„Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ (Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter, 1749 – 1832)
Plötzlich auf dem Jakobsweg
Gestern war ich mit meinem Vater zum Wandern verabredet. Wir trafen uns am Bahnhof Eggolsheim und liefen in drei Stunden zum Kreuzberg bei Hallerndorf. Nach der Einkehr im Bierkeller fuhr mein Vater mit Bus und Bahn zurück. Ich wollte mich noch mehr bewegen, fühlte mich gut und hatte ausreichend Wasser dabei. Also entschloss ich mich spontan, weiter zu wandern, nach Hause, um genauer zu sein. Ich hatte nämlich an der Wallfahrtskirche auf dem Kreuzberg die Markierung des Jakobsweges entdeckt, der direkt an unserer Haustür vorbeiführt.
Dieser Blogartikel entstand beim Wandern
Ich sollte meinen Entschluss nicht bereuen. Der Gang durch den angenehm temperierten Wald war ein Genuss. Bis zu den ersten Häusern von Forchheim hatte ich all die Kleinode der Natur für mich allein. Unterwegs stellt ich mir die Frage, warum ich so gerne wandere. Neben dem Naturerlebnis, der reinen Luft und der Bewegung kam mir ein Grund in den Sinn: Weil Wandern minimalistisch ist! Ich erkannte zu meiner Überraschung, dass ich schon immer diese Einfachheit am Wandern geliebt habe. Am späten Nachmittag traf ich etwas müde, aber ziemlich zufrieden zuhause ein. Ich hatte 28 km in den Beinen und diesen Blogartikel im Kopf.
5 Gründe, warum Wandern minimalistisch ist
Der Zusammenhang zwischen Bewegung und Hirnleistung ist wissenschaftlich nachgewiesen. Kein Wunder, dass mir gestern eine Reihe von Gründen eingefallen ist, warum Wandern minimalistisch ist. Hier die fünf wichtigsten:
- Gehen ist die ursprünglichste und natürlichste Fortbewegungsart des Homo sapiens. Und Wandern ist nichts anderes als Gehen in der Landschaft. Rennen, Radeln, Zug fahren und Autofahren hingegen sind gescheiterte Versuche, etwas Perfektes zu verbessern.
- Beim Wandern wird niemand ausgeschlossen, denn gehen kann fast jeder. Wer es aus körperlichen oder Altersgründen nicht schafft, muss nicht unbedingt in die Röhre gucken. Es gibt Baby-/Kindertragen, geländetaugliche Kinderwagen und barrierefreie Wanderwege.
- Gutes Schuhwerk, Sonnen- und Regenschutz, ausreichend Wasser – viel mehr braucht man nicht, um zu starten. Erst wenn man tagelang durchs Flachland oder Mittelgebirge marschieren oder über die Alpen steigen möchte, sollte man sich mehr Gedanken über die Ausrüstung machen. Auch dann gilt: Weniger ist mehr.
- Wandergebiete gibt es überall. Weite Anreisen sind nicht nötig. Selbst in Großstädten finden sich Möglichkeiten wie der Englische Garten in München, Havel und Wannsee in Berlin oder der Alsterwanderweg in Hamburg. Oft bietet es sich an, direkt von zuhause loszulaufen. Meine bisher längste Tour führte mich von meiner Haustür in Franken in 52 Tagen nach Venedig.
- Wandern ist nicht nur minimalistisch, sondern lehrt uns auch im Alltag einfacher zu leben. Wir werden unterwegs so reich beschenkt, dass es uns an nichts fehlt, so wenig wir auch mitnehmen. Sind wir mit allen Sinnen dabei, kann uns das Naturerlebnis zu unseren Wurzeln und dem, was für uns wichtig ist, führen. Der US-amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson brachte dieses Erlebnis im 19. Jahrhundert mit den wunderschönen Worten zum Ausdruck: „Abends ging ich hinaus in die Dunkelheit, da sah ich einen schimmernden Stern und hörte einen Frosch quaken. Die Natur schien zu sagen: Nun? Ist das nicht genug?“
Das Gehen geht auch kompliziert
Wir Menschen haben den hanebüchenen Hang, Einfaches kompliziert zu machen. Diese Gefahr besteht auch beim Wandern. Man kann ans Ende der Welt fliegen, um einen Trail zu gehen, den man angeblich einmal im Leben gemacht haben muss. Man kann sich zu Tode schleppen. Man kann vor lauter Ausrüstungsfetischismus nicht mehr zum Wandern kommen. Man kann wandern, obwohl man keine Lust dazu hat …
Mach es einfach, im doppelten Sinne
Keep it simple! Ich empfehle, auf wenige, aber hochwertige Ausrüstungsgegenstände zu setzen. Und dann einfach machen: Raus in die Natur. Die Luft einatmen. Staunen. Wandern. Genießen.
Bist Du auch der Meinung, dass Wandern minimalistisch ist? Fällt Dir ein weiterer Grund ein, warum das so ist?
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Das ist ja wieder mal ein wunderbarer Artikel! Keep it simple ist ja auch mein Motto beim Radfahren – dem wohl am wenigsten gescheiterten Versuch, wenn man sich auf´s Ursprüngliche besinnt: einfach losradeln, anhalten wann und wo man will, in und mit der Natur sein.
Ganz liebe Grüße
Christiane