Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Afschin Kamrani. Er bloggt auf afschin.com über minimalistisches Leben.
Überall wird über Minimalismus gesprochen. Manchmal frage ich mich, ob das eine Modeerscheinung ist und sich bald wieder auflöst.
Die Krisen, Kriege und Unzufriedenheit auf der Welt machen uns nachdenklich. Ist das ständige Streben nach mehr Wachstum und höheren Zielen der Sinn unseres Lebens? Ich spüre bei mir und den Menschen um mich herum einen Sinneswandel.
Die Qual der Wahl
Du kannst dir heute vieles mit Geld kaufen. Doch macht dich das zu einem glücklicheren Menschen? Oder wirst du zum Sklaven deines Besitztums?
Die große Auswahl, die uns die Werbung so schmackhaft machen will, entpuppt sich immer mehr als eine Qual. Und das mit negativen Folgen: Wir werden gleichgültig und verlieren den Fokus auf das Wesentliche. Bei einer Auswahl von drei Obstsorten läuft dir das Wasser im Mund zusammen. Bei 20 Sorten denkst du „Egal, Hauptsache Obst“ und nimmst irgendeine davon.
Entdeckungsreise Minimalismus
Vielleicht fragst du jetzt: „Ist ein minimalistisches Leben die ultimative Lösung für all unsere Probleme?“ Nein, sicher nicht. Auch ein minimalistisches Leben kann dich unglücklich machen, wenn du nicht Deinen Sinn darin findest. Die Welt braucht keine unglücklichen Minimalisten.
Minimalismus ist ein individueller Prozess, eine Entdeckungsreise. Es ist wichtig, dass du dafür deinen eigenen Ansatz findest. Sonst besteht die Gefahr, dass du mitten in deinem Prozess damit aufhörst.
6 Fragen, die dir helfen, deinen Minimalismus zu finden
Gehe die Sache richtig an. Ein minimalistisches Leben sollte gut geplant und überlegt sein sein. Für mich war sehr wichtig herauszufinden, warum ich diesen Weg überhaupt gehen möchte.
Dein Warum ist der Grundstein für ein neues, freies Leben. Je genauer du das Warum definieren kannst, umso erfolgreicher wirst du damit sein.
Ich verrate dir die sechs Fragen, die mir geholfen haben, meinen Minimalismus zu finden. Lass dich davon inspirieren und passe sie an deine eigene Lebenssituation an.
1. Warum willst du minimalistisch leben?
Nimm dir ein paar Tage Zeit und mache dir Gedanken darüber, warum du minimalistisch leben willst. Schreibe deine Beweggründe auf. Fühle in dich hinein, ob sie zu dir passen. Wäge jeden Ansatz mit deinem Herzen ab. Dein Gefühl wird dir den Weg zeigen.
2. Was, wenn sich der inneren Schweinehund meldet?
Wenn du mit deinem minimalistischen Leben beginnst, verlässt du die kuschelige Komfortzone. Dann meldet sich sehr schnell dein innerer Schweinehund. Er wird versuchen dich von deinem “sinnlosen” Weg abzubringen und dich wieder auf den “richtigen” Weg zu lotsen: Ins Hamsterrad, in die Konsumfalle und in alte Muster.
Es hilft ungemein, wenn du auf einem Zettel eine kleine Selbstverpflichtung (unter)schreibst. Ein paar Zeilen genügen. Minimalismus fängt schon hier an. Die Selbstverpflichtung soll nicht streng formuliert werden. Sie dient einfach zur Erinnerung für schlechte Tage.
3. Worauf kannst du verzichten?
Jetzt geht es ans Eingemachte. Erstelle eine Liste von den überflüssigen Dingen, und damit meine ich nicht nur materielle Dinge. Beginne mit dem wirklich Überflüssigen. Die Ich-kann-verzichten-Liste könnte zum Beispiel so ausschauen:
- jammern, meckern und lästern
- Ärger von gestern und Sorgen von morgen
- Fernsehen
- ständig aufs Smartphone schauen
- Fitnessstudio (stattdessen wandern gehen)
- seit einem Jahr nicht mehr getragene Kleidung
- überflüssige Möbel und Haushaltsgeräte
4. Was kannst du alles selbst herstellen?
DIY (Do it yourself) ist in aller Munde. Selbst etwas herzustellen macht glücklich. Die Zeit, die du dafür benötigst, nährt deine Seele und entspannt dich.
Vieles lässt sich mit wenig Aufwand selbst machen, z. B. Marmelade. Selbstgemacht schmeckt sie lecker und ist frei von Schadstoffen. Es gibt tolle Blogs und Internetseiten, auf denen Menschen über ihre DIY-Erfahrungen schreiben und Anleitungen veröffentlichen. Christofs vegane Rezepte sind ein Beispiel dafür.
Ich möchte demnächst meinen Kaffee in einer Gußeisenpfanne selbst rösten und werde darüber auf meinem Blog berichten.
5. Was machst du nicht gerne?
Erstelle eine Liste mit Verpflichtungen und Aufgaben, die du eigentlich aus deinem neuen minimalistischen Leben verbannen möchtest.
Suche dann nach kreativen Lösungen, wie du die unerwünschten Verpflichtungen und Aufgaben vermeiden oder ändern kannst. Lerne auch liebevoll Nein zu sagen.
Bei vielen Menschen steht der Job auf dieser Liste. Vielleicht ist es bei dir auch so. Es macht aber meist keinen Sinn, von jetzt auf nachher die Arbeit zu kündigen.
6. Was machst du gerne?
Erstelle eine Liste mit allem, was du gerne machst. Auf diese Liste gehören alle Aktivitäten, die deine Seele nähren und dich beflügeln, aber auch deine Talente, Träume und Leidenschaften.
Finde Möglichkeiten diese Dinge öfter zu tun. Wenn du z. B. gerne wanderst, schaue, wie und wo du dafür Zeit gewinnen kannst.
Mach es einfach und mach es jetzt
Du kannst diese sechs Fragen auf ein oder zwei DIN-A4-Seiten beantworten. Mach also keine Doktorarbeit daraus.
Danach geht es nämlich an die Umsetzung. Fang einfach an. Der erste Schritt ist deine Herzensentscheidung. Zu wissen, warum du das tust, ist der halbe Weg. Bleibe dabei. Dann entwickelt sich eine Dynamik, die dich trägt.
Ich wünsche dir viel Freude und neue Erkenntnisse auf dem Weg in dein minimalistisches Leben!
Afschin
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Hallo Afschin & Christof!
Das ist ein schöner Artikel mit paar guten Tips!
Ich schreibe nicht so gerne, aber paar Gedanken werde ich mir machen warum ich minimalistisch leben möchte. Fällt mir immer noch schwer!
Liebe Grüße Eure Lucia