Mathom-Geschenke aus der Box

23. September 2020 - von Christof Herrmann - 26 Kommentare
Mathom-Geschenke aus der Box - Foto: Peter H von Pixabay

„Geben ist seliger als Nehmen.“ (Apostelgeschichte 20,35)

Vorbemerkung: Dieser Artikel ist ein Auszug (ein komplettes Kapitel) aus meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“, der als Buch und E-Book bei Gräfe und Unzer (GU) erschienen ist.

Obwohl ich kein Fantasy-Fan bin, habe ich in der von J. R. R. Tolkien erschaffenen und durch seine Bücher „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ bekannten Fantasiewelt etwas sehr Interessantes entdeckt. Die Hobbits bezeichnen ein Ding, das für sie keinen Nutzen hat, das sie aber nicht wegwerfen wollen, als „Mathom“. Solche Mathoms werden von den Hobbits gerne gesammelt und dann bei Gelegenheit verschenkt.

Die Idee mit der Box

Von dieser Hobbit-Idee inspiriert habe ich daheim eine Box in der Größe eines kleinen Umzugskartons aufgestellt, die ich mit Mathoms fülle. Im Moment befinden sich in dieser Box zwei DVDs, zwei Musikmagazine, ein Roman, ein Kochbuch, Autorenexem-plare meiner Wanderführer, ein Handtuch, ein Mitbringsel vom Jakobsweg, ein handbemalter Teller aus Tunesien, mehrere Kleiderbügel aus Holz, eine Duftkerze, eine Packung Tellerlinsen, herbstlich gefärbte Blätter aus dem Wald und noch ein paar Dinge mehr. Ich sammle darin auch Schleifchen, Grußkarten, gebrauchtes Geschenkpapier und bunte Magazinseiten, die ich zum Einpacken der Geschenke verwende.

Jedes Mal, wenn ich ein Geschenk benötige, also jemand Geburtstag hat, Weihnachten ansteht oder ich bei Freunden eingeladen bin, gehe ich meine Mathoms durch. Überraschend oft finde ich etwas Passendes.

Verschenke Mathoms und rufe auch Deine Lieben dazu auf

Ich lege Dir ans Herz, ebenfalls so eine Box anzulegen. Du sammelst darin alles, was Du beim Ausmisten findest, was Dir aber zu schade zum Wegwerfen oder Spenden ist. Auch Dinge, die Du geschenkt bekommen hast und einfach nicht gebrauchen kannst, aber auch Selbstgemachtes wie Marmelade, Chiliöl, Badekugeln, Lesezeichen und Topflappen sind originelle Mathoms. Denkst Du bei einem der Dinge schon an einen möglichen Empfänger, kannst Du einen Klebezettel mit dessen Namen drankleben.

Immer wenn Du Mathoms verschenkst, sparst Du Zeit und Nerven und tust darüber hinaus etwas für Deinen Geldbeutel und die Umwelt. Fürchte Dich nicht vor enttäuschten Blicken. Die Mathoms haben oft eine originelle Geschichte, die Du erzählen kannst. Erkläre auch die Beweggründe, warum Du keine Neuware verschenkst, und rufe Deine Lieben dazu auf, ebenfalls eine solche Box anzulegen und Dir das nächste Mal etwas daraus zu geben.

Du kannst auch zu einer Mathom-Party einladen. Dabei bringt jeder für jeden ein Mathom mit. Nach dem Auspacken darf getauscht oder weitergeschenkt werden.

Was Kinder durch die Mathoms alles lernen

Kinder lieben solch eine Box. Sie können Spielsachen, mit denen sie nicht mehr spielen, und andere Dinge darin sammeln. Wenn ihre Freunde zu Besuch kommen, dürfen die sich etwas aussuchen. Oder die jungen Besucher bringen eigene Mathoms mit, dann können die Kinder diese untereinander tauschen.

Mit dem Mathom-Prinzip lernt der Nachwuchs, Ordnung zu halten, zu verhandeln, zu tauschen sowie nachhaltig und minimalistisch zu leben. Auch Werte wie Großzügigkeit, Empathie und Genügsamkeit werden so auf spielerische Weise vermittelt.

Achtung! Nicht zumisten

Es geht beim Thema Minimalismus, vor allem in seiner Anfangsphase, viel ums Ausmisten. Und oft passiert es, dass wir den geschaffenen Freiraum bald wieder zumisten. Dazu sollte die Mathom-Box natürlich nicht beitragen. Achte deshalb darauf, dass sie nicht größer als eine kleine Umzugskiste von etwa 50 × 40 × 30 cm ist. So behältst Du die Übersicht, was alles drin ist, und verringerst Du die Gefahr, im Laufe der Zeit doch wieder zu viele Dinge anzusammeln.

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26 Kommentare für “Mathom-Geschenke aus der Box”

  1. Servus Christof,

    ich bin auch ein Fan dieser Fantasy-Reihe, obwohl dieses Genre eigentlich nicht ganz mein Geschmack ist. Diese Idee ist jedenfalls toll!
    Habe es – idealerweise im Zuge der Vorbereitungen für einen Umzug sehr passend – umgesetzt und nun kann sich die Box langsam füllen, leeren und wieder füllen. :-)

    Beste Grüße,
    Viktor

      1. Servus Christof,

        aber selbstverständlich. :-) Du bist herzlich willkommen in Oberfranken und darfst jedes Mal in die Box schauen. ;-)

        Beste Grüße (noch) aus Gehrden,
        Viktor

  2. Schöne Idee, die mir auch schon beim lesen deines Buchs gefallen hat und die ich bereits umgesetzte. Mach bitte weiter mit deinem Blog. Er ist für mich seit langem eine Lebenshilfe und Inspirationsquelle!

  3. Merhaba (türkisch)Hallo Christoph,
    dieses Prinzip der Mathom- Box habe ich tatsächlich schon vor meiner Wohnungsauflösung gemacht. Plötzlich hatte ich Dinge in den Händen, da wusste ich genau, wem ich es schenke. Ich habe auch Dinge zurück geschenkt, weil ich sie nicht mit ins Ausland nehmen wollte.
    Vielen Dank für deine inspirierenden Beiträge.
    Grüsse aus der Türkei
    Beate

  4. Hallo Christof,
    ich habe schon lange so eine Kiste. Diese stand anfangs auch gut sichtbar im Flur mit dem Hinweis „Zu verschenken“. Leider hat sich aber niemand daraus bedient :( Angeregt durch deinen Beitrag werde ich eine schöne Kiste oder einen Korb raussuchen, wieder in den Flur stellen und als „Mathom-Kiste“ beschriften. Vielleicht sorgt das für Neugier und die Leute trauen sich, etwas mitznehmen. Die Sache mit den Mitbringseln bei Einladungen sehe ich etwas kritisch, da ich dann Gefahr laufe, dass andere mir dann auch wieder irgendwelche Stehrümchen mitbringen, was ich glücklicherweise weitgehend abgeschafft habe.
    Herzliche Grüße
    Sabine

    1. Hallo Sabine,

      ich würde noch zusätzlich etwas wie „Bediene Dich gerne“ oder „Zu verschenken“ drauf schreiben, weil mit dem Begriff „Mathom-Kiste“ ja kaum jemand etwas anfangen kann.

      Klar, wenn Ihr die Schenkerei abgeschafft habt (siehe auch Kapitel 45 „Wie feiern und schenken Minimalisten“), macht es wenig Sinn, dass Du zu einer Einladung etwas aus der Box mitbringst.

      Viele Grüße

      Christof

      1. Bei uns gibt es das als Julklapp oder Wichteln. Bevorzugt werden Hausgreuel verteilt, der Spaß ist riesengroß und was nicht gefällt wird beim nächsten Wichteln wieder eingetauscht. Der Lerneffekt ist sicher gegeben, denn es gibt Dinge, die sind einfach schön und furchtbar, reine Deko zum Weglaufen. Oder Gefährliches : Gehäkelte Topflappen mit denen man sich bloß verbrennt, weil sie zur Hälfte aus Löchern bestehen.

      2. „Zu verschenken“ stand ja auf der Kiste, das hat nicht funktioniert… Daher der Gedanke mit dem geheimnisvollen Begriff der „Mathom-Kiste“ :-) Aber wahrscheinlich stelle ich einfach wieder öfter einen „zu verschenken“-Karton vor`s Haus. Das klappt fast immer. Manchmal werden aber einige Dinge mitsamt dem Karton mitgenommen (obwohl ich immer hinschreibe, diesen doch bitte zum Wiederbefüllen dazulassen) und der Rest lieb- und achtlos auf die Strasse geworfen. Das finde ich nicht in Ordnung und ein solch geringschätzendes Verhalten tut mir in der Seele weh.

        1. Hallo Sabine, hallo Christof,

          an eine Verschenkkiste vor meinem Hauseingang hatte ich auch mal gedacht und den Gedanken wieder verworfen, da ich an einem vielbegangenen Schulweg wohne und einige Halbstarke aus Übermut den in der Nähe stehenden Altkleider-Sammelbehälter gerne im etwa halbjährlichen Turnus in Brand stecken.
          Hatte auch schon mal daran gedacht, meine Kirchengemeinde nach der Möglichkeit zu fragen, neben dem Eingang zum Gemeindehaus tagsüber die Kiste hinzustellen. Nicht nachts, denn einer Paderborner Kirchengemeinde und einer anderen in Lippe wurde die ständige Give-away-Box mehrfach angezündet, wie auch in Detmold ein öffentlicher Bücherschrank.
          Also habe ich die Sachen (in der Regel Deko und Hausrat) erstmal gespeichert, und dann zusammen mit Aussortierungen meiner Verwandtschaft und schwiegermütterlichen Erbstücken den Wagen vollgeladen und zur Brockensammlung nach Bethel, Bielefeld gebracht. Abgelegte gut erhaltene tragbare Kleidung kommt in den Container von Agape e.V. am Gemeindehaus, da weiß ich, dass die Kleidung an Partnergemeinden in Rumänien weitergegeben wird.
          Vielleicht gibt es ja auch in eurer Nähe caritative Einrichtungen, die ein ähnliches Modell betreiben. Oder eine Kirchengemeinde, die sich auf solche Obhutmethoden wie von mir angedacht (aber wieder zurückgestellt) eingestellt hat? Z.B in einer Art terminierten Verschenkbörse, an deren Ende aber die Beitragenden ihre nicht geholten Sachen fairerweise wieder zurücknehmen sollten?
          Beste Grüße

          Jörg

          1. Hallo Christof,

            danke für den Tipp miit Wohin damit. Zuletzt hatte ich die Seite vor drei Jahren angeklickt, da war in meinem Umkreis gähnende Leere. Inzwischen sind tatsächlich vier Adressen im mittleren Umkreis (25-50 km) eingetragen.

            Beste Grüße

            Jörg

  5. Lieber Christof,

    diese Kiste ist eine wunderbare Idee (besonders 3 Monate vor Weihnachten). Man kann ja die Sachen wirklich für Festtage (also Weihnachten, Geburtstag etc.) sammeln. Oft sieht man den Sachen gar nicht an, dass sie gebraucht sind (z.B. Bücher, CDs, DVDs,…).

    Bei Besuche bringen wir uns abwechselnd immer die Jause mit ;-)

    Liebe Grüße aus Wien, Alexandra

    1. Die Idee mit der Jause find ich originell. Wenn ich mit meiner Vandergruppe unterwegs bin und wir nicht vegan einkehren, machen wir immer ein Potluck-Picknick. Jeder bringt als ein Gericht mit, von dem dann jeder essen kann.

      Viele liebe Grüße aus Nürnberg

      Christof

  6. Hej Christoph,

    wie lustig zu lesen. Ich habe seit langer Zeit so eine „Geschenke-Box“ daheim, sie hatte bisher nur keinen passenden Namen. Bisher hat sich immer ein Abnehmer, oder eine passende Gelegenheit gefunden, das die Dinge nie lange in der Box verweilen.
    Liebe Grüße, Kristin

    1. Hey Kristin,

      na toll, und ich dachte, ich hätte was ganz Neues kreiert ;-)

      Ich habe eine Idee: Ihr schickt mir ein Foto von Eurer Mathom-Box und eines von den Mathoms drin – und ich mache dann einen schönen Blogartikel daraus.

      Einfach bewusste Grüße

      ChristoF

  7. Lieber Christoph,
    das mache ich schon seit 20 Jahren. Jetzt kann das Ganze auch noch einen Namen bekommen … Es brauchte anfangs etwas Mut, gebrauchte Dinge zu verschenken. Nicht lange – die Reaktionen der Empfänger bestärkten mich sehr.
    Wie schön, dass du diese Idee jetzt weit verbreitest!
    Glückliche Grüße, Amrita

  8. Hallo

    Bei mir gibt es auch schon seit Jahren so eine Box bzw. eher eine Schublade mit Geschenken. Ursprünglich habe ich sie angelegt, um dort passende Geschenke für meine Lieben, auf die ich im Laufe des Jahres so stoße für den passenden Moment zu verwahren und dann griffbereit zu haben. Zunächst waren es extra gekaufte Geschenke, aber im Laufe der Zeit sind dann auch immer mehr aussortierte Dinge dort hinein gewandert, die ggf noch jemand anderem Freude machen könnten und schöne DIY‘s…

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