Fotoimpressionen: Mein Jakobsweg 1. Teil – Deutschland und Schweiz

13. März 2017 - von Christof Herrmann - 11 Kommentare

In wenigen Tagen erscheint mein erstes E-Book „Einfach bewusst auf dem Jakobsweg“.

Zur Einstimmung gibt es heute ein paar Fotoimpressionen der ersten beiden Länder meiner Pilgerschaft im letzten Sommer. In Deutschland habe ich in 18 ½ Tagen 428 Kilometer zurückgelegt, in der Schweiz waren es 466 Kilometer in 16 ½ Tagen.

Die Bildunterschriften sind kurze Auszüge aus dem E-Book.

Mein Jakobsweg von Nürnberg nach Santiago de Compostela und Finisterre
„Etwas aufgeregt und ziemlich müde gehe ich die ersten anderthalb Kilometer durch meinen Kiez bis zur Jakobskirche. Dort bekommt mein Pilgerausweis den ersten von 111 Stempeln.“ (1.Tag, Deutschland)
„Zwischen Christgarten und Neresheim gehe ich lange durch Wald.“ (6. Tag, Deutschland)
„Der Jakobsweg oder besser gesagt Jakobspfad schlängelt sich sanft empor. Rechts davon eine große Blumenwiese, in der tausende Bienen und Hummeln um die Wette brummen und summen.“ (7. Tag, Deutschland)
„Zur Etappenhälfte hört es auf zu regnen. Prompt werden wir zum Kaffee eingeladen. Einfach so, weil wir Jakobspilger sind, von Karin und Karl, die eine kleine Pferderanch betreiben.“ (8. Tag, Deutschland)
„Als ich um 7:30 Uhr aufstehe, ist der Frühstückstisch bereits gedeckt. Es gibt Brot, Sojaquark, Hummus, einen Karottenaufstrich, Marmeladen, Kaffee mit Cashewmilch – alles von Sabine selbst gemacht. Ich starte die Etappe in frisch gewaschenen Klamotten und nette Begleitung gibt es oben drauf. Sabine muss sich freilich zügeln, nimmt sie doch regelmäßig an Ultraläufen von bis zu 320 km teil – und das als zweifache Mutter.“ (10. Tag, Deutschland)
„Nach dem Frühstück lerne ich die Hausleiterin Julia kennen. Sie ist begeistert von meinem 32 Liter kleinen und 8 kg leichten Rucksack und fotografiert mich mit meinem Gepäck vor der Herberge. Ich mache ebenfalls ein Bild von Margriet, Han und Julia. Als ich starte, habe ich das Gefühl, Freunde gewonnen zu haben.“ (11. Tag, Deutschland)
„Mittags mache ich an dem Flüsschen Riß Rast. Es gibt eine von mir spontan erfundene Pilgerpizza: Zwei Tage altes Fladenbrot in dünne Scheiben schneiden, mit Tomatenmark bestreichen, Kräuter der Provence, Salz, Olivenöl und Nüsse (oder anderes Topping wie Oliven oder Artischocken) drauf geben und 10 Minuten in der Sonne überbacken“ (11. Tag, Deutschland)
„Eine Zeitlang führt meine Route durch riesige Apfelplantagen. Ich hatte die naive Vorstellung, dass die berühmten Bodenseeäpfel auf Streuobstwiesen wachsen. Wandern macht bewandert.“ (14. Tag, Deutschland)
„Zuerst essen wir Eis und trinken Espresso, dann gehen wir hinab zum Bodensee. Während Olli eine Runde schwimmt, schaue ich in die sanften Wogen. Meine Sorgen von vorhin kommen mir plötzlich nichtig vor. Der See strahlt Ruhe aus. Er gibt mir meine mentale Kraft zurück. Ich werde morgen mit Zuversicht weiterpilgern.“ (16. Tag, Deutschland)
„Hildegard, die Herbergsmutter, auch Hospitalera genannt, ist freundlich erpicht, dass wir um 8 Uhr aus dem Haus sind. Zum Abschied stellen sich sieben Pilgerinnen und Pilger aus vier Nationen und Hildegard zu einem Erinnerungsfoto vor der Herberge auf. In dieser Konstellation kommen wir nicht mehr zusammen.“ (22. Tag, Schweiz)
„Ich folge von Einsiedeln nach Luzern dem Alpenpanorama-Weg. Der heutige Teil bis nach Zug hat sich gelohnt. Es ist zwar die bisher anstrengendste, aber auch die aussichtsreichste Etappe. Fast den ganzen Tag blicke ich auf schneebeckte Gipfelketten, zudem lange Zeit auf den Ägerisee und den Zugersee.“ (23. Tag, Schweiz)
„Vor acht bin ich unterwegs. Es ist noch angenehm frisch. Heute soll es heiß werden. Ich komme gut voran, passiere Cham und laufe am Zugersee entlang. Am gestrigen Sonntag waren viele Tageswanderer und Mountainbiker unterwegs, die Zeit und Muse für einen Plausch mit mir hatten. Heute sind – außer die Rentner mit Hund und die Badeurlauber – wieder alle kurz angebunden und gehetzt. Wann haben wir aufgehört, auch außerhalb von Ferien und Sonntagen einen Moment abschalten und genießen zu können? Ich bin gespannt, ob die Menschen in Südfrankreich und Spanien noch etwas entschleunigter leben.“ (24. Tag, Schweiz)
„Meine Gastgeberin erwartet mich schon. Ich fühle mich sofort wohl bei Silvia. Sie ernährt sich ebenfalls vegan und ist ein sehr spiritueller Mensch. Sie hat Schlimmes durchgemacht. Vor einem Jahr ist ihr Freund spurlos verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass er im See ertrunken ist. Silvia glaubt, dass er noch lebt. Sie ist dabei, neuen Lebensmut zu fassen. Mir erfüllt sie jeden Pilgerwunsch: Eine Dusche, Wäsche waschen, ein köstliches Abendessen auf dem Balkon mit Kichererbsencurry, gefüllten Blätterteigtaschen und Salat, einen Feierabendprosecco …“ (24. Tag, Schweiz)
„Familienoberhaupt Werner hat ein interessantes Hobby. Er sammelt alte Traktoren der längst verschwundenen Firma Köpfli. Stolz zeigt er mir seine Sammlung und fährt das Schmuckstück aus dem Jahr 1953 aus der Garage in den Hof.“ (25. Tag, Schweiz)
„Eine von Feldern geprägte Landschaft breitet sich vor mir aus.“ (28. Tag, Schweiz)
„Eine Frau in Hot Pants und Cowboystiefeln spricht mich an. Sie ist in meinem Alter, kommt ursprünglich aus Ampfing bei München, hat drei Kinder und – wie sie betont – einen Ex-Mann. Als die schöne Maid ankündigt, mich später zu einem Bier einladen zu wollen, wittere ich einen Flirt. Zwar tanzt sie ansehnlich direkt vor mir auf der Bühne, aber später wird mir irgendwann zu spät. Ich gehe zurück zum Gasthof. Im Bett höre ich noch lange die Countryband spielen und die schöne Maid und die anderen feiern.“ (28. Tag, Schweiz)
„Morgen wird sauber gepilgert.“ (30. Tag, Schweiz)
„Zum Sonnenuntergang sind Malwina und ich am See. Es ist der versöhnliche Abschluss eines langen und anstrengenden Tages mit zu wenig Natur und zu viel Stadt.“ (32. Tag, Schweiz)
„Ob dieses Feld wohl mehr Sonnenblumen hat als das Landhaus in Schweizer Franken kosten würde?“ (34. Tag, Schweiz)

Der zweite Teil – die Fotoimpressionen von Frankreich, ist auch schon online.

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11 Kommentare für “Fotoimpressionen: Mein Jakobsweg 1. Teil – Deutschland und Schweiz”

  1. Die meisten Gesichter sind verdeckt, sorgsam!
    Für mich fast ein Wunder, soviel Geschichten erlebt zu haben. Offenbar gingen einige richtig aus sich raus.
    Was hälst Du denn von Ultraläufen? Ich denke, das ist nicht gut für den Körper – eine wenn auch geringe Abnutzung wird es immer geben. Der Körper wird das womöglich lange tolerieren. Da wir alle irgendeine Fehlstellung haben, müsste sich das eigentlich auswirken.

    1. Nach meiner Erfahrung erlebe ich am meisten oder lerne am ehesten Leute kennen, wenn ich selbst offen durch die Gegend wandle. Meist war ich auf dieser Tour positiv gestimmt, auch wenn ich von der Landschaft oft enttäuscht war.

      „Ultraläuferin“ Sabine wird schon wissen, was sie tut. Und wenn nicht, schadet sie zumindest nur ihre Gesundheit ;-)

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