
Ich bin Ende August innerhalb Nürnbergs von meinem 40 Quadratmeter großen 1- Zimmer-Appartement in ein schnuckeliges, 60 Quadratmeter großes 3-Zimmer-Häuschen umgezogen. Das geschah nicht ganz freiwillig. Da das Appartement bzw. das Haus im Szeneviertel Gostenhof saniert wird, wurde allen Bewohnern gekündigt.
Nach sechs Wochen kann ich aber sagen, dass sich der Umzug für mich gelohnt hat. Abgesehen davon, dass ich etwas mehr putzen muss, sehe ich nur Vorteile. Arbeiten, Wohnen und Schlafen sind nun getrennt. Das Arbeitszimmer kann ich steuerlich absetzen, was vorher nicht möglich war. Gäste schlafen getrennt im Wohnzimmer. Direkt nebenan wohnen Freunde von mir. Außerdem habe ich nun einen Balkon und bin ich schneller im Grünen. Zur Wöhrder Wiese, zur Pegnitz und zum Wöhrder See ist es nur ein Katzensprung. Und der Clou: Ich zahle weniger Miete als zuvor.
Mein Umzug ging ohne Stress und Probleme über die Bühne. Das lag nicht nur daran, dass ich wenig Kram besitze, sondern auch, dass ich gut organisiert war und ausreichend Zeit und Hilfe hatte.
Mit meinen folgenden Tipps wird auch Dein nächster Umzug minimalistisch und stressfrei ausfallen.
1. Ausmisten
Je weniger Gegenstände Du besitzt, desto schneller und einfacher wird auch der Umzug ablaufen. Früher benötigte ich schon für meine 4.000 CDs und LPs und 1.000 Bücher rund 100 Umzugskartons. Heute passt meine kleine feine Platten- und Büchersammlung in drei Kisten. Die Zeit vor Deinem Umzug ist ideal, um gründlich auszumisten. Du nimmst eh die meisten Gegenstände in die Hand, bevor Du sie verpackst. Stelle Dir die folgenden Fragen: Brauche und gebrauche ich den Gegenstand wirklich? Habe ich ihn nicht schon in anderer Ausführung? Verschönert oder verbessert er mein Leben oder belastet er mich eher?
2. Eine To-Do-Liste erstellen
Nachsendeauftrag erteilen, Spedition und Handwerker beauftragen, Umzugskartons besorgen, Zählerstände in der alten und neuen Wohnung ablesen und übermitteln, Behörden und Vertragspartner informieren. Das ist nur eine kleine Auswahl der Dinge, die Du vor, beim und nach dem Umzug erledigen musst. Um die Übersicht zu behalten und nichts Wichtiges zu verpassen, erstellst Du am besten eine To-Do-Liste. Ich habe die Checklisten von umziehen.de der Deutschen Post als Grundlage genommen und für meine Belange angepasst. Die dringendsten To-Dos habe ich mit einem Sternchen versehen, bei einigen habe ich das Fälligkeitsdatum dazugeschrieben.
3. Ein Umzugsunternehmen beauftragen
Wenn Du nicht gerade knapp bei Kasse bist oder nur sehr wenige Dinge besitzt, empfehle ich Dir, ein Umzugsunternehmen zu beauftragen. Das nimmt Dir viel Stress und Arbeit ab. Ich habe die Preisvergleiche von Check24 und MyHammer genutzt und mich dann für ein Umzugsunternehmen entschieden, das mir ein günstiges Angebot gemacht hat und zugleich gute Kundenbewertungen hatte.
4. Ausreichend Umzugskartons besorgen und diese beschriften
Umzugskartons bekommst Du vom Umzugsunternehmen und im Baumarkt, aber auch gebraucht, etwa im Freundeskreis oder auf eBay Kleinanzeigen. Besorge lieber ein paar mehr Kisten (und andere Behältnisse), damit sie nicht zu schwer werden und Du sie nach Kategorien befüllen kannst. Wenn Du Dir außerdem eine sinnvolle Beschriftung wie „Küche – Besteck & Geschirrtücher“ oder „Schlafzimmer – Kleiderschrank – T-Shirts & Pullover“ ausdenkst, ist das Einräumen in Deinem neuen Domizil im Nu getan.
5. Nachsendeauftrag erteilen
Mit dem Nachsendeauftrag der Deutschen Post (einen ähnlichen Service gibt es in Österreich und der Schweiz) bleibst Du für 12 oder 24 Monate postalisch erreichbar, auch wenn Du Deine neue Anschrift noch nicht allen privaten Kontakten und Vertragspartnern mitgeteilt hast. Die Vormieterin meines Häuschens hat keinen Nachsendeauftrag erteilt, sodass seit Wochen ein Teil ihrer Post bei mir landet, den ich ihr mühsam zukommen lassen muss.
6. Urlaub nehmen
Viele bereiten ihren Umzug an den Abenden vor, ziehen am Wochenende in die neue Wohnung und richten sie an den Abenden danach ein. Kommen noch ein paar Verpflichtungen hinzu oder passiert etwas Unvorhergesehenes, ist das Chaos perfekt. Ich empfehle Dir, lieber ein paar Tage oder eine Woche (unbezahlten) Urlaub zu nehmen und Dich in dieser Zeit ganz auf den Umzug zu konzentrieren. So wirst Du weniger gestresst in Deinem neuen Zuhause ankommen. Umzüge unter der Woche sind übrigens oft günstiger, weil an den Wochenenden die Umzugsunternehmen ausgelastet sind bzw. ein Aufpreis für die Miete eines Transporters zu zahlen ist.
7. Verträge kündigen
Spätestens nach dem Umzug wirst Du den Banken, den Versicherungen, den Pressevertrieben und anderen Vertragspartnern Deine neue Anschrift mitteilen. Wenn das mal keine gute Gelegenheit ist, die Verträge und Abos zu kündigen, die Du nicht wirklich benötigst. Auch ein Wechsel zu einem ethisch korrekten Anbieter bietet sich an. Ich habe meinen Umzug dazu genutzt, mit meinem Girokonto und meinem Geschäftskonto zur Nachhaltigkeitsbank Triodos zu wechseln.
8. Einräumen nach der Tabula-rasa-Methode
In einem Blogartikel sowie in meinem Ratgeber „Das Minimalsmus-Projekt“ habe ich das Ausmisten nach der Tabula-rasa-Methode beschrieben. Du kannst sie besonders gut nach dem Einzug in Dein neues Zuhause anwenden. Dabei packst Du die beschrifteten Umzugskartons nicht aus, sondern platzierst sie so, dass sie gut erreichbar sind, etwa in der Mitte der Zimmer. Alle Gegenstände, die Du benötigst, holst Du nach und nach aus den Kisten und legst sie an die dafür vorgesehenen Plätze. In den ersten Tagen wird das natürlich einiges sein. Aber bald wirst Du immer weniger Gegenstände hervorholen, obwohl die Umzugskartons noch gut gefüllt sind. Die Tabula-rasa-Methode führt vor Augen, wie wenig wir regelmäßig verwenden. Beim Minimalismus geht es ja darum, das ausfindig zu machen, was Du wirklich (ge)brauchst, und das loszulassen, was Dich belastet. Dann hast Du mehr Zeit und Raum für die wichtigen Dinge im Leben, für Deine Leidenschaften und Deine Lieben.
Welche meiner acht Tipps möchtest Du bei Deinem nächsten Umzug umsetzen? Hast Du weitere Ideen, wie man minimalistisch und stressfrei umziehen kann?

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Schöner Artikel. Du bringst Dinge immer mit den passenden Worten auf den Punkt. Die Tips kommen für mich nur zu spät. ;-) Ich bin vor drei Monaten umgezogen und es war das totale Chaos. Hatte zu wenig Zeit, zu wenig Helfer, zu viel Kram, keine Beschriftungen auf den Kartons etc. Beim nächsten mal bin ich schlauer und hole deinen Artikel hervor. :-) Danke für deine tolle Arbeit hier, für dein Buch und auch für den Newsletter von heute. Freue mich immer, wenn er in meinem Postfach landet.