
„Ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben.“ (Kurt Tucholsky)
Vorbemerkung: Dieser Artikel ist ein Auszug (ein komplettes Kapitel) aus meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“, der als Buch und E-Book bei Gräfe und Unzer (GU) erschienen ist.
„Nichts“, antwortete eine Freundin, die ich vor einiger Zeit fragte, was sie denn am Sonntag geplant hätte. Ich erfuhr weiter, dass sie sich hin und wieder einen Tag gönnt, an dem sie bewusst keine Termine setzt und sich nicht verabredet, ja noch nicht mal alleine etwas vorhat.
Verpflichtungen den Rücken kehren
Was zunächst nicht spektakulär klingt, offenbart sich bei näherer Betrachtung beinahe als subversiv. Denn wer kann und will schon sein durchgetaktetes Berufs-, Privat- und Familienleben entschleunigen und sich von der Betriebsamkeit und Selbstoptimierung unserer Leistungsgesellschaft lösen? Kleine Kinder schaffen das, die Müßiggänger, manche Rentner und unsere Haustiere.
Ich musste dieses „Nichtsplanen“ natürlich selbst ausprobieren, habe mir ganze Tage frei gehalten – und kann es Dir nur empfehlen. Plane einfach mal nichts. Kehre allen Verpflichtungen den Rücken zu. Lebe wie früher in den großen Ferien in den Tag hinein. Du wirst dadurch wieder durchatmen können, den Kopf freibekommen, Stress abbauen und Kraft tanken. Und es wird Deine Spontaneität und Kreativität fördern.
Habe keine Angst, etwas zu verpassen oder als unproduktiv zu gelten. Du bist kein Roboter. Du nimmst Dir frei, auch von Dir selbst, weil das essenziell für Dein geistiges und körperliches Wohlbefinden ist.
Ist es Dir nicht möglich, die planlose Zeit spontan zu nehmen, dann planst Du sie – paradoxerweise – ein. Blockiere sie in Deinem Kalender. Starte mit einem Nachmittag oder einem Sonntag. Fortgeschrittene nehmen sich vor, ein Wochenende oder eine Urlaubswoche lang nichts vorzuhaben.
Lass Dich treiben
Nichts zu planen, bedeutet selbstverständlich nicht, nichts zu tun. Du entscheidest spontan, wonach Dir gerade ist, und lässt Dich überraschen, wohin es Dich treibt. Vielleicht gehst Du zunächst spazieren und trinkst ein Radler in dem Biergarten, den Du schon ewig besuchen wolltest. Wieder zu Hause legst Du ein Nickerchen ein. Danach ist Dir nach Gesellschaft, und Du schaust unangekündigt bei Freunden vorbei …
Du kannst die Zeit auch mit Deiner Familie verbringen. Fragt Euch einfach: „Was wollen wir jetzt gemeinsam unternehmen?“ Vielleicht geht Ihr zunächst zum Spielen in den Park und kocht danach zusammen etwas.
Und wie war es?
Nach dem Ende Deiner Auszeit kannst Du sie kurz analysieren.
• Was hast Du alles unternommen?
• Wie hat sich das angefühlt?
• Gehst Du nach der Auszeit mit neuer Energie an die Dinge heran, die Du erledigen musst?
Fällt das Resümee positiv aus, kannst Du es Dir zur Gewohnheit machen, Dich einmal im Monat oder sogar einmal die Woche von allen und allem auszuklinken.
—
Um keine Artikel zu verpassen, kannst Du Dich hier mit mir verbinden: Newsletter, Facebook, Instagram, Twitter, RSS-Feed
Hi Christof!
Du hast voll recht mit dem Vorschlag. Ich habe gerade in meinen Kalender geschaut. Trotz Lockdown habe ich bis zum 3.12 jeden Tag mindestens einen Termin / eine Verabredung. Eigentlich ist mir das zu viel und stresst mich eher als dass ich mich auf die Verabredungen freue. Ich habe nun Samstag, 5.12 und Sonntag, 6.12 im Kalender mit „Nichts planen“ blockiert. Das fühlt sich gut an. Danke für die Idee.
Marion