Johanna Wagner hat mir bereits im Dezember letzten Jahres einen Auszug aus ihrem Buch „Zwischen den Zeilen reisen“ für meinen Blog zur Verfügung gestellt. Nun habe ich die komplette Reiseerzählung gelesen. Sie hat mich so begeistert, dass ich sie zu meinem Buch des Monats küre.
Fach- und Sachliteratur
- Jakobswege durch Deutschland und die Schweiz von Martin Schulte-Kellinghaus & Annette Mahro (Erscheinungsjahr: 2010, meine Bewertung: 4 von 5 Sternen)
Dieser Bildband stellt in zahlreichen Farbfotos historisch wichtige Pilgerorte vor und beschreibt die Geschichte des Pilgerns auf dem Jakobsweg. Darüber hinaus führt er den Leser von Nürnberg bis an den Bodensee und weiter über Kloster Einsiedeln bis nach Genf. Das wäre genau meine Route, falls ich diesen Sommer nach Santiago de Compostela gehe.
Belletristik
- Zwischen den Zeilen reisen von Johanna Wagner (2015, 4,5 Sterne)
Wie schon in ihrem Debüt Schlaflos in der Regenzeit erzählt Johanna Wagner in „Zwischen den Zeilen reisen“ von den Erlebnissen ihres Südamerikaaufenthaltes von Dezember 2009 bis Juni 2010. Damals arbeitete sie in einer Therapieeinrichtung für Kinder mit Behinderungen in einem Armenviertel von Lima und reiste durch Peru, Ecuador und Bolivien. Johanna Wagner trieb es da hin, wo andere sich nicht blicken lassen, sie schaute da genau hin, wo andere lieber wegschauen, sie bohrte da nach, wo andere es nicht so genau wissen wollen, und sie zog daraus Schlüsse für ihr und unser Leben im Wohlstandswesten. „Unser Leben soll beweglich, flexibel und schnelllebig sein. Wir sind überall und nirgendwo und am meisten in unserem Hamsterrad unterwegs. Haben wir das Bleiben verlernt? Wenn der Mensch ständig ausgerissen und anderswo wieder eingepflanzt wird, hat er keine tiefen Wurzeln mehr. Das erschwert, dass etwas wachsen, Blüte tragen und Früchte werfen kann“, heißt es an einer Stelle. So ist dieses Buch keine Reiseerzählung wie viele andere, sondern ein echter Geheimtipp für alle an Lateinamerika und am Leben Interessierte. - Ein ganzes Leben von Robert Seethaler (2014, 4,5 Sterne)
Der österreichische Autor Robert Seethaler hat sich der Einfachheit verschrieben. Feinfühlig und in klaren Worten beschreibt er das Leben und Lieben einfacher Menschen. In Der Trafikant von 2012 stehen der junge Franz Huchel und dessen Freundschaft zu Sigmund Freud im Mittelpunkt. Seethalers aktueller Roman „Ein ganzes Leben“ handelt vom Außenseiter Andreas Egger, der in einer abgeschiedenen Ecke der Alpen als Holzfäller, Seilbahnbauer und Bergführer seine Brötchen verdient. Ein bemerkenswertes Buch, das ganz nebenbei ein kritisches Auge auf die Erschließung der Alpen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert wirft.
Comics
- Der Traum von Olympia – Die Geschichte von Samia Yusuf Omar von Reinhard Kleist (2015, 4,5 Sterne)
Mit der mehrfach prämierten Graphic Novel Der Boxer hat Reinhard Kleist bewiesen, dass die Umsetzung brisanter Themen seine Stärke ist. Dies zeigt sich auch in seinem neusten Werk „Der Traum von Olympia“. Darin erzählt Kleist die wahre Geschichte der somalischen Sprinterin Samia Yusuf Omar, die sich entschließt nach Europa zu fliehen, um 2012 bei den Olympischen Spielen in London teilnehmen zu können. Ihre Odyssee endet tragisch. - 100 Meisterwerke der Weltliteratur als Comic (2009, 3 Sterne)
Literaturklassiker wie „Buddenbrooks“, „Der dritte Mann“ oder „Madame Bovary“ von unterschiedlichen Zeichnern auf je einer Seite darzustellen, ist eigentlich eine gute Idee. Das Dargestellte richtig zu deuten, gelingt aber leider meist nur, wenn man die Buchvorlage kennt.
Und nun Du. Kennst Du schon eines der beiden Bücher von Johanna Wagner? Welchen Lesestoff empfiehlst Du mir, meinen Leserinnen und Lesern?
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Sehr zu empfehlen: „Quantenphilosophie und Interwelt“ von Ulrich Warnke. Eine wirklich gute Darstellung der Essenz des menschlichen Wesens mit allen Fragen zur Erschaffung der Materie. Es werden viele physikalische Hintergründe erläutert, was das Lesen stellenweise nicht ganz einfach macht dennoch: Prädikat wertvoll!