
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag der Husky-Mischlingshündin Lina. Sie ist im letzten Jahr mit ihrer „Lieblingsfrau“ Ina von Salzburg nach Triest gewandert. Der Artikel ist ursprünglich in etwas anderer Form in der Vereinszeitung des Tierheims Feucht erschienen.
Letzten Sommer bin ich über die Alpen gewandert. In 4 Wochen ging es fast 500 km weit von Salzburg bis nach Triest. Über alle Berge bis ans Meer. Das war so cool – 4 Wochen lang von früh bis spät spazieren gehen, über Stock und Stein. Das beste daran war: ich durfte rund um die Uhr mit meiner Lieblingsfrau zusammen sein. Die Familie daheim ist schon ok, aber eigentlich bin ich ein richtiger Ein-Frau-Hund. Wenn SIE da ist, bin ich zufrieden. Eine Frau, ein Hund, eine weite Strecke und gaaanz viel Zeit – es war fast sowas wie das Hundeparadies für mich. Und deshalb will ich Euch davon berichten.
Mit der Lieblingsfrau – und dem 1. FCN – ins Trainingslager
Alles fing damit an, dass die Lieblingsfrau im Frühjahr plötzlich unsere Morgenrunde veränderte. Anstatt einmal um die Häuser in unserem Viertel ging es plötzlich auf den Wolfstein, unseren Neumarkter Hausberg. Einmal rauf und wieder runter. Jeden Morgen. Dann änderten sich auch unsere Wochenenden. Anstatt auszuschlafen und gemütlich spazieren zu gehen, fuhren wir schon im Morgengrauen in die Fränkische und Hersbrucker Schweiz. Es gibt da ein paar extra vermessene Strecken, z. B. in Pommelsbrunn und in Streitberg, mit mindestens 20 Kilometern und mehr als 1000 Höhenmetern. Für Menschen, die sich auf die Berge vorbereiten wollen.
Nachdem klar war, dass die Lieblingsfrau das schafft, ging es ins Trainingslager nach Maria Alm. Gleichzeitig mit dem 1. FCN waren wir dort, und das – übrigens sehr hundefreundliche – Jugendgästehaus, in dem wir wohnten, war voller Club-Fans. Nur: bei uns ging es nicht um Bälle, sondern um Berge. Und die waren schon deutlich höher und steiler als in Franken. Einmal hab ich mein Veto eingelegt. Durch die Felswand zum Riemannhaus rauf wollte ich nicht klettern – erst recht nicht mit dem extra für mich angeschafften Klettergurt. Keinen Schritt bin ich in dem Ding gegangen. Das war anscheinend ein Problem, denn diese Passage wäre auf unserer geplanten Tour eine Schlüsselstelle im Abstieg vom Steinernen Meer gewesen. Aber die Lieblingsfrau hatte ein Einsehen und hat nach einer schlaflosen Nacht eine gute Ausweichroute für uns gefunden, ganz ohne Kraxelei.

Durch Bayern, Österreich, Italien und Slowenien und wieder nach Italien
Und dann gings los. Mit dem Zug starteten wir bei 32 °C Richtung Salzburg. Wir mussten dreimal umsteigen, und je heißer es wurde, umso weniger funktionierte die Klimaanlage in unserem Waggon. Am Ende musste ich zu allem Übel auch noch einen Maulkorb tragen, so ist das in Österreich.
Durch Bayern, Österreich, Italien und Slowenien und schließlich wieder nach Italien sind wir gewandert. Erst mal sind wir von Salzburg über den Untersberg, dann durch den Nationalpark Berchtesgaden, über die Hohen Tauern und schließlich durch den Triglav Nationalpark in den Julischen Alpen. Über unzählige Gebirgspässe – die Fraganter Scharte in der Goldberggruppe war mit 2.754 Metern nicht nur die Grenze zwischen Salzburg und Kärnten, sondern auch der höchste Punkt unserer Tour, genau auf dem Alpenhauptkamm. Als wir den Punkt erreicht hatten, war die Lieblingsfrau mächtig stolz.
Als einziger Transalp-Hund bewundert und verwöhnt
Wir haben 4 Wochen lang jede Nacht woanders geschlafen, in Hütten, Pensionen und Hotels- in Rauris sogar in einem richtigen Hundehotel. Weil ich dort der einzige Hund auf Transalp-Tour war, haben mich alle entsprechend bewundert und verwöhnt. Das war auch der einzige Ort, an dem ich ein eigenes, wirklich bequemes Bett hatte. In allen anderen Nächten musste ich mit der Isomatte Vorlieb nehmen, die die Lieblingsfrau außen an ihrem Rucksack angebunden hatte. Sie selbst fand übrigens die Übernachtung auf einem italienischen Weingut am schönsten. Daran war die Weinprobe nach dem Abendessen sicher nicht ganz unschuldig. Ein wenig schwierig war es auf den slowenischen Alpenvereinshütten – da dürfen Hunde nämlich weder in die Schlafräume, noch in die Gaststube. Wir haben also auf dem Fußboden im Hütteneingang übernachtet, und ich hab die Lieblingsfrau die ganze Nacht über gut bewacht. Dafür waren die Slowenen aber alle sehr nett zu mir, und ich wurde unterwegs über die Maßen bewundert. „Cane lupo“ haben sie mich genannt – Wolfshund.
Beim nächsten Mal ohne Hundeschuhe und Pfotensalbe
Die Strecke war, ganz nach meinem Geschmack, äußerst abwechslungsreich. Wir sind viel durch Wälder gewandert, aber auch tagelang durch die Mondlandschaft der Julischen Alpen. Während der meisten Etappen hatte ich in Gebirgsbächen, Flüssen und Seen genug zu trinken, z. B. durfte ich Quellwasser direkt aus der Soca trinken. Und zur Not hatte die Lieblingsfrau immer eine große Flasche Wasser für mich im Rucksack. Auch Essen hatten wir mit. Als ich noch jünger war, musste ich meinen Rucksack ja immer selber tragen. Diesmal hat das die Lieblingsfrau übernommen. Wir hatten mein Futter vor der Tour sogar schon an mehreren Stellen deponiert, so dass sie immer nur mein Essen für die nächste Woche tragen musste. Ich glaube, ihr Rucksack war auch so schwer genug – jedenfalls hat sie an den steilen Stellen ganz schön geschnauft. Naja, zusätzlich zu ihrem eigenen Gepäck hatte sie auch nicht nur mein Wasser und Futter, meinen Napf, die Matte und ein Erste-Hilfe-Kit, sondern auch noch den doofen Klettergurt und total alberne Hundeschuhe, die wir vorher stundenlang anprobiert hatten, für mich dabei. „Für den Notfall“, hat sie gesagt. Zum Glück ist der nicht eingetreten. Damit ich keine rissigen Ballen kriege, hab ich mir auch immer brav die Füße einschmieren lassen. Übrigens: meine Pfotensalbe war viel teurer als die Salbe für Menschenfüße – und erst unterwegs haben wir gemerkt, dass genau derselbe Wirkstoff drin ist. Nächstes mal bekomm ich auch Menschensalbe, und „unser“ Rucksack ist gleich 100 g leichter.
Wilde Tiere gab es eine Menge: Bären (die hab ich aber nur auf Fotos in den Hütten gesehen), Gämsen, Steinböcke, Murmeltiere und – sehr unheimlich – Kühe. In großen Herden sind die in den Bergen unterwegs. Und dauernd mussten wir ihre Weiden kreuzen. Meistens haben wir versucht, die Herden zu umgehen. Wenn es gar nicht ging, und die Kühe nicht nur dumm gekuckt haben, sondern auch noch auf uns zugekommen sind, durfte ich von der Leine und mir meinen eigenen Weg suchen. Das hat die Situation gleich total entspannt. Ich bin dann in großem Bogen um die Kühe rumgelaufen und hab hinter der Herde auf die Lieblingsfrau gewartet. Dafür hat sie mich auch immer überschwänglich gelobt – als ob sie nicht wüsste, dass es mir eh am liebsten ist, einen großen Bogen um das Viehzeug zu machen. Eine andere Art von tierischer Bedrohung, auch wenn ich es ungern zugebe, waren meine Kollegen. Je weiter wir nach Süden kamen, umso mehr Höfe wurden von Hunden bewacht, die frei in der Gegend rumliefen und nicht sehr vertrauenserweckend aussahen. Für die haben wir lange Umwege in Kauf genommen. Ein paar mal musste die Lieblingsfrau trotzdem ziemlich laut werden, und sogar ihre Wanderstöcke benutzen, um die Hunde auf Abstand zu halten (ich bin da leider ne ziemliche Memme, hab nur den Schwanz eingeklemmt, bin einen großen Bogen gelaufen und hab so getan, als ob ich nicht dazugehören würde).

Meer in Sicht: Lieblingsfrau heult
Nach gut 3 Wochen hatten wir den letzten Alpenpass geschafft – von da an gings auf nicht mehr so schwierigen, dafür aber oft mehr als 30 km langen Etappen durch Voralpen, Weinberge und Küstenwege bis an die Adria. Das war übrigens der rührseligste Moment unserer ganzen Tour – so emotional ist die Lieblingsfrau sonst gar nicht. Aber als am vorletzten Tag das Meer in Sichtweite kam, da hat sie glatt angefangen zu heulen. Verstanden hab ich es nicht, aber ich war natürlich trotzdem an ihrer Seite.
An dem Abend hatten wir zur Feier des Tages ein Traumquartier, mit eigenem Pool und einem sehr schneidigen jungen Rüden, Dylan, der mir von seiner Vergangenheit als Straßenhund berichtet hat.
Die letzte Etappe führte uns von Duino über einen Ort mit dem schönen Namen Prosecco bis nach Triest.
Wenn Ihr auch so gerne wandert wie ich, kann ich Euch nur raten, Eure Menschen mal in die Berge zu begleiten. Es schweißt zusammen und hält fit. Und es müssen auch gar nicht immer die Alpen sein. Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, in heimischen Gefilden zu wandern. Den Jurasteig, der 240 km durch das Oberpfälzer Jura führt, haben wir schon geschafft, jetzt ist der Altmühltal-Panoramaweg dran. Mein Rudel wandert jedes Wochenende ein bis zwei Etappen – und ich bin natürlich immer dabei.
Ein herzliches Wuff wuff
Eure Lina
Anmerkung der „Lieblingsfrau“: Lina ist eine liebe Husky-Mischlingshündin, die wir vor 12 Jahren aus dem Tierheim Feucht zu uns geholt haben. Sie war schon immer ein ausgesprochener Laufhund. Früher ist sie viel am Fahrrad gelaufen und hat mich im Winter auf Skitouren und beim Langlaufen begleitet. Heute ist sie mit unseren Wanderungen vollauf zufrieden. Dass ich sie mit auf meine Alpenüberquerung nehmen würde, war von Anfang an klar. Als Grundlage diente mir der Rother Wanderführer „Alpenüberquerung Salzburg-Triest“. Schwere Etappen, seilversicherte Kletterpassagen und andere heikle Stellen haben wir ausgelassen und bereits vorher mögliche Alternativrouten gesucht. Die Übernachtungen, v. a. auf den Hütten, habe ich jeweils ein paar Tage vorher telefonisch reserviert. In Alpenvereinshütten dürfen Hunde aus hygienischen Gründen nicht ins Matratzenlager. Manche Hütten bieten extra Hundezimmer an oder lassen die Hunde mit im Einzel-/Doppelzimmer schlafen. Oft ist auch eine Übernachtung im Nebengebäude, Winterraum oder in der Gaststube möglich. Es empfiehlt sich immer, vorher mit dem Hüttenwirt zu sprechen. In den Talorten war das Übernachten mit Hund nie ein Problem.

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Danke, liebe Lina, dass du dieses Erlebnis teilst 👍
Ich habe es mit Begeisterung etliche Male gelesen und finde die Vorbereitung und die Durchführung perfekt für alle Beteiligten.
Mir sind im Gebirge schon öfter Kletterwanderer begegnet, die ihren Hund dabei hatten- oft mit Klettergurt, und es war immer so ein kleines Bedauern, ohne so einen „ besten Freund „ unterwegs zu sein.
Ich wünsche euch noch ganz viele gemeinsame Touren.