„Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.“ (Sokrates, griechischer Philosoph, 479 v. Chr. – 399 v. Chr.)
Entrümpeln ruft Glücksgefühle hervor
Sachen wegzuwerfen, zu verschenken oder zu spenden, empfinden die meisten Menschen als befreiend. Entrümpeln kann Glücksgefühle hervorrufen und sogar Schmerzen lindern, weil der Ballast – nichts anderes ist ein Überfluss an Sachen – von den Schultern fällt.
Nach dem Entrümpeln sind die Vorteile eines einfachen Lebens offensichtlich. Minimalisten haben mehr Zeit, Geld und Platz. Konsum und Sachen spielen eine untergeordnete Rolle. Anstelle Sachen zu kaufen, nach Hause zu transportieren, zu verwenden, zu sortieren, zu pflegen, zu putzen, zu reparieren, zu ersetzen und dann wieder von vorne anzufangen, machen Minimalisten lieber Sachen, die ihnen wichtig sind. Das ist für mich der Hauptgrund, warum dieser Lebensstil zu mehr Glück und Freiheit führt.
Das schleichende Zurümpeln
Doch warum fällt es den meisten Menschen so schwer, nach dem Entrümpeln die neu gewonnene Einfachheit und Aufgeräumtheit beizubehalten? Es liegt an dem Zurümpeln, das fast unmittelbar dem Entrümpeln folgt. Wir kaufe Sachen, wir bekommen Sachen geschenkt, wir leihen uns Sachen, wir ziehen Sachen aus dem Briefkasten. Das passiert einfach so, ohne dass wir es wirklich wahrnehmen. Wir sind es von Klein an gewohnt. Unser gesamtes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ist darauf ausgelegt, dass wir Sachen anhäufen, die wir nicht brauchen, bis unser Wohnraum aus allen Nähten platzt und wir in eine größere Wohnung ziehen müssen. Ich bezeichne dieses Phänomen gerne als das schleichende Zurümpeln.
5 Strategien, wie Du das Zurümpeln vermeidest
Wie schwierig es ist, das schleichende Zurümpeln zu vermeiden – also nach dem Entrümpeln den Status Quo beizubehalten – sehe ich an vielen Kommentaren auf meinem Blog und in E-Mails meiner Leserinnen und Leser. Darin finden sich oft Sätze wie „Ich entrümple meine Wohnung regelmäßig“, „Ich miste meinen Kleiderschrank alle drei Monate aus“ oder „Entrümpeln ist für mich eine Art Hobby geworden“. Sie sind alle in die Falle des schleichenden Zurümpelns getappt, sonst müssten sie nicht wieder und wieder entrümpeln.
Die folgenden Strategien haben mir geholfen, bewusster zu konsumieren und das Zurümpeln zu vermeiden. Sie sollten auch bei Dir funktionieren. Am besten machst Du Dir die Strategien zur Gewohnheit, damit früher oder später nicht wieder der Schlendrian Einzug hält.
- Abwarten, dann (vielleicht) kaufen. Käufe sind oft Spontankäufe. Wir lassen uns gerne vom Übermaß an verführerischen Angeboten überrumpeln. Zuhause verschwinden die Spontankäufe oft im Schrank oder Regal und werde nie verwendet. Wenn Du das nächste Mal den Drang verspürst, etwas zu kaufen, was nicht auf Deiner Einkaufsliste steht, lege es zurück in die Auslage und schlafe ein paar Nächte drüber. In den meisten Fällen wird der Kaufimpuls dann längst verschwunden sein.
- Stell Dir vor jedem Kauf die folgenden Fragen: Besitze ich diesen oder einen ähnlichen Gegenstand nicht schon? Kann ich den Gegenstand nicht genauso gut ausleihen – etwa von Nachbarn, Freunden oder aus der Bücherei? Besitze ich den Gegenstand nicht schon in defektem Zustand und kann ihn reparieren oder reparieren lassen? Löst der Gegenstand ein Problem, das mich belastet? Bereichert der Gegenstand wirklich mein Leben? Vereinfacht der Gegenstand mein Leben oder ist eher das Gegenteil der Fall?
- Kauf vs. Arbeitszeit. Anstelle viel zu arbeiten, um viel zu konsumieren und viel zu träumen, kann man auch weniger arbeiten und weniger konsumieren, um seine Träume zu verwirklichen. Ohne diese simple Strategie wäre es mir nicht möglich gewesen, anderthalb Jahre auf Radweltreise zu gehen, viermal über die Alpen bis ans Mittelmeer zu wandern und mich ohne Schreiberfahrung als Autor selbstständig zu machen.
- Für jeden neuen Gegenstand, verlässt ein alter die Wohnung. Wenn Du also ein Buch geschenkt bekommst, stellst Du ein bereits gelesenes in ein Öffentliches Bücherregal. Kaufst Du eine neue Jeans, spendest Du eine alte Hose dem nächsten Oxfam Shop. Lebensmittel, Kosmetika, Putzmittel u. ä. sind davon ausgenommen.
- Meide Werbung. Rund 5.000 Werbebotschaften prasseln täglich auf jeden von uns ein. Wer das realisiert und diese Attacken bewusst meidet, kann dem Konsumpf entkommen, in dem wir fast alle stecken. Ich empfehle, einen „Bitte keine Werbung“-Aufkleber am Briefkasten anzubringen, die Glotze zu verkaufen, offline zu gehen und stattdessen zu wandern.
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Hallo Christof!
Für mich war das Entrümpeln so mühsam, dass ich mich wirklich bei jedem Ding frage, ob ich das in meinem Leben haben will. Und dann denke ich an die vielen Stunden zurück, in denen ich geräumt habe.
Ich gehe auch einfach nicht mehr einkaufen, das hilft auch. Und alles, was ich geschenkt bekomme und doch nicht brauche, schenke ich sofort weiter.
Es kommt einfach nicht mehr viel in meine Wohnung rein. Ich finde es auch den falschen Ansatz zu sagen, wenn ich eine neue Jeanshose kaufe, muss eine alte gehen. Der Weg kann nur umgekehrt sein, wenn eine alte Jeanshose unreparierbar kaputt wird, erst dann kaufe ich eine neue.
lg
Maria