Gelesen im März: Etwas mehr Hirn bitte, Franz Kafka, Trekking für alle …

1. April 2015 - von Christof Herrmann - 16 Kommentare

Gelesen im März: Etwas mehr Hirn bitte, Franz Kafka, Trekking für alle …

Ich arbeite seit gut zwei Wochen am Manuskript meines vierten Wanderführers. Dafür muss ich viel in Lexika recherchieren, im Internet surfen, Wanderkarten studieren und natürlich schreiben. Die Lust am Lesen von Büchern ist mir trotzdem nicht vergangen. So sind auch im März wieder einige Reviews zusammengekommen. Ich kann alle vier Bücher empfehlen, denn sie haben mein Leben auf unterschiedliche Weise bereichert. Mein Buch des Monats ist „Etwas mehr Hirn, bitte“ von Gerald Hüther.

Fach- und Sachliteratur

  1. Etwas mehr Hirn, bitte von Gerald Hüther (Erscheinungsjahr: 2015, meine Bewertung: 5 von 5 Sternen)
    Gerald Hüther ist Professor für Neurobiologe an der Universität Göttingen und einer der bekanntesten deutschen Hirnforscher. In seinem neuen Buch „Etwas mehr Hirn, bitte“ zeigt er, wie wir (wieder) eine Kultur des Miteinanders, des Respekts und der Vielfalt entwickeln können. Anstelle anzunehmen, dass wir uns nur auf Kosten anderer durchsetzen können, sollten wir die Lust am eigenen Denken und die Freude am gemeinsamen Gestalten entdecken. Auf sympathische Art und für einen Wissenschaftler überraschend verständliche Weise erklärt Hüther, dass Wettbewerb und Konkurrenz meist nur zu Spezialisierung führt. Unser Hirn und damit wir selbst haben aber viel mehr Potential. Neue Ideen können wir nur im vertrauensvollen Zusammenleben und im Austausch umsetzen. Das scheint der Schlüssel für eine hoffnungsvollere Zukunft zu sein, in der wir endlich die Nach-uns-die-Sintflut-Mentalität ablegen und Probleme wie Umweltverschmutzung, Welthunger, soziale Ungleichheit und Massentierhaltung wirklich angehen.
  2. Wander- und Hüttenurlaub. Trekking für ALLE in Bayern, Österreich und Südtirol von Birgit Eder (2014, 4,5 Sterne)
    Gibt es etwas Schöneres und Entschleunigenderes als ein paar Tage mit wenig Gepäck von Hütte zu Hütte durch die Alpen zu gehen? Ich glaube nicht! Die Wanderführerin und Autorin Birgit Eder scheint ganz meiner Meinung zu sein. Sie stellt auf 296 Seiten im wandertauglichen Format 32 Touren mit einer Länge zwischen zwei und acht Etappen vor. Die Hervorhebung „für ALLE“ im Buchtitel bedeutet, dass die Vorschläge kinder- und familientauglich sind und oft knieschonende Varianten beschrieben werden. Das Wandergebiet reicht von den bayerischen Voralpen bis nach Südtirol und von Vorarlberg bis in die Steiermark. Neben mir bekannten Zielen wie die Drei Zinnen, das Karwendel und die Hohen Tauern gibt es reichlich Neues zu entdecken. So stehen nun die Kärntner Nockberge und die Lienzer Dolomiten auf meiner Wunschliste.

Belletristik

  1. Die Verwandlung von Franz Kafka (1915, 4,5 Sterne)
    Über wenig andere Erzählungen der Literaturgeschichte gibt es so viele Interpretationen wie von Franz Kafkas „Die Verwandlung“. Lässt man diese außen vor, ist die Geschichte von Gregor Samsa, der eines Morgens als riesiges Ungeziefer erwacht, immer noch ein Glanzstück voll Spannung und Surrealität.
  2. Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr – Mein Leben als Kindersoldatin von China Keitetsi (2002, 4 Sterne)
    China war acht Jahre alt, als sie von der Nationalen Widerstandsarmee in ihrer Heimat Uganda rekrutiert wurde. Einen Monat später musste sie an ersten Kampfhandlungen teilnehmen. Nach über zehn Jahren Krieg und Missbrauch gelingt ihr endlich die Flucht. Wie schwer muss China Keitetsi heute noch traumatisiert sein. Über die Zeit, in der sie mehrere Monate an einem unbekannten Ort gefangen gehalten und gefoltert wurde, schreibt sie nur einen einzigen Satz. Mehr Kraft hat sie (noch) nicht. „Aber irgendetwas in mir wollte leben. Was diesen Lebensfunken oder Selbsterhaltungstrieb nährte, war mir allerdings ein Rätsel“, heißt es an anderer Stelle. „Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr“ gibt den über 300.000 wehrlosen Kindern eine Stimme, die derzeit aktiv in Kampfhandlungen beteiligt sind.

Wirst Du Dir „Etwas mehr Hirn, bitte“ oder eines der anderen Bücher besorgen? Hast Du einen Lesetipp für mich und meine Leser? Ich freue mich über Deinen Kommentar!

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16 Kommentare für “Gelesen im März: Etwas mehr Hirn bitte, Franz Kafka, Trekking für alle …”

  1. Hallo
    Danke für den Tipp mit dem Hirnbuch. Das schau ich mir in der Buchhandlung an.
    Christof im März gab es kein Rezept.Kommt bald eines?
    Janni

  2. Hallo Christof,
    schon lange verfolge ich deine Newsletter und Internetseite und habe schon viele deiner Tipps in mein „Leben“ geholt und mir geht es dabei immer besser. Nun traue ich mich das erste mal einen Kommentar abzugeben – ich werde drei deiner empfohlenen Bücher lesen und freue mich darauf – auch das Wanderbuch gehört dazu – auch wenn ich nicht gleich loswandern kann – denn ich hatte bisher immer einen treuen Begleiter – unseren Hund – doch jetzt ist er 10 Jahre und schafft die Berge nicht mehr hoch und so bin ich es ihm schuldig im „Flachland“ zu laufen – er hat es für seine jahrelange Treue verdient und ich mache es gern für ihn!!! Nun aber meine Buchempfehlung für dich (aber vielleicht kennst du es ja schon) „Der Junge im gestreiften Pyjama“ von John Boyne. Im Buch steht: „Die Geschichte ist schwer zu beschreiben. Normalerweise geben wir … ein paar Hinweise auf den Inhalt, aber bei diesem Buch – so glauben wir – ist es besser, wenn man vorher nicht weiß, worum es geht. … “ Und so möchte ich es weiterempfehlen.

    Viele Grüße Angela

    1. Hallo Angela,

      schön, dass Dir mein Blog und Newsletter gefällt.

      „Der Junge im gestreiften Pyjama“ habe ich vor ein paar Jahren gelesen und fand ich auch gut. Die gleichnamige Verfilmung hat mich ein wenig enttäuscht.

      Alles Gute Dir ubd Deinem Hund!

      Christof

  3. „Etwas mehr Hirn bitte“ klingt in der Tat sehr interessant, das setze ich mir gleich mal auf die Merkliste :-)

    Ich hoffe sehr, dich interessiert auch die andere Prosa von Kafka! Ich finde gerade seine Kurzgeschichten großartig.

  4. Hallo Christof,
    das Buch von Gerald Hüther werde ich lesen.
    Ein Buchtipp von mir: „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger. Ich habe es in der letzten Woche gelesen und bin begeistert. Arno Geiger beschreibt das Leben mit seinem demenzkranken Vater und wie er versucht, in die Lebenswelt des Vaters vorzudringen um ihm Nahe sein zu können.
    LG Christine

    1. Hallo Christine,

      danke für den Tipp. Das Buch steht schon länger auf meiner Merkliste.

      Zum Thema Demenz kann ich Dir David Sievekings Dokumentarfilm „Vergiss mein nicht“ von 2012 empfehlen.

      Viele Grüße

      Christof

  5. Hallo christof, dein blog ist super!
    Ich lese gerne darin, nimm mir dann das eine oder andere vor, aber das mit der umsetzung klappt noch nicht so recht. Ich arbeite aber dran!
    Z.B. Ich glaube, gehört zu haben, daß es in internet eine büchertausch oder „billig abzugeben“ plattform gibt. Kannst du mir da weiterhelfen?
    Gruß michi

    1. Es gibt diverse Tauschbörsen und Second-Hand-Plattformen im Internet. Die Suchmaschine Deiner Wahl wird einiges ausspucken. Gute Erfahrung habe ich mit Booklooker gemacht, wo ich schon verkauft und gekauft habe. Die meisten Bücher verschenke oder spende ich ab (ans Sozialkaufhaus, an Umsonstläden und Öffentliche Bücherschränke, siehe auch Amazon-Alternative: kostenlose Bücher. Eine tolle Initiative sind auch Bookcrossing und Büchereien.

      Viel Spaß und Erfolg bei „der Umsetzung“ ;-)

      Christof

  6. Hi Chris,

    bei dem Stichwort „Hüther“ werde selbst ich vom „leisen“ Leser zum aktiven Kommentator ;-) Das aktuelle Buch von Gerald Hüther habe ich bereits auf meiner Merkliste. Auf ihn aufmerksam wurde ich durch die DVD „Ohne Gefühl geht gar nichts“ – Worauf es beim Lernen ankommt. Es geht darum, dass die kindliche Lernbereitschaft und Neugier ein Leben lang aufrecht erhalten werden kann. Jedoch nicht durch herkömmliches Lernen und schon gar nicht durch Stress. Die DVD ist eine Aufzeichnung eines Vortrags von Hüther, der in erster Linie an Lehrer/innen gerichtet ist. Meiner Meinung nach sollten Alle und insbesondere Eltern diese DVD gesehen haben. Liebe Grüße, Ila

    1. Hallo Ilona,

      schön auf diesem Wege mal wieder von Dir zu hören bzw. zu lesen!

      Danke für den DVD-Tipp. Handelt es sich dabei um diesen Vortrag, der auf YouTube hochgeladen wurde?

      Empfehlen kann ich auch Hüthers kürzeren Vortrag Glücksgefühle, ach eigentlich alles, was man von Hüther so on- und offline findet ;-)

      Viele liebe Grüße

      Christof

  7. Hallo Christof,
    Deine Büchertipps sind super. Manchmal, wenn ich keine Idee habe, dann schaue ich in Dein Archiv und finde eigentlich immer etwas.
    Von Deiner aktuellen Auswahl werde ich „Etwas mehr Hirn, bitte “ und „Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr – Mein Leben als Kindersoldatin “ auf meine Liste setzen. Ich denke, wir leben hier im Paradies und sind uns dessen nicht bewusst, was sich anderswo auf unserer Erde abspielt, wie viel Leid es gibt. Damit muss man sich auch von Zeit zu Zeit auseinandersetzen, damit man nicht den Boden unter den Füßen verliert. Ich finde, die beiden Bücher passen gut zueinander.
    Das Buch „Der alte König in seinem Exil” habe ich bereits vor ca. 2 Jahren gelesen. Es ist ein großartiges Buch. Ich konnte es nicht weglegen und habe es in zwei Tagen gelesen. Ein Buch, dass ich gerne auch heute noch empfehle und es auch für sehr aktuell halte, ist „Die Attentäterin“ von Yasmina Kadhra. Es geht um eine Frau, die als Selbstmordattentäterin ein Restaurant in die Luft sprengt, ihr Ehemann, fällt aus allen Wolken und kann das nicht glauben. Er hat von der Radikalisierung seiner Frau nichts mitbekommen. Das Buch setzt sich mit dem Thema auseinander, wie kommt es, dass sich Menschen manipulieren und radikalisieren lassen.
    Viele Grüße
    Irina

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