8 Tipps für (D)einen minimalistischen, stressfreien Umzug

17. Oktober 2020 - von Christof Herrmann - 35 Kommentare
8 Tipps für (D)einen minimalistischen stressfreien Umzug - Foto: cottonbro von Pexels

Ich bin Ende August innerhalb Nürnbergs von meinem 40 Quadratmeter großen 1- Zimmer-Appartement in ein schnuckeliges, 60 Quadratmeter großes 3-Zimmer-Häuschen umgezogen. Das geschah nicht ganz freiwillig. Da das Appartement bzw. das Haus im Szeneviertel Gostenhof saniert wird, wurde allen Bewohnern gekündigt.

Nach sechs Wochen kann ich aber sagen, dass sich der Umzug für mich gelohnt hat. Abgesehen davon, dass ich etwas mehr putzen muss, sehe ich nur Vorteile. Arbeiten, Wohnen und Schlafen sind nun getrennt. Das Arbeitszimmer kann ich steuerlich absetzen, was vorher nicht möglich war. Gäste schlafen getrennt im Wohnzimmer. Direkt nebenan wohnen Freunde von mir. Außerdem habe ich nun einen Balkon und bin ich schneller im Grünen. Zur Wöhrder Wiese, zur Pegnitz und zum Wöhrder See ist es nur ein Katzensprung. Und der Clou: Ich zahle weniger Miete als zuvor.

Mein Umzug ging ohne Stress und Probleme über die Bühne. Das lag nicht nur daran, dass ich wenig Kram besitze, sondern auch, dass ich gut organisiert war und ausreichend Zeit und Hilfe hatte.

Mit meinen folgenden Tipps wird auch Dein nächster Umzug minimalistisch und stressfrei ausfallen.

1. Ausmisten

Je weniger Gegenstände Du besitzt, desto schneller und einfacher wird auch der Umzug ablaufen. Früher benötigte ich schon für meine 4.000 CDs und LPs und 1.000 Bücher rund 100 Umzugskartons. Heute passt meine kleine feine Platten- und Büchersammlung in drei Kisten. Die Zeit vor Deinem Umzug ist ideal, um gründlich auszumisten. Du nimmst eh die meisten Gegenstände in die Hand, bevor Du sie verpackst. Stelle Dir die folgenden Fragen: Brauche und gebrauche ich den Gegenstand wirklich? Habe ich ihn nicht schon in anderer Ausführung? Verschönert oder verbessert er mein Leben oder belastet er mich eher?

2. Eine To-Do-Liste erstellen

Nachsendeauftrag erteilen, Spedition und Handwerker beauftragen, Umzugskartons besorgen, Zählerstände in der alten und neuen Wohnung ablesen und übermitteln, Behörden und Vertragspartner informieren. Das ist nur eine kleine Auswahl der Dinge, die Du vor, beim und nach dem Umzug erledigen musst. Um die Übersicht zu behalten und nichts Wichtiges zu verpassen, erstellst Du am besten eine To-Do-Liste. Ich habe die Checklisten von umziehen.de der Deutschen Post als Grundlage genommen und für meine Belange angepasst. Die dringendsten To-Dos habe ich mit einem Sternchen versehen, bei einigen habe ich das Fälligkeitsdatum dazugeschrieben.

3. Ein Umzugsunternehmen beauftragen

Wenn Du nicht gerade knapp bei Kasse bist oder nur sehr wenige Dinge besitzt, empfehle ich Dir, ein Umzugsunternehmen zu beauftragen. Das nimmt Dir viel Stress und Arbeit ab. Ich habe die Preisvergleiche von Check24 und MyHammer genutzt und mich dann für ein Umzugsunternehmen entschieden, das mir ein günstiges Angebot gemacht hat und zugleich gute Kundenbewertungen hatte.

4. Ausreichend Umzugskartons besorgen und diese beschriften

Umzugskartons bekommst Du vom Umzugsunternehmen und im Baumarkt, aber auch gebraucht, etwa im Freundeskreis oder auf eBay Kleinanzeigen. Besorge lieber ein paar mehr Kisten (und andere Behältnisse), damit sie nicht zu schwer werden und Du sie nach Kategorien befüllen kannst. Wenn Du Dir außerdem eine sinnvolle Beschriftung wie „Küche – Besteck & Geschirrtücher“ oder „Schlafzimmer – Kleiderschrank – T-Shirts & Pullover“ ausdenkst, ist das Einräumen in Deinem neuen Domizil im Nu getan.

5. Nachsendeauftrag erteilen

Mit dem Nachsendeauftrag der Deutschen Post (einen ähnlichen Service gibt es in Österreich und der Schweiz) bleibst Du für 12 oder 24 Monate postalisch erreichbar, auch wenn Du Deine neue Anschrift noch nicht allen privaten Kontakten und Vertragspartnern mitgeteilt hast. Die Vormieterin meines Häuschens hat keinen Nachsendeauftrag erteilt, sodass seit Wochen ein Teil ihrer Post bei mir landet, den ich ihr mühsam zukommen lassen muss.

6. Urlaub nehmen

Viele bereiten ihren Umzug an den Abenden vor, ziehen am Wochenende in die neue Wohnung und richten sie an den Abenden danach ein. Kommen noch ein paar Verpflichtungen hinzu oder passiert etwas Unvorhergesehenes, ist das Chaos perfekt. Ich empfehle Dir, lieber ein paar Tage oder eine Woche (unbezahlten) Urlaub zu nehmen und Dich in dieser Zeit ganz auf den Umzug zu konzentrieren. So wirst Du weniger gestresst in Deinem neuen Zuhause ankommen. Umzüge unter der Woche sind übrigens oft günstiger, weil an den Wochenenden die Umzugsunternehmen ausgelastet sind bzw. ein Aufpreis für die Miete eines Transporters zu zahlen ist.

7. Verträge kündigen

Spätestens nach dem Umzug wirst Du den Banken, den Versicherungen, den Pressevertrieben und anderen Vertragspartnern Deine neue Anschrift mitteilen. Wenn das mal keine gute Gelegenheit ist, die Verträge und Abos zu kündigen, die Du nicht wirklich benötigst. Auch ein Wechsel zu einem ethisch korrekten Anbieter bietet sich an. Ich habe meinen Umzug dazu genutzt, mit meinem Girokonto und meinem Geschäftskonto zur Nachhaltigkeitsbank Triodos zu wechseln.

8. Einräumen nach der Tabula-rasa-Methode

In einem Blogartikel sowie in meinem Ratgeber „Das Minimalsmus-Projekt“ habe ich das Ausmisten nach der Tabula-rasa-Methode beschrieben. Du kannst sie besonders gut nach dem Einzug in Dein neues Zuhause anwenden. Dabei packst Du die beschrifteten Umzugskartons nicht aus, sondern platzierst sie so, dass sie gut erreichbar sind, etwa in der Mitte der Zimmer. Alle Gegenstände, die Du benötigst, holst Du nach und nach aus den Kisten und legst sie an die dafür vorgesehenen Plätze. In den ersten Tagen wird das natürlich einiges sein. Aber bald wirst Du immer weniger Gegenstände hervorholen, obwohl die Umzugskartons noch gut gefüllt sind. Die Tabula-rasa-Methode führt vor Augen, wie wenig wir regelmäßig verwenden. Beim Minimalismus geht es ja darum, das ausfindig zu machen, was Du wirklich (ge)brauchst, und das loszulassen, was Dich belastet. Dann hast Du mehr Zeit und Raum für die wichtigen Dinge im Leben, für Deine Leidenschaften und Deine Lieben.

Welche meiner acht Tipps möchtest Du bei Deinem nächsten Umzug umsetzen? Hast Du weitere Ideen, wie man minimalistisch und stressfrei umziehen kann?

8 Tipps für (D)einen minimalistischen stressfreien Umzug - Foto: Mein neues Wohnzimmer (Christof Herrmann, 2020)

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35 Kommentare für “8 Tipps für (D)einen minimalistischen, stressfreien Umzug”

  1. Schöner Artikel. Du bringst Dinge immer mit den passenden Worten auf den Punkt. Die Tips kommen für mich nur zu spät. ;-) Ich bin vor drei Monaten umgezogen und es war das totale Chaos. Hatte zu wenig Zeit, zu wenig Helfer, zu viel Kram, keine Beschriftungen auf den Kartons etc. Beim nächsten mal bin ich schlauer und hole deinen Artikel hervor. :-) Danke für deine tolle Arbeit hier, für dein Buch und auch für den Newsletter von heute. Freue mich immer, wenn er in meinem Postfach landet.

  2. Dein neues Heim ist wunderschön, Christof. Hell, leicht und bunt. So wie du?!
    Das zeigt wieder einmal, dass nicht unbedingt nur Tiny minimalistisch ist, sondern auch „groß“ durchaus klar und einfach sein kann.
    Ich wünsch dir viel Glück im neuen (Wohn-)Leben!
    Elli

    1. Haha, hell, leicht und bunt – ja, so bin ich oder möchte ich sein!

      Ich genieße gerade, etwas mehr Platz zu haben. Arbeite ja auch zuhause, habe oft Besuch. Muss nur aufpassen, dass ich meine Wohnung nicht zumiste ;-)

      Viele Grüße

      Christof

      1. Die Wohnung nicht zumisten? ?? (Wer kennt das nicht?! ??) Das sagt der Minimalist mit den vielen guten Tipps, auch mal wieder in diesem Artikel. Die Checkliste der Post kannte ich noch nicht. ?
        Meine mittlerweile 33 Umzüge (nicht immer mit all meinem Besitz) erledigte ich meist in 1-2 Tagen, manchmal mit Ausmisten und Packen ein paar Tage zuvor. Dabei blieb viel auf der Strecke. Ich verschenkte stets etliches und entrümpelte oft radikal. Meist passte in den letzten Jahren alles in ein kleiner Transporter oder in 3-4 Kombis. Einmal zog ich sogar mit mehreren Fuhren per Fahrradanhänger um. Der Aufbau erfolgte meist in einem Tag, wenn das Zimmer oder die Wohnung schon zuvor renoviert war, das Einräumen nach der Tabula-Rasa-Methode ist eine gute Idee, wenn man die Kisten systematisch und nicht zu voll gepackt hat, andernfalls kann es ziemlich nervig sein, in den Kartons zu wühlen, bis das Gewünschte gefunden ist. ??

  3. Hallo, Christof,
    toll, dein neues Häuschen!! Glückwunsch.
    Ich bin tatsächlich auch im August umgezogen, von 50 auf 39qm.
    Hatte gute Hilfe, das nächste Mal hole ich mir jedoch auch ein Unternehmen.
    Bin total glücklich in der kleineren Wohnung, 1 Zimmer mit Schlafnische, kl. Bad, kl. Küche und kl. Balkon. Bin aber immer noch am Ausmisten… :-)
    Liebe Grüße von Andrea

    1. Hallo Andrea,

      eine kleine Wohnung hat auch ihren Reiz. Habe die letzten fünf Jahre auch in einem Zimmer gelebt. Vielleicht schreibe ich mal einen Artikel über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Wohnform.

      Dir viel Freude in Deinem neuen Heim!

      Christof

  4. Toller Artikel. Ich mach mich wärend meines Umzugs laufend dran Dinge auszusortieren. Besonders schwierig da ich zu meinem Partner ziehe und wir zwei Haushalte zusammenlegen + die Überbleibsel von seiner Oma, von der er das Haus übernommen hat. Wir haben schon so viel aussortiert und es gibt immer noch genug Dinge im Haus. Mir scheint Ende nie. ; )

    GLG Elisabeth

  5. Hallo Christoph!
    Ich lese nun auch schon lange auf deinem Blog mit und bin immer wieder begeistert. Gute Sache und tolle Tipps, es ist mir immer wieder eine Freude :)
    Nun aber habe ich eine Frage bzgl. Umzug – der ja anscheinend auch virtuell bei dir stattfindet/gefunden hat = Instagram:
    Wieso ist es nötig sich überall zu vernetzen in deinem Fall? Bzw. ist es nötig auf allen sämtlichen Social-Media-Kanälen zu sein? Ich denke das ist wiederum mehr Arbeit, alles 4-fach zu aktualisieren. Oder täusche ich mich da? Ich frage deshalb, weil ich bisher noch bei keinem dieser Plattformen angemeldet bin und somit total jungfräulich und minimalistisch unterwegs bin ;)
    Kann mir auch gut vorstellen dass dieses Vorgehen wie bei dir sogar ein Muss ist wenn man seinen Unterhalt damit bestreitet!? Aber würde ein Blog bzw. Facebook nicht dennoch ausreichen?
    Bin gespannt auf Deine Antwort.
    LG Mila

    1. Hallo Mila,

      schön, dass Du hier schon so lange mitliest und immer noch immer wieder begeistert bist.

      Ich bin nicht auf allen Social-Media-Kanälen aktiv. Meine Accounts bei Mastodon und Xing habe ich gelöscht, als ich mich vor knapp vier Wochen auf Instagram angemeldet habe. Bei Pinterest und Google+ bin ich schon Jahre nicht mehr, YouTube und andere hatte ich nie.

      Es hat drei Gründe, warum ich mich bei Instagram angemeldet habe. Erstens bin ich ein neugieriger Mensch, der gerne Neues ausprobiert. Zweitens verliert Facebook immer mehr an Bedeutung und kamen von Twitter noch nie viel Traffic. Drittens erreiche ich auf Instagram teilweise ganz andere Leute. Als Autor mit einer Message möchte ich natürlich, dass möglichst viele meine Artikel lesen. Außerdem bin ich ja etwas abhängig von Traffic auf meinem Blog, weil ich vom Schreiben, vom Verkauf meiner Bücher und E-Books lebe. Bereits über 500 Follower in vier Wochen auf Instagram zeigt mir, dass diese Plattform aktuell viel genutzt wird. Mein Liebling bleibt aber mein Newsletter. Den haben die meisten abonniert, die meinen Blog über lange Zeit lesen.

      Mir ist aber natürlich wichtig, dass ich nicht zu viel Zeit online und in den Social Media verbringe. Mehr als ein Posting pro Tag stelle ich da nicht ein, oft (nicht immer) teile ich den gleichen Text auf allen drei Plattformen.

      EBG

      ChristoF

  6. Lieber Christof,
    ich danke Dir von Herzen für den wunderbaren Artikel. Sitze hier und strahle wie ein Honigkuchenpferd. Zur Erklärung: Bei mir steht kein Umzug an. Und als wir vor 19 Jahren hier einzogen, war ich mit dem 4. Kind hochschwanger (Geburt 2 Wochen nach Einzug…) und habe nur die Umzugskartons verteilen können…der Keller war vollgestellt, ebenso unsere Doppelgarage, zum Entrümpeln hatte ich vorher keine Zeit und Energie gehabt. Die musste ich dann in den folgenden Jahren mühsam aufwenden. Irgendwann tauchte so etwas Radikales in mir auf, das am liebsten eine Sprengladung angesetzt hätte und rigoros für tabula rasa war. Ersteres macht man bei 4 Kindern aber nicht. Aber bei so viel Angesammeltem, war das Entrümpeln nicht immer einfach. Heute gibt es sehr klare Räume und es gibt Ecken und Räume, in denen die Dinge noch unbeachtet ihr Dasein fristen, mir aber permanent Energie rauben. Innerer Wunsch und Ziel ist es, meine Aufmerksamkeit von den Dingen zu befreien, damit sie sich ohne Ablenkung auf das richten kann, was mir im Leben wichtig ist. Es ist ein einfaches Leben, ohne Spuren zu hinterlassen im Einklang mit der Natur zu leben. Darum danke ich Dir auch von Herzen für das Teilen Deiner veganen Rezepte.
    Als ich heute Deinen Artikel las, stieg plötzlich der Gedanke in mir hoch: Warum nicht einfach so tun als ob? Warum nicht wie als Kind einfach anzufangen zu spielen? Und plötzlich war da eine unbändige Freude. Ich werde einfach so tun, als ob ich umziehe. Beginnen werde ich mit zwei Kellerräumen. Ich beginne mit einem und räume ihn nach der tabula rasa Methode radikal aus, verpacke den Inhalt in Umzugskartons. Vorher frage ich mich, was ich „ins neue Heim“ wirklich mitnehmen möchte. Das andere sortiere ich aus und verschenke es. Dann streiche ich den Raum neu, reinige ihn gründlich und spüre dann mal nach, wofür er genutzt werden will. Aus den Kartons nehme ich nur das, was ich brauche, verfahre also genauso, wie Du es beschrieben hast. Ich kann Dir garnicht sagen, wieviel Energie das in mir freisetzt. Ich brenne darauf, loszulegen. Da ist so eine Lust und Freude in mir. Es fühlt sich alles so leicht an…spielerisch eben……..Das hab ich so vermisst. In der letzten Zeit hatte ich ständig das Gefühl gegen die Dinge zu kämpfen, alles fühlte sich so anstrengend an.
    Und nun sitze ich hier, energiegeladen, sehr vergnügt und freue mich auf das neue Spiel……DANKE DANKE DANKE für Deinen Artikel mit den ungeahnten Folgen für mich.

    Herzliche Grüße und viel Glück in Deinem neuen Zuhause,

    Jela

    1. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Freue mich, dass mein Artikelchen Dich ein wenig angestupst hat.

      Magst uns nicht berichten, wie es Dir mit Deinem Projekt in den nächsten Tagen und Wochen ergeht? Denke, das würde nicht nur mich interessieren.

      Alles Gute und liebe Grüße

      Christof

      1. Ja, das kann ich gerne machen. War gestern zum ersten Mal im Keller……….vermute, das der Bericht eher in ein paar Wochen kommt.

        Liebe Grüße

        Jela

        1. Hier kommt der versprochene Bericht.
          Mein Fazit: Die erste krasse Erkenntnis im Keller war, dass es sich bei den Sachen überwiegend um Dinge handelte, die ich in den letzten Jahren bereits aus den Wohnräumen aussortiert hatte, bei denen ich also schon bewusst die Entscheidung getroffen hatte, dass ich sie in meinem Leben nicht mehr brauche. Aber anstatt den Prozess bis zu Ende durchzuziehen, hatte ich den letzten Schritt gescheut und sie stattdessen in den Keller verfrachtet. Bildlich gesprochen: Ich hatte die Kellertüre mit der Haustüre verwechselt.
          Die zweite mindestens ebenso krasse Erkenntnis war, dass Dinge, die ich wenigstens ein paar Mal im Jahr benutzt hatte, in einem angenehmen, ansprechenden Zustand waren, während gleiche Gegenstände, die ich nicht benutzt hatte, oft in einem Zustand waren, dass ich sie niemandem mehr zumuten wollte. Gegenstände brauchen also genau wie Lebewesen auch unsere Zuwendung, anderenfalls vergammeln sie rasant.
          Ich vereinfache seit Jahren bewusst unser Leben. Ich habe Regalwände voller Bücher und Möbelstücke und Kleidung ohne mit der Wimper zu zucken verschenkt und dabei ein Gefühl immenser Befreiung verspürt. Also hab ich mich gefragt, warum mir das nicht durchgehend gelingt, sondern manche Sachen im Keller gelandet sind. Ich habe festgestellt, dass es Dinge waren, mit denen ich auf irgendeine Art und Weise emotional sehr verbunden war. Die kann ich nicht einfach an die Strasse stellen oder irgendwo abgeben, irgendetwas in mir will wissen, dass sie in „gute Hände“ kommen. Ich muss sie also gezielt weitergeben, das erleichtert das Loslassen. Wenn ich das nicht beachte, blockiert etwas in mir den Prozess. Beim Entrümpeln gibt es bei mir also 2 Schritte:
          1. die bewusste Entscheidung zum Loslassen
          2. die Frage: Wohin damit?
          Den 2. Schritt hatte ich unterschätzt und war nach der Devise „weg damit“ verfahren. Das funktioniert aber nicht uneingeschränkt.
          So gesehen bin ich durch die spielerische Herangehensweise riesige Schritte vorangekommen. Erst einmal auf einer inneren Ebene, die aber nicht zu unterschätzen ist, weil von dort aus die Entscheidungen gefällt werden und auch auf einer äußeren Ebene, auf der es naturgemäß langsamer vorangeht, in die aber sehr viel kontinuierliche Bewegung gekommen ist.
          Also noch einmal ein herzliches Danke für deinen Artikel, lieber Christof.

          Liebe Grüße

          Jela

          1. Vielen Dank für Deinen sehr interessanten Bericht. Könnte für den einen oder anderen hilfreich sein. Zum Thema „Dinge loslassen, an die man emotional hängt“ habe ich hier und da schon was geschrieben. In meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt“ gibts sogar ein ganzes Kapitel dazu, weil ich es so wichtig halte.

            Viele Grüße

            Christof

  7. Hallo Christof,

    wieder ein schöner Artikel. Dieser wie auch Jelas anhängender Bericht bestätigen mich geradezu in dieser Ausmist-Philosophie: Wenn du umziehen musst, was willst du auf keinen Fall mitnehmen, was ist Ballast? Umgekehrt die Frage, was macht dich glücklich und darf wirklich nicht fehlen? Diese Grundfragen sind ein zuverlässiger Impuls, besonders wenn man sich den Einwand „Könnte vielleicht doch mit, eventuell, möglicherweise, mal sehen, och…“ radikal untersagt und sich nur auf ein Ja oder Nein festlegt. Auf diese Weise habe ich es geschafft, alle früheren Sammlungen loszuwerden, meinen Bücherbestand um 80%, meinen Plattenbestand um 90% und den CD-Bestand um gut 50% (alles Klassik, also Musik von Bestand, keine vorübergehenden Moden, die die Charts stürmen und schnell wieder out sind) zu schrumpfen.
    Nebenbei: In meiner Jugend und Studentenzeit spielte man auf Freizeiten gerne das Inselspiel als Kennlernspiel: Wenn du auf eine Insel zögst und nur drei Teile mitnehmen könntest, welche wären das, und warum? (Heimlicher Leitgedanke: Am Haben oder Verzichten erkennt man die Persönlichkeit!)

    Beste Grüße

    Jörg

    1. Hallo Jörg,

      sowohl die Idee, sich den eigenen Umzug vorzustellen als auch die Inselfrage, finde ich klasse. Werde ich mir merken und in mein Repertoire der Einstiegstipps zum Ausmisten ausnehmen.

      Man könnte sich auch mal fragen, was man tun würde, wenn man nur noch drei Dinge in seinem Leben tun könnte. Shoppen gehen oder wandern gehen, am Smartphone abhängen oder Zeit mit Freunden und Familie verbringen?

      Beste Grüße zurück

      Christof

    2. Hallo Christof,

      weil ich gerade an die Auflösung des Haushaltes meines Vaters vor 13 Jahren dachte (viel Arbeit, Erlös reichte am Ende für die Bestattungskosten), mache ich daraus zur Ergänzung meines Kommentars noch einen Impulsgedanken:
      …und wenn du einmal für immer umziehst (z.B. ins Nirwana), wieviel Aufwand und Kosten überlässt du deinen Hinterbliebenen, die deinen Kram gar nicht wollen oder beherbergen können?

      Beste Grüße

      Jörg

      1. Guter Ergänzung, weiser Gedanke! Wir sollten sowieso öfter mal über unser Ableben Gedanken machen. Das kann dazu beitragen, da man mehr lebt und seinen Weg geht! Die Lebenszeit verkürzt sich nun mal unaufhaltsam in jedem Augenblick.

  8. hallo christof,

    wünsche dir zuerst eine gute zeit und viel freude in deinem neuen zuhause.

    ich bin schon eine weile passive leserin, aber heute brennt es mir unter den finger mich mal aktiv einzubringen.

    das liebe loslassen / trennen ist ein großes thema – es ist umstellung pur … für mich

    ich weiß, dass ich mir meine wohnung nicht mehr in meiner rentenzeit leisten kann und habe im frühjahr angefangen, mich ganz behutsam von meinen lieb gewordenen dingen zu trennen. da im moment noch kein leeres zimmer entstanden ist, habe ich mir ein erfolgsheft „ausräumen & loslassen“ angelegt … es macht spaß und freunde eintragungen vorzunehmen – mich motiviert es ungemein.

    das beste war meine große bettanlage … war schon fast 20 jahre alt … habe mir für mein gewünschtes kleinere bett eine neue matratze geholt – kein passendes holzbett gefunden … wochen später, dann auf eBay-kleinanzeigen ein holzbett für 20 euro gefunden. der verkäufer hatte es bereits demontiert und auch seinen lattenrost; war vollkommen easy diese teile in meinem kleinwagen zu transportieren. bei dem großen undenkbar!

    meine große bettanlage war innerhalb von 3 tagen abgeholt :)))) von dieser seite kann der umzug kommen – bei diesem thema ist schon viel minimalismus eingekehrt und am ende hatte ich sogar noch 20 euro überschuss aus der ganzen aktion!

    so ein erlebnis und auch ergebnis motiviert … es ist wirklich gut so wie es jetzt ist!

    will morgen auch wieder von meiner kleidung etwas in unseren caritativen kleiderladen bringen.

    für die reduzierung meines hab und gutes habe ich mir folgenden begleitzeit ausgewählt:

    steter tropfen höhlt den stein!

    es mag leute geben, die lieben den radikalschritt – ist nich meins … aber jedem so, wie es gut für ihn ist!

    ich denke bei jedem teil … dein umzug wird streßfreier :)

    zum schluß ein herzliches danke für deine tipps und anregungen; vieles für mich nicht gleich umsetzbar … aber es arbeitet!

    in diesem sinne beste grüße aus dem süden deutschlands

    heidi

    1. Hallo Heidi,

      ist Deine Umschalttaste kaputt? ;-)

      Vielen Dank, dass Du uns ein wenig an Deinem Ausmisten und Loslassen teilhaben lässt.

      Ich bin mir sicher, dass Du als Rentnerin die kleinere Wohnung schätzen wirst. Ich sehe das bei meinen Eltern, die seit ein paar Jahren viel Lebenszeit sparen, indem sie in einer Einzimmerwohnung leben.

      Alles Gute, beste Grüße

      Christof

  9. Ich 53 Jahre alt wohne seit 53 Jahren in der gleichen billigen 3.5-Zimmer-Mietwohnung. In all den Jahrzehnten hat sich extrem viel Material angesammelt. Besonders in den 90er-Jahren (meine Kaufrauschjahre) hat sich extrem viel aufgestaut. Viele Pfannen und Töpfe, Küchengeräte, 2 Elektro-Doppel-Kochplatten von König – ALLES befindet sich noch in der Originalverpackung. Hinzukommen noch 12 Eurobehälter (60 x 40 x 42 cm) an Kleidungsstücke, nie getragen, alle feinsäuberlich zusammengelegt. Seit einer Woche arbeite ich in aller Ruhe „step-by-step“ meine Wohnung durch. Es ist unglaublich, was da alles (53 neue Kugelschreiber Caran d’Ache, 40 neue Bleistifte in der Originalverpackung, Druckerpapier „en masse“, usw.) zum Vorschein kommt. Mein Fazit: Wie krank ist das denn?! Immerhin habe ich vor 23 Jahren gemerkt, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich habe sehr davon profitiert zu hinterfragen, „ob ich gewohnheitsmässig mein Geld ausgebe, weil es alle so machen, oder ob ich nicht doch ehrlicher zu mir bin und mich frage: Was gefällt mir denn wirklich?“

    Seither halte ich mich an folgende Richtlinien:
    1. Von den Reserven zehren. „Zu Hause „shoppen“ gehen!“ :-)
    2. Die brauch-ich-das-wirklich-Frage anwenden. Wenn JA, wird mindestens eine Woche zugewartet.
    3. Wie viele Stunden muss ich dafür arbeiten gehen…

    Schöner und befriedigender Nebeneffekt:
    1. Weniger Stress (Kaufstress), mehr Freizeit.
    2. Weniger Ballast
    3. Mein Bankkontos und meine Vorsorgekontos sagen mir, dass ich seit 23 Jahren vieles richtig mache.
    4. Vom Konsummenschen zum Frugalisten. Ich bin ein bekennender Frugalist!
    Frugalisten sind Menschen, die ein möglichst erfülltes und glückliches Leben führen, ohne dabei viel Geld ausgeben zu müssen. Ihnen ist ein Leben zu langweilig, in dem man immer nur arbeiten geht und das Verdiente für passiven Konsum wieder ausgibt. Frugalisten leben lieber aktiv und selbstbestimmt und geben ihr Geld möglichst clever und effizient aus. Dadurch müssen sie am Ende weniger arbeiten gehen und haben mehr Zeit und Energie für ihre Hobbys, Freunde und Familie, Sport oder eigene Projekte. Viele Frugalisten – ich eingeschlossen – sparen einen so großen Teil ihres Einkommens, dass sie schon mit 60 finanziell ausgesorgt haben.

    Beste Grüsse
    Peter

    PS: Ich gebe zu, dass es mir extrem schwerfällt, mich von diesen vielen 90er Sachen zu befreien, weil ja alles einmal seinen Preis gekostet hat.

  10. Hallo Christof,

    da in absehbarer Zeit – die nächsten Monate, oder 2 Jahre ein Umzug ansteht (von Eigentum in Mietwohnung oder mal schauen…) find ich die Tipps sehr gut, hilfreich.
    Die Wohnung ist ja schon minimalistisch, aber da geht noch was. Der Rest wurde die letzte Zeit auch schon immer beräumt.

    nochmal Ausmisten
    To-Do Liste (gerade bei Eigentum sehr sinnvoll)
    evtl. Umzugsunternehmen – für gut 25 Möbelstücke und vielleicht 30 Umzugskartons

    Gruß
    Stephan

      1. Hallo Christof,

        kann ich gerne machen. Wird aber ne Weile dauern, bis wir die Bude hier verkauft haben.
        ^^ wenn man bisher sehr viel Platz hat und dann in eine kleine Wohnung zieht…

        Gruß
        Stephan

  11. moin und herzlichen Dank für die vielen Anregungen. Beschäftige mich schon seit Jahren (es hört nicht auf ;) mit dem Minimalismus und habe beim Umzug in eine kleinere Wohnung allerdings auch negative Erfahrungen machen müssen. Ich hatte mit der Zeit Möbel etc. angenehm reduziert und stellte in der neuen Wohnung schnell fest, dass „Leere“ auch bedeutet, keinen Schallschutz mehr zu haben. In der Neubauwohnung erfuhr/erfahre ich oft Rundumbeschallung. So schaffte ich mir schweren Herzens wieder Teppiche und Vorhänge an, die die Geräusche aus den Nachbarwohnungen mildern. Auch die Regale mussten wieder „bestückt“ werden. Es hat also alles Vor- und Nachteile.

    1. Beim ersten Lesen Deines Kommentars dachte ich, Du machst einen Witz. Hättest Du Dir nicht eine ruhigere Wohnung suchen können anstelle Möbel und Kram zu kaufen, die Du nicht brauchst?

      Alles Gute, viele Grüße

      Christof

  12. Ich habe noch nie von einem minimalistischen Umzug gehört. Ich bin aber ein großer Fan davon, alte Dinge loszuwerden. Für meinen nächsten Umzug habe ich mir genau das vorgenommen, Gerümpel loszuwerden.

  13. Lieber Christof,

    vielen Dank für diesen inspirierenden und zugleich praktischen Beitrag zum Thema minimalistischer und stressfreier Umzug. Als jemand, der großen Wert auf Nachhaltigkeit und bewussten Konsum legt, finde ich deine Tipps nicht nur hilfreich, sondern auch motivierend. Deine persönliche Erfahrung und der erfolgreiche Umzug in ein neues Zuhause zeigen, dass ein minimalistischer Lebensstil nicht nur umweltfreundlich, sondern auch bereichernd für das persönliche Wohlbefinden sein kann.

    Besonders beeindruckt hat mich der Tipp mit der Tabula-rasa-Methode nach dem Einzug. Diese Methode scheint eine hervorragende Möglichkeit zu sein, um sich bewusst zu machen, welche Gegenstände wir wirklich benötigen und welche nur unseren Lebensraum und unseren Geist belasten. Es ist eine praktische Umsetzung des Minimalismus, die uns hilft, uns von unnötigem Ballast zu befreien und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

    Auch der Aspekt, Verträge und Abos im Zuge des Umzugs zu überdenken und gegebenenfalls zu kündigen oder zu ethisch korrekten Anbietern zu wechseln, spricht mich sehr an. Es ist eine großartige Gelegenheit, unseren Alltag nicht nur physisch, sondern auch finanziell und ethisch zu entrümpeln.

    Ich werde definitiv einige deiner Tipps bei meinem nächsten Umzug berücksichtigen und freue mich darauf, meinen Umzug ebenso stressfrei und minimalistisch zu gestalten. Dein Beitrag ist eine wertvolle Ressource für alle, die einen Umzug planen und dabei einen nachhaltigen und bewussten Ansatz verfolgen möchten.

    Herzliche Grüße,
    Johann

    1. Servus Johann,

      freue mich über Deinen ausführlichen Kommentar und dass Du Dich auch für unsere (Um)welt einsetzt.

      Mehr ist nicht hinzuzufügen, höchstens dass die Tabula-rasa-Methode auch ohne Umzug sehr gut funktioniert. Es fördert zutage, wie wenig Gegenstände wir regelmäßig nutzen, und hilft dabei, Dinge loszulassen und auzumisten.

      Viele liebe Grüße

      Christof

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