
Das Ziel: Mehr Zeit und Geld
Zeit ist heutzutage vielleicht das kostbarste Gut. Und gegen mehr Geld wird auch niemand etwas einzuwenden haben. Weder Zeit noch Geld machen per se glücklich. Aber sie öffnen Türen in ein selbstbestimmteres, freieres, entschleunigteres, beruhigenderes und letztendlich zufriedeneres Leben.
In diesem Artikel stelle ich Dir einen Weg vor, mit dem Du viel Zeit und Geld sparen kannst. Warum ich diesen Weg als Methode „Kleinvieh macht auch Mist“ bezeichne, wirst Du bald verstehen.
Bei zeitaufwändigen und schwierigen oder unangenehmen Tätigkeiten oder bei hohen Ausgaben überlegen wir gut, ob wir sie überhaupt machen sollen oder wie wir sie reduzieren können. Das liegt daran, dass wir den immensen Zeitaufwand oder den Batzen Geld klar vor Augen haben. Kaum jemand wird ohne Abwägen und Recherchieren ein Haus bauen oder einen Neuwagen kaufen.
Der Denkfehler: Was sind schon 15 Minuten oder 5 Euro?
Ganz anders verhält es sich bei kürzeren Tätigkeiten oder kleineren Ausgaben. Was sind schon 15 Minuten oder 5 Euro? Doch wir übersehen meist, dass dieser Zeit- oder Geldaufwand sich zu einer stolzen Summe addiert, wenn sie immer wieder auftreten.
Bei der Methode „Kleinvieh macht auch Mist“ geht es darum, solche wiederkehrenden kurzen Tätigkeiten oder kleinen Ausgaben aufzuspüren, zu analysieren und dann gegebenenfalls zu vermeiden, zu reduzieren oder mit passenden Alternativen zu ersetzen.
Der 1. Schritt: Aufspüren der Zeit- und Geldräuber
Schau Dir Dein Leben genau an. Wo gehen all die Zeit und das Geld hin? Konzentriere Dich auf regelmäßige Tätigkeiten und Ausgaben, die Dein Leben nicht entscheidend verbessern. Je genauer und länger Du Dein Verhalten beobachtest, desto leichter wirst es Dir fallen, Deine Zeit- und Geldräuber zu finden. Sehr hilfreich ist in diesem Schritt, die Zeitaufwände zu notieren und ein Haushaltsbuch zu führen.
Hier ein paar Beispiele für Zeit- und Geldräuber (Deine können ganz anders ausschauen):
- morgendliche Wahl der Kleidung, 15 Minuten, täglich
- in den sozialen Medien lesen und schreiben, 30 Minuten, täglich
- Pendeln zur Arbeit, 1 Stunde, an jedem Arbeitstag
- Coffee to go beim Bäcker, 2,50 Euro, an jedem Arbeitstag
- Zeitungsabo, 9 Euro, wöchentlich
- Spritkosten, 28 Euro, wöchentlich
- …
Der 2. Schritt: Das Verhalten analysieren (inklusive Formel)
Gehe danach Deine Zeit- und Geldräuber durch und analysiere jeden einzelnen. Welche kannst Du wie reduzieren oder mit einer besseren Alternative ersetzen? Worauf verzichtest Du in Zukunft lieber ganz? Was möchtest Du genau so beibehalten?
Berechne dabei auch, wie viel Zeit und Geld Du auf das Jahr summiert sparst. Das wird Dich im nächsten Schritt motivieren, alte Gewohnheiten abzulegen. Die Formeln lauten:
- Jährliche Zeitersparnis in Tagen = (Anzahl der Minuten) x (Anzahl der Tage) / 1440
- Jährliche Geldersparnis in Euro = (Betrag in Euro) x (Anzahl der Tage)
Wenn Du also zum Beispiel auf eine Capsule wardrobe umstellst und so jeden Morgen vor dem Kleiderschrank 5 statt 15 Minuten brauchst. sparst Du über 2,5 Tage im Jahr (10 x 365 / 1440 = 2,53). Bereitest Du an den 220 Arbeitstagen Deinen Coffee to go zuhause für 20 Cent zu, anstelle Dir einen für 2,50 Euro beim Bäcker zu holen, kommt in einem Jahr ein stolzes Sümmchen von über 500 Euro zusammen (2,30 x 220 = 506 Euro).
Die Analyse mit den angestrebten Veränderungen für die Beispiele aus dem 1. Schritt könnte also so ausschauen:
- Capsule wardrobe, Zeitersparnis: 10 Minuten täglich, 2,5 Tage jährlich
- die Nutzung der sozialen Medien reduzieren, Zeitersparnis: 15 Minuten täglich, 3,8 Tage jährlich
- das Pendeln zur Arbeit durch Umzug, Arbeitszeitverkürzung oder Homeoffice auf die Hälfte reduzieren, Zeitersparnis: 30 Minuten an jedem Arbeitstag, 4,6 Tage jährlich
- Coffee to go zuhause zubereiten statt beim Bäcker zu kaufen, Geldersparnis: 2,30 Euro an jedem Arbeitstag, 506 Euro jährlich
- Teilabo für Freitag und Samstag anstelle Komplettabo, Geldersparnis: 22 Euro wöchentlich, 1040 Euro jährlich
- mehr Fahrrad fahren und zu Fuß gehen, um die Spritkosten zu halbieren, Geldersparnis: 14 Euro wöchentlich, 728 Euro jährlich
- …
Wenn es Dir noch immer nicht wie Schuppen von den Augen fällt, solltest Du ausrechnen, wie viel Zeit und Geld Du in Deinem restlichen (Arbeits)leben voraussichtlich sparst. Bist Du 40 Jahre alt, könntest Du 100 Tage weniger vor dem Kleiderschrank abhängen und über 29.000 Euro an Spritkosten anderweitig verprassen.
Der 3. Schritt: Die angestrebten Veränderungen umsetzen
Im diesem Schritt geht es darum, das umzusetzen, was Deine Analyse hervorgebracht hat. Manche Veränderungen wirst Du im Nu realisieren können. Landet die Tageszeitung unter der Woche eh ungelesen in den Papiermüll, wird es Dir leicht fallen, auf ein Teilabo für Freitag und Samstag umzustellen.
Für andere Veränderungen wirst Du mehr Disziplin aufbringen müssen, weil Du dafür Deine festen Gewohnheiten ändern musst. Du wirst Dich wahrscheinlich zwei oder drei Monate zwingen und selbst überwachen müssen, Deine Zeit in den sozialen Medien zu reduzieren. Erst dann ist es Dir in Fleisch und Blut übergegangen. Ich empfehle, ein Gewohnheiten-Tagebuch zu führen und immer nur eine neue Gewohnheit zur gleichen Zeit zu etablieren.
Und es gibt auch Veränderungen, für die Vorarbeit nötig sind. Möchtest Du zum Beispiel näher an Deine Arbeitsstelle ziehen (oder eine Arbeit suchen, die näher an Deiner Wohnung liegt), um weniger pendeln zu müssen, sind zahlreiche Schritte für die Umsetzung nötig. Mittel- oder langfristig gesehen lohnt sich der Aufwand oft.
Der 4. Schritt: Die gewonnene Zeit und das Geld sinnvoll einsetzen
Hat es sich nicht schon in den ersten Schritten ergeben, wirst Du Dir nun Gedanken machen, was Du mit der vielen Zeit und all dem Geld machen möchtest.
Hier ein paar Vorschläge:
- einfach mal nichts tun oder planen
- mehr Zeit mit der Familie und den Freunden verbringen
- Deiner Leidenschaft frönen
- Dich ehrenamtlich engagieren
- ein Buch schreiben
- einen Selbstversorgergarten anlegen
- in der Natur entschleunigen
- Schulden abbauen
- ein finanzielles Polster aufbauen
- Geld spenden
- nur noch Biolebensmittel kaufen
- die Arbeitszeit verkürzen
- ein Sabbatical nehmen
- früher in Rente gehen
- …
Das Fazit
Die Methode „Kleinvieh macht auch Mist“ unterstützt Dich dabei, die Zeit- und Geldräuber in Deinem Leben zu erkennen und dann zu reduzieren oder zu eliminieren. Die so freigewordenen Ressourcen kannst Du für Wichtigeres investieren – etwa für Deine Lieben, Deine Leidenschaften und Dein zukünftiges Leben. Probiere es selbst aus. Und berichte uns gerne in den Kommentaren von Deinen Erfahrungen.
Die in diesem Blogartikel erwähnten Themen Capsule wardrobe, Gewohnheiten, Haushaltsbuch, Leidenschaften und Sabbatical bekommen je ein Kapitel in meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“, der am 2. September bei Gräfe und Unzer (GU) erscheint.
—
Um keine Artikel zu verpassen, kannst Du Dich hier mit mir verbinden: Newsletter, Facebook, Instagram, Twitter, RSS-Feed
Hi Christoph
Sehr interessant und für mich Augen öffnend. Ich werde meine Tageszeitung kündigen, lese ich nämlich tatsächlich nur Freitag und Samstag. Dass es ein Teilabo gibt, wusste ich noch gar nicht.
Viele Grüße aus dem hohen Norden
Mike