich in Freiheit weiterzuentwickeln unabdingbar für eine gute körperliche- und psychische Gesundheit (die doch allzu oft durch die Rahmen und Vorgaben sehr eingeengt und beschnitten wird). Diese Freiheit ist das höchste Gut….
    Doch leider sind die Ablenkungen durch Medien geschickt auf Konsumgüter gelenkt, was eine Form von Sucht ist, meiner Meinung nach.

    Traue Dich, DU selbst zu sein :)

    Liebe Grüße
    Daniel

  13. Es gab mal eine Zeit im Praktikum, da lebte ich mit dem, was in zwei Rucksäcke passte, ein kleiner und ein großer. Mehr war nicht nötig. Heute zähle ich sie zu meinen glücklichsten Tagen, denn es fehlte mir an nichts und ich hatte viele schöne Erlebnisse in der Natur und tolle Begegnungen.

    Es braucht nicht viel um glücklich zu sein. Und wer sein Glück von äußeren Umständen respektive Dingen abhängig macht, ist Sklave dieser Umstände oder Dinge. Diese Tatsache bestätigt sich immer wieder und ich verstehe sie heute deutlicher als jemals zuvor.

    Aus diesem Grund freue ich mich über jeden einzelnen Karton, den ich mit Krempel füllen und dann aus meinem Leben schlussendlich verbannen kann. Ein befreiendes Gefühl und jedes Mal eine kleine Last, die mir von den Schultern weicht. Es gibt für mich mittlerweile nichts wertvolleres mehr als freien, unverstellten Raum – mit viel Platz zum Leben.

    Christoph, danke für diesen tollen Beitrag, der daran erinnert, die eigene, wertvolle Lebenszeit nicht mit Sinnlosigkeiten zu vergeuden. (Den Begriff „Sinnlosigkeiten“ mag bitte jeder für sich selbst definieren.)

    Thomas

    1. Danke für Deinen Kommentar! Was für einen Sinnlosigkeiten sind, ist gar nicht so einfach herauszufinden. Manchmal ist man später schlauer und denkt sich, was hab ich nur viel Zeit mit diesem Unsinn verbracht. Das läuft dann vielleicht unter persönliches Wachstum.

      ChristoF

  14. Lieber Herr Herrmann,

    danke für Ihren Beitrag und die Erinnerung daran, was in unserem Leben wirklich zählt. Ende der 90er Jahre wurden Menschen, die bereits klinisch Tod waren und wieder ins Leben zurückkehrten in verschiedenen Untersuchungen befragt, welche Erkenntnisse sie aus dieser Nahtoderfahrung für sich und ihr Leben gewonnen haben. Und sie sagten fast alle übereinstimmend: „Das wichtigste im Leben für sie sei jetzt sei, zu lieben und zu lernen“.
    Das sehe ich aus so. Lieben, sich weiterentwickeln, sich selber treu sein, das zu sagen und zu leben, was wir fühlen und denken, Freude an sich, an anderen Menschen und am Leben haben, so wie Frau Bronnie Ware dies in ihrem Buch auch berichtet, sind für mich auch die wichtigsten Dinge im Leben. Aber ich möchte hier gerne auch sagen, dass diese Art zu leben aus meiner Sicht nichts damit zu tun hat, ob wir mit viel oder wenig Geld, mit viel oder wenig materiellen Dingen, minimalistisch oder nicht minimalistisch (was ist da eigentlich das Gegenteil?) leben, sondern es hat damit zu tun, dass wir uns selber leben, uns selber lieben und uns selber bejahen und Geld und materielle Dinge als etwas sehen, das man nutzen kann, an dem man Freude haben kann, das aber nie die ehrliche Beziehung zu sich selber ersetzen kann und darf.

    Mit herzlichen Grüßen Bernd Hohmann

    1. Hallo Bernd,

      ich glaube Du bist der erste, der mich in viereinhalb Jahren auf Einfach bewusst gesiezt hat ;-)

      Das Gegenteil von einer minimalistischen Lebensweise ist für mich der Versuch, bei allem möglichst viel mitzunehmen – Besitz, Geld, Karriere, Beziehungen, Aktivitäten etc. Das kann doch nur scheitern. „Lieben, sich weiterentwickeln, sich selber treu sein, das zu sagen und zu leben, was wir fühlen und denken, Freude an sich, an anderen Menschen und am Leben haben“, wie Du es so schön ausdrückst, kann meiner Meinung nach nur klappen, wenn wir uns auch auf diese Dinge konzentrieren und uns vom Ballast befreien.

      Viele Grüße

      Christof

    2. Ach, immer lese ich, dass Nahtoderlebnisse so einprägende Erlebnisse waren, dass Menschen darauf hin ihr Leben komplett umstellen wollen. Mein Vater hatte vor 20 Jahren ein echtes Nahtoderlebnis, irgendeinen Änderungsbedarf hatte er aber nie für sich daraus gezogen. Auch in den Jahren danach gab es mehrfach die Situation, dass er dem Tod von der Schippe gesprungen ist – auch danach gab es nicht wirklich irgendwelche Änderungen. Von daher hängt es sicherlich von der Persönlichkeit ab, ob wie nahe einem solche Dinge gehen und nicht jeden beeinflusst das.

  15. Toller Text, und tolle Kommentare. Daumen hoch!

    Ich schaffe es (leider) nur Phasenweise konsequent den minimalistischen Weg zu gehen. Des öfteren kommt mir immer ein Störfeuer dazwischen. Ich versuche alles im Leben entspannt anzugehen, bin zufrieden wenn ich ein gutes Buch habe, nen tollen Tee oder guten Kaffee, und gutes leckeres Essen. Zeit in der Natur zu verbringen, reisen und neue Eindrücke sammeln. Ich versuche mich von Medien fernzuhalten, da sie mich meistens verunsichern oder ärgern. Gelingt aber nur selten, da man immer irgendwo was aufschnappt….

    Und leider habe ich es noch nicht in den Griff bekommen meinen „inneren Seelenfrieden“ auf Dauer zu bewahren. Dem Job geschuldet brauche ich ein Auto, es geht nicht ohne. Nirgends kann man die Abgründe eines Menschen so genau beobachten wie auf unseren Straßen. Aber ganz klar, Autofahren nervt! Ebenfalls nervt mich wohl mein anerzogener Sicherheitsgedanke, obwohl ich gar keinen großen Wert auf Geld lege, geistert es mir doch dauernd im Kopf herum…Altersvorsorge etc.

    Eine Sache nervt mich am allermeisten… die Tatsache dass ich oft ohne Grund unzufrieden bin. Naja, ist wohl der Tatsache geschuldet dass ich nicht das Leben für kann das ich gerne würde. Irgendwie muß man Geld verdienen. Aber ich arbeite dran ;-)

    Freue mich immer wenn ich sehe dass es neue Beiträge gibt.

    Danke und Gruß
    Henry

    1. Welches Leben willst Du denn führen? Und bist Du Dir sicher, dass Du dann glücklicher wärst? Mache einfach Schritt für Schritt in die für Dich richtige Richtung, auch wenn es erst mal Babyschritte sind. Sich überhaupt aufgemacht zu habe, fühlt sich doch gut an und macht zufrieden.

      Ein minimalistisches Leben ist nach meiner Erfahrung sowieso kein Ziel, sondern ein Weg. Es gibt immer etwas zu vereinfachen und wegzukriegen. Oft fällt man zurück in alte Muster, ärgert sich etwa, dass man wieder ein T-Shirt gekauft hat, obwohl man doch schon 37 zuhause herumliegen hat.

      Gruß zurück

      Christof

  16. Dass das Lebensende auf jeden zukommt wird gerne tabuisiert und verdrängt. Es ist gut und verdienstvoll, dass du, lieber Christof, dazu einen Artikel verfasst hast.
    Ich denke, sehr viele werden, wenn es aufs Ende zugeht, sich mit ihrem gelebten Leben auseinandersetzen. Ich habe gelesen und es erscheint mir auch nahelegend, dass viele sich in dieser Zei vor dem Tod mit Schuld- und Reuegefühlen herumschlagen, weil sie glauben Fehler gemacht zu haben, insbesondere andere vielleicht nahestehende Menschen geschädigt zu haben (erstaunlicherweise erwähnt offenbar die Buchautorin diesen Punkt nicht). Klärende Aussprachen wurden vielleicht in der Vergangenheit versäumt.
    Andererseits wird der dem Tod nahe sich oft auch fragen, ob sein Leben einen Sinn hatte (diese Frage haben die größten Philosophen nicht schlüssig beantworten können). Wenn man sich selber die Aufgabe gestellt hat, zu versuchen, für seine Mitmenschen im Rahmen der Möglichkeiten, die man hat, etwas Positives zu bewirken, die Tiere zu achten, Natur und Umwelt zu schonen statt auszubeuten, so kann einem das sicher ein gutes Gefühl in der letzten Lebensphase geben. Auch das spricht für die Intentionen, die dieser Blog verfolgt.

    1. Schönen Dank für Deinen klugen Kommentar. Dass es die Schuld- und Reuegefühle nicht in die Top 5 geschafft haben, ist tatsächlich erstaunlich. Vielleicht hat es damit zu tun, dass Bronnie Ware in Australien recherchiert hat, wo die Menschen (wie z. B. auch in den USA) nach meiner Beobachtung im Schnitt selbstbewusster und von sich selbst überzeugter sind als etwa in Deutschland.

      Viele Grüße

      Christof

  17. Hallo,
    ich habe einen Blogpost geschrieben zum Thema, in Teilzeit zu arbeiten :) Meine wöchentlichen Stunden habe ich nun auf 20 verkürzt. Vielleicht hast du Lust, mal reinzulesen.
    Ich finde deinen Blog äußerst inspirierend! Weiter so
    Liebe Grüße

  18. Lieber Christof,

    danke für den Artikel.

    Ja, es gibt wirklich nichts Schlimmeres, als sein Herz zu verraten. Und das zu machen, was die Gesellschaft, Eltern oder sonstwer einem vorschreibt.

    Damit ist das Unglücklichsein irgendwann vorprogrammiert. Denn ewig kann sich niemand mit dem Fernsehen, Essen, Alkohol, … betäuben.

    Wenn ich mir morgens in der U-Bahn die Menschen anschaue, sehe ich aufgrund dessen leider wenig freudige Gesichter. Nur wenige hören auf ihre innersten Gefühle.

    Sie folgen nicht der Liebe, sondern der Angst.

    Umso schöner, inspirierende Blogs wie diese zu lesen. Du scheinst am richtigen Platz zu sein. Weiter so :)

    Lg

    Julius

  19. Hallo Christof,

    ich finde deine Seite super, mich interessiert seit längerem das Thema Minimalismus und ich versuche mein Leben Stück für Stück zu ändern. Es fühlt sich jetzt schon toll an.

    Ich weiß nicht wo ich den Satz gehört habe: „Wenn ich auf dem Sterbebett liege, sag ich bestimmt nicht: Hätte ich mal mehr gearbeitet oder, oder…“

    Dieser einfache Satz hat seit dem viele Prioritäten für mich richtig gerückt, vorallem wenn man grade ein kleines Kind hat.
    Ich sage das gerne auch zu Freunden und Familie und habe damit schon einige zum nachdenken bewegen können.

    Ich freue mich schon darauf deine restlichen Artikel zu lesen.
    Liebe Grüße, Julia

  20. Ein wunderbarer Artikel, den du aus dem Archiv geholt hast. Ich bin gerade dabei, die Nr. 1 umzusetzen. Die Menschen meines bisherigen Lebens können dies größtenteils nicht verstehen. Gerade weil damit auch die Beendigung einer langjährigen Partnerschaft/Ehe verbunden ist. Aber da spielte zusätzlich die Nr. 3 eine Rolle.

    Ich habe aber zum Glück eine kleine Zahl von Menschen kennengelernt, die ähnlich wie ich ihr bisheriges Leben nicht mehr so fortführen wollen, weil ihnen schmerzhaft bewusst wurde, was dies mit ihnen macht.

    Und ganz nebenbei ist damit der Umzug in eine kleinere Wohnung verbunden. Und gerade in Kenntnis dieses Blogs versuche ich, diese Wohnung nicht zu füllen. Ich versuche, genau ein Gespür dafür zu bekommen, was ich wirklich brauche. Ich will mir jetzt nichts anschaffen, was ich dann doch irgendwann wieder loswerden will.

    Es ist nich viel Platz in der Wohnung und es fehlt nicht mehr wirklich viel. Es wird sogar eher noch weniger werden.

    1. Vielen Dank für Deinen Kommentar und den kleinen Einblick in Dein neues Leben. Schön, dass Du Gleichgesinnte gefunden hast. Nach meiner Erfahrung braucht man ein paar Menschen (es müssen nicht viele sein) in seinem Umfeld, die verstehen, was man tut, ähnlich leben und einen unterstützen. Sonst wird es schwierig, auf Dauer sein Ding durchzuziehen.

  21. Vielen Dank für diesen inspirierenden und brillanten Artikel, Christof!

    Ich erwische mich selbst oft, wie ich für die belanglosesten Dinge des Lebens meinen Kopf zerbreche.

    Die Top Five der „Regrets“ sind wahrliche Weckrufe.

    Seit einiger Zeit gehört eine kleine Meditationsübung zu meiner Morgenroutine (einmal die Woche):
    Ich stelle mir meinen eigenen Tod so vivid wie möglich vor, um mich daran zu erinnern, was meine wirklichen Ziele im Leben sind.

    Das mag zunächst vielleicht etwas makaber klingen, allerdings hilft mir diese Methode hervorragend dabei mich „on track“ mit meiner Prioritätenausrichtung zu halten.

    Daher kann ich nur jedem diese Übung ans Herz legen (es reicht übrigens vollkommen, wenn man das Ganze einmal die Woche oder alle zwei Wochen macht).

    1. Ein „schönes“ Gedankenspiel, das aufzeigen kann, ob man auf dem richtigen Weg ist. Ich stelle mir manchmal vor, dass ich noch ein Jahr zu leben habe. Das hilft, zu erkennen, ob man seine Zeit richtig nutzt, sich mit den Menschen und Dingen umgibt, die einem wichtig sind.

  22. Hallo zusammen!

    Da ich das Sterben meiner Mutter Anfang Januar 2017 noch klar vor Augen habe, sie mir dadurch das Loslassen vorlebte, während wir den gemeinsamen Haushalt auflösten, fällt mir die Vorstellung, das eigene Leben aus Sicht der eigenen Sterblichkeit prioritär zu betrachten, nicht schwer. Tatsächlich hilft mir das noch am ehesten, alle meine hochtrabenden Ziele auf ein halbwegs umsetzbares Maß runterzuschrauben (was sich noch fortsetzen muss, um realisierbar zu werden).

    Was mir im äußeren Minimalismus leicht fiel, nämlich das äußere Loslassen meiner sterbenden Mutter mitzumachen, fällt mir beim inneren Minimalismus viel schwerer, weil ich schon immer eher ein Mensch war, der in Innenwelten lebte. Von Kind an lebte ich notgedrungen minimalistisch,legte mir jedoch eine reiche intellektuelle Villa im Inneren an, zuerst durch Bücher, dann zusätzlich durch das Internet. Das war mein Reichtum, aber auch mein Müll, Wissensmessietum.

    Doch was kann man davon mitnehmen, wenn irgendwann im Sterbeprozess auch das losgelassen werden muss? Was hilft mir da die Quantität an Wissen, wo mir qualitatives spirituelles Wissen eher weiterhülfe? Es gäbe so viele sinnvolle Aufgaben auf dieser Welt, wofür man sich verantwortlich fühlen kann, aber ich habe nur 1 Leben. Ich kann nicht alles machen und die Welt retten. Die eigene Begrenztheit zu erleben, ist schmerzhaft, aber man kann auch daran wachsen und sich dann tatsächlich auf das Wesentliche besinnen. Die Kübler-Ross-Bücher habe ich auch nicht entsorgt und Salomos weise Sätze klingen mir auch im Ohr. In gewisser Weise ist zumindest der innere Minimalismus auch der Abbau der eigenen Ideale und Normen und Leistungsansprüche. Es ist glaub ich sinnvoller (zumindest für mich) zu fragen, was gerade ich speziell tun kann, wofür noch nicht so viele Hilfsangebote bestehen.Wo werde ich am ehesten gebraucht in den Bereichen, die mir an sich alle zusagen? Und wo bin ich am ehesten ersetz- und verzichtbar, weil es schon genug andere gibt, die sich kümmern?
    Lieben Gruß, Evelyne

    1. Velen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar.

      Minimalismus im Kopf, da kommt man spätestens drauf, wenn man im Außen alles aufgeräumt hat. Die eigenen Leistungsansprüche abbauen, das macht für mich Sinn. Weniger machen wollen zum Beispiel, auch nicht überall helfen müssen. Stattdessen das, was man tut, mit Herz und Verstand tun. Nach meiner Erfahrung gewinnt man dadurch nicht nur selbst, sondern haben auch die anderen mehr von einem.

      Dass man aber die „eigenen Ideale und Normen“ abbauen soll, verstehe ich nicht. Oder meist Du eher überdenken und überprüfen? Dann bin ich wieder bei Dir.

      Viele Grüße

      Christof

  23. Ich glaube man kommt nie ganz umhin Dinge zu bereuen. Wenn wir uns im Leben FÜR etwas entscheiden, entscheiden wir uns auch immer gleichzeitig GEGEN etwas. Menschen mit familiären Verpflichtungen hätten gerne mehr Zeit und weniger Verantwortung, Menschen ohne Familie hätten gerne familiäre Nestwärme. Menschen mit Arbeit hätten gerne mehr Zeit, Menschen ohne hätten gerne mehr Geld und/oder Beschäftigung und Wertschätzung. Balance ist aus dem Beitrag das Schlüsselwort für mich. Und das ist ein lebenslanger Prozess, der wohl erst mit dem Tod ein Ende findet. Den Ansichten und Bedürfnisse ändern sich immer wieder, je nach Lebensphasen und Erkenntnissen. Und wenn man das weiß, dass auch eben Bereuen und Zweifeln total gängig sind, ist man schon viel glücklicher und zufriedener. Was natürlich trotzdem nicht ausschließt sich immer auf neue Wege zu begeben und dabei zu gewinnen und zu scheitern.

    LG

    1. Wie findet man seine Balance? Vielleicht indem man offen für Neues ist und Dinge ausprobiert, aber auch seinen ganz persönlichen Weg mutig geht. Wir sollten mehr Mut haben, mal zu scheitern. Fehler darf man machen, nur sollte man nicht den gleichen Fehler immer wieder machen.

      EBG

      Christof

  24. Wie viele Jahre ich mit einem ungeliebten Beruf, der Hatz nach Bestätigung und dem Erwerb materieller Dinge vergeudet habe….dabei hat das letzte Hemd keine Taschen und es bleibt nichts. Deshalb sollte man sich wirklich seinem eigenen Leben und der Verwirklichung seiner Träume widmen und Freundschaften pflegen.

    Komisch, dass wir (ich) unser eigenes Ende verdrängen und es mit so vielem belanglosem Kram füttern.
    Danke für diesen Artikeln und allen ein glückliches Leben!

  25. Hi Christof,

    Vielen Dank für diesen ausführlichen und interessanten Artikel. Ich finde es sehr spannend sich vorzustellen, was man am Ende des Lebens bereuen könnte, um das Hier und Jetzt besser genießen zu können. Wenn man sich auf diese Übung wirklich einlässt, kann man hier meiner Meinung nach eine Menge Dankbarkeit spüren und Motivation für die aktuelle Situation sammeln.
    Ich habe mir erlaubt, deinen Artikel in einem meiner Artikel zu verlinken und danke dir für deine tolle Arbeit!
    Liebe Grüße,
    Florian

  26. Ich habe vor kurzem mit einem Freund geredet und wir haben uns gesagt was wir ändern oder besser machen sollten. Diese fünf Punkte waren mit dabei, außer der mit den Freunden. Den die pflegt unser Freudeskreis seit unserer Jugend und wir wissen was wir daran haben.
    Ein fröhliches und glückliches Leben euch allen

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