
Lebst Du das Leben, das Du leben möchtest?
Blickt man im öffentlichen Raum in die Gesichter der Menschen, wirken viele ausgebrannt, gehetzt, gereizt, unzufrieden. Der Kapitalismus und der Konsumismus haben uns Maßlosigkeit, Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit, Multitasking und volle Terminkalender beschert.
Ich bin davon überzeugt, dass es uns besser ginge, wenn wir öfter müßiggehen würden. Zeit scheint heutzutage ein kostbares Gut zu sein. Doch jeder von uns hat Tag für Tag so viel Zeit zur Verfügung wie unsere Vorfahren. Genau betrachtet haben wir sogar mehr vom Leben, da die Lebenserwartung gestiegen ist und viele Tätigkeiten durch die Automatisierung schneller verrichtet werden.
Wir müssen nur den Mut aufbringen, zu entschleunigen, Langsamkeit zuzulassen, uns Rückzugsräume zu erschaffen, zu reduzieren. Dann finden wir zu Ruhe und Klarheit zurück, die nötig sind, um zu erkennen, wie ein sinnvolles und zufriedenes Leben ausschaut.
Die folgenden 63 Zitate stammen aus den letzten 2500 Jahren und sollen Dich zu mehr Langsamkeit und Müßiggang animieren.
„Die Natur eilt nicht und dennoch wird alles erreicht.“ (Laozi, chinesischer Philosoph, lebte im 6. Jahrhundert v. Chr.)
„Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.“ (Laozi, chinesischer Philosoph, lebte im 6. Jahrhundert v. Chr.)
„Die Muße scheint Lust, wahres Glück und seliges Leben in sich selbst zu tragen.“ (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 v. Chr. – 322 v. Chr)
„Der Weise scheint in seinem Handeln langsam und ist doch schnell, er scheint zögernd und ist doch geschwind: weil er auf die rechte Zeit wartet.“ (Lü Buwei, chinesischer Kaufmann, Politiker und Philosoph, um 300 v. Chr. – 236 oder 235 v. Chr.)
„Der ist kein freier Mensch, der sich nicht auch einmal dem Nichtstun hingeben kann.“ (Cicero, römischer Politiker und Philosoph, 106 v. Chr. – 43 v. Chr.)
„Festina lente.“ oder „Eile mit Weile.“ (Augustus, römischer Kaiser, 63 v. Chr. – 14 n. Chr.)
„Ich habe Zeit, wie denn jedermann Zeit hat, wenn er nur will.“ (Seneca, römischer Dichter und Philosoph, etwa 1 – 65)
„Ziehe dich ab und an von dem zurück, womit du dich beschäftigst.“ (Bernhard von Clairvaux, mittelalterlicher Abt und Mystiker, um 1090 – 1153)
„Wo soll ich anfangen? Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst. Du fragst an welchen Punkt? An den Punkt, wo das Herz anfängt, hart zu werden.“ (Bernhard von Clairvaux, mittelalterlicher Abt und Mystiker, um 1090 – 1153)
„Wo Liebe ist und Weisheit, da ist weder Furcht noch Ungewissheit; wo Geduld und Demut, weder Zorn noch Aufregung; wo Armut und Freude, nicht Habsucht und Geiz; wo Ruhe und Besinnung, nicht Zerstreuung noch Haltlosigkeit.“ (Franz von Assisi, italienischer Mönch und Ordensgründer, 1181 oder 1182 – 1226)
„Nirgendwo habe ich mehr Ruhe gefunden als in Wäldern und in Büchern.“ (Thomas von Kempen, Augustiner-Chorherr und geistlicher Schriftsteller, um 1380 – 1471)
„Gemach! Leicht zum Fallen führt das Eilen.“ (William Shakespeare, englischer Dramatiker und Lyriker, 1564 – 1616)
„Lass uns faul in allen Sachen, Nur nicht faul zu Lieb‘ und Wein‘, Nur nicht faul zur Faulheit sein.“ (Gotthold Ephraim Lessing, deutscher Dichter, 1729 – 1781)
„Mein Rat ist daher, nichts zu forcieren und alle unproduktiven Tage und Stunden lieber zu vertändeln und zu verschlafen, als in solchen Tagen etwas machen zu wollen, woran man später keine Freude hat.“ (Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter, 1749 – 1832)
„Reichtum und Schnelligkeit ist, was die Welt bewundert und wonach jeder strebt, Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle mögliche Fazilitäten der Kommunikation sind es, worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbieten, zu überbilden und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren.“ (Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter, 1749 – 1832)
„Alles hastet einem Ziel entgegen, alles trottet dem Reichtum nach.“ (Honoré de Balzac, französischer Schriftsteller, 1799 – 1850)
„Glück ist ein Schmetterling, der sich immer unserem Griff entzieht, wenn man ihn jagt, der sich aber auf uns niederlässt, wenn wir ganz still dasitzen.“ (Nathaniel Hawthorne, US-amerikanischer Schriftsteller, 1804 – 1864)
„An sich ist Müßiggang durchaus nicht eine Wurzel allen Übels, sondern im Gegenteil ein geradezu göttliches Leben, solange man sich nicht langweilt.“ (Søren Kierkegaard, dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller, 1813 – 1855)
„Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee geht über alles.“ (Theodor Fontane, deutscher Schriftsteller, 1819 – 1898)
„Erquicklich ist die Mittagsruh, Nur kommt man oftmals nicht dazu.“ (Wilhelm Busch, deutscher Dichter und Zeichner, 1832 – 1908)
„Einszweidrei, im Sauseschritt läuft die Zeit; wir laufen mit.“ (Wilhelm Busch, deutscher Dichter und Zeichner, 1832 – 1908)
„Unsere Briefe aber sind infolge der Schnelligkeit des Verkehrs und des billigen Portos so furchtbar inhaltslos geworden, dass man geistreiche Briefe wie in früheren Kulturperioden gar nicht mehr findet.“ (Heinrich von Treitschke, deutscher Historiker und Politiker, 1834 – 1896)
„Allgemein ist die Hast, weil jeder auf der Flucht vor sich selbst ist, allgemein auch das scheue Verbergen dieser Hast, weil man zufrieden scheinen will und die scharfsichtigeren Zuschauer über sein Elend täuschen möchte, allgemein das Bedürfnis nach neuen klingenden Wort-Schellen, mit denen behängt das Leben etwas Lärmend-Festliches bekommen soll.“ (Friedrich Nietzsche, deutscher Philosoph und klassischer Philologe, 1844 – 1900)
„Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“ (Friedrich Nietzsche, deutscher Philosoph und klassischer Philologe, 1844 – 1900)
„Die Arbeit ist etwas Unnatürliches. Die Faulheit allein ist göttlich.“ (Anatole France, französischer Schriftsteller, 1844 – 1924)
„Müßiggehen verlangt ein starkes Selbstbewusstsein.“ (Robert Louis Stevenson, schottischer Schriftsteller, 1850 – 1894)
„Muße, nicht Arbeit, ist das Ziel des Menschen.“ (Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 – 1900)
„Ich bin der Meinung, ein wirkliches Glück ohne Müßiggang ist unmöglich.“ (Anton Pawlowitsch Tschechow, russischer Schriftsteller und Dramatiker, 1860 – 1904)
„Der größte Feind der Qualität ist die Eile.“ (Henry Ford, US-amerikanischer Unternehmer, 1863 – 1947)
„Eine gewisse Anzahl von Müßiggängern ist notwendig zur Entwicklung einer höheren Kultur.“ (Miguel de Unamuno, spanischer Philosoph und Schriftsteller, 1864 – 1936)
„Laß deine Augen offen sein, // Geschlossen deinen Mund // Und wandle still, so werden dir // Geheime Dinge kund.“ (Hermann Löns, deutscher Journalist und Schriftsteller, 1866 – 1914)
„Wer schweigen kann und warten, dem wachsen die Rosen im Garten.“ (Alfred Huggenberger, Schweizer Schriftsteller, 1867 – 1960)
„Es gibt wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.“ (Mahatma Gandhi, indischer Volksführer und Staatsmann, 1869 – 1948)
„Alle Weisheit ist langsam.“ (Christian Morgenstern, deutscher Schriftsteller, 1871 – 1914)
„Ich habe mich oft gefragt, ob nicht gerade die Tage, die wir gezwungen sind, müßig zu sein, diejenigen sind, die wir in tiefster Tätigkeit verbringen? Ob nicht unser Handeln selbst, wenn es später kommt, nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist, die in untätigen Tagen in uns geschieht? Jedenfalls ist es sehr wichtig, mit Vertrauen müßig zu sein, mit Hingabe, womöglich mit Freude. Die Tage, da auch unsere Hände sich nicht rühren, sind so ungewöhnlich still, dass es kaum möglich ist, sie zu erleben, ohne vieles zu hören.“ (Rainer Maria Rilke, deutsch-österreichischer Lyriker, 1875 – 1926)
„Wenn ich nicht im Grunde ein sehr arbeitsamer Mensch wäre, wie wäre ich je auf die Idee gekommen, Loblieder und Theorien des Müßiggangs auszudenken. Die geborenen, die genialen Müßiggänger tun dergleichen nie.“ (Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Schriftsteller, 1877 – 1962)
„Vielleicht hängt die Wahrheit von einem Spaziergang um den See ab.“ (Wallace Stevens, US-amerikanischer Dichter, 1879 – 1955)
„Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen.“ (Igor Strawinsky, russischer Komponist und Dirigent 1882 – 1971)
„Müßiggang ist aller Laster Anfang, aller Tugenden Krönung.“ (Franz Kafka, deutschsprachiger Schriftsteller, 1883 – 1924)
„Ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben.“ (Kurt Tucholsky, deutscher Journalist und Schriftsteller, 1890 – 1935)
„Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.“ (Kurt Tucholsky, deutscher Journalist und Schriftsteller, 1890 – 1935)
„Der moderne Mensch hat ein neues Laster gefunden: die Schnelligkeit.“ (Aldous Huxley, britischer Schriftsteller, 1894 – 1963)
„Keine Zeit haben, das ist die ärmlichste Form der Armut.“ (Friedrich Georg Jünger, deutscher Lyriker und Essayist, 1898 – 1977)
„Du musst nur langsam genug gehen, um immer in der Sonne zu bleiben.“ (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944)
„Statt zu sagen: Sitz nicht einfach nur da – tu irgendetwas, sollten wir das Gegenteil fordern: Tu nicht einfach irgendetwas – sitz nur da.“ (Thích Nhất Hạnh, buddhistischer Mönch und Schriftsteller, *1926)
„Wenn du aufgebracht bist, tue oder sage nichts. Atme nur ein und aus, bis du ruhig genug bist.“ (Thích Nhất Hạnh, buddhistischer Mönch und Schriftsteller, *1926)
„Auf rasender Fahrt nach dem Glück bleibt es zurück.“ (Manfred Hinrich, deutscher Schriftsteller und Aphoristiker, 1926 – 2015)
„Man muss nicht die Schnelligkeit steigern oder die Langsamkeit pflegen, sondern den Rhythmus finden.“ (Ernst Reinhardt, Schweizer Verleger und Publizist, *1933)
„Wir haben viel zu wenig Muße: Zeit, in der nichts los ist. Das ist die Zeit, in der die Einsteins, die kreativen Forscher, ihre Entdeckungen machen. Der Betrieb und die Routine sind uninteressant und kontraproduktiv.“ (Adolf Muschg, Schweizer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, *1934)
„Die schönsten Erinnerungen sind stets Erlebnisse, für die man sich Zeit genommen hat.“ (Charles Kuralt, US-amerikanische Nachrichtenkorrespondent, 1934 – 1997)
„Verbringe jeden Tag einige Zeit mit Dir selbst.“ (Dalai Lama / Tendzin Gyatsho, buddhistischer Mönch und Oberhaupt der Tibeter, *1935)
„Müßiggang ist aller (Selbst)Erkenntnis Anfang.“ (Walter Ludin, Schweizer katholischer Theologe und Autor, *1945)
„Er tat nichts und dies mit großem Eifer.“ (Walter Ludin, Schweizer katholischer Theologe und Autor, *1945)
„Es ist gut, etwas Langsames zu tun, bevor man im Leben eine wichtige Entscheidung trifft.“ (Paulo Coelho, brasilianischer Schriftsteller, *1947)
„Eile ist beinahe immer der Ausdruck eingebildeter menschlicher Bedürfnisse.“ (Henning Mankell, schwedischer Schriftsteller, 1948 – 2015)
„Müßiggang ist aller Zaster Anfang.“ (Andreas Tenzer, deutscher Pädagoge und Philosoph, *1954)
„Lassen wir uns nicht täuschen: Auch unser Nichtstun setzt etwas in Bewegung.“ (Ernst Ferstl, österreichischer Lehrer und Schriftsteller, *1955)
„Die Antriebskraft, etwas nicht zu tun, sollte nicht unterschätzt werden.“ (Ernst Ferstl, österreichischer Lehrer und Schriftsteller, *1955)
„Die meisten würden am liebsten noch in der Waschstraße überholen.“ (Piet Klocke, deutscher Musiker, Kabarettist und Schauspieler, *1957)
„Reichtum ist, wenn man über seine Zeit herrscht.“ (Peter Høeg, dänischer Schriftsteller, *1957)
„Wenn du es eilig hast, geh langsam. Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg.“ (Weisheit aus dem Zen-Buddhismus)
„Schnell Spiel übersieht viel.“ (deutsches Sprichwort)
„Langsam macht schnell glücklich.“ (unbekannt)

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Hallo Christof,
danke für die Sammlung.
Kennst du Judith Holofernes und ihr Lied Nichtsnutz?
Eine sehr köstliches Video lohnt sich zu sehen und zu hören.
Mit geruhsamen Grüßen,
Dorothee