Weniger tun, mehr erreichen – von der Kunst, das Richtige zu tun

16. Juni 2019 - von Johanna Katzera - 26 Kommentare
Weniger tun, mehr erreichen - von der Kunst, das Richtige zu tun (Foto: Johanna Wagner)

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Johanna Wagner. Ihr drittes Buch „Verlauf dich nicht“ ist ein „Wegweiser für ein einfaches und bewusstes Leben“.

Manchmal tue und mache ich den ganzen Tag und kann am Abend kein Ergebnis erkennen. Kann nichts von meiner To-Do-Liste streichen, muss sie dafür um Punkte ergänzen. Müde vom Tun, unruhig im Wissen um das noch zu Erledigende und unzufrieden wegen der Ergebnislosigkeit greift meine Hand abends beiläufig zu Smartphone oder Fernbedienung. Doch eigentlich möchte ich nichts anschalten, sondern den Kopf abschalten und zur Ruhe kommen. Wenn das nicht mal nach Feierabend möglich ist, wann dann?

Ich versacke, bin endlich zeitlos und kopflos – zumindest gedankenlos gedankenleer – und finde deshalb den Absprung nicht. Das Bett sieht mich viel zu spät und der smarte Wecker reißt mich am nächsten Morgen aus der Tiefschlafphase, während ich die Snooze-Taste für die beste Erfindung halte. Doch hänge ich von nun an den ganzen Tag um jene Minuten hinterher. Ich bin nicht in meiner Mitte. Dafür ständig hektisch und zu spät, überall und nirgendwo, mittendrin und doch nicht dabei. Und obwohl mein Tag schon wieder den Titel Aktionismus trägt, komme ich am Abend nach Hause und habe das Gefühl, den ganzen Tag an der Zielscheibe vorbei geworfen zu haben. Ich lag daneben. Ich stand neben mir, habe die Mitte nicht getroffen. Und während der Tag in der begrenzten Ewigkeit zerbröckelt, beschließe ich, dass es diese Tage in meinem Leben nicht mehr geben soll.

Ich erkenne, wie weit ich von meiner Mitte entfernt bin, manchmal sogar aus meiner Silhouette falle, und dass mir alles über den Kopf zu wachsen scheint, obwohl nichts wächst. Nicht, weil ich nichts tue, sondern weil ich nicht das Richtige tue. Nicht, weil ich zu wenig Zeit habe, sondern weil ich nicht die richtigen Prioritäten setze. Nicht, weil ich keine Energie habe, sondern weil sie verpufft wie die eines im Kreis fahrenden Autos.

Wer weiß, wo er hinwill, kann ankommen

Planlos sein ist anstrengend und kräfteraubend und lässt uns mit einem Gefühl von Unzufriedenheit und Leere zurück. Es ist ein massiver Stressor, Auslöser von Stress, da wir uns unentwegt abmühen, ohne dass sich ein Gefühl von Ankommen einstellt. Für einen Richtungslosen ist jede Entscheidung entweder schwierig oder banal. Es ist wie Segeln ohne Kompass, wie ein ewiges Unterwegssein ohne Landkarte, manchmal sogar noch mehr: Es ist das Hinterfragen, warum man unterwegs ist und wofür man all die Schritte geht.

Wenn wir keinen Plan haben und uns nicht für etwas auf den Weg machen, für das wir brennen, geht uns der Brennstoff schnell aus. Ohne Ziel und ohne Freude verpufft die Energie, weil in uns kein Gefühl von Sinnhaftigkeit entsteht. Weil wir zwar in Bewegung waren, aber unsere Schritte nicht in die richtige Richtung geführt haben.

Wir sollten also wissen, wo wir am Tages-, Jahres- oder Lebensende ankommen wollen. Was unsere Werte sind, was für uns von Bedeutung ist und was ohne Belang. Uns dann von der Opfer- in die Schöpferrolle bewegen und unser Leben aufräumen. Es an die Hand nehmen und in die Hand nehmen: Klarheit schaffen, die Sicht und den Weg freiräumen, losgehen und für uns einstehen. Denn nur, wenn wir ein Ziel in unser Navigationsgerät eingeben, können wir es erreichen. Dann können wir einen Plan verfolgen und ankommen. Nicht erst am großen endgültigen Ziel, sondern auf der Etappe eines jeden Tagesziels.

Warum die kleinen Ziele die Bausteine für das große Ziel sind

Ein Ziel zu verfolgen und einen Plan zu haben, bringen Klarheit, Ordnung und Struktur. Im Großen wie im Kleinen, vom einzelnen Tag bis zur großen Vision. Denn jeder Tag bildet einen Baustein für das große Ganze. Das heißt nicht, dass der Weg anstrengungslos oder irrtumsfrei sein wird, aber er wird erkennbarer und sinnhafter. Wenn wir wissen, wohin wir wollen, können wir unseren Fokus bestimmen, Kräfte gezielt einsetzen und Zufriedenheit erfahren. Wir sind die Architekten unseres Lebens und ohne Plan planlos. Dabei wohnt in uns allen die Kraft, unseren persönlichen Schatz im Außen zu verwirklichen.

Vier Ideen für mehr Struktur

1. Wer weiß, wo er hinwill, kann Prioritäten setzen

Wenn Du weißt, wo Du hinwillst, weißt Du, was Du brauchst, um dort anzukommen. Welche Dinge, Termine, Kontakte, Eigenschaften und Tätigkeiten wichtig sind. Und auch, welche in diesem Augenblick keine Relevanz haben.

Es geht nicht darum, Dein ganzes Leben zu optimieren oder zu systematisieren. Es geht darum, den Herzensangelegenheiten mehr Herz und mehr Gelegenheiten zu schenken, und die wichtigen, dringlichen oder manchmal unabdinglichen Dinge effizienter erledigen zu können. Für mehr Zufriedenheit und Selbstbestimmung.

Notiere dafür an jedem Abend sechs Tätigkeiten, die Du am folgenden Tag erledigen möchtest. Bringe diese am Morgen in eine Reihenfolge und beginne mit der ersten. Bleibe mit Deinem Fokus bei Deiner gewählten Priorität, bis Du sie beendet hast. Beginne erst dann mit der zweiten Aufgabe. Am Abend zerfällt die Liste dieses Tages und Du schreibst sechs neue Punkte für den kommenden Tag auf.

Diese Punkte sind das Gerüst für Dein Tageswerk, der Wegweiser für die Schritte an diesem einen Tag. Wenn Du von nun an an jedem Tag „nur“ die erste Aufgabe beendest, wirst Du mit diesem Werkzeug sehr wahrscheinlich viel mehr Schritte in die richtige Richtung auf Deinem Lebensweg zurücklegen als mit ungeordneten Ideen im Kopf.

2. Wer Prioritäten setzt, kann Nein sagen

Wer weiß, was er an diesem Tag erleben, erledigen oder voranbringen möchte, kann bei auftauchenden Ablenkungen und Möglichkeiten achtsam entscheiden, ob er sie wahrnehmen möchte oder nicht. Man hängt in jedem Fall nicht in der Luft und zappelt hektisch von einem zum nächsten, nur, um nichts zu verpassen, um sich zu betäuben oder beschäftigt zu sein, weil man statt einem Plan ein Gefühl von Mangel hat. Dein Fahrplan zeigt Dir Deinen aktuellen Standort und Dein Ziel. So kannst Du selbstbestimmt entscheiden, welche Angebote Du annimmst, später wahrnimmst oder absagst. Ein Nein ist plötzlich keine unangenehme Zurückweisung mehr, sondern ein bewusstes Ja zu etwas.

3. Wer Nein sagen kann, kann auch Ja sagen

Das Leben fordert täglich unzählige Entscheidungen von uns. In der Wahl unserer Entscheidungen liegt unsere Schaffenskraft. Wenn Du weißt, wo Du hinwillst, kannst Du an die Möglichkeiten des Tages Deinen inneren Kompass anlegen und bewusst entscheiden. Das gleicht dem Gefühl von hoher Geschwindigkeit auf einer freien Autobahn: Es ist wie den Turbo zu zünden und die bis dato als Last empfundene Schnelligkeit und Reizüberflutung unserer Zeit plötzlich beherrschen und kontrollieren zu können. Du musst nun nicht mehr ständig nach links oder rechts schauen, überall abbiegen, um keine Ausfahrt zu verpassen, Dich selbst ausbremsen oder Dein Tempo an andere Fahrzeuge anpassen. Wenn Du weißt, wo Du hinwillst, spürst Du, wozu Du Ja und wozu Du Nein sagen solltest. Nimm das Steuerrad in beide Hände, gib Vollgas und genieße das Unterwegssein, die Pausen und das Ankommen.

4. Wer sich entschieden hat, braucht Zeit und Fokus und Fokuszeit

Wir brauchen Zeit, um lästige Dinge im Alltag abzuhaken, neue Ideen umzusetzen und unsere größten Träume zum Leben zu erwecken. Prioritäten und bewusste Entscheidungen räumen Dir Zeit ein und schalten Zeiträuber aus. Oft kommen wir uns jedoch selbst in die Quere, denn die größten Ablenkungen stecken in unserem Kopf: Unsere Gedanken, die alles hinterfragen; unsere Muster, die uns in den alten Bahnen halten wollen; unsere Selbstdisziplin, die so gerne die Bequemlichkeit herausfordert.

Verbanne Zeit- und Energieräuber und überliste die magnetisierende Kraft der Komfortzone. Komm ins Handeln und beschenke Dich mit Fokuszeit, Ritualen und Struktur: Schalte Dein Smartphone öfter aus, bereite am Abend den nächsten Morgen vor, gehe früher zu Bett und stehe morgens früher auf. Entwickle eine Morgenroutine, die Dich in Deine Mitte bringt. Widme Dich Deinem Herzensprojekt an jedem Tag für dreißig Minuten oder räume nur zehn Minuten lang auf. Ordne Dein Leben. Tue es regelmäßig. Tue es, ohne zu hinterfragen. Tue es für Dich. So kommst Du raus aus dem Hamsterrad und rein in Deinen Lebens-Flow.

Sobald wir die Aufmerksamkeit nach innen lenken, beginnt die Kunst, das Richtige zu tun

Weil die moderne Welt voller verlockender Angebote, faszinierender Möglichkeiten und nie endender Verpflichtungen ist, passiert es leicht, von unseren Vorhaben und unserem Weg abzukommen. Überall blinkt es, überall winkt es, und während tausende Ablenkungen uns einladen, wissen wir vielleicht nicht mehr, wo wir aufladen. Nach außen orientiert und vom Aktionismus regiert, können wir uns schnell im Tun und Machen verlieren. Sich in diesem Überangebot nicht zu verlaufen, sondern auf sich selbst zu achten und den Weg nach innen zu finden, ist eine Kunst.

Wenn wir aber uns unserer Selbst bewusst werden, können wir mit weniger Tun mehr erreichen. Dann wissen wir, was wir wollen, können nach unseren Werten, nach unserer Wichtigkeit und Dringlichkeit priorisieren, entsprechende Entscheidungen treffen und uns fokussieren. Dann zerteilen wir uns nicht mehr in alle Richtungen und werden vom Überangebot nicht länger überrollt. Wir kommen raus aus dem ermüdenden Machen von allerlei Sachen und endlich bei uns selber an.

Johanna Wagner hat auf Einfach bewusst auch die Gastartikel Minimalismus im Kopf, Wir sind doch nie zufrieden und Zurück zu den Wurzeln und mit den Händen mal wieder die Erde berühren veröffentlicht.

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26 Kommentare für “Weniger tun, mehr erreichen – von der Kunst, das Richtige zu tun”

  1. Danke für diese Überlegungen, vor allem zu der eigenen Mitte sowie dem Nein-Sagen, um Ja sagen zu können.
    In meinen 40 er Jahren war das genau mein Problem; ich hätte manchmal ausrasten können. Nur die Freundlichkeit der Menschen, mit denen ich zu tun hatte, motivierte mich.
    Inzwischen mit 60 nehme ich mehr Abstand. Damit ist allerdings Abschied verbunden und die Suche nach wirklichen Lebensinhalten.
    Aber wie das die heute 40jährigen realisieren könnten, ist mir immer noch schleierhaft.

    1. Guten Morgen,

      vielen Dank für die Rückmeldung und die Beschreibung dieser schönen persönlichen Entwicklung. Spannend eigentlich, dass der „Abstand“ uns der eigenen Mitte näherbringt. Genau so funktioniert Achtsamkeit. Wenn man sich gut und früh darin übt, hilft es sicherlich, für sich gute Entscheidungen treffen zu können.

      Liebe Grüße
      Johanna

    2. Hallo C. Cottin, das hast du gut formuliert.

      Hallo Christof, der Artikel hat mich sehr berührt, weil ich mich da ideal hineinfühlen kann und vielleicht magst du mir kurz eine Frage beantworten. Wie ist dir die Idee dazu gekommen, diesen Beitrag zu schreiben?

      LG Steffen

  2. Hey Johanna, hey Christof, hey B.,
    ich bin vor 2 Wochen 20 geworden!
    Dieser Text (und Christofs Blog) ist für mich sehr wertvoll und hilfreich. Ich werde versuche die nächsten 40 Jahre öfter mal Nein zu sagen, um Ja sagen zu können, und mich auf meine Ziele zu konzentrieren!
    Liebe Grüße
    Alex

    1. Hallo Alex,

      wie schön, dass du den Blog von Christof gefunden hast, der so viele gute Impulse zur Lebensführung gibt.
      Ich wünsche dir, dass du viele davon in vielen verschiedenen Lebensphasen leben kannst.

      Liebe Grüße
      Johanna

  3. Als Mittfünfziger sage ich: Bingo, da hat jemand die Essenz des Lebens erkannt. In die Mitte zu kommen ist wie die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, ein unbeschreiblich positives und erleichterndes Gefühl, das kein Geld dieser Welt ersetzen kann: Es ist Freiheit, Glück, sich-Wohlfühlen in und bei sich selbst, es ist alles, was das Leben lebenswert und unendlich wertvoll macht.

    1. Habe wie vorgeschlagen ein Leben lang funktioniert, Prämissen, Zwischenziele gesetzt und meistens auch erfüllt, dann kommt das Ungedachte, Nichtgewollte und wirft eine Lebensplanung durcheinander. So etwas zu vermeiden muß man sich sehr früh im Leben sehr intensiv mit sich selbst, am besten mit Hilfe großer Denker, die gibt’s für wenig Geld für die online Bibliothek, beschäftigen um sich zu erkennen und damit ungewollte Neuanfänge auszuschließen. Zu bedenken wäre auch die Sinnesänderung in der Mitte des Lebens. Wer das alles hinkriegt, kann zum Schluß auf ein sog. glückliches Leben zurück blicken, manch einer schafft’s auch so, hoffentlich ohne ethisch, moralische Karambolagen.

      1. Lieber Horsche,

        ich hoffe, dass du mitten in einem glücklichen Leben steckst :).
        Wenn das Ungedachte, Nichtgewollte einen aus der Bahn wirft, ist es umso besser, wenn man vorher in der eigenen Mitte war – dann findet man sicher leichter in die neue Spur.

        Viele Grüße
        Johanna

  4. Erstaunlich, daß hier – mit Ausnahme – eher die älteren Semester sich äußern. Das deckt sich 100-prozentig mit meinen eigenen Erfahrungen (ich bin jetzt 62). Wie Horsche schon schreibt, man braucht wohl erst die große Strecke auf der Achterbahn, bis man begreift, was man sich antut, wie unwichtig doch vieles ist und wieviel mehr Lebensqualität und -freude man hat, wenn man seine Prioritäten neu setzt und strukturiert. Ich glaube, mit 30 oder 40 wäre ich mit solchen Einsichten überfordert gewesen. Die Erfahrungen fehlten einfach und damit auch die Einsicht (und die digitale Welt als Breitensport war noch nicht einmal erfunden!) Die Idee mit der Liste und den sechs Tätigkeiten werde ich ausprobieren, auch wenn die Zahl recht sportlich ist. Aber selbst wenn man tatsächlich nur einen oder zwei Punkte abhaken kann, ist schon viel gewonnen.
    Insgesamt ein sehr inspirierender Beitrag, den ich mir sicherlich noch häufiger durchlesen werde. Danke!
    Bettina

    1. Liebe Bettina,

      wie schön du beschreibst, dass dieses Auf und Ab durch das Setzen und Strukturieren der eigenen Prioritäten nicht mehr ganz so turbulent ist. Toll auch die Erkenntnis, wie unwichtig vieles ist, über das wir uns viele Stunden den Kopf zerbrechen…
      Wahrscheinlich wächst im Laufe des Lebens einfach der Überblick über die Dinge. Spannend ist ja auch, wie sich der „Überblick über sich selbst“ und die Innensicht mit den Jahren verändert. Immer wieder mit sich in Kontakt zu treten, um dann die Prioritäten den eigenen Bedürfnissen entsprechend zu setzen, kann zu jeder Lebensphase eine gute Übung und ein guter Anker ins Jetzt sein.

      Viel Freude mit der Liste, deren Anzahl an Tätigkeiten du ja auch reduzieren kannst :)
      Johanna

    2. Das sehe ich genauso, Bettina. Nachdem ein paar Jahrzehnte der Wirren hinter uns liegen, lichtet sich der Nebel. Gesucht habe ich das weite Land schon immer, gefunden habe ich es erst jetzt. Wir haben wichtige Erfahrungen gesammelt, die wir nicht für uns behalten müssen, sondern an die Jüngeren weitergeben können. Viele sind geblendet vom Glanz der Warenwelt und verlieren sich darin.

      1. Emil, Du hast es super auf den Punkt gebracht: Der Nebel lichtet sich. Genau so ist es. Allerdings müssen die Jüngeren wohl meistens ihre eigenen Erfahrungen machen, ich habe mir jedenfalls nicht allzuviel sagen lassen (obwohl ich mir dann viel erspart hätte). Aber unsere Generation, d.h. die Nachkriegskinder, sind mit anderen Werten aufgewachsen, als wir sie heute leben dürfen. Das Materielle stand sehr im Vordergrund. Heute leben wir den Luxus der freien Entscheidung. Die Herausforderung ist, etwas daraus zu machen – und das tun wir hier gerade. Wir setzen uns mit unseren Möglichkeiten auseinander und versuchen, für uns, für unser Umfeld und – wenigstens ein bisschen – für ein anständiges Leben (Toleranz, Umwelt, Fairness) das Beste herauszuholen. Aber die Balance muss man eben erst erlernen.

  5. Liebe Alle und liebe Johanna,

    ich sitze gerade in der Bibliothek der Uni und frage mich, wie viele junge Menschen hier wohl wissen, wohin sie wollen? Ich weiß es nämlich oft nicht. Da diskutieren dann die beiden Gedanken-Lager bestehend aus den „Wird schon irgendwie-Engelchen“ und „Was soll nur aus mir werden?-Täufelchen“. Bald muss/darf/will ich den sicheren Studentenhafen verlassen und mich auf den Weg zu neuen Ufern machen. Manchmal überfordern mich die viele Möglichkeiten, aber es hilft sehr zu lesen, dass es vielen Menschen so geht und dein Artikel macht Mut, dem Herzenskompass zu folgen.

    Danke für diesen wertvollen Artikel!

    Liebe Grüße und alles Gute weiterhin,
    Alexandra

    1. Liebe Alexandra,

      das kann ich gut verstehen. Die vielen Möglichkeiten sind ein großes Privileg und doch erschweren sie das Entscheiden.
      Ich wünsche dir, dass du deinem Herzenskompass folgen kannst.

      Alles Liebe
      Johanna

      1. Liebe Alexandra, vielen Dank für den wunderschönen Begriff „Herzenskompass“. Ich werde ihn verinnerlichen. Er drückt unendlich viel von dem aus, wofür man sonst so viele Worte braucht.
        Bettina

  6. Liebe Johanna,

    danke für diesen wunderbaren Artikel. Du beschreibst so treffend die Energie-, Plan- und Ergebnislosigkeit, die entsteht, wenn wir einfach nicht das Richtige tun und letzten Endes gegen unser Herz arbeiten. Trifft in meiner jetzigen Phase mit Anfang 40 voll auf mich zu.

    Zwar weiß ich inzwischen, wofür mein Herz schlägt und was ich in den nächsten Jahren anpacken möchte, stelle aber auch fest, dass sich das Leben nicht immer gleich von 0 auf 100 umkrempeln lässt. Manche Dinge brauchen Zeit und ich habe zwischenzeitlich immer wieder mal Tage, während derer ich mich wieder total desillusioniert und zurückgeworfen fühle. So auch aktuell gerade und da kommt dein Artikel genau zur rechten Zeit. Durch ihn kann ich auch Tage wie diese, an denen ich nur klitze-klitze-kleine Schritte vorankomme, endlich wieder positiver sehen!
    Lg
    Katharina

    1. Liebe Katharina,

      vielen Dank für deine Rückmeldung und die ehrlichen Worte.
      Wie wertvoll, dass du weißt, wofür dein Herz schlägt und dass du der Umsetzung Zeit schenkst.
      „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, ist eine Haltung, die mir stets viel Vertrauen und Ruhe schenkt. Sich dennoch immer ein bisschen Zeit für die Herzensprojekte zu reservieren, ist bestimmt eine gute Mischung, mit der wir diese eines Tages leben können.

      Viel Freude auf deinem Weg und liebe Grüße
      Johanna

  7. Hallo an Alle,

    Ich bin sehr froh, dass wir in einem Land leben in dem man soviele Möglichkeiten hat sein Leben zu leben.
    Das ist nicht selbstverständlich.
    Vor allem Frauen können in vielen Ländern fast gar nichts selbst entscheiden. Da ist es mir schon lieber ich habe manchmal zuviele Optionen als gar keine.
    Als ich jung war wusste ich auch oft nicht was ich will, aber ich wusste meistens sehr genau was ich nicht will.
    Das war mir ein guter Wegweiser, um nicht nur die Erwartungen der Anderen zu erfüllen.
    Wenn man jung ist soll man ruhig viel ausprobieren, besser als wenn man später bereut etwas verpasst zu haben.

  8. Alle wichtigen Gedanken zur richtigen Lebensführung sind seit tausenden von Jahren bekannt und decken sich. Das Problem ist das Erkennen, Verstehen und dann die Lebensänderung. Dafür ist es aber nie zu spät. Bin jetzt 72 und voller Lust und Freude das Erkannte zu leben. Es geht.

    1. Lieber Michael,
      das stimmt. Vor allem die erkannten Dinge umzusetzen bedeutet eine große Herausforderung. Aber wer die Freude daran nicht verliert, dem wird es sicher auch gelingen :).
      Liebe Grüße
      Johanna

  9. Liebe Johanna,

    das Buch ist angekommen, hab‘ bisher nur ein paar Seiten überflogen, die Amazonmail beantworte ich deswegen später, hab‘ hier gerade „Land Unter“.

    Gefallen hat mir die persönliche Signatur und die liebevolle Verpackung.

    Herzlichen Gruß von Paul und bis später (kann ein wenig dauern)

  10. Liebe Johanna,

    ich finde Deinen Beitrag ebenfalls sehr gelungen und hilfreich. Auch ich habe meine Lebensmitte erreicht und wirke in vielen Aspekten abgeklärter und einsichtiger, was das eigene Wollen und Können angeht, wobei es wohl ein tägliches Erarbeiten bleibt. Es besteht bei mir eine sehr große Kluft zwischen dem, was ich will, und dem, was ich lebensbedingt leisten muss. Es fällt mir oft schwer, mich ausreichend zu motivieren und mein Leistungsniveau zu halten. Dadurch rücken dann auch Ziele mit Herz in die Ferne, da ich zuerst das Jetzt bewältigen muss und mich überfordert fühle. Ideal wäre, wenn ich mir diese „äußeren Ziele“ authentischer aneignen könnte, aber ich kann mich nicht selbst locken zu etwas, wozu ich einfach keine echte intrinsische Motivation verspüre. Die extrinsische Motivation blockiert mich eher.

    Laut neuestem Stand der Forschung ist es am besten, SMART-Ziele mit intrinsischen Motto-Zielen zu kombinieren, also beides. Boris Grundl hat unter dem Youtube-Titel „Motiviert bleiben“ auch interessante Aspekte dazu analysiert.

    Ich denke oft an dieses schöne Bild von Antoine de Saint-Exupery:
    „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, —— sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. “

    Liebe Grüße aus der verschneiten Schweiz, Evelyne

    1. Liebe Evelyne,

      das kann ich absolut nachvollziehen.
      Ich glaube, dass die extrinsische Motivation sich „nie“ so leidenschaftlich wie die intrinsische Motivation anfühlen kann.
      Manchmal ist es hilfreich, genau die Dinge, die man am wenigsten mag, zuerst zu tun. Dann hat man es hinter sich und geht mit einer anderen Leichtigkeit durch den Tag.
      Oder eben genau andersherum: Also den Dingen, für die man brennt, bereits am Morgen etwas Zeit zu widmen, ehe man mit den alltäglichen Verpflichtungen beginnt.
      Es ist in jedem Fall schön, etwas zu haben, wofür man brennt und zu wissen, was das ist.

      Liebe Grüße
      Johanna

      1. Danke für die prompte Antwort, Johanna!

        Ja, ich weiß zum Glück, wofür ich brenne. Der Anteil der unschönen Aufgaben ist im Moment doch ziemlich groß, familienbedingt, aber ich habe es immer wieder geschafft, einen Mix mit dem zu machen, was mich intrinsisch zieht, damit dann eben beides ineinandergreift, einerseits SMART-Ziele, aber auch intrinsische MOTTO-Ziele. Wie beim Essen früher: Ich hab den geliebten Kartoffelbrei mit dem unliebsamen Gemüse gemischt, so spürte ich die Bitterkeit der Gemüseanteile nicht mehr. Meine Mutter dagegen hat sich tatsächlich immer zuerst in allem, ob Essen oder Tagesarbeit, das Unangenehme vorgenommen, um dann entlastet zu sein. Ich hab das immer bewundert, aber nie selbst geschafft. So saß ich oft stundenlang allein am Esstisch, wenn der Kartoffelbrei fehlte. Also ohne Kartoffelbrei bring ich das nicht runter. :-)

        Was ich auch brauche: Ruhe, viel Ruhe, notfalls Unerreichbarkeit, bis die unliebsame Arbeit erledigt ist. Süß verrührte Kartoffelbrei-Grüße! Evelyne

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