Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Tanja Heller. Sie arbeitet als selbstständige Texterin. Als Hochsensible ist Reduktion für sie der Schlüssel zum Glück.
Warum ich 1000 Dinge verkauft, verschenkt oder absichtlich verloren habe
Minimalismus begleitet mich schon mein ganzes Leben, auch die Suche nach Menschen, die genauso ticken. Seit ich denken kann, zähle ich Shampoo-Flaschen und Gewürze in fremden Wohnungen. Diese Datenanalyse reicht mir aus, um auf die Gesamtpersönlichkeit der Nutzer zu schließen. Denn: Ich empfinde Besitz als unheimlich belastend. Weniger ist mehr. Noch weniger ist noch mehr. Wenn ich als Kind beim Kartenspiel endlich alle Joker los war, fühlte ich mich erleichtert.
Je weniger ich besitze, desto glücklicher bin ich
1000 Dinge haben letztes Jahr die Wohnung verlassen. Was vermisse ich seitdem? Nichts. Das Leben fühlt sich wieder leicht an. Kleiderbügel in den Mundwinkeln. Dauergrinsen. Manchmal will ich nur noch tanzen. Ich springe jetzt rein ins Leben und genieße den Moment. Ich brauche keinen Joker für irgendwann.
Was ist wirklich wichtig?
Familie, gute Freunde, Laptop, Outdoor-Sachen, schöne Erlebnisse, einfaches gesundes Essen und Musik. Ich verbringe keine Zeit mehr mit überflüssigem Besitz. Anschaffung, Reinigung, Pflege und Erneuerung. 80 % der Dinge nutzt man nicht. Jede Neuanschaffung ist jetzt durchdacht. Ich kaufe was ich brauche oder liebe. Dafür muss ein anderer Gegenstand die Wohnung verlassen. Das ist so einfach.
Höher! Weiter! Stopp!
Als Hochsensible klingt die Welt immer eine Frequenz höher. Ohne Filter muss ich zu viele Reize verarbeiten: Gerüche, Stimmungen, taktile/kinästhetische Informationen, die andere nicht in der Intensität wahrnehmen. Mein größter Erfolg in der reduzierten Wohnung: Es geht nichts mehr zu Bruch. Ich war früher sehr umwerfend. Meine Aufmerksamkeit war einfach überfordert.
Urlaub vom Leben
Ohne Smartphone bin ich jederzeit unerreichbar. Das ist toll! Ich möchte nur noch Kosmetik, die ich essen kann. Und mag Rohkost wie nie zuvor. Beim Essen schließe ich gerne die Augen. Die E-Mail-Fächer halte ich konsequent leer und trage nur noch Lieblingsklamotten. 100 Teile im Kleiderschrank. 5 Jacken und 5 Schuhpaare. Der Briefkasten ist werbefrei. Von Produkten entferne ich die Etiketten. Ich habe alles Unnötige abbestellt, Versicherungen und Verträge gekündigt. „So jemand hat hier noch nie angerufen. Sie wollen Ihr Leben reduzieren???“
Der Weg aus dem Konsumpf
Willst du eine Rose aus Kenia, für deren Bewässerung Kinder verdursten? Willst du Tiere essen, die lebendig zerstückelt wurden? Willst du Kleidung tragen, genäht von Händchen, die nach der Arbeit zu müde sind zum Spielen? Minimalismus stellt viele Fragen und dein Leben auf den Kopf. Das Tolle: Du findest raus aus dem Konsumpf. Und kommst endlich nach Hause.
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Danke, Tanja & Christof! Sehr inspirierend. Würde gerne auch so leben. Zumindest bisschen. Weiss nicht wie ich anfangen soll und kenne auch niemanden, der so lebt. Liebe Grüße, Lucia