
Auf dem Fahrrad 515 Tage und 19.455 km durch 3 Kontinente
Von Februar 2006 bis Juli 2007 bin ich mit meiner damaligen Partnerin Dagmar durch Deutschland, Italien, Griechenland, die Türkei, Syrien, Jordanien, Australien, Neuseeland, Singapur, Malaysia, Thailand, Laos und China geradelt.
Bisher habe ich diese Radweltreise auf meinem Blog nur hier und da erwähnt. Da ich immer wieder darauf angesprochen und angeschrieben werden, veröffentliche ich nun meine Zeitungsartikel von damals. Wie sehr die Erfahrungen unterwegs mein weiteres Leben geprägt, ja sogar auf den Kopf gestellt haben, erfährst Du im zweiten Teil dieses Blogartikels.
Meine Zeitungsartikel zum Online-Lesen oder Herunterladen
Während der Radweltreise habe ich etwa alle 5 Wochen einen Artikel für die Fränkische Landeszeitung (FLZ) und die Aachener Nachrichten (AN) geschrieben.
Die Artikel aus der FLZ stehen nun als PDFs auf meinem Blog zur Verfügung. Du kannst sie im Browser lesen, indem Du mit der linken Maustaste auf die folgenden Links klickst. Oder lade die PDFs herunter und lese sie im Adobe Reader. Dazu mit der rechten Maustaste auf die Links klicken und die Option „Ziel/Link speichern unter“ wählen.
- „Mit schwerem Gepäck unterwegs nach Syrien“ (12. April 2006, 6 Wochen, Deutschland, Italien & Griechenland)
- „Unterwegs unter südlicher Sonne“ (7. Juni 2006, 6 Wochen, Griechenland & Türkei)
- „Im Radsattel durch die Wüste“ (6. Juli 2006, 4 Wochen, Syrien & Jordanien)
- „In der Einsamkeit Australiens“ (9. August 2006, 6 Wochen, Australien)
- „Schweinekotelett zum Frühstück“ (16. September 2006, 6 Wochen, Australien)
- „Gegenwind und Granitfelsen“ (3. November 2006, 5 Wochen, Australien)
- „Im Sattel auf der Great Ocean Road“ (30. November 2006, 4 Wochen, Australien)
- „Zwischen Kühen und Lkw in Neuseeland“ (4. Januar 2007, 4 Wochen, Neuseeland)
- „Mächtige Berge und Regenwald“ (14. Februar 2007, 8 Wochen, Neuseeland)
- „Viel Gastfreundschaft in Malaysia genossen“ (16. April 2007, 6 Wochen, Signapur & Malaysia)
- „Bei 38 Grad im Schatten am Mekong“ (9. Mai 2007, 7 Wochen, Thailand)
- „Traumroute in Laos“ (15. Juni 2007, 4 Wochen, Laos)
- „Verheerendes Erdbeben in China miterlebt“ (24. Juli 2007, 5 Wochen, China)
- „Über dem tosenden Jangtse“ (15. August 2007, 4 Wochen, China)
- Bonus: „Ich gebe mich heute sicher mit weniger zufrieden als vor der Tour“ (27. Oktober 2007, Interview nach der Radweltreise)
Hier gibt es alle Zeitungsartikel in einem PDF (ca. 31 MB groß).

Was ich unterwegs gelernt habe und mein Leben auf den Kopf gestellt hat
Die Radweltreise hat mir so viele neue Impulse gegeben und mich so verändert, wie nichts zuvor und wohl auch danach. Ohne diese Erfahrung hätte ich mich wahrscheinlich nie selbstständig gemacht. Und ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass der einfache, nachhaltige und vegane Lifestyle in mir viel mehr Wohlbehagen auslöst als mein „normales“ Leben zuvor.
Die folgenden Erkenntnisse gewann ich (oder hatten zumindest ihren Ursprung) während der 515 Tage „on the road“.
- Schreiben ist meine Leidenschaft. Beim Arbeiten an meinem Reiseblog und den Zeitungsartikeln habe ich viel Freude und Erfüllung erfahren. So etwas kannte ich während meines Informatikstudiums und als Webprogrammierer gar nicht. Im Radsattel reifte der Wunsch in mir, mit dem Schreiben meine Brötchen zu verdienen. Nach der Rückkehr sollte es noch über fünf Jahre dauern, bis ich mich als Autor und Blogger selbstständig machte, und weitere drei Jahre, bis ich davon leben konnte.
- Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Auf der Radweltreise lebte ich aus fünf Fahrradtaschen. Ich schlief im Zelt oder in schlichten Unterkünften und kochte auf einem kleinen Benzinkocher oder aß mit den Einheimischen in Garküchen. Mein einfaches Nomadendasein stellte das Essentielle in den Mittelpunkt: Den Alltag auf dem Fahrrad, die Begegnungen mit den Menschen am Straßenrand, die Exotik ferner Länder. Wieder in Deutschland wollte ich nicht zurück in meine alte vollgestopfte Existenz. Ich löste mich vom äußeren und inneren Ballast. Heute lebe ich meinen Minimalismus, der mich vor vielen Problemen bewahrt.
- Beim Wandern ist man richtig in der Natur. Im Laufe der Monate hat mich eines am Radreisen zusehends gestört. Man fährt oft auf Straßen durch dicht besiedeltes oder landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Mit allen Sinnen richtig in der Natur waren wir meist nur auf Tageswanderungen, die wir immer mal wieder einstreuten. So kam es, dass ich nach der Rückkehr nur noch eine mehrtägige Radreise unternahm und stattdessen das Fernwandern lieben lernte.
- Tierliches essen gehört sich nicht. In dem Blogartikel „Der Tag, an dem ich tötete“ beschreibe ich, wie 2007 in China ein Pfiff aus meinem Mund ein Leben beendete und meines veränderte. An dem Tag wurde ich Vegetarier im Geiste, der aus Gewohnheit noch manchmal Fleisch aß, es aber nicht mehr genießen konnte. Zwei Jahre später ließ ich das Fleisch weg (Fisch und Meerestiere noch nicht), 2012 wurde ich Vegetarier, seit 2014 bin ich Pflanzenfresser.
- Nachhaltigkeit fängt bei jedem einzelnen an. Luft-, Lärm- und Lichtverschmutzung, der fortschreitende Flächenverbrauch, die Abholzung der Regenwälder, erodierte Böden, Berge an Müll, die Folgen des Klimawandels … Auf den 19.455 km hatte ich den katastrophalen Zustand unserer Erde so oft vor Augen wie nie zuvor. Ich musste mir eingestehen, dass ich mit meinem hohen Konsum, Verzehr an tierlichen Lebensmitteln und den vielen Flügen Teil des Problems bin. Und ich erkannte, dass ich wie jeder einzelne Teil der Lösung sein kann, indem ich nachhaltiger lebe.
- Ohne Mut keine Veränderung. Entgegen der Befürchtungen und Prophezeiungen wurden wir weder ausgeraubt noch überfahren und kamen wir auch nicht krank und pleite zurück. Manchmal muss man Altes zurücklassen und etwas riskieren, um persönlich weiterzukommen. Ich bin dankbar, dass wir damals den Mut für diese Reise aufgebracht haben. Denn seitdem fürchte ich mich nicht vor Veränderungen und fällt es mir leicht, auch beruflich völlig neue Wege zu gehen. 2007 machte ich mich mit einem Webshop für Second Hand Vinyl, 2013 dann als Autor selbstständig.
- Nichts währt für immer. Auf der Radweltreise wurde mir zum ersten Mal so richtig die Vergänglichkeit von allem bewusst. Besonders schmerzhaft erfuhr ich sie nach der Rückkehr. Dagmar wollte meinen Weg zu mehr Einfachheit und Achtsamkeit nicht mitgehen. Sie trennte sich nach zehn gemeinsamen Jahren von mir und wanderte mit einem belgischen Diamantenhändler nach Hongkong aus. So lautet meine letzte Erkenntnis: Lerne aus der Vergangenheit, lebe mit Freude und Genuss in der Gegenwart – aber bitte so, dass die Zukunft für Dich und möglichst viele andere lebenswert bleibt.

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Oha Christof,
wieder einiges zu lesen.
Sicher werde ich wieder die eine oder andere Haltestelle verpassen :-)
Es grüßt dich herzlich
Patricia aus Düsseldorf