Franken, die Franken und deren Fränkisch

4. Dezember 2022 - von Christof Herrmann - 14 Kommentare
Auf dem Höhenweg im Fichtelgebirge (Foto: Christof Herrmann, 2021)

Vorbemerkung: Dieser Artikel ist ein Auszug aus meinem Wanderführer „Wochenendtouren Franken“, der Anfang März 2023 im Bergverlag Rother erscheint. Du kannst das 248 Seiten und 25 Zwei- bis Dreitageswanderungen dicke Buch zum Beispiel bei Autorenwelt vorbestellen und bekommst es dann zur Veröffentlichung innerhalb Deutschlands versandkostenfrei zugeschickt. Ich habe den Text leicht adaptiert, sodass er online besser lesbar ist.

Franken und Bayern trennen Welten

Franken liegt nördlich des „Weißwurstäquators“, grenzt noch nicht mal an die Donau. Wenn Du durch das schöne Frankenland wanderst, solltest Du Dir bewusst machen, dass Franken und Bayern Welten trennen. Kein gebürtiger Franke will als Bayer bezeichnet werden.

Dies ist historisch begründet. Im Frühmittelalter lebten Thüringer, Alamannen und die namensgebenden Franken in dem Gebiet. Ab Mitte des 9. Jahrhunderts entstand das Stammesherzogtum Franken, eines der fünf Stammesherzogtümer des Ostfränkischen Reiches. Im Jahr 1500 wurde durch Kaiser Maximilian I. das Gebiet in den Fränkischen Reichskreis eingeteilt, was entscheidend für die Bildung der fränkischen Identität war.

Für Franken charakteristisch war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit die Kleinstaaterei. Im Zuge der Napoleonischen Kriege verloren die Kleinstaaten ihre Eigenständigkeit und fielen 1803 – ohne dass sie gefragt wurden – an das Königreich Bayern. Daraus resultieren die bis heute andauernden Animositäten zwischen Franken und Bayern.

Die Franken: Eigensinnig, etwas spröde, bescheiden und hilfsbereit

Deswegen zeichnet sich das Frankenland auch durch zahlreiche Traditionen und Besonderheiten aus. Statt Weiß-Blau weht die rot-weiße Frankenfahne. Das Wappen ist der Fränkische Rechen, der drei in Rot getauchte silberne Spitzen zeigt. Das Frankenlied von Joseph Victor von Scheffel und Valentin Eduard Becker aus dem 19. Jahrhundert wird oft auch bei offiziellen Anlässen gesungen.

Die Franken gelten als eigensinnig, etwas spröde und reserviert, aber auch als bescheiden, umsichtig und hilfsbereit. Auf dem Internetportal der bayerischen Staatsregierung ist über die „rund 4,1 Millionen Franken“ zu lesen: „Ausgeprägter Gemeinschaftssinn, Organisationstalent, Heiterkeit und ein schnelles Auffassungsvermögen zeichnen diesen Stamm aus.“

Fränkisch für Anfänger: „Allmächd“, „Sou a Gschmarri“ und „Ade“

Natürlich sind hier wie überall solche und solche Menschen anzutreffen. Dass der Lauf der Dinge aber eher mit unerschütterlichem Gleichmut ertragen wird, zeigt sich auch im fränkischen Dialekt, der mit dem rollenden R und den weichen Konsonanten fast schon musikalisch klingt.

Ein paar Kostenproben: „Allmächd.“ (Ausdruck sowohl der Begeisterung als auch der Bestürzung, „Oh Gott.“), „Ned schlechd.“ (Antwort auf die Frage, wie es geschmeckt hat oder wie der Urlaub war), „Da hast fei an Dussl ghabd.“ („Da hast Du wirklich Glück gehabt.“), „Bassd scho.“ (Antwort auf die Frage nach dem Befinden), „Wenich gschmipfd is gnouch globd.“ („Wenig geschimpft ist genug gelobt.“), „Sou a Gschmarri.“ („So ein Unsinn.“), „Woanders is a nedd anders.“ (frei übersetzt: „In Franken ist es am schönsten.“), „Aber fei wergli ned.“ („Auf gar keinen Fall.“), „Hald dei Babbn.“ („Sei ruhig.“), „Ade.“ (»Tschüss.«) …

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14 Kommentare für “Franken, die Franken und deren Fränkisch”

  1. „Ned schlechd“ bzw. interessanter Artikel. Danke fürs vorab veröffentlichen. Ich habe dein Buch schon vor paar Wochen vorbestellt und freue mich nun noch mehr drauf.

    1. Danke, bei mir wächst die Vorfreude auch. Für den Autor ist es immer ein spannendes und befriedigendes Gefühl, nach der langen Zeit und vielen Arbeit das fertige Buch zum ersten Mal in den Händen zu halten.

      Übrigens gibt es paar Fotoeindrücke und den GPS-Track einer dreitägige Wanderung in den Haßbergen hier auf meinem Blog, die noch etwas verbessert und detailliert beschrieben in „Wochenendtouren Franken“ auftauchen wird.

  2. Lieber Christof,
    ich musste schmunzeln. Euer „Aber fei wergli ned!“ gleicht sehr unsrem „Awwa iwwerhaupt gaar nit!!“ (ich komme gebürtig aus „em scheenschde Bundesland uff da Welt“! – dem Saarland:-)
    Herzlichst, Andrea

  3. Lieber Christof, vor vielen Jahren (1987-1994) habe ich als Niedersächsin mal in Franggen gewohnt. Habe mich gleich zu Anfang ins Fettnäpfchen gesetzt und zu einem Taxifahrer gesagt, dass ich das Bayrisch hier in Nürnberg nicht so gut verstehe. Der hat mich gleich gefaltet und seitdem weiß ich, dass ich so etwas auf gar keinen Fall jemals wieder sagen darf :-)
    Mit der Reserviertheit kam ich damals tatsächlich nicht gut zurecht (obwohl der Menschenschlag in meiner Gegend auch nicht viel offener ist) und das Fränggisch tat meinen Ohren weh. Wenn ich Dein „Fränkisch für Anfänger“ lese, kräuseln sich mir immer noch die Fußnägel :-))), denn ich kann es wahrlich hören….aber schön ist es bei Euch trotzdem und ich denke gerne an meine Zeit in Nürmberch zurück! Komme auch hin und wieder zum Wandern hierher…
    Ganz liebe Grüße,
    Juliane

    1. Hast Du in Nürnberg studiert?

      Richtig fränggisch spricht in Nämberch übrigens kaum jemand mehr und auch auf dem Land wirds auch weniger. Ich kanns ja selbst nicht, obwohl ich in Mittelfranken aufgewachsen bin. Und in meinem Freundeskreis finden sich deutlich mehr Zugereiste als Eingeborene.

      Ade!

      Christof

  4. „Wenich gschmipfd is gnouch globd.“ („Wenig geschimpft ist genug gelobt.“),

    Also, dabei fallen mir doch gleich die Schwaben ein. Die haben die gleiche Einstellung – in diesem Punkt.
    Da haben wir in Deutschland schon eine schöne Artenvielfalt an Menschen und Sprachen.

    Danke, dass du uns die Franken so freundlich vorstellst!

    Mit einer herzlichen Umarmung, Amrita

  5. Lieber Christof,
    na, das macht Lust auf unsere nächste Wandertour – eigentlich wollten wir in die Eifel, aber wenn ich das von dir so lese, ist Franken auch eine gute Alternative oder wir machen einfach beides :-).
    Zu Franken: ich bin auch in Franken geboren – allerdings in Unterfranken kurz vor der hessischen Grenze und da reden die Leute eher so etwas wie hessisch, auch wenn sie alle gerne zu Franken gehören. Jedenfalls habe ich das so noch in Erinnerung. Und unsere unermüdliche damalige Klassensprecherin der 10ten Klasse (das war der letzte „richtige“ Klassenverband vor Einführung der Kurssysteme auch in Bayern) organisiert noch jedes Jahr Klassentreffen. Ich schlage demnächst mal eine Wandertour vor – mal sehen, wer da mitmacht :-). Herzliche Grüße ins Frankenland aus Nordhessen und alles Gute in 2023 wünscht dir Katharina

  6. Lieber Christof,
    musste beim Lesen gerade sehr schmunzeln. Die Franken sind schon ein liebenswertes Völkchen :-) Die fränkischen Weinkenner sind übrigens besonders zurückhaltend mit Lob: „Komma gedringg.“ („Kann man trinken.“) ist mit die höchste Auszeichnung für einen guten Wein! Deshalb bin ich auch gespannt auf Deine Wanderung durch das fränkische Weinland.
    Ich wünsche Deinem neuen Buch viel Zuspruch!
    Herzliche Grüße
    Rebecca

    1. Ich denke, das Werk wird gut ankommen. Zwei der 25 Touren führen durch das Fränkische Weinland, auf vier weiteren wandert man ebenfalls – mal kürzer, mal länger – durch Weinberge und kann bei einem Winzer einkehren. Habe auch einen Kasten über die Heckenwirtschaften (der fränkischen Variante der Straußwirtschaften) verfasst.

      Nur an Deinem Frängisch müssen wir noch feilen ;-) Ein „Kamma dringn“ wird eher verstanden als ein „Komma gedringg“ ;-)

      Liebe Grüße

      Christof

  7. Echd ned schlechd. Sympathische Charakterisierung der Franken. Auf Deinen neuen Wanderführer freue ich mich schon. Martin der Frangge aus Frankfurt

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