Multitasking ade: Mehr Zeit und Gelassenheit

3. März 2017 - von Christof Herrmann - 42 Kommentare

Multitasking ade: Mehr Zeit und Gelassenheit (Foto: Robson Hatsukami Morgan)

„Multitasking heißt, viele Dinge auf einmal zu vermasseln.“ (Erwin Koch)

Vorbemerkung: Du findest diesen Artikel in einer überarbeiteten Version auch in meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“, der als Buch und E-Book bei Gräfe und Unzer (GU) erschienen ist.

Heute zeige ich Dir, wie Du es schaffst, Stress zu reduzieren, produktiver zu sein und mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben zu haben.

Dafür musst Du Dir „nur“ zur Gewohnheit machen, Multitasking zu vermeiden!

Unter Multitasking versteht man das gleichzeitige Verrichten mehrerer Tätigkeiten.

Alles giert nach unserer Aufmerksamkeit

Wir Menschen sind in der Lage, zwei Aufgaben auf einmal zu erledigen – solange eine davon automatisch im Hintergrund abläuft: Atmen und schlafen, Kaugummi kauen und bügeln, gehen und reden, Popcorn essen und einen Film schauen …

Doch wir versuchen längst auf der Arbeit wie auch in der Freizeit zwei oder gar mehrere komplexe Aufgaben im Multitasking zu bewältigen.

Kein Wunder, alles und jeder giert nach unserer Aufmerksamkeit und zwar fast rund um die Uhr: Smartphones, Telefone, Computer, Fernseher, der Knopf im Ohr, Kollegen, Konferenzen, Meetings, Freunde, Verabredungen und nicht zu vergessen die 10.000 Gegenstände, die ein Bundesbürger im Schnitt besitzt. Wer etwa am Rechner arbeitet, wechselt 37 mal pro Stunde das Fenster und checkt E-Mails oder ein anderes Programm.

Dieser „way of life“ des „modernen Menschen“ ist nicht der einzige Grund, warum wir das tun und uns das antun. Wir glauben, dass wir mit Multitasking effektiver und effizienter leben. Und wir hoffen, dass wir damit die Angst, etwas zu verpassen, eindämmen können.

Multitasking ist ein „way of lie“

Genau betrachtet ist Multitasking nicht nur unser „way of life“, sondern auch ein „way of lie“. Multitasking ist weder effektiv noch effizient.

Was wir als Multitasking erleben, ist nur der Wechsel zwischen den verschiedenen Tätigkeiten. Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, sich gleichzeitig auf mehrere Dinge zu konzentrieren. Unsere Aufmerksamkeit wird dann geteilt oder auf eine der beiden Tätigkeiten verlagert.

Eine Studie des psychologischen Instituts der University of Utah in Salt Lake City hat gezeigt, dass das Unfallrisiko viermal so hoch ist, wenn man während des Autofahrens telefoniert. Die Reaktionsfähigkeit entspricht der eines Angetrunkenen mit 0,8 Promille Blutalkohol. Hätte am 9. Februar 2016 der Fahrdienstleiter im Bad Aiblinger Stellwerk nicht am Handy gespielt, wäre es nicht zu dem Eisenbahnunfall gekommen, bei dem zwölf Menschen starben und 85 zum Teil schwer verletzt wurden.

Je komplexer zwei Aufgaben sind, desto schwieriger ist es, zwischen diesen hin und her zu springen. Wir verlieren Zeit beim Wechseln zwischen den Aufgaben und weil wir uns jedes mal neu orientieren und reindenken müssen. Laut Studien sind das bei einfachen Aufgaben bis zu 25 % mehr Zeit und bei komplexen bis zu 100 % oder mehr. Darüber hinaus machen wir massenhaft Fehler, weil unser Gehirn der Doppelbelastung nicht gewachsen ist.

Ich habe z. B. herausgefunden, dass ich einen Blogartikel etwa in der Hälfte der Zeit fertig habe, wenn ich ihn nicht im Multitasking-Modus verfasse. Selbst wenn ich danach noch sequentiell E-Mails und WhatsApp-Nachrichten beantworte, Telefonate führe, meine Social-Media-Kanäle bediene und die Weltnachrichten lese, kann ich rund zwei Stunden früher Feierabend machen.

Was Du gewinnst, wenn Du Aufgaben nacheinander erledigst

Der deutsche Psychologe und Hirnforscher Ernst Pöppel hat folgende These aufgestellt: „Wenn jeder Mensch in Deutschland eine Stunde am Tag ohne Unterbrechung durcharbeiten würde, bekämen wir den größten Innovationsschub aller Zeiten.“

Das scheint nicht abwegig, wenn man betrachtet, welche Vorteile es hat, auf Multitasking zu verzichten:

  • Mehr Zeit, da die Aufgaben ein Viertel bis ein Drittel schneller erledigt werden.
  • Bessere Qualität und weniger Fehler.
  • Weniger unerledigte Aufgaben, denn je öfter man zwischen Aufgaben wechselt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man welche nicht abschließt.
  • Mehr Gelassenheit und weniger Stress, was glücklicher machen und das Leben verlängern kann.
  • Bessere Beziehungen zu Kollegen, Freunden, Familie und Partnern, da man mit diesen achtsamer und mit voller Aufmerksamkeit umgeht.

6 Tipps, wie Du Dir das Multitasking abgewöhnst

Ich habe in den letzten Monaten viel recherchiert und ausprobiert, wie man das Verhaltensmuster Multitasking ablegen kann. Die folgenden Schritte und Tipps führen am schnellsten zum Ziel:

  1. Bau Dir einen Bunker. Halte Dich von Ablenkung jeglicher Art fern. Wenn Du ein eigenes Zimmer hast, schließe die Tür ab oder hänge einen „Bitte nicht stören“-Zettel an die Tür. Im Großraumbüro kann ein Sichtschutz für etwas Distanz sorgen.
  2. Hole Dir Unterstützung. Erkläre Deinen Kollegen, Deinen Freunden und Deiner Familie, warum Du nicht erreichbar bist und wann Du wieder auftauchst. Sie werden zunächst wahrscheinlich nicht begeistert sein. Sobald sie aber merken, dass Du bessere Ergebnisse erzielst, zufriedener bist und im Anschluss mehr Zeit für sie hast, kannst Du auf ihre Unterstützung zählen.
  3. Habe alles griffbereit, was Du benötigst, um die geplante Aufgabe zu erledigen. Tee, Zettel, Stift usw. So vermeidest Du, dass Du – abgesehen vom Gang zur Toilette – Deinen Bunker verlassen musst.
  4. Gehe mit allen Geräten offline, die Du nicht für die Erledigung der Aufgabe benötigst.
  5. Stell Dich auf Frust ein. Das schnelle Wechseln zwischen Aufgaben und Medien kann einen Dopaminausstoß bewirken, was uns einen Kick gibt und süchtig machen kann. Manch einer fühlt sich während des Entzugs gelangweilt oder frustriert.
  6. Zwinge Dich, nicht in das alte Multitasking-Muster zu verfallen. Nur durch ständige Wiederholung wird eine neue Verhaltensweise zur Gewohnheit. Das dauert mehrere Wochen. Der Studie von Phillippa Lally vom University College in London zufolge durchschnittlich 66 Tage.

Ich bin auf Deine Meinung zum Thema Multitasking gespannt. Dieses allgegenwärtige Verhalten so weit wie möglich zu vermeiden, halte ich für einen der einfachsten Wege, Zeit und Gelassenheit zu gewinnen. Dadurch können wir uns mehr den schönen Dingen des Lebens zuwenden – sei es unseren Lieben oder unseren Leidenschaften.

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42 Kommentare für “Multitasking ade: Mehr Zeit und Gelassenheit”

  1. Hallo Christof,
    vielen Dank für diesen Artikel! Da hast du mich erwischt. Mehrere Dinge gleichzeitig machen, ist meine „Stärke“. Schon länger spüre ich, dass ich dadurch weniger schaffe, als ich glaube zu schaffen.
    Liebe Grüße, Lucia

    1. Hallo Lucia,

      guter Punkt. Wir glauben, dass wir durch Multitasking mehr schaffen als durch Singletasking. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe lange gebraucht, bis ich diesen Trugschluss erkannt und verinnerlicht habe.

      Viele Grüße

      Christof

  2. Lieber Christof,
    Danke für die Erinnerung! Eigentlich ist es mir schon klar, aber dennoch ertappe ich mich immer wieder, wie ich z.B. während ich einen Blogartikel schreibe alle paar Minuten mein E-Mail-Postfach checke oder ganz kurz mal auf Facebook schaue. Hm, da werde ich wohl mal noch üben…
    Liebe Grüße,
    Sabrina

    1. Liebe Sabrina,

      ich habe diesen Blogartikel auch für mich selbst geschrieben, sozusagen als Erinnerung, weil ich immer mal wieder rückfällig werde. Es ist sehr nützlich, wenn man weiß, welch mächtiges Instrument Singletasking ist. Dann wendet man es auch gerne an, wenn man eine Aufgabe schnell vom Tisch haben möchte.

      Viele Grüße

      Christof

  3. Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen! Das schwierige daran, ist natürlich sich „in mehreren Wochen“ auf die neue Gewohnheit einzulassen, sie täglich zu trainieren – bis man es geschafft hat! Gar nicht so einfach! Wenn es rund 66 Tage dauert, wie in der Studie steht, reicht „mein Fastenzeitprojekt“ mit 49 Tagen nicht ganz aus, aber vielleicht ist das noch mehr ein Grund dran zu bleiben. Ich werde in meinem Blog darüber berichten!

    1. Kommt sicher auf die Person, das Umfeld und die Verhaltensweise selbst an, wie lange es dauert, eine neue Gewohnheit zu etablieren. Die 66 Tage sind nur der Schnitt. Manche Probanden waren schneller, andere deutlich länger. Ich selbst habe mir z. B. innerhalb weniger Tage angewöhnt alle Strecken bis 3 km nur noch zu Fuß und nicht mehr mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zu machen (nur wenn es mal ganz schnell gehen muss – was selten der Fall ist – nehme ich die U- oder S-Bahn). Die Vorteile waren so offensichtlich (Geldersparnis, Bewegung, kein Warten mehr auf die Öffis, kein Auf-die-Uhr-schauen mehr), dass mir die Umstellung leicht fiel.

  4. Lieber Christof,
    ein spannender Artikel mit einem guten Zitat am Anfang :-)
    Zu den Tipps muss ich allerdings sagen, das Bunker zu massiv klingt.
    Erfahrungsgemäß kommen die Ablenkungen bzw. der „Drang“ aufs Handy zu schauen,
    zig Seiten im Explorer zu öffnen oft von uns selbst.
    Daher ist die Inner Haltung und Einstellung das wichtige um EINEN Fokus zu finden wichtig!
    Ich habe auch schon durch Fokus Artikel und Seminare innerhalb eines Tages (oder zwei) erledigen könnne, weil eben die innere Bereitahscft da war, es aus eine Stück zu fertigen.
    Es ist, wie wir uns auch „Multitasking“ antraniert haben, eine Übungssache „Singletasking“ wieder zu erlernen!
    Viel Erfolg ;)
    Daniel

    1. Hallo Daniel,

      es gibt sicher verschiedene Wege ans Ziel Singletasking zu kommen. Man muss natürlich auch verstehen und verinnerlichen, warum Multitasking uns oft nicht gut tut. Ich hoffe, mein Artikel hilft bei all dem ein wenig.

      Viele Grüße

      Christof

      1. Hallo Daniel!

        Zu Deinem Statement:
        „Daher ist die Innere Haltung und Einstellung das Wichtige, um EINEN Fokus zu finden!
        Ich habe auch schon durch Fokus Artikel und Seminare innerhalb eines Tages (oder zwei) erledigen können,
        weil eben die innere Bereitschaft da war, es an einem Stück zu fertigen.“

        Der Bunkerblick reicht bei mir auch nicht, um mich ausreichend zu fokussieren. Das geht nur, indem ich mich nicht von den Problemen treiben lasse (Wille), sondern von meinen Zielen beflügelt werde (die Zielvorstellung ist stärker als der Wille).
        Dein Satz über EINEN Fokus erinnert mich an den bekannten Leitsatz des römischen Philosophenkaisers Aurelius zu diesem Thema:

        Der Stoiker Marcus Aurelius Antonius,
        Selbstbetrachtungen. VIII 36, VII 29:

        “Lass dich nicht durch die Vorstellung deines Lebens
        *in seiner Gesamtheit* entmutigen!
        Fasse nicht *alle* Leiden, welche vielleicht noch an dich kommen können,
        nach Beschaffenheit und Menge *auf einmal* in Gedanken zusammen,

        sondern frage dich vielmehr bei jedem gegenwärtigen Vorfalle:
        Was ist denn daran eigentlich so gar nicht zu ertragen und auszuhalten?

        Erinnere dich ferner, dass weder das Zukünftige noch das Vergangene,
        sondern immer nur das Gegenwärtige dich drücken könne,
        letzteres aber vermindert werde, wenn du *es allein* ins Auge fasst
        und deine denkende Seele davon überführst,
        dass sie nicht einmal diese *kleine Bürde* aushalten könne.

        Mach den Einbildungen ein Ende!
        Hemme den Zug der Leidenschaften!
        Behalte die Gegenwart in deiner Gewalt!
        Mache dich mit dem, was dir oder einem anderen begegnet, vertraut.
        Trenne und zerlege jeden Gegenstand in seine Ursache und seinen Stoff!”

        (Quelle: Projekt Gutenberg)

        LG Evelyne

  5. Hallo Christof,

    eine gute Erinnerung mal wieder sein eigenes Handeln zu reflektieren. Auch mir gelingt es nicht immer, aber zumindest halte ich mich beim Essen daran. Wenn Essen dann Essen.
    Wenn Lesen dann Lesen. Es ist dann für mich erschreckend Kollegen beim Essen zuzuschauen, die dann versuchen Essen und Smartphone unter einen Hut zu bringen. Meist verliert das Essen.

    Gruß
    Jörg

  6. Der Ansatz ist klar, allerdings muss man ihn sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Die Leute früher hatten das ganz klar besser drauf.
    Das Antrainieren ist wohl der entscheidende Punkt. Danke für die erneute Anregung.

  7. Single-Tasking – das ist leichter gesagt als getan. Die meisten Versuche in meinem Job, sich auf eine Arbeit zu konzentrieren und sich nicht durch Mails, Anrufe, Gedrängel von Kollegen/Kunden/Lieferanten stören zu lassen, enden darin, dass dann bald ein Kollege oder der Abteilungsleiter oder die Firmenchefin bei mir am Schreibtisch stehen und mich anfahren mit „Hast du denn meine E-Mail noch nicht gelesen?!“, „Warum gehst du nicht ans Telefon?!“, „Die Firma XY hat mich angerufen, dass sie dich schon 3x angerufen und nicht erreicht haben!“ etc. Die Erklärung, dass man sich auf die gerade zu erledigende Aufgabe konzentrieren und sie am Stück zu Ende bringen will, handelt einem da höchstens noch mehr Ärger ein. Leider kann man sowas für sich wohl oft genug nur selbst entscheiden, wenn man selbständig ist und sein eigener Chef.

    1. Ich glaube Dir, dass das in manchen Unternehmen oder in manchen Arbeitssituationen schwierig ist. Oft können aber schon kleine Veränderungen und Gespräche mit Kollegen und Vorgesetzten bewirken, dass man weniger abgelenkt wird. Ich habe z. B. in meiner letzten festen Stellen immer die Tür zum Nachbarbüro zu gemacht, wenn die dort den Radio angemacht haben. Damit hatte keiner ein Problem und irgendwann haben die Kollegen im Nachbarbüro die Türe selbst geschlossen, wenn sie Radion hören wollten. Außerdem glaube ich, dass wir in vielen Situationen freiwillig Multitasking betreiben. Das zumindest können wir reduzieren. Das gilt nicht nur für die Arbeit, sondern auch für die Freizeit. Ich habe mir z. B. angewöhnt nicht mehr aufs Handy zu schauen, wenn ich Zeit mit Freunden verbringe. Manchmal vergesse ich absichtlich mein Handy, um einfach mal nur zwei, drei Stunden spazieren zu gehen …

  8. Voll erwischt! Dein Artikel ist sehr inspirierend, die Legende vom Multitasking zu überdenken und sich wieder verstärkt auf einzelne Aufgaben zu konzentrieren. Es stimmt, Multitasking braucht mehr Zeit und liefert schlechtere Ergebnisse, vor allem bei Projekten, die die volle Aufmerksamkeit erfordern um möglichst wenig Fehler zu machen und um überhaupt damit voran zu kommen. Es lenkt mental sehr stark ab, als dass es von Nutzen ist und verhindert, dass man in einen ordentlichen Arbeitsfluss kommt. Vor allem der ist es, der uns so oft fehlt und uns deshalb bei der Arbeit unzufrieden macht.

    Abschotten und ein klar strukturiertes, physisch ordentliches, ablenkungsfreies und unterstützendes Arbeitsumfeld können helfen, wenn man tatsächlich keinen Zugang mehr zum Internet / Telefon hat (ich möchte manchmal einfach das Kabel durchschneiden) und auch nicht zu anderen Dingen, die (dringend) erledigt werden müssen. Thoreaus Hütte am Walden Pond wäre da ideal. Eine klare Tageszielsetzung gehört aus meiner Sicht ebenfalls dazu, um nicht wieder in den M-Modus zu fallen. Erst wenn ich dieses oder jenes erreicht habe, darf ich dies oder das machen. So oder ähnlich. Feste Zeitblöcke und Verabredungen mit sich selbst können auch helfen, die wichtigsten Projekte voran zu bringen und dann später alles andere zu erledigen. Jörg hat den Grundgedanken treffend beschrieben. „Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich lese, dann lese ich.“ Das ist Achtsamkeit mit sich selbst und bewusste Beschränkung.

    1. Dem kann ich nur beipflichten: „Eine klare Tageszielsetzung gehört aus meiner Sicht ebenfalls dazu, um nicht wieder in den M-Modus zu fallen.“ Ich gehe sogar weiter und versuche täglich nur eine Sache zu erledigen, die dann aber konzentriert, gewissenhaft, achtsam und möglichst vollständig. Von langen toDo-Listen habe ich mich gelöst. Diese eine Sache sollte mich voran bringen – persönlich, beruflich oder sozial. An meiner Zimmertür hängt folgender Spruche: „Until the ONE thing is done, everything else is distraction.“

  9. Ich muß das erstmal sacken lassen.
    Es ist zwar kein Multitasking, aber wenn ich mir etwa ein Buch packe und gerade darin angefangen habe, fällt mir ein: Du wolltest doch vorhin etwas Bestimmtes machen. Und solche Störungen kommen immer wieder, da man buchstäblich jeden Tag 1000 Dinge zu erledigen hat: Den Bartschneider aufzuladen, den Dreck, den man gesehen hat, wegwischen, die Tasche auspacken, die Unordnung in Reichweite erledigen, die Emails checken, und und und.
    Ich könnte mir einen Block bereit legen und eine Kurznotiz machen und das Buch weiterlesen. Ob das hilft?
    Richtig dual bin ich nur in Sachen Musikhören und Zeichnen, Musikhören und Surfen, Musikhören und Bügeln unterwegs. Wobei auch da: Da meine Musik, die ich höre, eher dem experimentellen Spektrum zuzuordnen sein dürfte, ist auch das kritisch.

    Zugrundeliegend hinter dem parallelen Doing ist ja auch oft das Gefühl, zu wenig vom Leben zu bekommen. Man möchte mehr. An dieser Stelle sollte man sich fragen, woher dieser Durst stammt. Gemeinhin also nach den Ursachen des Dursts fragen und erst dann zu reduzieren. Sonst befriedigt ja die Reduktion nicht, sie läuft dem Durst und dem Hunger zuwider.

    1. Die berühmte Angst, etwas zu verpassen. Im Netz finden sich tausende Bucketlist („10.000 things to do before you die“), aber vermutlich keine einzige Liste, auf denen Dinge aufgeführt werden, die man NICHT tun muss. Vielleicht sollte ich das mal bloggen ;)

      Mir persönlich bringt es mehr herauszufinden, warum ich eine Gewohnheit/Sucht ablegen möchte (welche Vorteile sich daraus ergeben), als herauszufinden, warum man ich die Gewohnheit/Sucht so lange treu geblieben bin.

      1. 10.000 things to do before you die?
        Diese Ansicht hegte ich nie, das ist mir völlig zuwider! Ich muss nicht weitere exotische Plätze auf dieser Erde kennenlernen, alleine schon deshalb, weil ich mich sehr bald nicht mehr an Einzelnes erinnern würde.
        Für mich persönlich ist das so: Gefühlt habe ich mein Leben „nicht“ gelebt. Z.B. das Lesen erst sehr spät entdeckt. Nachholbedarf also. Ob man das Sucht nennen kann, weiß ich nicht.
        Ich finde es zunächst mal natürlich, sich auszustrecken und vieles anzugehen. Natürlich dann letztlich so, daß man sich nicht zuviel Stress auferlegt.

      2. Vielleicht ist es wirklich möglich, so eine Liste zu erstellen? Ich finde die Idee interessant..
        BESTIMMT stelle ich mir ab sofort die Frage von Dir. Allerdings schätze ich das Wort „wozu“ sehr: In meinem Fall: Wozu will ich die Zuckersucht ablegen? DANKE für die Anregungen! ⏳

  10. Hallo Christof!

    Ich verweigere mich seit längerem schon dem Multitasking und mache ganz bewusst eines nach dem anderen. So bin ich ganz im Moment und bei der Sache.

    Diese Einstellung ist u.a. ein Auswuchs meines Achtsamkeitsprojektes und ich bin sehr froh, dass sich das alles so entwickelt hat.

    Finde ich super, dass Du dieses Thema aufgreifst, denn ich glaube, dass es für viele Menschen mittlerweile ganz normal geworden ist, vieles „gleichzeitig“ zu tun.

    Am meisten ärgert mich die Sache mit den Handys. Wenn Menschen dem Handy mehr Aufmerksamkeit schenken als dem Gegenüber finde ich das einfach schrecklich.

    Abgesehen davon, dass ich Smartphone sowieso verweigere ist es mir wichtig, wenn ich mit anderen zusammen bin, das Handy abzustellen.

    lg
    Maria

  11. hallo christof,

    man kann nur den moment verpassen. sonst nichts. ich mache dinge nur nacheinander und nach priorität. dafür denke ich mehrgleisig, über 4 sachen gleichzeitig nach und nur die hochsensiblen schaffen es, da im gespräch nicht überfordert zu sein. das würde ich gerne noch abstellen.

    lg – tanja, jetzt smart. bin schwach geworden. ☺

  12. Hey Christof,
    Richtig guter Artikel! Mittlerweile ist ja sogar erwiesen, dass Multitasking quatsch ist. Das Gehirn kann viel besser arbeiten, wenn es sich nur auf eine einzige Sache konzentriert. Von daher Multitasking einfach komplett verwerfen. Überholte Technik.

    Liebe Grüße

    Tim

  13. Es gibt die App „Concentrate“, die hilft, beim arbeiten am Rechner nur die Programme aktiv zu lassen, die man für die Arbeit benötigt. Ist ne kleine Hilfe, nicht in Mails, Facebook etc. abzuschweifen.
    Ansonsten gibt es sicherlich auch gute Gründe, dem Multitasking zu verfallen, die auch beleuchtet gehören. Z.b. Frust durch die Arbeit, zu viel Arbeit, burn out etc.

    1. Danke für den Tipp. Hast Du denn gute Erfahrungen mit der App gemacht? Bin skeptisch, ob das funktioniert. Möchte ja eher weniger Programme installiert haben und verwenden als mehr. Ohne die Gewohnheit, Nein sagen zu können, wird man schnell wieder in alte Multitasking-Muster verfallen.

  14. Lieber Christof,
    seitdem ich mit meinem Natur- und Pferdebegleiteten Coaching selbstständig bin, habe ich mich von Multitasking verabschiedet. Meine Lehrer sind dabei meine Pferde, die vollständige Präsenz von mir erwarten und mir sofort und unmissverständlich anzeigen, falls ich in alte Muster gehe. Herzliche Grüße Christine

    1. Hallo liebe Christine,

      das ist sehr interessant! Auch Kinder haben oft noch ein Gespür dafür, ob jemand beim Mitspielen bei der Sache ist oder an anderes denkt, aufs Handy schielt etc.

      Viele Grüße

      Christof

  15. Hallo Christof,
    mein Job verlangt leider nach Multitasking und meist fühle ich mich zusätzlich auch noch wie geklont, da alle an allen Seiten was von mir wollen und ich irgendwie mittendrin bin und nirgendwo.
    Ein persönlicher Erfolg: Ich telefoniere noch mit Hörer in der Hand. Soviel Zeit muss sein und die Arbeit mit dem Stift, sollte ich mal etwas notieren, ist eine gute Abwechslung zum ewigen Starren auf den Monitor.
    Meinen Ausgleich suche ich in der Freizeit, in der ich bewusst entschleunige – nur eins nach dem anderen tue, so gut wie keine Absprachen treffe, etc.

  16. Wenn ich im Büro arbeite, muss ich natürlich in der Lage sein gleichzeitig einen Vorgang/ eine Akte/ einen Sachverhalt zu bearbeiten und zeitgleich ans Telefon zu gehen. Alles andere wäre ebenfalls hochgradig unproduktiv. Wie bei allem im Leben, muss man natürlich differenzieren. So habe ich gelernt, die Anrufe und Email nach Dringlichkeit zu prüfen und sie in meine Prioritätenliste an betreffende Stelle einzureihen. Die Probleme werden also grob nach Dringlichkeit vorsortiert und erst dann durchdacht, wenn sie an der Reihe sind. Das hilft mir sehr! Damals habe ich immer alles auf einmal in meinem Kopf gelassen, im schlimmsten Fall völlig verschiedene Arten von Problemen und bin dann absolut aus dem Konzept gekommen. Auch hilft es mir sehr, alles private hinten anzustellen. Mal hier auf Facebook schauen, mal hier schnell die privaten Emails checken, eine Einkauflsite fürs Abendbrot machen, das bringt einen natürlich auch raus und dafür kann der Arbeitgeben sicher nichts. Schöner Blog! Viele Grüße

    1. Natürlich kann man sich im Job wie auch privat nicht immer nur auf eine Sache konzentrieren. Die Singletasking-Ära ist im Zeitalter der Digitalisierung passé. Trotzdem glaube ich, dass wir uns solche Freiräume erkämpfen sollten. Sich einfach mal ein, zwei Stunden 100 % auf eine Sache fokussieren. Wann und wie das möglich ist, kann nur jeder selbst festlegen. Wenn Du einen Anruf oder eine E-Mail bekommst, wirst Du ja schon wieder aus Deiner Konzentration gerissen, auch wenn Du nur ein paar Sekunden auf die Nummer des Anrufers oder auf den Absender/Betreff der E-Mail schaust und diese in Deine Prioritätenliste einordnest. Wenn Du nach ein paar Minuten Deine Konzentration wieder gefunden hast, kommt vielleicht schon die nächste Ablenkung.

      Viele Grüße

      Christof

  17. Hallo Christof,
    interessant waren die Reaktionen von Chef und Kollegen als ich Singletasking bei der Arbeit in meine Zielvereinbarung aufgenommen habe.
    Während die Kollegen es zum besten Ziel der Gruppe gewählt haben, war mein Chef wenig begeistert und hat es als wenig amibitioniert und fürs Unternehmen nicht nützlich abgetan.
    Viele Grüße
    Biene

    1. Hallo Biene,

      vielleicht solltest Du den Artikel ausdrucken und in der Kaffeeküche „vergessen“ ;-) Oder Du betreibst Singletasking auf der Arbeit, immer wenn es nicht auffällt. Nach meiner Erfahrung bringt es schon etwas, wenn man eine Stunde pro Tag den Fokus auf nur eine Sache setzt.

      Viele Grüße

      Christof

  18. Ich bin auch dieser Multitasking-Sucht verfallen, ich finde es ganz seltsam, nur eine Sache zu machen und mich nur darauf zu konzentrieren. Du triffst den Nagel auf den Kopf!

    1. Seltsam finde ich das eigentlich nicht, denn Multitasking ist ja bei uns die Normalität und wird teilweise sogar von uns verlangt! Singletasking muss man sich wieder beibringen. Lohnt sich aber sehr ;-)

  19. Hey Christof,
    aufgrund deines aktuellen posts hab ich auch hier gelesen – und entdeckt, dass ich dir vor exakt drei Jahren schrieb!
    Die damals gestellte Frage (s.o.) kann ich tatsächlich immer noch nicht beantworten. Krass.
    Werde sie mal einfach beschlafen..
    ???????
    Vielen Dank für deine Arbeit und Anregungen. Freue mich auf dein Buch im September. ??

  20. Hallo Christof

    Wie gehst Du eigentlich mit Punkt 5 Deiner Tipps um?

    „5. Stell Dich auf Frust ein. Das schnelle Wechseln zwischen Aufgaben und Medien kann einen Dopaminausstoß bewirken, was uns einen Kick gibt und süchtig machen kann. Manch einer fühlt sich während des Entzugs gelangweilt oder frustriert.“

    LG Evelyne

    1. Hallo Evelyne,

      verstehe Deine Frage nicht ganz. Wenn man sich bewusst macht, dass es ganz normal ist, dass der Entzug von Multitasking weh tun kann, dann fällt es einem leichter, dranzubleiben und die Gewohnheit Singletasking zu etablieren.

      EBG

      Christof

  21. Hallo Christof

    Ja, darauf wollte ich hinaus. Ich persönlich versuche, mich in den aktiven Flow des Singletastking zu versetzen, damit es weniger weh tut und besser fließt. So hilft es mir, vorgängig meine selbst geschriebene Handlungsanleitung und dazu passend Zitate des Stoikers Marc Aurel sowie Kerninhalte der antiken Stoiker zu lesen, z. B. Logos als tätiges Prinzip, Materie als passives Prinzip, wie Yin und Yang.

    Das mit dem Angewöhnen als neue Angewohnheit hat auch Marc Aurel betont:

    „Gewöhne dich auch an Dinge,
    deren Ausführbarkeit du anfangs bezweifelst.
    Fasst du ja auch mit der linken Hand
    dennoch die Zügel kräftiger an als mit der rechten;
    obgleich die linke aus Mangel an Übung gewöhnlich schwächer ist,
    doch hierzu wird sie beständig gebraucht.“
    (Marc Aurel, römischer Philosophenkaiser)

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