Meine Radweltreise 2006/2007: Alle 14 Zeitungsartikel + 7 Erkenntnisse, die ich auf den 19.455 km gewann

14. April 2019 - von Christof Herrmann - 18 Kommentare
Meine Radweltreise 2006/2007: Zeitungsartikel "In der Einsamkeit Australiens" in der Fränkischen Landeszeitung vom 9. August 2006

Auf dem Fahrrad 515 Tage und 19.455 km durch 3 Kontinente

Von Februar 2006 bis Juli 2007 bin ich mit meiner damaligen Partnerin Dagmar durch Deutschland, Italien, Griechenland, die Türkei, Syrien, Jordanien, Australien, Neuseeland, Singapur, Malaysia, Thailand, Laos und China geradelt.

Bisher habe ich diese Radweltreise auf meinem Blog nur hier und da erwähnt. Da ich immer wieder darauf angesprochen und angeschrieben werden, veröffentliche ich nun meine Zeitungsartikel von damals. Wie sehr die Erfahrungen unterwegs mein weiteres Leben geprägt, ja sogar auf den Kopf gestellt haben, erfährst Du im zweiten Teil dieses Blogartikels.

Meine Zeitungsartikel zum Online-Lesen oder Herunterladen

Während der Radweltreise habe ich etwa alle 5 Wochen einen Artikel für die Fränkische Landeszeitung (FLZ) und die Aachener Nachrichten (AN) geschrieben.

Die Artikel aus der FLZ stehen nun als PDFs auf meinem Blog zur Verfügung. Du kannst sie im Browser lesen, indem Du mit der linken Maustaste auf die folgenden Links klickst. Oder lade die PDFs herunter und lese sie im Adobe Reader. Dazu mit der rechten Maustaste auf die Links klicken und die Option „Ziel/Link speichern unter“ wählen.

  1. „Mit schwerem Gepäck unterwegs nach Syrien“ (12. April 2006, 6 Wochen, Deutschland, Italien & Griechenland)
  2. „Unterwegs unter südlicher Sonne“ (7. Juni 2006, 6 Wochen, Griechenland & Türkei)
  3. „Im Radsattel durch die Wüste“ (6. Juli 2006, 4 Wochen, Syrien & Jordanien)
  4. „In der Einsamkeit Australiens“ (9. August 2006, 6 Wochen, Australien)
  5. „Schweinekotelett zum Frühstück“ (16. September 2006, 6 Wochen, Australien)
  6. „Gegenwind und Granitfelsen“ (3. November 2006, 5 Wochen, Australien)
  7. „Im Sattel auf der Great Ocean Road“ (30. November 2006, 4 Wochen, Australien)
  8. „Zwischen Kühen und Lkw in Neuseeland“ (4. Januar 2007, 4 Wochen, Neuseeland)
  9. „Mächtige Berge und Regenwald“ (14. Februar 2007, 8 Wochen, Neuseeland)
  10. „Viel Gastfreundschaft in Malaysia genossen“ (16. April 2007, 6 Wochen, Signapur & Malaysia)
  11. „Bei 38 Grad im Schatten am Mekong“ (9. Mai 2007, 7 Wochen, Thailand)
  12. „Traumroute in Laos“ (15. Juni 2007, 4 Wochen, Laos)
  13. „Verheerendes Erdbeben in China miterlebt“ (24. Juli 2007, 5 Wochen, China)
  14. „Über dem tosenden Jangtse“ (15. August 2007, 4 Wochen, China)
  15. Bonus: „Ich gebe mich heute sicher mit weniger zufrieden als vor der Tour“ (27. Oktober 2007, Interview nach der Radweltreise)

Hier gibt es alle Zeitungsartikel in einem PDF (ca. 31 MB groß).

Auf der Halbinsel Mani in der griechischen Region Peloponnes (Foto: Dagmar Dillen, 2006)

Was ich unterwegs gelernt habe und mein Leben auf den Kopf gestellt hat

Die Radweltreise hat mir so viele neue Impulse gegeben und mich so verändert, wie nichts zuvor und wohl auch danach. Ohne diese Erfahrung hätte ich mich wahrscheinlich nie selbstständig gemacht. Und ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass der einfache, nachhaltige und vegane Lifestyle in mir viel mehr Wohlbehagen auslöst als mein „normales“ Leben zuvor.

Die folgenden Erkenntnisse gewann ich (oder hatten zumindest ihren Ursprung) während der 515 Tage „on the road“.

  1. Schreiben ist meine Leidenschaft. Beim Arbeiten an meinem Reiseblog und den Zeitungsartikeln habe ich viel Freude und Erfüllung erfahren. So etwas kannte ich während meines Informatikstudiums und als Webprogrammierer gar nicht. Im Radsattel reifte der Wunsch in mir, mit dem Schreiben meine Brötchen zu verdienen. Nach der Rückkehr sollte es noch über fünf Jahre dauern, bis ich mich als Autor und Blogger selbstständig machte, und weitere drei Jahre, bis ich davon leben konnte.
  2. Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Auf der Radweltreise lebte ich aus fünf Fahrradtaschen. Ich schlief im Zelt oder in schlichten Unterkünften und kochte auf einem kleinen Benzinkocher oder aß mit den Einheimischen in Garküchen. Mein einfaches Nomadendasein stellte das Essentielle in den Mittelpunkt: Den Alltag auf dem Fahrrad, die Begegnungen mit den Menschen am Straßenrand, die Exotik ferner Länder. Wieder in Deutschland wollte ich nicht zurück in meine alte vollgestopfte Existenz. Ich löste mich vom äußeren und inneren Ballast. Heute lebe ich meinen Minimalismus, der mich vor vielen Problemen bewahrt.
  3. Beim Wandern ist man richtig in der Natur. Im Laufe der Monate hat mich eines am Radreisen zusehends gestört. Man fährt oft auf Straßen durch dicht besiedeltes oder landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Mit allen Sinnen richtig in der Natur waren wir meist nur auf Tageswanderungen, die wir immer mal wieder einstreuten. So kam es, dass ich nach der Rückkehr nur noch eine mehrtägige Radreise unternahm und stattdessen das Fernwandern lieben lernte.
  4. Tierliches essen gehört sich nicht. In dem Blogartikel „Der Tag, an dem ich tötete“ beschreibe ich, wie 2007 in China ein Pfiff aus meinem Mund ein Leben beendete und meines veränderte. An dem Tag wurde ich Vegetarier im Geiste, der aus Gewohnheit noch manchmal Fleisch aß, es aber nicht mehr genießen konnte. Zwei Jahre später ließ ich das Fleisch weg (Fisch und Meerestiere noch nicht), 2012 wurde ich Vegetarier, seit 2014 bin ich Pflanzenfresser.
  5. Nachhaltigkeit fängt bei jedem einzelnen an. Luft-, Lärm- und Lichtverschmutzung, der fortschreitende Flächenverbrauch, die Abholzung der Regenwälder, erodierte Böden, Berge an Müll, die Folgen des Klimawandels … Auf den 19.455 km hatte ich den katastrophalen Zustand unserer Erde so oft vor Augen wie nie zuvor. Ich musste mir eingestehen, dass ich mit meinem hohen Konsum, Verzehr an tierlichen Lebensmitteln und den vielen Flügen Teil des Problems bin. Und ich erkannte, dass ich wie jeder einzelne Teil der Lösung sein kann, indem ich nachhaltiger lebe.
  6. Ohne Mut keine Veränderung. Entgegen der Befürchtungen und Prophezeiungen wurden wir weder ausgeraubt noch überfahren und kamen wir auch nicht krank und pleite zurück. Manchmal muss man Altes zurücklassen und etwas riskieren, um persönlich weiterzukommen. Ich bin dankbar, dass wir damals den Mut für diese Reise aufgebracht haben. Denn seitdem fürchte ich mich nicht vor Veränderungen und fällt es mir leicht, auch beruflich völlig neue Wege zu gehen. 2007 machte ich mich mit einem Webshop für Second Hand Vinyl, 2013 dann als Autor selbstständig.
  7. Nichts währt für immer. Auf der Radweltreise wurde mir zum ersten Mal so richtig die Vergänglichkeit von allem bewusst. Besonders schmerzhaft erfuhr ich sie nach der Rückkehr. Dagmar wollte meinen Weg zu mehr Einfachheit und Achtsamkeit nicht mitgehen. Sie trennte sich nach zehn gemeinsamen Jahren von mir und wanderte mit einem belgischen Diamantenhändler nach Hongkong aus. So lautet meine letzte Erkenntnis: Lerne aus der Vergangenheit, lebe mit Freude und Genuss in der Gegenwart – aber bitte so, dass die Zukunft für Dich und möglichst viele andere lebenswert bleibt.
Kurz vor der laotisch-chinesischen Grenze (Foto: Dagmar Dillen, 2007)

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18 Kommentare für “Meine Radweltreise 2006/2007: Alle 14 Zeitungsartikel + 7 Erkenntnisse, die ich auf den 19.455 km gewann”

  1. Oha Christof,
    wieder einiges zu lesen.
    Sicher werde ich wieder die eine oder andere Haltestelle verpassen :-)
    Es grüßt dich herzlich
    Patricia aus Düsseldorf

      1. Hi Christof,
        der Jakobsweg ist noch im Kopf, aber noch nicht geplant. Das muss noch 1,2 Jahre warten. Für dieses Jahr sind einige Städtetrips und Kurzreisen mit Familie und Freunden geplant, nicht mehr.
        In den letzten 2 Jahren war es beruflich bei mir nicht leicht, aber durch einen internen Jobwechsel von ca. 1 Monat scheint sich nun alles zum Besseren zu wenden. Als es mir nicht gut ging, hatte ich keinen Kopf für Veränderungen, sondern musste mit dem Gegebenen klarkommen und quasi „überleben“ (vielleicht etwas zu dramatisch, aber manchmal war es so).
        Lieb, dass du dich erinnert und nachgefragt hast :-)
        Ich bleibe hier bei dir am Ball, aber am meisten bei mir selbst. Hoffe ich zumindest.
        Wünsche dir noch ein tolles Restwochenende.
        Viele Grüße,
        Patricia

  2. Sehr interessant! Ich habe mir die Zeitungsartikel heruntergeladen und die ersten beiden schon gelesen :) Spannend auch wie sehr dich diese Reise geprägt hat. Ich fahre selbst viel Rad, verstehe aber auch, was Du über das fehlende Naturerlebnis schreibst. Nachteil für mich beim Wandern ist, dass man nicht so viel mitnehmen kann.

    1. Danke, Michael. Für mich ist es eher ein Vorteil, dass man beim Wandern nicht viel mitnehmen kann. So kann ich mich auf das konzentrieren, auf das es mir ankommt, nämlich auf das Gehen, die Entschleunigung, zu mir zu kommen, die Natur und die Begegnungen. Alles, was ich für eine mehrwöchige Fernwanderung oder Alpenüberquerung benötige, passt in einen 32-Liter-Rucksack. Vielleicht sind meine Packliste für die Alpenüberquerung und meine Packliste für den Jakobsweg hilfreich.

  3. Hallo Christof,

    Vielen Dank für die Artikel deiner Weltreise.

    Bin selbst begeisterter Radfahrer (kein Extrem-Radfahrer) und verschlinge alle Bücher über Radreisen. Habe auch schon einige Touren gemacht und träume davon einmal ebenfalls um die Welt zu radeln, leider wird das nicht gehen, da meine Kinder noch zu klein sind und ich dann zu alt. Leider kann man sich nicht jeden Traum erfüllen, und versuche ich deshalb die Zeit zu nutzen und soviel wie möglich in der Natur zu verbringen.

    LG
    Anton

    1. Hallo Anton,

      vielen Dank für Deinen Kommentar.

      Manches Abenteuer erlebt man vielleicht besser im Sessel zwischen den Buchdeckeln ;-) Erspart Dir viel Asphalt, Staub, Verkehr, Betonstädte – und paar grandiose Abschnitte.

      Hast Du denn mit Deinen Kindern schon eine Radreise gemacht? Das wär doch mal was.

      EBG

      Christof

      1. Hallo Anton und Christof,

        ich glaube, dass Radfahren und Wandern schon zwei sehr unterschiedliche Arten der Fortbewegung sind. Beides hat seine Vor- und Nachteile, die bereits teilweise erwähnt wurden.

        Wenn ich als leidenschaftlicher Radfahrer von Freiheit erzähle, so ist es die Unabhängigkeit gegenüber dem Besitz eines Autos – nicht mehr notwendig, wie auch der öffentlichen Verkehrsmittel – auch keine Fahrkarte notwendig. Sprich, ich fahre im Alltag einfach er und entspannter von A nach B. Ein großer Einkauf ist mit Taschen am Gepäckträger problemlos möglich und die schweren Taschen werden nicht getragen (weniger Belastung für den Rücken) sondern gefahren – insbesondere bei längerer Stecke vorteilhaft. ;-)

        Eine Wanderung hingegen entschleunigt ungemein, weil hier schon das Tempo ein anderes ist. Die beste Kombi dürfte also sein, wenn man abwechseln für beides offen ist und praktiziert. :-)

        Anmerken möchte ich noch, dass eine Weltreise wie die obige oder meine (noch im Traum) ganz klar viel besser mit eine Fahrrad bewältigt wird.
        Für Fernwanderungen braucht es viel mehr Zeit und die haben wir, die meisten im Hamsterrad sitzenden, nicht oder nur im geringen Maß.

        Dennoch sind Träume nicht nur dazu da um davon zu träumen sondern auch diese zu leben und wenn etwas Zeit und Geduld bleibt, wird „fast“ jeder Traum wahr. :-)

        P.S. Deine Berichte sind toll und die Weltreise ein Traum! Es freut mich zu lesen, dass auch Dir eine Reise wie diese so viel zurückgegeben hat. Dann hat es sich in jedem Fall gelohnt und kann man sich bis ans Lebensende daran erinnern und erfreuen.

        Liebe Grüße,
        Viktor

        1. Hallo Viktor,

          schön, dass Du noch etwas genauer auf die Vor- und Nachteile von Radreisen und dem Fernwandern eingegangen bist.

          Meine Radweltreise hat mir viel Vergnügen bereitet. Man lernt auf diese Art Land und Leute sehr gut kennen, auch weil man da durchkommt und Kontakt mit den Menschen hat, was man im Mietwagen oder als Backpacker nur durch die Scheiben des Autos, Busses oder Zugs betrachtet. Dass ich nach meiner Rückkehr praktisch keine Radreise mehr unternommen habe, hat mich lange selbst gewundert. Mittlerweile weiß ich, dass mir dabei oft das Naturerlebnis gefehlt hat, das ich beim Wandern viel eher habe.

          Viele liebe Grüße

          Christof

    2. Hallo Anton,
      Wir dachten eigentlich auch, dass Radreisen mit Kindern nicht möglich ist. Trotzdem haben wir den Versuch gewagt und sind seit zwei Wochen mit unserem 6-Monate alten Sohn und unserer Zweijährigen unterwegs von Köln an die Ostsee. Es muss ja nicht immer gleich die Weltreise sein ;-).
      Wenn du Lust hast, kannst du ja mal auf meinem Blog vorbei schauen:
      http://www.basic-by-nature.de
      Viele Grüße,
      Monika

      1. Hallo Monika,

        ich werde auch mal vorbeischauen. Sollten wir nochmal das Glück einer Elternzeit haben, möchte ich nämlich auch gerne bisschen was Anderes machen, als einfach den Alltag zusammen zu leben, für uns käme eine Fernreise wie es so einige machen, aber nicht in Frage. Eine Radtour zur Ostsee wäre für uns vielleicht auch was.
        LG Nadine

  4. Hi Christof,

    ja ab und an krame ich auch mal in der alten Klamottenkiste Radfernreise SOA.
    Erinnerungen die einem keiner nehmen kann in einer Welt die sich schnell zu verändern scheint.
    Ich überlege wo wir uns noch mal genau getroffen hatten war das in Laos?

    Beste Grüße,

    Uwe

  5. Hallo Christof,
    eine tolle Seite und ein toller Artikel. Deine Erkenntnisse finde ich sehr spannend, vielen Dank dass du sie hier teilt.
    Eine sehr inspirierende Seite.
    Ich bin selbst bisher eher viel gewandert. Radelnd mache ich jedes Jahr eine ehrenamtliche 8 Tage Fahrt durch Deutschland für die Kinderkrebststiftung (http://www.regenbogenfahrt.de). Für dieses Jahr nehme ich mir das erste Mal eine Fernradwanderung allein vor ;-) ich bin schon gespannt.
    Diese Jahr war ich auch zum ersten Mal wandern und zelten in Patagonien. Das war schon toll, wobei man da im Vergleich zum Hüttenwandern eher recht viel mitschleppen muss (vor allem da es schon auch recht kalt war).
    Ich freue mich schon mehr zu lesen.

    Liebe Grüße,
    Kathi

    1. Hallo Kathi,

      freut mich, dass Du meine Seite entdeckt hast und so viel Freude darin hast.

      Die Kinderkrebststiftung bzw. die Regenbogenfahrt ist eine tolle Initiative. Vielen Dank für Dein Engagement. Ich hatte während der Radweltreise Kontakt mit zwei Radlern, die die Webseite „Radfahren gegen Krebs“ (nicht mehr im Netz) betrieben haben und Spenden gesammelt haben (wenn ich mich richtig erinnere für Regenbogenfahrt). Habe damals etwas gespendet und im Gegenzug habe die beiden unsere Spendenaktion (wir haben Geld für ein Hilfsprojekt in Ägypten gesammelt) unterstützt.

      Ich wünsche Dir viel Spaß beim Stöbern hier und natürlich auf Deinen Touren auf dem Velo und per pedes.

      Einfach bewusste Grüße

      Christof

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