Weniger suchen – und dadurch bis zu 2,5 Jahre an Lebenszeit gewinnen

8. Februar 2019 - von Christof Herrmann - 20 Kommentare
Weniger suchen – und dadurch bis zu 2,5 Jahre an Lebenszeit gewinnen

„Die Masse an Auswahl garantiert nicht das Finden.“ (Damaris Wieser)

Vorbemerkung: Du findest diesen Artikel in einer überarbeiteten Version auch in meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“, der als Buch und E-Book bei Gräfe und Unzer (GU) erschienen ist.

Wir verlegen oder verlieren täglich bis zu neun Gegenstände, nach denen wir dann bis zu einer Stunde suchen.

Das ergaben Studien und Umfragen im englischsprachigen Raum. Pro Jahr sind wir also bis zu 15 Tage und in einem Erwachsenenleben bis zu zweieinhalb Jahre damit beschäftigt, Haus- und Autoschlüssel, Handys und Tickets, Socken und Sonnenbrillen, Bücher und Dokumente, sogar das Auto und vieles mehr wiederzufinden. Die Suche nach Dateien und Infos auf dem Handy, dem Computer und im Internet ist da noch nicht mitgerechnet.

Auch wenn Studien mit Vorsicht zu genießen sind und die Suchdauer individuell unterschiedlich ausfällt, wird deutlich, dass wir dadurch unglaublich viel Zeit verschwenden.

So verlegst oder verlierst Du in Zukunft keine Gegenstände mehr

Ich gebe Dir ein paar Tools an die Hand, mit denen Du das ewige Suchen beenden oder zumindest reduzieren kannst. Die gewonnene Lebenszeit von bis zu zweieinhalb Jahren kannst Du mit Sinnvollerem verbringen – etwa mit Deinen Lieben und Deinen Leidenschaften.

Meine Tipps beziehen sich auf das Suchen von Gegenständen zuhause und auf der Arbeit, gelten aber teilweise auch für das Suchen auf dem Handy, dem Computer und im Internet.

  1. Lebe bewusster und achtsamer. Wir verlegen Gegenstände meist, wenn wir nicht bei uns oder der Sache sind oder mehrere Dinge gleichzeitig tun. Entgegen der weit verbreiteten Meinung erledigen wir Aufgaben im Singletasking ein Viertel bis ein Drittel schneller, in besserer Qualität und gelassener als im Multitasking.
  2. Weniger besitzen, weniger suchen. Mit einer freiwillig minimalistischen Lebensweise verbannst Du das Überflüssige, um Dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Du versuchst nicht, einer Vielzahl an Gegenständen, Menschen und Aufgaben gerecht zu werden. Du beschränkst Dich auf weniger Optionen, um Dich diesen mit genügend Zeit, Aufmerksamkeit und Liebe zu widmen. Besitzt Du nur Gegenstände, die Du auch wirklich gebrauchst und brauchst, geht weniger verloren bzw. findest Du etwas schneller wieder.
  3. Lege für jeden Gegenstand einen festen Platz fest. In den meisten Fällen bietet es sich an, ähnliche Gegenstände zusammen aufzubewahren. Die Schlüssel ans Board neben dem Eingang, die offenen Rechnungen in die Ablage, die bezahlten Rechnungen in den Ordner, die Medikamente ins Schränkchen im Bad, die Fernbedienungen auf den Couchtisch … Wenn Du Dir dann angewöhnst, etwas nach dem Gebrauch wieder an seinen festen Platz zu bringen, wirst Du nicht mehr danach suchen müssen. Das Aufbewahren am selben Platz hilft auch beim Ausmisten. Du bekommst einen Überblick über Deinen Besitz und kannst Dubletten und nicht mehr Benötigtes weggeben.
  4. Bei Sammlungen empfiehlt sich eine passende Sortierung. Bücher kannst Du z. B. nach dem Nachnamen des Autors sortieren, DVDs nach dem Filmtitel, Knöpfe nach Farben und Gewürze nach Länderküchen.
  5. Sprich Dich mit Deinen Mitbewohnern und Kollegen ab. Mit den vier Schritten oben solltest Du das Verlegen und Verlieren auf ein Minimum reduzieren können – sofern Du alleine lebst. In einem Haushalt oder auf der Arbeit mit mehreren Personen ist die Organisation eine komplexere Angelegenheit, weil manche Gegenstände gemeinsam verwendet werden. Am besten überlegt Ihr Euch zusammen sinnvolle feste Plätze (siehe 3.) sowie ggf. eine Sortierung (siehe 4.). Bei der Gelegenheit könnt Ihr gleich den Besitz reduzieren (siehe 2.).

Bonus: Verlorene Gegenstände wiederfinden

Ist es doch mal passiert, hast Du also etwas Wichtiges verlegt oder verloren, machen die folgenden Tipps Dich wieder zu einem „kompletten“ Menschen:

  • Suche nicht um des Suchens willen. Wir leben in hektischen Zeiten, in denen es zum guten Ton gehört, beschäftigt zu sein. Nur wozu? Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Käufe, Tätigkeiten und negative Gedanken kurz zu hinterfragen, ehe ich mich ihnen widme. Beantworte vor einer Suche diese Fragen: Erleichtert oder bereichert der Gegenstand mein Leben? Kann ich im Moment nicht genauso auf ihn verzichten?
  • Entspann Dich. Atme ein paar Mal langsam und tief durch. Om. Ein klarer Geist sucht erfolgreicher als ein panisches Känguru.
  • Überlege, wann und wo Du den Gegenstand zuletzt verwendet oder gesehen hast. Stelle ihn Dir vor dem inneren Auge vor.
  • Konzentriere Dich auf die unordentlichen Bereiche, etwa den Wäscheberg oder den Stapel mit den Dokumenten. Wissenschaftler der University of Aberdeen haben herausgefunden, dass wir in den ordentlichen Bereichen genauso intensiv suchen wie in den unordentlichen. Wäre der Gegenstand an dem offensichtlichen Ort, hättest Du ihn wahrscheinlich längst gefunden.
  • Lass Dir bei der Suche helfen. Vier Augen sehen mehr als zwei. Außerdem hat eine andere Person oft noch Ideen, wo sich der Gegenstand befinden könnte.
  • Überlege auch, ob Du den Gegenstand jemand anderes ausgeliehen haben könntest.
  • Erkundige Dich in der Sammelstelle für Fundsachen, wenn Du etwas an einem öffentlichen Ort verloren hast. Die meisten Städte, Verkehrsbetriebe, Kaufhäuser und Großveranstaltungen haben so eine Einrichtung.
  • Erstelle ein Suchplakat mit einer genauen Beschreibung des Gegenstands und Deinen Kontaktdaten und hänge es in der entsprechenden Gegend auf. Ein Finderlohn kann die Chance erhöhen, den Gegenstand zurückzubekommen.

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20 Kommentare für “Weniger suchen – und dadurch bis zu 2,5 Jahre an Lebenszeit gewinnen”

  1. Ich habe vor zwei oder drei Jahren über eines deiner Rezepte diesen Blog entdeckt und bin seitdem treue Leserin!
    Das minimalistische Leben habe ich durch dich kennengelernt. Seitdem habe ich viel verkauft, verschenkt, gespendet und weggeworfen. Schon die Tatsache, dass ich nun viel weniger besitze, hat dazu geführt, dass ich auch viel weniger nach Sachen suchen muss. Alles ist ordentlicher und übersichtlicher. Deinen Ratschlag mit den festen Plätzen für die Gegenstände werde ich auch noch umsetzen.
    Mach weiter so!
    Margarita

  2. Lieber Christof,
    Ein sehr interessanter Artikel,
    Seitdem ich meine Dinge schon sehr gut reduziert habe, ist es mit dem Suchen seltener geworden. Ich habe für alles einen festen Platz in meiner Wohnung. Den Schlüssel hänge ich sofort nach dem Betreten der Wohnung an den dazu vorgesehenen Haken. Und Briefe öffne ich sofort. Ich habe mal gelesen, das es das Leben vereinfacht Dinge nur einmal in die Hand zu nehmen anstatt sie ständig von einem zum nächsten Platz zu legen. Das mache ich mit meiner Post so. Ich öffne sie und entscheide dann. Es wird abgeheftet oder in den Ordner für Rechnungen gelegt um sie am selben Tag meist noch zu erledigen und das Papier was weg kann in den Papierkorb. Zettel und Umschläge verwende ich oft weiter. Entweder als Notizzettel oder ich mache die Briefumschläge vorsichtig auf um sie nochmals zu verschicken.
    Bin gespannt was noch für Ideen kommen.
    Liebe Grüße aus Brandenburg

  3. Hallo, Christof,
    hier noch ein paar Schreibtisch-Tips: Post möglichst zeitnah erledigen, um sie aus dem Kopf zu bekommen – erleichtert das Aufräumen der grauen Zellen. Auf dem Desktop digitale Klebezettel installieren, um Dinge, die „man sich für eine bestimmte Zeit merken möchte“ (Bücherei-Termine, Versandkostenfrei bis…, TÜV-Termin machen etc.) im Blick zu behalten, eine Mappe mit Kategorien für die Post, die man nicht sofort bearbeiten kann, anlegen: Schreiben, auf Antwort warten, zum Termin (…mitnehmen), bezahlen, diverses (Mappe mit Steuerbelegen, Buchungsbestätigung Urlaub etc.). So geht einem nichts mehr durch die Lappen, und man hat alles im Griff. Ach ja, und eine Klammer für EC-Belege auf den Schreibtisch legen. Belege sofort aus dem Portemonnaie nehmen, in die Klammer und, wenn sie abgebucht sind, weg. Das bringt Ordnung in den Alltag, vermeidet Unsicherheiten und man sucht nicht krampfhaft irgendwelche Unterlagen nach dem Motto „da war doch noch was? Da wollte ich noch ran? Mist, Termin verbaselt!“ Die alte Erkenntnis: Ordnung im Kopf schafft Platz für Ordnung in den vier Wänden.
    Und… sich weiter Ideen auf Deiner Seite holen! :-)
    Lieben Gruß aus dem Norden
    Bettina

    1. Hallo Bettina,

      vielen Dank für Deine Schreibtisch-Tipps. Meinen Desktop halte ich aber lieber minimalistisch. Termine, egal ob einmalige oder wiederkehrende, und auch wichtige ToDos trage ich in meinem Kalender ein. Ich versuche allerdings, da möglichst wenig stehen zu haben. Lieber etwas gleich erledigen oder noch besser drauf verzichten, was öfter geht als man denkt.

      Viele Grüße aus dem Wilden Süden

      Christof

  4. hallo!
    man kann auch zum heiligen Christophorus beten.
    Kaum zu glauben: mein Bruder verlor seine eine Kontaktlinse auf einem größeren Acker, lauter Erdschollen in Reihen. Er legte seine Jacke dort ab und bat unsere Mutter, zu suchen. Sie ging zur Jacke und fand die Kontaktlinse. Man braucht wohl die richtige Einstellung, damit es funktioniert.
    Besser ist es sicherlich, sich eine Umgebung zu schaffen, sodass es gar keine verlorene Nadel im Heuhaufen geben kann :-)

    1. Hi Gerda, nicht Hl. Christopherus, der Schlamperlpatron heißt Hl. Antonius. Hilft immer, erwartet danach aber ein Dankeschön-Vaterunser.

  5. Hallo Christof,
    eine Aktion hat sich bei mir im Büro sehr bewährt: die Ordnerstruktur analog und digital sind nahezu gleich; die Umstellung hat zwar Arbeit erfordert, es lohnt sich jedoch im Lauf der Zeit. Dokumente, die elektronisch eingehen, archiviere ich direkt elektronisch, so wenig wie möglich drucke ich aus. Sehr Wichtiges scanne ich ein und habe die Ablage dann doppelt. Ein Bleistift-Vermerk auf gescannten Papieren hilft mir später, falls ich JEMALS versuchen sollte, eine komplette elektronische Ablage zu erstellen.
    Durch die intensive Beschäftigung mit meiner Ablage hat sich ergeben, dass ich schneller ablege, schneller finde und schneller weiß, was direkt entsorgt werden kann.
    Viele Grüße!

    1. Hallo Gisela,

      danke für Deine Tipps. Ordnung ist natürlich wichtig, jeder muss da sein System finden. Auf der anderen Seite glaube ich, dass man nur dann richtig Zeit spart und das Suchen entscheidend reduziert, wenn man den Kram reduziert, weniger Twrmine ausmacht, weniger Papiere produziert, also weniger kauft, sich von Versicherungen trennt etc. Das einfache und leichte Leben ist für mich mal wieder der Schlüssel.

      Viele Grüße

      Christof

  6. Hallo Christof,
    bei mir haben Dinge schon immer einen festen Platz, da ich sehr ordnungsliebend bin, und ich bin dankbar, dass ich das nicht erst lernen und mir angewöhnen muss. Wenn Mitbewohner da anders gestrickt sind, kommt es allerdings schon mal vor, dass ich nicht finde, was ich gerade brauche und dann doch suchen muss. Da hilft dann auch nachdenken, wo ICH den Gegenstand zuletzt gesehen habe, nicht weiter… Dennoch kann Sachensuchen auch eine lustige Beschäftigung sein, wie man bei meinem Vorbild Pippi Langstrumpf lernen kann ;-)
    LG Sabine

  7. „Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Käufe, Tätigkeiten und negative Gedanken kurz zu hinterfragen, ehe ich mich Ihnen widme.“

    Toller Satz!

    Liebe Grüsse aus Luzern
    Silvia

  8. Schöner Impuls! Danke!
    Ich sehe mich seit einigen Jahren als angehende Minimalistin und ziehe gerade in eine leere Wohnung, die, einige Herausforderungen mitbringt.
    Was braucht man wirklich?
    Wieviel kann ich noch loslassen?
    Brauche ich eine neue Gästematratze, Schrank etc.?
    Ich werde nächste Woche mit achtsamerem Blick einrichten und den Dingen ihren Platz geben und bin gespannt ?
    Auf jeden Fall habe ich entschieden in – oder ab – 2019 soviel wie möglich gebraucht zu erwerben um so den Konsum nicht mehr zu unterstützen.
    Liebe Grüße, freu mich immer auf Deine Beiträge, Andrea

  9. Hallo Christof!

    Schöner Beitrag!

    Den entscheidenden Unterschied machte bei mir die Änderung der Gewohnheit, etwas nach der Benutzung SOFORT an den Ort zurück zu legen, an den es gehört.

    Reduzieren – Festlegen, wo etwas hingehört – konsequent nach jedem Gebrauch das Ding dort hin wieder zurück legen

    Wichtig war bei mir auch die Regel: gleiches gehört an den gleichen Ort. Ich hatte z.B. mehrere Lager für Wolle und dadurch komplett den Überblick verloren wie viel Wolle ich überhaupt hatte zum Stricken. Das passiert wenn ein Ort (Regal, Fach, Lade) voll ist und man statt aufzuhören zu kaufen einfach neue Lagerstellen beginnt. Das war natürlich vor der Änderung meines Konsumverhaltens und bevor ich Minimalistin wurde :-D Auch bei Büchern war es so ähnlich. Nun sind alle Bücher in einem einzigen Raum (nur die ich gerade lese liegen neben dem Bett, aber das ist ok finde ich).

    Das alles hat wirklich die entscheidende Veränderung gebracht.

    lg
    Maria

    1. Danke, Maria.

      Habe genau die gleiche Erfahrung gemacht. Weniger Kram besitzen, feste Plätze festlegen, gleiches zusammen aufbewahren, Ordnung halten – seitdem ich es so halte, muss ich praktisch nie mehr etwas suchen.

      Viele Grüße

      Christof

  10. Och Mensch, hätte ich mal deinen Beitrag vor heute gelesen :-). Ich habe jetzt gerade ziemlich viel Zeit mit der Suche nach meinem Handy verbracht und muss trotz Ortungsdienst auf dem PC eingestehen, dass ich es verloren habe – das hieß, Simcard sperren, Ortungsdienst beauftragen, wenn es sich im Internet einloggt, mich zu benachrichtigen, dort wo ich es zuletzt benutzte anzurufen und und und. Und das alles nur, wel ich mal wieder eben nicht nur eine Sache sondern mehrere gleichzeitig machte (auf dem Handy was gesucht, Gespräch mit älterem Herrn im Altersheim weitergeführt, Kuchen und Tee aufgetan) und mal wieder nicht eines nach dem anderen. Eigentlich weiß ich ja, was ich da tun sollte, aber ich falle doch sehr häufig in alte Gewohnheiten zurück. Grrr – aber es soll doch mal wieder Ansporn sein! Ich hoffe sehr, dass ich aus diesem Schaden mal wirklich klug bzw. achtsamer werde. Liebe Grüße ins schöne Franken
    Katharina

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