So vermeidest Du in den Alpen volle Berghütten

24. April 2019 - von Christof Herrmann - 8 Kommentare
Matratzenlager im Kärlingerhaus (Foto: Christof Herrmann, 2014)

„Muss man denn auf den Hütten lange vorher reservieren?“, lautet eine der häufigsten Fragen, die mir zur Alpenüberquerung Salzburg – Triest gestellt werden.

Meine Antwort lautet: Es kommt drauf an, wo und wann Du unterwegs bist und wie flexibel Du bist.

Ich reserviere ungern lange im Voraus, weil mir das viel Spontanität und Freiheit raubt. Das Wetter, die Tagesform, die Mitwanderer und die Wegbeschaffenheit haben Einfluss darauf, wie weit ich an einem Tag komme oder gehen möchte. Dies Tage oder Wochen vorher abzuschätzen, ist schier unmöglich.

Ich habe auf meinen fünf Alpenüberquerungen und vielen weiteren Fernwanderungen Strategien entwickelt, um in den Berghütten und in anderen Unterkünften nicht lange im Voraus reservieren zu müssen. Nur einmal wurde ich ins Notlager geschickt (wo ich herrlich geschlummert habe, weil ich allein war).

In der Einleitung meines Wanderführers „Alpenüberquerung Salzburg – Triest“ erkläre ich, wie man volle Berghütten vermeiden kann. Hier im Blog ist Platz, weitere Tipps hinzuzufügen und das ganze ausführlicher darzustellen.

1. Möglichst früh oder möglichst spät in der Saison gehen

Die Zeit, wenn der Frühling noch da ist bzw. der Herbst vor der Tür steht, habe ich oft als beschaulich und ruhig erlebt – unterwegs wie in den Hütten. Auf der Alpenüberquerung Salzburg – Triest sind manche Abschnitte bereits im Mai möglich. Willst Du die gesamten 500 Kilometer gehen, kannst Du in den meisten Jahren schon Mitte Juni bzw. solltest Du spätestens Anfang September starten.

2. Nicht am Wochenende starten

Wenn Du die erste Etappe einer bekannten Fernwanderung oder Alpenüberquerung unter der Woche gehst, vermeidest Du wahrscheinlich einen größeren Pulk an Wanderern. Die meisten starten an einem Samstag oder Sonntag, um die Urlaubstage optimal auszunutzen. Das ist gut an der Teilnehmerliste der Alpenüberquerung Salzburg – Triest zu erkennen.

3. Die Starttage der Bergschulen meiden

Besonders populäre Routen wie der E5 von Oberstdorf nach Meran werden von Bergschulen als Touren angeboten. Erkundige Dich vorab, an welchen Tagen diese Gruppen starten.

4. Azyklisch gehen

Auf meinen Alpenüberquerungen und meinem Jakobsweg habe ich festgestellt, dass sich viele Fernwanderer an die Etappeneinteilung in den Wander- und Pilgerführern halten. Deswegen kann es Sinn machen, azyklisch zu gehen, also in Hütten und Talorten zu übernachten, die zwar auf der Route, aber nicht am Ende der vorgeschlagenen Etappen liegen.

5. Alternative Routen wählen

Du musst Dich nicht immer an die Hauptroute halten. In vielen Wanderführern – so in meinem – werden Varianten vorgestellt. Zuweilen reicht auch ein Blick auf die Karte, um die Route auf eigene Faust anzupassen. In etwas abseits gelegenen Berghütten geht es oft ruhiger zu.

Auf vielen Berghütten wird es abends gemütlich. (Foto: Christof Herrmann, 2014)

6. Bei schlechtem Wetter nicht ins Tal fliehen

In einem Jahr hatten wir in den Berchtesgadener Alpen nichts als Wolken und Regen. Unserer Stimmung tat das keinen Abbruch. Die Bergwelt wirkte mystisch, wir hatten den Nationalpark quasi für uns allein und auf den Hütten bekamen wir Doppel- und 4er-Zimmer, weil viele Gäste nicht auftauchten.

7. An den Wochenenden die Hot Spots vermeiden

Bei gutem Wetter geht es an den Wochenenden in manchen Alpenregionen zu wie in einem Taubenschlag. Auf der Alpenüberquerung Salzburg – Triest ist das v. a. am Königssee, im Nationalpark Berchtesgaden, im Nationalpark Triglav und in Tolmin so.

8. Je fitter, desto flexibler bist Du

Ist Dir auf einer Hütte zu viel Trubel oder gefällt Dir ein Ort nicht, kannst Du eine halbe oder ganze Etappe dranhängen. Ich habe das schon mehrmals gemacht. Dafür brauchst Du natürlich noch Schmackes in den Beinen und sollte es nicht zu spät für den Weiterweg sein.

9. Morgens zeitig starten

Gerade in den Alpen empfiehlt es sich, den Wandertag früh zu beginnen. So sicherst Du Dir am Ziel einen guten Schlafplatz, gerätst nicht am Nachmittag in die häufig aufziehenden Gewitter oder kannst ggf. noch weitergehen.

10. Nach einem Zimmer fragen

Einer schnarcht immer. Und wenn keiner schnarcht, dann müffelt es. In einem vollen Matratzenlager zu schlafen, ist nicht jedermanns Sache. Ich frage bei der Ankunft den Hüttenwirt gerne nach einem Platz in einem Zimmer. Damit hatte ich sogar in vermeintlich ausgebuchten Hütten Erfolg, weil jemand kurzfristig abgesagt hat.

Bonus: Und was ist mit dem Zelten oder Biwakieren?

Manch einer nimmt ein Zelt oder einen Biwaksack mit, um unabhängig von den Berghütten zu sein und jederzeit eine ruhige Nacht inmitten der Natur verbringen zu können. Du solltest wissen, dass das Zelten in fast allen Schutzgebieten (so in den drei Nationalparks auf der Alpenüberquerung Salzburg – Triest) und auch außerhalb dieser Gebiete abgesehen von offiziellen Campingplätzen oft verboten ist. Das geplante Biwakieren wird außerhalb der Schutzgebiete teilweise geduldet. Darüberhinaus erhöht sich das Gewicht des Rucksacks schnell um mehrere Kilogramm, da neben dem Zelt oder Biwacksack weitere Ausrüstung wie Isomatte, Schlafsack, Kocher, Wasser und Proviant hinzukommen. Ich bin lieber mit leichtem Gepäck unterwegs.

Das Arthur-von-Schmidt-Haus in der Ankogelgruppe. (Foto: Christof Herrmann, 2013)

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8 Kommentare für “So vermeidest Du in den Alpen volle Berghütten”

  1. Wir konnten diese Tipps auf unserer Alpenüberquerung Salzburg Triest schon anwenden, weil wir die wichtigsten davon in Christofs Reiseführer lasen und das hat sich absolut gelohnt. Es sind sehr gut durchdachte und praktische Empfehlungen Wir sind gut durchgekommen und mussten nie „draußen“ schlafen. Vor allem lohnt es sich die hotspots für das Wochenende vorzubuchen, absagen oder nach hinten schieben geht ja dann trotzdem noch. Bei uns war es auch wichtig Greifeburg vozubuchen, egal ob Wochenende oder nicht, da es letztes Jahr nur eine einzige Unterkunft gab. Vielleicht ändert sich das ja, wenn immer mehr Alpenüberquerer kommen…. Am liebsten würde ich die Schuh gleich wieder schnüren…. wenn ich das so lese :-)

    1. Schön, dass Ihr letztes Jahr so gut durchgekommen seid. In Greifenburg gab es und gibt es aber sicher mehr als nur eine Unterkunft, müssten etwa zehn sein ;-) Meinst Du vielleicht Hermagor? Aber auch da gibt es mehr als eine.

  2. Hi Christoph, sehr nützlich für unsere Sommertour in den Alpen. Wir wollen nämlich auch nichts reservieren, um flexibel zu bleiben. Danke! LG Sven

  3. Lieber Christof, ich meinte natürlich HERMAGOR du hast völlig Recht :-)
    Aber da gab es wirklich nur eine. Das Elisabethchen musste doch draußen nächtigen, weil der Kaiser von Österreich ausgebucht war. Vielleicht ist es jetzt besser… Liebe Grüße, Britta

  4. Hallo Christof!

    Vielen Dank für die netten Tipps! Ich bin gerade bei der genaueren Planung der Salzburg-Triest-Alpenüberquerung mit meiner Freundin im Sommer.
    Da wir ungeplanterweise einen Tag vor Maria Himmelfahrt starten, haben wir die ersten vier Unterkünfte reserviert und mussten auf allen Berghütten eine Vorauszahlung leisten.
    Wie machen wir das denn dann auf der Tour, wenn wir die Unterkünfte vielleicht ein paar Tage vorher reservieren und auch anzahlen sollen? Wir können ja schlecht in den Alpen Geld überweisen…

    Liebe Grüße,
    Samuel

    1. Hallo Samuel,

      die Hütte nach den Berchtesgadener Alpen, also ab Maria Alm, verlangen noch keine Vorauszahlung. Da wird auch weniger los sein und könnt ihr von unterwegs einfach telefonisch reservieren.

      Viel Vorfreude und beste Grüße

      Christof

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