Minimalistischer Reichtum

29. Januar 2015 - von Axel Löwenstein - 68 Kommentare

Fischer auf Malta (Foto: Christof Herrmann, 1994)
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Axel Löwenstein. Er lebt mit seiner Frau und seinem Hund in der Nähe von Hamburg.

Was mache ich mit der zweiten Halbzeit meines Lebens?

Irgendwann kommt im Leben eines Mannes der Punkt, an dem er eine Entscheidung treffen muss. Blondiere ich mir die Haare, schmeiß ich die Alte raus und kauf mir ein Cabrio, oder sehe ich diese vermeintliche Krise als Midlife-Chance. Irgendwie überkam mich das Gefühl, dass die Zeit langsam knapp wird. Aber wofür zu knapp?

Was will ich eigentlich aus der zweiten Halbzeit meines Lebens machen? Selbst wenn das Leben mit einem Tor in Führung liegt, habe ich es doch in der Hand, das Spiel zu drehen und wenigsten mit einem Punkt vom Platz zu gehen. Wenn unter den zehn Dingen, die Du mit auf eine einsame Insel nehmen würdest, der Ordner mit den Steuerunterlagen ist, dann läuft bei Dir vielleicht etwas schief.

Die Frage ist nicht, wie viel Zeit ich noch habe, sondern wie viel Leben ich in die verbleibende Zeit packen kann.

Die Umstellung auf einen minimalistischen und bewussten Lifestyle ist in der Theorie ganz einfach. Im realen Leben allerdings steht man vor handfesten Hindernissen.

Ich möchte meinen Ansatz hier mit Dir teilen.

Minimalistischer Reichtum: Werte statt Ware

Als die Botschaft bei mir ankam, dass es ein Leben vor dem Tod gibt, wurde ich plötzlich nachdenklich und fing an, meinen aktuellen Lebensstil zu überprüfen, ja sogar in Frage zu stellen. Schnell wurde mir klar, was ich nicht mehr wollte. Sollte auf meinem Grabstein wirklich stehen: „Axel ist immer brav zu Arbeit gelatscht?“ Das Leben bietet doch so viel mehr. Minimalistisch, praktisch, gut!

Was ich nicht mehr will, war also schnell und klar definiert. Aber was will ich stattdessen?

Ich setzte mich hin und begann mit einem Brainstorming. Nichts, absolut nichts! Stundenlang schwieg ich mich an, ohne einen Ansatz zu entwickeln, was ich denn nun erreichen möchte, geschweige denn wie ich dort hinkomme. In meinem Kopf war zwar ein schönes buntes Bild, ich selbst wollte aber nicht in dieses Bild passen.

Ohne einen sonderlich esoterischen Ansatz zerlegte ich das Problem ganz pragmatisch in seine Einzelteile. Ich muss nicht in einen Ashram nach Indien fliehen, um mich selbst zu finden. Ich weiß wer und wo ich bin.

Der kleinste gemeinsame Nenner mit mir, bin erstaunlicherweise ich. Also, wer bin ich eigentlich und wofür stehe ich? Ich habe früher mit den anderen tollen Jungs tolle Dinge gemacht und viel tolle Dinge besessen, aber jetzt bin ich ein Mann. Jetzt geht es um wahre Werte und darum diese zu vermitteln.

Ein Haufen Mist bleibt ein Haufen Mist

Als Einstieg in ein bewusstes Leben habe ich mir die Frage gestellt, welche Momente die glücklichsten in meinem bisherigen Leben waren. Wann habe ich mich frei und zufrieden gefühlt? Ganz schnell kommen angenehmen Gefühle in einem hoch, wenn man sich an diese Momente erinnert. Alles was Du wirklich über Dich und Deinen Plan vom Leben wissen willst, ist in Dir. Nimm Dir ruhig die Zeit und hör Dir zu.

Mir hat dabei ein Perspektivwechsel geholfen. Oft richten wir den Blick nach außen und fragen uns, was andere Leute über uns denken. Wenn Du aber mal in die andere Richtung – also nach innen – schaust, entdeckst Du erstaunliche Dinge.

Ich erinnerte mich daran, wie erfüllend und befriedigend es für mich war, als ich früher Kurzgeschichten geschrieben habe. Das möchte ich wieder machen und vielleicht damit meine Brötchen verdienen. Als Beamter schlummere ich in einem kuschelig weichen Netz voller Sicherheit. Eine Sicherheit, die schleichend in Trägheit übergeht. Eine Trägheit, die dann in der Angst mündet, alles wieder zu verlieren, was man sich mühevoll aufgebaut hat.

Die schonungslose Wahrheit ist aber: Egal wie viel Energie Du investierst, um einen Haufen Mist aufzustapeln. Es bleibt ein Haufen Mist!

Ich erinnere mich noch gut an einen Urlaub auf den Kanaren. Ich besuchte mit meiner Frau ein kleines idyllisches Fischerdorf und wir saßen verträumt am Hafen, wo ich einen alten Fischer bei der Arbeit beobachtete. Plötzlich entlud ein Reisebus unter großem Getöse seine quirlige Fracht. 50 Touristen: Schlimm. 50 deutsche Touristen: Entsetzlich. Als die Kameras unaufhörlich klickten, konnte ich sehen, dass die meisten der Belagerer den Fischer als bemitleidenswerte Requisite in einer gestellten Fotokulisse betrachteten. Ich hingegen habe in ihm Ruhe und Zufriedenheit gesehen und ja, ich war sogar etwas neidisch auf ihn. Es war mir klar, dass ich etwas ändern muss.

Radikaler Bruch oder kleine Veränderungen

Ein radikaler Bruch mit der bisherigen Lebensweise ist vermutlich die konsequenteste Entscheidung. Ich habe mich aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden. Ich trage nicht nur für mich alleine Verantwortung und bin diese Verpflichtungen damals ja bewusst eingegangen. Meine Frau unterstützt mich bedingungslos (Danke!), aber mein gesamtes soziales Umfeld nimmt die anstehenden Veränderungen eher kritisch wahr, weil sie ängstlich in der gleichen Sicherheitsfalle kauern.

Es ist unglaublich schwierig all die bohrenden Fragen so zu beantworten, dass man nicht plötzlich als wankelmütiger Freak wahrgenommen wird. Warum isst Du denn jetzt kein Fleisch mehr? Was ist denn das für eine billige Karre? Fragen, die aus einem Blickwinkel gestellt werden, den ich an meinem derzeitigen Wertehorizont nicht erreichen kann.

Ich etabliere stetig kleine Veränderungen, die mich Stück für Stück meiner Idealvorstellung von einem einfach bewussten Leben näher bringen. Die meisten Veränderungen beginnen als Experimente, die ich oft auch mit meiner Frau teilen kann. Lass uns doch einen Monat auf Fleisch verzichten, oder lass uns die vegane Ernährung ausprobieren, oder … Du willst, dass man verantwortungsvoll mit Deinem Geld umgeht? Eröffne ein Konto bei der EthikBank. Dich ärgern die übertrieben Preise von Smartphones und die unterirdischen Arbeitsbedingungen der Menschen, die diese Dinger für Dich zusammenschrauben? Kauf ein Fairphone. Mehr möchte ich gar nicht über diese Probleme sprechen. Sie sind ausreichend bekannt und klar definiert. Jetzt geht es um Lösungen.

Manchmal muss man Dinge einfach tun!

Genau das ist der Schlüssel für mich. Es geht nicht mehr darum, sich zu finden, sondern darum, neue kreative Wege zu beschreiten oder sogar Altes und Hergebrachtes wieder zum Leben zu erwecken. Diese Veränderungen finden für mich zum größten Teil „nach innen“ statt. Ich erzähle nicht jedem, was mich bewegt und wo meine Reise hingehen soll. Mein Sendungsbewusstsein tendiert inzwischen gegen Null. Das finde ich nicht egoistisch, denn meine – kontinuierlich wachsende – ruhige und ausgeglichene Ausstrahlung beeinflusst die Menschen, mit denen ich in Kontakt trete, positiv.

Das ist für mich der minimalistische Reichtum.

Und was macht Dich reich?

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68 Kommentare für “Minimalistischer Reichtum”

  1. Reich fühle ich mich, wenn ich die Menschen um mich habe, die ich liebe.
    Reich bin ich auch, wenn ich einen sinnvollen Beruf ausüben darf.

    Danke für diesen Post!

  2. Wundervoll … für mich selbst ein spannendes Thema und ich weiß noch nicht so recht wie beginnen oder tun (alleinerziehend, 2Kids, Geldbeutel knapp) … aber genau der Gedankenansatz mit den kleinen Veränderungen und nicht dem radikalen Schnitt hat im Moment den Knoten gelöst … DANKE!

    1. Hallo Constanze!

      Ich darf es offiziell nicht zugeben, um mein Macho-Image nicht zu gefährden, aber dein Kommentar hat mich wirklich berührt.

      Ich habe dir zu danken!

    2. Hallo Constanze,
      nimm deine Kinder mit auf die Reise in das „weniger ist mehr“-Meer, wenn sie alt genug dafür sind. Frage sie, was sie sich in diesem Jahr an wirklich wichtigen Sachen wünschen. Du wirst staunen, dass sie kaum Spielzeug brauchen, dafür einen Urlaub mit dir.
      Sich von unnötigen Statussymbolen bewusst zu verabschieden, fällt anfangs schwer. Dafür gewinnt das Selbstbewusstsein. Ein Mensch ist doch nicht mehr wert, wenn er ein teureres Auto besitzt oder das neueste Handy. Sobald du umdenkst und ihnen das in deinem Bereich vorlebst, werden sie mitziehen. Vielleicht werden sie in einigen Punkten sogar strenger sein als du. Wichtig ist nur, dass ihr darüber den Spaß nicht vergesst und auch ab und zu fünfe gerade sein lassen könnt.
      Probiere es aus und berichte, wie sehr sich dein Leben in einem halben Jahr verändert hat.
      Axel, danke für deinen Beitrag. Lieber viele kleine, nachhaltige, anhaltende Schritte als ein großer Sprung, der sich später als Hopser erweist.

    3. hi constanze, ja, ein guter artikel, der zum nachdenken aufruft. ich denke, das thema von axel beschäftigt heute viele menschen – meist leider unbewusst. ganz dringend ist m.E. die frage, was ist wesentlich – ja, äußerlich/bildlich gesehen – was würde ich auf eine insel mitnehmen. aber ich würde die fragestellung gerne erweitern und den blick nach innen richten…. was bin ich? mein haus, meine yacht und meine aktien… oder gibt es da was, und ich meine das „nichtmaterielle“, dessen ich mir nur bewusst werden muss? plötzlich verändern sich die prioritäten… lg mike

  3. Ich kann mich nur anschließen. Wahrer Reichtum ist für mich auch die nötige Zeit für die Dinge zu haben die man gerne macht und die einem wichtig sind. Leider schaffe ich es noch nicht oft genug mir die Zeit zu nehmen, aber ich arbeite dran.
    Ein sehr guter Artikel!

  4. Ein toller Beitrag! Inhaltlich so wertvoll, dass ich dazu einen Kommentar schreiben könnte, der länger würde, als der Post selbst. Aber ich beschränke mich damit, lange darüber nachzudenken. Und Danke zu sagen. Für den Anstoß. Und die köstlichen Formulierungen:

    Falls ich irgend wann mal mit meiner Steuererklärung auf einer Insel lande, darf man sie mir gern über den Schädel ziehen. Hirn kann dabei nicht beschädigt werden.

  5. Freue mich, dass der Gastartikel so gut ankommt. Finde ihn auch sehr gelungen!

    Ich habe mein Leben ebenfalls Schritt für Schritt vereinfacht. Es war ein (Lern-)Prozess von fast zehn Jahren. Babyschritten anstelle Kängurusprünge nenne ich diesen Weg gerne.

    Wenn jemand davon überzeugt ist, einen radikalen Schnitt machen zu müssen, bin ich allerdings der letzte, der auf die Bremse drückt. Es gibt immer mehr Wege, ans Ziel zu kommen. Notfalls muss man sich selbst überraschen und anderen vor den Kopf stoßen.

    Viele Grüße

    Christof

  6. Der Artikel ist nett geschrieben. Ich persönlich finde es allerdings schade, dass Axel seine vielen meinen Schritte gerade nicht mit uns teilt.

  7. Ein sehr interessanter Gastartikel, der sich mit meinen Erfahrungen deckt! Ich kann es gar nicht oft genug betonen, daß jeder selbst für sich und sein Glück verantwortlich ist. Denn mein Leben ist mein Weg. Jeder von uns trifft irgendwann einmal im Laufe seines Lebens auf seinen persönlichen Gipfel, die meisten sogar auf mehrere. Diese Gipfel wollen wir besteigen und bezwingen, haben aber auch gleichzeitig Angst davor, vor ihnen zu kapitulieren und zu scheitern. Meine eigenen Träume und Wünsche sind dafür die Orientierung für meinen Weg. Ein langer Lernprozess, der irgendwann durch irgendetwas ausgelöst wird. Diese Erfahrung macht uns reich, gelassener und glücklicher.

    Beste Grüße Torsten

  8. Hallo!

    Ein sehr schöner und knackig formulierter Beitrag, vielen Dank dafür! Ich finde es gar nicht störend, daß Axel nicht näher auf seine Schritte eingeht. Entscheidend und genau richtig finde ich den Ansatz: Höre auf dich selbst!

    Wenn man anfängt, sich mit Minimalismus zu beschäftigen stößt man meist schnell auf Artikel oder Beiträge aus den „normalen“ Mainstream Medien. Der Bauch sagt einem, Minimalismus könnte eine ganz gute Idee für mich sein. Doch was für ein Bild wird dort meist von Minimalisten gezeichnet? Will ich wirklich als veganer Backpacker ohne festen Wohnsitz, nur mit 15 Dingen Besitz plus Macbook CO2-neutral durch die Weltgeschichte trampen und als freier Journalist meinen Lebensunterhalt verdienen? Muss ich das tun, um Minimalist zu sein? Darf ich meine Plattensammlung behalten? Oder sogar mein Auto? Ojeoje, auf was lasse ich mich da ein?

    Um es klar zu sagen: Jeder der genauso lebt und damit glücklich ist, dem gönne ich das von Herzen. Aber die wichtige Botschaft ist: Man MUSS das nicht, um ein Minimalist zu sein. Man muss keine Checkliste erfüllen, um in die Schublade zu passen. Gemeinsamer Nenner bei Minimalisten ist doch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf das, was wir brauchen. Auf das, was unserem Leben einen Mehrwert gibt und uns Freude bereitet. Alles andere ist Ballast, und jedes loslassen von Ballast macht glücklicher und freier. Der Maßstab dafür sind einzig und allein wir selbst, und zwar jeder für sich. Auch wenn man den Weg dann zusammen mit Partner/in und Familie beschreitet und Kompromisse eingeht. Oder eben kleine Schritte statt einen großen Sprunges macht.

    Es kommt gar nicht so sehr darauf an, wie schnell du läufst und wie weit du kommst. Aber jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein Fortschritt.

    Grüße
    Jens

  9. Danke für diesen wunderbaren Artikel.
    Aber genau diese kleinen Veränderungen sind es dann, die das Umfeld spüren lassen, dass etwas anders ist, auch wenn man nicht darüber redet.
    Gemeinsam mit meinem Freund versuche ich ein einfacheres, bewussteres Leben zu führen. Jeder auf seine Weise, wir haben da ganz unterschiedliche Ansätze und Motive. Der Freundeskreis ist zwar teilweise aufgeschlossen, doch im großen und ganzen bleibt er skeptisch. Weil ich das Gefühl habe, bezüglich diesen Themas von allen außer meinem Partner nur belächelt zu werden, gehe ich dann natürlich auch auf Distanz. Ich mag nicht bei jedem gemütlichen Zusammensitzen irgendwelche gedanklichen Barrieren von anderen Menschen überwinden müssen. Das wirkt sich dann halt leider auch negativ auf meine sozialen Kontakte aus.
    Ich finde meine/unsere Entscheidung nach wie vor super, allerdings ist es schwer wenn das Umfeld einen dafür belächelt und nicht ernst nimmt.

    Liebe Grüße, Daniela

      1. Dazu fällt mir ein schönes Zitat aus dem Film „Forrest Gump“ ein:

        „Freunde kommen und gehen, wie Kellner in einem Restaurant.“

        Wenn dein Umfeld deinen Weg der Veränderung nicht mitgeht, dann wird es sich zwangsläufig ebenfalls verändern. Wichtig ist, dass Du / Ihr wisst, wohin die Reise gehen soll.

  10. Hallo,
    danke für Deine Gedanken. Ich befinde mich gerade auf der Suche nach meinem richtigen Weg. Veränderungen brauchen bei mir immer eine außerordentliche Gefühlslage, ich kann es nur so kryptisch beschreiben, sei es ein Konflikt, der mich endlich aus der lethargischen Sicherheit reißt, sei es ein mich sehr berührender Beitrag über die Rettung eines geschundenen Stiers, der mich von einem auf den anderen Tag vegan werden ließ, usw. Ich wär gern viel unabhängiger von materiellen Freuden, die ich mir als Ventil gönne, um meinen Job zu ertragen. Die Arbeitsmarktsituation und mein Alter lassen es nicht zu, einfach alles hin zuschmeißen und neu zu beginnen. Ich bewege mich noch quasi zwischen den Welten und weiß theoretisch genau, wie ich gerne leben würde und welche Werte ich gern leben würde, an der praktischen Durchführung hapert es noch.
    Liebe Grüße
    Hella

    1. Hallo Hella,

      deine Gefühlslage kenne ich sehr gut!

      Ich habe jetzt damit begonnen einen „Leitfaden“ für den Weg in ein bewusstes (minimales) Leben zu verfassen. Vielleicht sind darin weitere Gedanken, die dir helfen können.

      Übrigens ist Alter inzwischen relativ. Henry Ford war bereits 46 Jahre alt, als er mit dem Model T durchstarten konnte.

      Gruß Axel

      1. Ich freu mich auf Deinen „Leitfaden“, Axel!
        Ich bin 46 :-)! Na, wenn das nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl ist :-)
        Liebe Grüße
        Hella

    2. Hallo Hella!

      Du schreibst: „Ich wär gern viel unabhängiger von materiellen Freuden, die ich mir als Ventil gönne, um meinen Job zu ertragen.“

      Hier die provokante Frage: Wenn Du einen Job hättest, der Dich glücklich macht, würdest Du dann mit weniger auskommen?

      Wenn Du nur deshalb so viel arbeitest, um mehr Geld zu verdienen um Sachen zu kaufen, damit Du Deinen Job aushältst, dann ist wirklich viel verkehrt!

      lg
      Maria

      PS: Ja, ich weiß wovon ich spreche. Ja, ich weiß was es bedeutet sich zu alt für den Arbeitsmarkt zu fühlen. Ich bin älter als Du.

      1. Liebe Maria,
        danke für Deine Frage, und danke, dass Du Dich mit meinen Gedanken auseinandersetzt. Es ist genauso, wie Du es schreibst, ich wäre viel glücklicher mit einem Job, der mich erfüllt und ich weniger verdienen würde. Dann wäre es auch kein Job mehr, sondern mein Beruf. Aber es braucht noch die „außergewöhnliche“ Gefühlslage, wie ich geschrieben habe, um eine Veränderung herbeizuführen. Das nervt mich selber, aber erst dann entwickle ich die nötige Konsequenz, um es durchzuziehen. Bis dahin begebe ich mich in die bequeme „Opferrolle“ und jammere über meinen Job. Das Schlimme an meinem Job ist nicht die Menge an Arbeit, das stört mich nicht, sondern das furchtbare Betriebsklima und zu sehen, was verkehrt läuft und es nicht ändern zu können aufgrund der Umstände. Ich kündige nicht, weil ich am Land wohne und 5 Minuten zum Betrieb habe und sich hier für meine Position 100 Leute bewerben, weil es so wenig freie Arbeitsplätze gibt. Du merkst, ich breite gerade beinhart meine Schwächen aus :-).
        Was würdest Du tun?
        lg Hella

        1. Hallo Hella!

          Mir ging es ganz ähnlich wie Dir und ich habe mich ähnlich wie Du verhalten. Und das über mehrere Jahre. Bis der Körper nicht mehr mitgespielt hat und ich krank wurde. Dann habe ich ein Jahr lang intensiv daran gearbeitet wieder gesund zu werden und habe danach meinen Job wieder aufgenommen (wurde wohl nicht klüger, Du siehst, ich weiß wirklich wovon ich spreche) und jetzt bin ich wieder krank. Mehr und anders als vorher. Und kann nicht mehr wegschauen, dass das etwas mit meinem Job zu tun hat. Du hast nur das eine Leben. Mehr gibt es nicht.

          lg
          Maria

  11. wundervoller gedankengang! mein mann und ich starteten einen ähnlichen weg bei der geburt unseres (damals schwer kranken) sohnes, entwickelten uns zusammen mit ihm immer weiter (ent-wickeln, heraus wickeln auf verstrickungen und gedankengefängnissen). als der zweite kam sind wir in ein kleines holzhäuschen am meer in irland umgezogen. es war nicht immer einfach doch wir ent-wickeln und immer noch. unser größter luxus ist vielleicht, einen eigenen brunnen zu haben, unser wasser, wir behüten es. ein wunsch für noch mehr autark-sein, solar- und/oder windenergie zu bekommen ist noch offen, vielleicht, eines tages, in zuge der weiter-entwicklung. danke für diesen wertvollen denkanstoß, gerne weiter so, gerne mehr inspirierende details!

    1. Moment mal Eliane,

      Du brauchst inspirierende Gedanken von mir?

      Einen der wahrscheinich inspirierendsten Menschen, siehst Du jeden Morgen im Spiegel!

      Krankes Kind, Irland, Meer, Holzhaus, Aromatherapie… Nur aus diesen Stichworten könnte ich einen ganzen Roman schreiben.

      Gruß Axel

  12. Bitte mehr davon – hab mich heute gefragt, wo ich stehe?
    Vor 2-3 Jahren noch vom Alltag überfordert, bin ich nun auf dem Weg in etwas ruhigere Fahrwasser. Erst jetzt kann ich wirklich darüber nachdenken – mal schaun, wo es hinführt. Danke für den Artikel.

  13. Hey Matthias!

    Es hat lange gedauert, bis ich mich (glaubhaft) vom Karrieredruck lossagen konnte. Nach langen Jahren des Selbstbetrugs, bin ich jetzt auf einem (meinem) richtigen Weg.

    Wo stehst Du wohl in fünf Jahren? Spannend!

    Axel

  14. Hallo Axel,
    Hast es getroffen – in fünf Jahren sind die 50 voll – was soll dann sein? Wohin, was wünsche ich mir? Fragen, die ich eigentlich im Moment nicht beantworten kann. Immer häufiger tauchen Fragezeichen in meinem jetzigen Lebensstil auf und stellen einiges in Frage. Im Grunde genommen bin ich anscheinend noch auf der Suche. Beiträge wie Deiner helfen bei der Suche.
    Matthias

  15. Hallo Maria!

    Danke fürs rebloggen. Ich habe mir deine Ergänzungen angesehen und mir ist da was aufgefallen. Du sprichst von einem radikalen und von einem leichten Weg, mit der Tendenz zu einer eher radikalen Wandel.

    Ich habe von kleinen Veränderungen gesprochen, die nicht zwingend leicht sein müssen. Ich glaube, dass beide Wege nicht leicht sind, verspreche mir aber von den kleinen Schritten mehr Nachhaltigkeit, weil die Gefahr sich zu verzetteln geringer ist.

    Welcher Weg auch immer, am Ende singt Franky: „I did it my way!“

    Gruß Axel

    1. Hallo Axel!

      Wenn ich so kryptisch rede ist es natürlich nicht leicht zu verstehen, was ich meine.

      Was ich sagen wollte. Ich habe in den letzten Jahren viele kleine Veränderungen gemacht um mich vor einer großen Veränderung zu drücken. Sie waren auch nicht alle einfach und leicht. Aber alle viel leichter als diesen Schritt zugehen. Aber in meinem Fall hat das eben nicht gereicht.

      Ich wollte nicht sagen, dass viele kleine Veränderungen leichter sind als eine radikale Veränderung – nicht verallgemeinernd. Nur auf meinen speziellen Fall bezogen waren 100 kleine Veränderungen leichter als 1 große. Und so waren 100 kleine Veränderungen, die in Summe wahrscheinlich viel schwerer waren, für mich leichter. Weil dieser 1 Schritt so viel Angst macht.

      Ich kenne das nur zu gut hinzuschauen und nicht zu wissen wo die Alternative wirklich ist. Und da ist es eben leichter in warmen aber viel zu harten Bett zu bleiben.

      Aber das geht hier wohl alles viel zu weit – in der Antwort an Hella kannst Du vielleicht noch etwas erkennen.

      lg
      Maria

      1. Hallo!

        Von außen betrachtet bin ich derzeit auch eher mit kleinen Schritten unterwegs, der ganz große Sprung steht noch aus. Wobei das eigentlich nicht stimmt, denn den größten und wichtigsten Schritt habe ich schon geschafft: Ich will etwas in meinem Leben verändern, und die Richtung ist Minimalismus. Diesen Punkt zu überschreiten, zu sagen: „Ich steige aus aus dem Hamsterrad, ich hebe meinen Hintern hoch und tue etwas“ war ein Riesen Schritt. Ein Kollege von mir sagt gerne „Eine Idee, deren Zeit gekommen ist, kann man nicht aufhalten.“ Genauso ist es bei mir. Allein diese Erkenntnis hilft ungemein. Ich möchte keinesfalls von einem Hamsterrad in das nächste und jetzt unbedingt dieses oder jenes umzusetzen, damit ich ein „richtiger“ Minimalist werde. Ich brauche mich nicht unter Druck zu setzen, denn die Idee kann man nicht aufhalten. Das Tempo ist für mich nicht entscheidend.
        Wenn man besonders unter Druck steht, kann ich nachvollziehen, daß hier manchmal kleine Schritte nicht reichen. Da braucht es dann mal einen großen Sprung. Aber auch hierfür kann man mit kleinen Schritten „Anlauf nehmen“. Man sollte einfach versuchen, auch jede kleine Veränderung als Erfolg zu feiern, das gibt Kraft für die nächsten Schritte oder den großen Sprung.
        Nach meinem großen Sprung im Kopf sind für mich die kleinen Schritte im Moment genau das richtige. Hinzu kommt, daß ich so die Familie ein wenig besser „mitnehmen“ kann. Die betrachen meine Aktionen eher abwartend, wobei auch sie die positiven Veränderungen registrieren und mitmachen. Wenn ich aber morgen den Fernseher rausschmeiße und das Auto verkaufe, gibt das Mecker. Wobei, am Abschaffen des Fernsehers arbeite ich, und sehe durchaus Chancen…
        Wer vor einem großen Sprung steht, ich drücke die Daumen…

        Grüße
        Jens

  16. Übrigens, Axel, ich bin die erste Käuferin Deiner Sammlung von Kurzgeschichten, ich liebe Deinen Schreibstil :-) (habe gerade stalkermäßig ;-) gegoogelt und Deinen Hundepost gelesen, genial). Bitte mehr von Dir! Wieso Blogger ohne Blog und nicht mit einem eigenen Blog?

    Lg Hella

  17. Die erste Sammlung von Kurzgeschichten wird kostenlos sein. Die Leser können dann -das was ihnen das e-Book wert ist- an eine Organisation ihrer Wahl spenden.

    Es ist Zeit etwas zurückzugeben!

    Blogger ohne Blog, weil es keiner so richtig versteht. Und genau deshalb finde ich es spannend. ;-)

  18. Hallo Axel,
    wunderbarer Beitrag! Ich mag auch den Weg der kleinen Schritte, obwohl ich eher jemand bin, der nicht lang überlegt und eher überstürzt aktiv wird. Das könnte auch leichter gehen, aber ich habe dadurch viel über mich gelernt. Wer ich bin, was ich brauche und was nicht. Und vor allem wozu ich fähig bin, wenn es brenzlig wird. Ich bin auch 46 und habe mich letztes Jahr das dritte Mal selbständig gemacht, obwohl ich nicht so recht wusste womit. Zwischen meinen Selbständigkeiten hab ich immer mal wieder gemeint, zurück ins Hamsterrad eines sicheren Jobs würde mein Leben einfacher machen. Das einzige was einfacher war, war das Geld am Monatsende auf dem Konto, der Rest hat mir nur geschadet. Und jetzt weiß ich, dass das nichts für mich ist, ich will frei sein und das bin ich jetzt. Und siehe da: nach nur einem halben Jahr hatte ich Traumkunden, die mir sogar von selbst mein Honorar erhöhen. Ich tue nur noch was ich will, arbeite selten mehr als vier Stunden am Tag und das auch nicht jeden Tag. Was ich damit sagen will ist: Es funktioniert, wenn man nur selbst an sich glaubt und den Schritt wagt. Dann kommt alles was nötig ist. Es kann nur etwas Neues kommen, wenn man Raum dafür schafft. Das ist für mich Minimalismus. Raum schaffen für das was ich mir wünsche und was mich glücklich macht. In diesem Sinne wünsche ich allen viel Kraft und Mut auf Weg in die Freiheit!
    Alles Liebe
    Anita

    1. Hallo Anita!

      Ein Hamsterrad sieht von innen ja aus wie eine Karriereleiter. Da verliert man manchmal die Orientierung.

      Deine Erfolgsgeschichte ist wirklich motivierend. Danke dir dafür!

      Gruß Axel

  19. Hallo zusammen,
    seit einiger Zeit ist das Thema Minimalismus auch mein Thema. Aber nur ganz langsam wächst es so nach und nach. Es fängt banal an, mit meinem Kleiderschrank und Schuhregal, und frisst sich immer weiter durchs ganze Haus und Leben. Fernseher ist schon seit Jahren passé und es ist soooooo befreiend. Komisch ist allerdings, wenn man mit Kollegen zusammensitzt, die von Sendungen berichten, wie wohl aktuell Dschungelcamp, und ich mir dann vorkomme wie auf dem Mond. Aber andererseits auch sehr happy, da ich nicht das Gefühl habe, was zu verpassen. Ganz im Gegenteil, wie viel Zeit ich spare, nur ohne Fernsehen allein schon. Und die setz ich um fürs laufen, radeln, lesen, träumen… Und wenn dann mal Fragen kommen, wie ich das denn alles so „schaffe“ (u.a. vieles sportlich machen, viele Bücher lesen, ganz abgesehen von Versorgen von Haus und Familie), antworte ich gerne, rechne mal die Zeit vorm TV zusammen, dann stell Dir vor, Du machst in der Zeit was anderes. Denn zaubern kann ich ja auch nicht und aus 24 Stunden 48 machen. Hach, und ich bin erst am Anfang… ich freu mich auf alles was noch an minimalistischen kommt…
    liebe Grüße von Birgit (die schon 47 ist, und hofft hier trotzdem schreiben zu dürfen, hihi :-) mir fällt noch ein, das minimalistischste wird vielleicht sein, dass ich nur 31 Stunden (75 %) bis zur Rente weiterarbeite, denn ich komme gut mit dem Geld aus, mehr brauchts nicht, und ich habe 2 Stunden mehr Zeit…. juchhuuu, das ist doch was.

    1. Hey Birgit,

      ich habe keine Berührungsängste in Bezug auf reifere Frauen, also schreib was immer Du magst! ;-)

      Das läuft richtig gut bei dir. Immer wieder schön zu lesen, dass es möglich ist minimalistischer zu leben.

      Gruß Axel

      1. Hei Axel,
        die 47 war eine Anspielung auf einige 46er Kommentatoren weiter oben.. nichts weiter.
        Und ich hoffe, meine Reife kommt noch… :-)
        liebe Grüße
        Birgit

  20. Sehr interessant! Wie unterschiedlich die Wege sein können…
    Mein Weg hiess nie minimalistisch leben, sondern bewusst leben. Daher stelle sich die Frage nach dem “Was will ich erreichen“ auch gar nicht. Irgendwann hab ich mir die Fragen gestellt, was habe – ja, auch erreicht -, was will ich wirklich und was brauche ich? Erreicht habe ich fast alles. Fehlt nur ein Haus. Da gehen meine Vorstellungen und die der Gemeindeverwaltung noch ganz auseinander…
    Auto ja, bis die Kosten den Nutzen übersteigen. Kurze und mittlere Wege werden zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt.
    Klamotten werden “aufgetragen“ und mit Qualität ersetzt. Lieblingstücke auch öfter repariert.
    Gut, die CDs und Bücher habe ich in ein 2. Leben entlassen und nur die Besten durften bleiben.
    Und so hat sich mein Besitz, grade mit der Frage will und brauchen, massiv reduziert.
    Bin ich jetzt doch Minimalist oder nur kritischer Konsument, der Nein sagen kann?
    Die Frage kann man gar nicht beantworten, glaube ich, weil die Übergänge fließend sind.
    Und diesem “Hardcoreminimalismus“ der im Netz so oft propagiert wird kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Das grenzt für mich an Selbskasteiung.
    Jetzt wollte ich nicht so viel schreiben, sondern einfach nur danken, für die neue Sichtweise.

    1. Hey Thomas,

      interessanter Kommentar (Artikel, bei der Länge). Ich bin da ganz bei dir. „Nenn es wie Du willst, aber mach keinen Hype daraus!“

      Welches sind denn die „besten Bücher“, die Du behalten hast?

      Gruß Axel

      1. Hallo Axel,
        Ganz schön späte Antwort von mir…
        Geblieben sind einige Bücher von S. King. Nicht die ala Christine, sondern die, wo er mit der Psyche spielt. Ansonsten noch 100 wichtige Bücher für mich, viele Reiseberichte, wie der von Thomas Bauer „Frankreich erfahren: Eine Umrundung per Postrad“.

        Grüsse
        Thomas

  21. Ich nochmal, mich lässt dieser Beitrag nicht los. Was mich reich macht? IHR! Du, Axel, mit Deinem Beitrag! Und ihr alle mit euren Kommentaren! Ihr habt mich so bereichert, danke dafür! So wunderbare, reflektierte und ehrliche Beiträge, danke, danke; danke.

    Mein kleiner Schritt diese Woche: ich gehe in der Mittagspause immer raus. Nicht mehr in der Firma bleiben, eine Runde drehen im Freien löst so viel bei mir. Und ich habe unterschwellige Konflikte mit meiner Kollegin angesprochen, weil ich die Spannungen nicht mehr ertragen will. Alles nur wegen euch :-) Nochmals DANKE dafür.

    PS: wo gibt es nur so tolle reflektierte Männer (huuuh, ich weiß, Vorurteil :-)) wie ihr seid. Von uns Frauen bin ich es ja gewohnt ;-)

    Hella

  22. Hey Hella,

    schön, dass sich die Dinge so gut für dich entwickeln. Das freut mich!

    Man muss schon den richtigen Blog erwischen, um mit einem Beitrag so durchzudringen und solche Kommentare zu bekommen. Glück gehabt! ;-)

  23. Seit nunmehr 12 Jahren lebe ich als zeitreicher Mensch, der es Anfangs vor allem als Widerstandshandlung betrieb, – wie sonst könnte ich vermeiden anderen zu schaden – der jedoch inzwischen wirklich täglich seinen Reichtum genießt und mit zwei Hunden als ökologisches Monstrum angefeindet werden darf.
    Ich lebe auf ca. 30 qm, habe einen Gemüsegarten, verbringe täglich etwa fünf Stunden auf Streifzügen durch die Wälder und über die Flure.
    Das ist wahre Feude – gemeinsam mit meinen beiden Begleitern.

    Meine Hütte steht jedem der mich besuchen möchte offen – es gibt Wasser, Tee, Gemüse und Obst – je nach Jahreszeit.

    Man muss mich nur finden – ich schreibe meine Gedanken in einem Blog –

    mein Laptop ist ein IBM vom Schrott, Smartphone besitze ich keines, Telefon – nein!, Auto – nein!

    Manches aus meinem früheren Leben vermisse ich – doch ich kann mir keinen Luxus gönnen, wenn ich reflektiere, was dahinter verborgen liegt.

    Solange die globale Welt, für Milliarden Menschen die reale Hölle ist, gilt für mich der minimalistische Reichtum, als der einzige, der mir ein gutes Lebensgefühl schenken kann.
    Leider wird man einsam bei solcherart zu leben.

    Doch ich bin auch ein intolerantes Wesen – wer mich antrifft, muss meine Meinung anhören, ich verschone Niemanden – Höflichkeitsfloskeln sind mir ein Graus!

    1. Ich finde deinen Selbstversorger-Ansatz absolut nachvollziehbar, aber ich frage mich, wie Du deine Hunde versorgst. Geht das, trotz des Konsumverzichts?

      Ansonsten wünsche ich dir ein intolerantes und floskelfreies Restleben! ;-)

      1. … das meiste Fleisch besorgen sich die Pfoten an den „Bruchstellen“ – doch 100% Konsumverzicht schaffe ich nicht – ich erwirtschafte ca. 300 Euro p.M. (Schnitt) – damit zahle ich Wasser und Strom für die Hütte (das Netz gibt’s gratis von einem Hof in der Nähe – ich lebe in relativer Harmonie mit meinen in der Umgebung lebenden Artgenossen)
        Von dort kommt auch die ein oder andere Frischfleischzufuhr (ich selber esse vielleicht einmal im Monat Fleisch… bin zu 90% Veganer – verbiete mir aber nicht ab und an Käse, Milch und eben Fleisch – auch Eier in Mehlspeisen – nur eben sehr selten – sozusagen als „Festessen“ – ach ja – Fisch auch – ebenso selten – die 10% eben).
        Danke für die Wünsche, vielleicht wanderst Du ja mal durch Niederbayern – bring einen schönen Apfel oder vielleicht ein Fläschchen Walnusslikör mit ;-)……
        – meine private Spezialität – Walnusscreme auf selbstgebackenes Brot mit Honig –
        ups – und Honig – schon wieder nicht vegan – ……

        Na ja – bin ein ökologisches Monster.

  24. Hallo Christof,

    klar ist das Minimalisten mit weniger Geld auskommen können. Weniger Geld könnte weniger Arbeit bedeuten. Mich würde Interessieren ob Minimalisten die hier auf deinem Blog aktiv sind, ihre Arbeit durch Teilzeit reduziert haben?

    Zum Beispiel:
    Ich bin seid 2010 in Teilzeit und arbeite 32 Stunden die Woche. Mein Wochenende beginnt bereits am Freitag. Das ist echte Lebensqualität.

    Wäre das nicht mal ein Thema für deinen Blog. Vielleicht mit einer Umfrage dazu?
    Minimalist = Teilzeit?

    Gruß
    Oliver

    1. Hallo Oliver,

      vielen Dank für Deinen interessanten Kommentar.

      Ein einfaches Leben kann auf jeden Fall bedeuten, dass man das Arbeitspensum reduzieren kann, früher in Rente gehen kann oder ein Sabbatjahr machen kann. Ich habe das hier und da auf diesem Blog schon angesprochen. Wäre aber durchaus etwas für einen extra Blogartikel. Habe mir die Idee mal notiert ;-)

      Ich selbst habe in der Vergangenheit schon drei Auszeiten vom festen Job genommen – die längste war eine eineinhalbjährige Radweltreise. Ohne Minimalismus und eine Reduzierung der Ansprüche wäre das nicht möglich gewesen. Gefehlt hat mir trotzdem nichts.

      Auch meine Selbstständigkeit als freier Autor konnte ich nur wagen, weil ich viel weniger benötige als vor ein paar Jahren noch. Wo ich nun bald vier Wanderführer auf dem Markt habe und auch meine Arbeitsabläufe optimiert/vereinfacht habe, kann ich auch das Arbeitspensum reduzieren. Ich versuche maximal sechs Stunden pro Tag zu arbeiten. Werde es mal deutlich mehr, schreibe ich an einem der folgenden Tage überhaupt nicht.

      Minimalismus bedeutet für mich Freiheit und eröffnet mir ungeahnte Möglichkeiten. Der Druck, ständig viel Geld verdienen zu müssen, fällt weg. Und Zeit ist plötzlich auch reichlich vorhanden.

      Viele Grüße

      Christof

      1. Hach, das klingt so herrlich. Ich bin ein großes Stück neidisch und bewundere Deine Entscheidung, Dein Leben selbst zu bestimmen. Ich arbeite derzeit noch Vollzeit und arbeite jeden Tag daran, meinem Ziel, weniger zu arbeiten und mehr zu leben, einen Schritt näher zu kommen!
        Viele Grüße aus Bbg!

  25. Hallo!

    Durch einen minimalistischeren Lebensstil war es bei uns möglich, dass meine Frau unsere beiden Kinder zu Hause betreuen konnte bis sie mit 3 Jahren in den Kindergarten gegangen sind. Insgesamt waren das 5 Jahre Elternzeit mit einem Einkommens“verlust“ von ca. 1000 €/Monat. Das ist finanziell schon arg knapp, daher hat sie angefangen wieder zu arbeiten, allerdings nur in Teilzeit. Wo wir früher ohne Kinder problemlos zwei Vollzeitgehälter „durchgebracht“ haben, kommen wir jetzt mit einem Vollzeit- und einem Teilzeitgehalt gut hin. Insgesamt hat sich unsere finanzielle Situation noch verbessert. nächstes Jahr dürften wir die schwarze 0 schaffen ;-)
    Ein Stück weit dem „höher, schneller, besser, neuer“ zu entsagen entspannt aber nicht nur die finanzielle Situation, sondern das Leben insgesamt. Ganz ehrlich: Eine schöne Herbstwanderung mit Picknick und ausgiebigem Sammeln von Bastelmaterial ist günstiger und macht viel mehr Spaß als ein samstäglicher Shoppingtrip mit dem Kauf sinnloser Kleinigkeiten und anschließendem Fast Food…

    Grüße
    JayPee

    1. Inspirierender Kommentar. Mir wird ja immer mal wieder vorgehalten, dass ein minimalistischer Lebensstil mit Kindern nicht möglich ist. Ihr seid ein Beispiel, dass es eben doch geht und ja gerade sogar Sinn macht, da man mehr Zeit und Freiheit hat, die man für Unternehmungen mit den Kindern nutzen kann.

      Viele Grüße

      Christof

  26. Hallo Christof,

    danke. Natürlich geht Minimalismus mit Kindern. Er sieht vielleicht nur etwas anders aus als bei Paaren ohne Kindern oder Singles. Als Single hätte ich wahrscheinlich kein Auto, bei unserer aktuellen Lebenssituation kann ich mir aber nicht vorstellen, auf ein Auto zu verzichten. Das ist allerdings eine zuverlässige (360.000km), sparsame (<4,5l/100km) Möhre und nicht das neueste Statussymbol.
    Gerade kleinen Kindern liegt Minimalismus. Immer wieder beobachte ich im Bekanntenkreis, wie Kinder mit Spielzeug überhäuft werden und völlig überfordert sind. Die Motive mögen gut sein, trotzdem tut es den Kindern nicht gut. Wir versuchen, statt Dingen unseren Kindern eher Erlebnisse zu schenken. Sie haben deutlich weniger Spielzeug als viele ihrer Freunde, aber sie haben keinen Mangel daran. Zu Weihnachten gibt es nur wenige Geschenke, die wir aber sehr bewusst auswählen. Nach einiger Überzeugungsarbeit macht auch die Verwandschaft mit. Der absolute Renner letztes Jahr waren übrigens zwei Pappschalten von Oma für zusammen nicht mal 10€: Eine mit Spieluhr für die Kleine und eine Piratenschatzkiste für den Großen. Tagelang waren die beiden damit beschäftigt, Haarspangen, Selbstgebasteltes, Piratengold (= mit Goldfarbe angemalte Steine), Eicheln und Kastanien rein- und rauszusortieren. Die Schachteln wurden versteckt, es wurden Schatzkarten gezeichent, ein Pirat räuberte den anderen aus…
    Die beiden lieben den wöchentlichen Bibliotheksbesuch, man muss nicht alles kaufen. Uns ist es wichtig, dass die beiden auch früh den Umgang mit Computer, Internet, Smartphone etc. lernen, denn das wird ihr Leben noch mehr prägen als bei uns. Aber einen bewussten Umgang als Werkzeuge, zur Information und zur Unterhaltung, nicht als Zeitvertreib.

    Grüße
    Jay

  27. Der Gastbeitrag vom Fischer berührt mich sehr, denn mein Vater war ein solcher Fischer, der seine Tochter immer wieder aus dem Stubenhockerdasein eines Bücherwurms ins Freie lockte, um die Natur zu genießen, Pilze und Beeren sammelnd, dem Vogelgezwitscher lauschend. Was für eine tolle Zeit, die ich zurücksehne und woraus sich meine minimalistische Philosophie als kleiner Baum auf dem Berg entwickelt hat.Lesen ist schön, leben ist schöner! Lieben Gruß, Evelyne

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