„Die Sklaven von heute werden nicht mit Peitschen, sondern mit Terminkalendern angetrieben.“ (John Steinbeck, US-amerikanischer Autor, 1902 – 1968)
Termine, To-Dos, Deadlines und Ziele – wir haben sie fast alle, und das aus guten Gründen. Schließlich wollen wir beruflich vorankommen, in der Freizeit etwas erleben und Menschen in unserem Umfeld unterstützen.
Doch oft übertreiben wir es. Aufgaben, Verabredungen, Meetings und andere Termine bestimmen unsere Arbeits- und Freizeit. Der Kalender ist zwar gefüllt, dennoch fühlen wir uns nicht erfüllt. Stetiger Stress, Überlastung und Unzufriedenheit sind mögliche Folgen. Auf Dauer kann das zu einem Burn-out und anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Wenn Du ein freudvolles und gelassenes Leben führen möchtest, empfehle ich, auch in Bezug auf Termine einen minimalistischen Lebensstil zu pflegen. Überlade Deinen Kalender bewusst nicht. Weniger ist mehr – und bringt Körper, Geist und Seele in Einklang.
Wähle aus den folgenden Tipps diejenigen aus, die Dir zusagen und für Dich passen könnten. Vielleicht findest Du auch eigene Wege zu weniger Terminen, mehr freier Zeit und größerer Spontaneität.
#1 Lerne, Nein zu sagen
Der einfachste Weg, einen Termin zu vermeiden, ist, ihn nicht auszumachen oder anzunehmen. Natürlich ist das nicht immer möglich oder gewollt. Doch oft werden wir zu Jasagern, weil wir Angst haben, etwas zu verpassen, niemanden enttäuschen möchten oder selbst nicht abgelehnt werden wollen. In der Realität führt ein Nein aber selten zum Ausschluss aus der Gesellschaft. Unsere Mitmenschen haben kein Problem damit, wenn wir uns gelegentlich verweigern. Häufig genießen die, die sich zurückhalten, sogar mehr Respekt. Ich stimme dem französischen Schriftsteller Nicolas Chamfort voll und ganz zu: „Die Fähigkeit, das Wort Nein auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.“
#2 Traue Dich, abzusagen
Aus eigener Erfahrung rate ich Dir, Deinen Tagesablauf über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Stelle Dir dabei die folgenden Fragen und beantworte sie ehrlich: Wie viele Termine hast Du? Welche haben eine hohe Priorität? Welche bringen Dich Deinen Zielen näher? Welche bereiten Dir Freude? Welche nimmst Du nur wahr, um dabei zu sein, wichtig zu wirken oder beschäftigt zu erscheinen? Und welche könntest Du weglassen, ohne dass Sanktionen drohen? Entrümple anschließend Deinen Kalender, bis die Anzahl der Termine und To-Dos im Einklang mit Dir und Deinen zur Verfügung stehenden Stunden ist.
#3 Blockiere (D)einen Tag
Halte einen Tag in der Woche (Anfänger: im Monat) komplett frei von Terminen. Am besten planst Du – paradoxerweise – die planlose Zeit fest ein, blockierst sie also in Deinem Kalender. Kehre dann allen Verpflichtungen den Rücken zu und lebe wie früher in den großen Ferien in den Tag hinein. So wirst Du durchatmen können, den Kopf freibekommen, Stress abbauen und neue Kraft tanken. Nichts zu planen bedeutet natürlich nicht, nichts zu tun. Du entscheidest spontan, worauf Du gerade Lust hast, und lässt Dich überraschen, wohin es Dich führt. Die Zeit kannst Du auch mit Deiner Familie verbringen. Fragt Euch gemeinsam: „Was wollen wir jetzt unternehmen?“
#4 Delegiere Aufgaben
Der Drang nach Perfektion und die Angst vor Kontrollverlust führen oft dazu, dass wir viel zu viele Aufgaben übernehmen. Lerne, loszulassen. Gib Aufgaben zurück, die Dir gar nicht gehören. Bitte um Unterstützung (und scheue Dich nicht, diese notfalls einzufordern), sei es auf der Arbeit, in der Familie oder im Freundeskreis. Oder investiere Geld, um zum Beispiel den Haushalt oder die Steuererklärung nicht allein wuppen zu müssen.
#5 Übe im Urlaub
Wenn es Dir (noch) schwerfällt, auf der Arbeit und in der Freizeit Termine zu reduzieren, ist die Urlaubszeit ideal, um damit zu beginnen. Vermeide Verpflichtungen so weit wie möglich und lass Dich treiben. Bleibst Du auf Balkonien, gilt es, den alten Trott zu durchbrechen, damit es mit den Traumferien zuhause klappt. Naturbad oder Hängematte, Eistee oder Weißweinschorle, das sind hier die Fragen. Ich kann besonders gut beim Fernwandern abschalten. Zwar habe ich unterwegs durchaus ein paar Dinge zu erledigen, aber der Terminkalender kann mir gestohlen bleiben.
#6 Reduziere Deine Arbeitszeit
Wenn Du minimalistisch lebst und mit wenig Geld auskommst oder es Dir auch so leisten kannst, wäre es eine Überlegung wert, weniger zu arbeiten. Egal, ob Du eine 4-Tage-Woche einführst, ein Sabbatjahr einlegst oder früher in Rente gehst: Dein Kalender wird dadurch spürbar leerer.
#7 Lebe gesund
Wenn Du Dich überwiegend pflanzlich und vollwertig ernährst, wenig Alkohol trinkst, nicht rauchst, Sport treibst, Dich regelmäßig bewegst und eine positive Lebenseinstellung pflegst, sinkt Dein Risiko für Krankheiten und Beschwerden erheblich. Dadurch wirst Du viel seltener bei Ärzten, in Krankenhäusern und bei Physiotherapeuten abhängen.
Lieber Christof,
danke, dass Du mich noch einmal daran erinnert hast ;-)
Herzlichst, Andrea (die direkt mal in der nächsten Woche einen nicht ganz so prekären Termin abgesagt hat)
Liebe Andrea,
freue mich über Deine nette Reaktion.
Genieße die gewonnenen freie Zeit nächste Woche!
Viele Grüße
Christof
Genau meine Baustelle, danke für den Artikel…
:-)
Immer wieder Klasse. Danke. Gut nachdem ich ja in Rente bin, hab ich ja nicht mehr so viele Termine. Beerdigung und zwei Arzttermine warens. Ok noch den Zahnarzttermin. Alles andere freie Einteilung. Und ich bin so dankbar für und Weihnachten ist auch abgesagt. Mach mir mein eigenes mit oder ohne Baum wird sich entscheiden.
#6 – find ich gut dass da immer noch ein Link zu alten Posts gibt, kann man nochmal mehr nachlesen und ja prüfen ob man anpassen könnte.
hier aktuell – Second-Hand-Winterjacke erstanden wie neu sieht die aus 31,65 Euro statt irgendwas um die 200 Euro.
und #7 auch hier tut sich einiges seid ich in Rente bin.
LG
Rosa
Immer wieder klasse, von Dir zu lesen. ;-)
Du scheinst das arbeitsfreie Leben zu genießen.
Übrigens habe ich nichts gegen Termine, nur sollte das Maß stimmen. Und wie das ausschaut, ist individuell, muss jeder selbst herausfinden und verändert sich sicher im Laufe des Lebens.
EBG
Christof
Vielen Dank für die Tipps, die gerade zur rechten Zeit kommen. Ich versuche, einiges umzusetzen und zu üben. Habe leider wenig Talent zum Neinsagen und zum Absagen, aber vielleicht lerne ich es ja noch. LG eva
Du kriegst das hin. Ist sicher auch Typsache. Ich denke, man kann es sich trotzdem zur Gewohnheit machen, die unter #2 aufgeführten Fragen ehrlich zu beantworten, sobald ein neuer Termin oder eine Anfrage reinkommt.
Viele Grüße
Christof
Danke Christoph für die Auflistung, eine gute Erinnerung immer wieder zu schauen und mit sich zu verhandeln. Mein Kalender ist voll, aber ich habe mittlerweile gelernt, abzusagen, wenn es mir zu viel ist und halte mir einen Wochentag abends frei. Da gehe ich in die Sauna, mein Mini Urlaub in der Arbeitswoche. Ich liebe es! Der Termin ist fest geblockt, und den habe ich mit mir ganz allein. Mir hilft es auch, sonntags einen Blick in die Woche zu werfen und schon da zu priorisieren, dafür finde die Fragen gut, die du geschrieben hast und das in sich hineinspüren: wozu ist das gut? Natürlich gibt es auch mal anstrengende Tage und unangenehme Termine, die ziehe durch möglichst lösungsgerichtet durch. Betrifft oft das Gemeinwohl, Ehrenamt. Inzwischen fällt es mir leichter, zu streichen, zu verzichten, ohne das Gefühl zu haben, ich verpasse etwas oder jemanden.
Ich möchte das noch mehr kultivieren – mehr wandern, draußen sein, Zeit dahin schwimmen lassen. Und #6 in Angriff nehmen.
Viele Grüße
Manu
Einen freien Abend pro Woche? Da geht noch mehr, liebe Manuela! ;-)
Vielleicht auch hilfreich für den einen oder die andere: Ich verwende drei Farben in meinem (digitalen) Kalender. Rot sind Termine, die ich wahrnehmen muss oder möchte, etwa Arzttermine oder Konzerte, für das ich bereits Karten habe. Die sage ich nur im äußersten Notfall ab. Grün sind Termine, die ich vermutlich wahrnehmen werde, etwa Verabredungen mit Freunden. Und blau sind Termine mit geringer Priorität, etwa eine interessante Lesung oder ähnliches. Dieses Vorgehen erleichtert mir, alles schnell überblicken zu können und ggf. ab- oder zuzusagen.
Viele Grüße
ChristoF
Mein Kalender ist eigentlich ziemlich luftig – vor allem, wenn man ihn mit dem meiner Schwiegermutter vergleicht. Offenbar hat man als Rentner sehr viel weniger Zeit, als als Berufstätige. Daher genieße ich meine ruhigen Jahre im Job jetzt lieber, bevor es irgendwann richtig anstrengend wird. Hoffentlich bin ich dann nicht so altersvergesslich, dass ich mich an deine Tipps nicht mehr erinnern kann.
Ich kann Dich daran erinnern, wenn Du in Rente gehst :-))
Hallo Christoph,
das mit den Terminen mit mir selbst habe ich mittlerweile ganz gut raus. Tatsächlich nehmen sie sogar die Mehrheit meines Kalenders ein. Jetzt muss ich nur noch lernen, mir nicht immer so viel vorzunehmen – mit mir selbst.
Lieber Gruß
Philipp
Hallo Philipp,
es ist auch nicht einfach, das richtige Maß zu finden. Zu wenig zu unternehmen lässt mich ebenso unbefriedigt zurück wie zu viel Aktivität. Auch das Bedürfnis verändert sich – mal brauche ich mehr Müßiggang, mal mehr Action.
Viele liebe Grüße
ChristoF