Mehr Zeit, weniger Stress, effizienteres Arbeiten – das Parkinsonsche Gesetz umgehen

30. April 2025 - von Christof Herrmann - 12 Kommentare
Mehr Zeit, weniger Stress, effizienteres Arbeiten – das Parkinsonsche Gesetz umgehen (Foto: Alexas_Fotos von Pixabay)

Das Parkinsonsche Gesetz – eine verblüffende Beobachtung

Du hast acht Stunden Zeit, um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen – und erstaunlicherweise brauchst Du genau so lange. Zufall? Glückliche Fügung? Nein, in den meisten Fällen selbst verursacht. Denn nach dem Parkinsonschen Gesetz, das der britische Historiker Cyril Northcote Parkinson erstmals 1955 in dem Wirtschaftsmagazin The Economist formulierte, dehnt sich die Arbeit in genau dem Maße aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht. Mit anderen Worten: Je mehr Zeit Du hast, desto mehr davon nimmst Du Dir. Entweder Du verbringst unnötig viel Zeit mit Details, oder Du lenkst Dich ab und schiebst die Arbeit immer wieder auf. Setzt Du Dir jedoch für eine Aufgabe, die eigentlich nur zwei Stunden dauert, ein klares Zwei-Stunden-Zeitfenster, erledigst Du sie in der Regel fokussiert innerhalb dieser Zeit.

Zur Veranschaulichung erzählte Parkinson von einer älteren Dame, die einen ganzen Tag braucht, eine Postkarte zu verschicken. Sie nimmt sich eine Stunde Zeit, die passende Karte aufzutreiben, sucht 30 Minuten nach ihrer Brille, feilt 90 Minuten am Text – und so weiter. Im Gegensatz zum vielbeschäftigten Mann, der das Ganze in drei Minuten am Schreibtisch erledigt.

Verzögern, ablenken, perfektionieren – typische Muster

Das Parkinsonsche Gesetz war ursprünglich als satirische Beobachtung und Kritik an der Ineffizienz der Bürokratie. Später wurde es jedoch mehrfach empirisch bestätigt und in Zeitmanagement- und Produktivitätskonzepte integriert.

Die meisten von uns neigen dazu, die eingeplante Zeit vollständig auszuschöpfen. Du kannst das bei anderen und bei Dir selbst beobachten – im Beruf genauso wie im Privatleben: Das Projekt, das auf den letzten Drücker fertig wird. Das Meeting, in dem viel geredet, aber wenig gesagt wird und Entscheidungen erst ganz zum Schluss getroffen werden. Die Arbeitszeit, die Du absitzen musst, auch wenn gerade nichts zu tun ist. Deine Steuererklärung, die monatelang liegen bleibt. Die Vorbereitungen auf den Besuch, die plötzlich in Stress ausarten, obwohl eigentlich genug Zeit war.

Es gibt verschiedene Gründe, warum wir den Arbeitsprozess verzögern. Oft wollen wir unbewusst negative Gefühle wie Stress, Unsicherheit oder Versagensängste vermeiden. Außerdem verlieren wir uns leicht in Details, weil wir glauben, alles perfekt machen zu müssen. Hinzu kommt, dass wir uns gerne ablenken lassen. Und nicht zuletzt nutzen viele von uns die vorgegebene Zeit bewusst voll aus – aus Angst, den Eindruck zu erwecken, ungenau oder oberflächlich gearbeitet zu haben.

Bei angenehmen Tätigkeiten hingegen wirkt das Parkinsonsche Gesetz kaum. Sie erledigen wir meist so schnell wie möglich, weil wir das positive Gefühl herbeiführen wollen und entsprechend motiviert sind. Denk an die Tafel Schokolade, die Du in wenigen Minuten verputzt hast. Oder das spannende Buch, das Du kaum weglegen kannst. Dabei wäre es doch besser, angenehme Tätigkeiten öfter zu unterbrechen und sie hinauszuzögern.

Mehr aus Deiner Zeit machen – 6 bewährte Strategien

Wie kannst Du das Parkinsonsche Gesetz umgehen und Deine Zeit besser einteilen? Die folgenden Tipps helfen, zielgerichteter zu arbeiten und Aufgaben in kürzerer Zeit zu erledigen. Es gibt natürlich noch weitere Zeitmanagementmethoden wie die Pomodoro-Technik oder Timeboxing, die Dich ebenfalls schneller an Deine Ziele bringen können.

  1. Verinnerliche das Parkinsonsche Gesetz
    Einen wichtigen Schritt hast Du schon gemacht: Du weißt, dass sich Aufgaben immer auf die verfügbare Zeit ausdehnen. Dieses Wissen ist Gold wert – denn es kann Dir helfen, bewusst gegenzusteuern.
  2. Schätze den Aufwand und setze Dir einen engen Zeitrahmen
    Statt etwas Vages wie „Ich erledige das diese Woche“ im Hinterkopf zu haben, überlege, wie lange Du realistisch für die Aufgabe brauchst, und setzte Dir dann einen konkreten Zeitrahmen, zum Beispiel: „Ich erledige das heute von 10 bis 16 Uhr mit einer halben Stunde Mittagspause“. Eine knappe Frist kann Wunder wirken – mehr Fokus, weniger Ablenkung, bessere Ergebnisse.
  3. Plane Zwischenziel
    Gerade bei größeren Aufgaben empfiehlt es sich, Zwischenziele oder Meilensteine festzulegen. So kannst Du Deine Fortschritte kontinuierlich überprüfen und bleibst motiviert. Am besten orientierst Du Dich dabei an der SMART-Formel: Ziele sollten spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein.
  4. Erstelle eine To-do-Liste und priorisiere Deine To-dos
    Notiere nicht nur, was erledigt werden muss, sondern ordne Deinen To-dos auch Prioritäten zu. So erkennst Du auf einen Blick, was dringend ist und was gegebenenfalls verschoben oder delegiert werden kann. Diese klare Struktur hilft Dir, den Überblick zu behalten und Deine Zeit effektiv zu managen.
  5. Vermeide Ablenkungen
    Ablenkungen lassen Deine Zeit oft schneller schwinden, als Du denkst und Dir lieb ist. Schalte zum Beispiel Dein Smartphone in den Flugmodus, vermeide unnötige Gespräche und sorge für eine ruhige Arbeitsumgebung. So kannst Du Dich besser auf das Wesentliche konzentrieren – die Aufgabe, die es zu erledigen gilt.
  6. Nutze das Pareto-Prinzip
    Das Pareto-Prinzip besagt, dass oft 20 % des Einsatzes für 80 % des Erfolgs sorgen, während die restlichen 80 % des Einsatzes nur 20 % der Ergebnisse bringen. Überlege also genau, welche Schritte oder To-dos den größten Einfluss auf Dein Ziel haben. Konzentriere Dich auf diese und verwerfe, verschiebe oder delegiere den Rest.

Die Fallstricke des Parkinsonschen Gesetzes umgehen – 6 große Gewinne

Wenn Du die Erkenntnisse aus dem Gesetz gezielt anwendest, kannst Du bewusster und einfacher leben. Das sind die wichtigsten Vorteile, die Dich erwarten:

  1. Mehr Zeit für das Wesentliche
    Indem Du Aufgaben in bewusst engen Zeitfenstern erledigst, befreist Du Dich von unnötigem Aufwand. Die gewonnene Zeit kannst Du für Deine Leidenschaften, für Menschen, die Dir wichtig sind, oder für Deine eigene Erholung nutzen.
  2. Weniger Stress und eine bessere Entscheidungsfähigkeit
    Wenn Aufgaben einen festen Rahmen haben, sinkt die Gefahr, sie aufzuschieben oder ständig zu überdenken. Du spürst mehr Kontrolle und ersparst Dir das belastende Gefühl, nichts geschafft zu haben. Der Stress sinkt, die Zufriedenheit steigt.
  3. Höhere Effizienz und Produktivität
    Klare Zeitlimits fördern Fokus und Prioritäten – und verhindern, dass Du Dich in Details verlierst. Du arbeitest effizienter, erledigst Aufgaben also schneller, ohne an Qualität zu verlieren. Dadurch wirst Du produktiver, denn Du erledigst mehr in der gleichen Zeit.
  4. Gesünderer Umgang mit Perfektionismus
    Enge Zeitvorgaben helfen Dir, ins Handeln zu kommen, statt endlos zu planen oder zu perfektionieren. Das führt zu einer besseren Balance zwischen Qualität und Effizienz.
  5. Bewusst „Nein“ sagen können
    Wenn Du Deine Zeit bewusst managst, wirst Du weniger von anderen Dingen abgelenkt oder in neue Verpflichtungen hineingezogen. Du weißt, was wichtig ist und kannst gezielt ablehnen, was Deine Zeit und Energie unnötig beansprucht.
  6. Gesteigerte Motivation durch sichtbare Fortschritte
    Erfolgserlebnisse wirken wie ein Booster für Deine Motivation. Selbst größere Aufgaben und Ziele erscheinen plötzlich erreichbar.

Fazit: Einfach bewusst mehr Leben

Das Parkinsonsche Gesetz ist kein Fluch, sondern zeigt uns auf unterhaltsame Weise, wie viel Zeit wir oft verschwenden. Wenn Du lernst, Dir bewusst enge, aber realistische Zeitfenster zu setzen, gewinnst Du nicht nur Stunden, sondern auch Lebensqualität.

Probiere es bei Deiner nächsten Aufgabe aus – und nutze die gewonnene Zeit für das, was Dir wirklich am Herzen liegt (vielleicht ja sogar für einen Kommentar unter diesem Artikel).

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12 Kommentare für “Mehr Zeit, weniger Stress, effizienteres Arbeiten – das Parkinsonsche Gesetz umgehen”

  1. Sehr einleuchtend, hilfreich und auf den Punkt gebracht, vielen Dank!

    Kann ich den Text ausdrucken? Möchte es aufheben und offline lesen. Hab’s nicht hinbekommen :-(

    1. Ich freue mich über Dein Lob.

      Unter Windows kannst Du den Artikel ausdrucken, indem Du den gewünschten Text mit der Maus markierst, dann auf die rechten Maustaste klickst und im sich öffnenden Menü die Option „Drucken“ wählst. Klappt das? Sonst findet sich sicher eine genaue Erklärung im Internet.

      Viele Grüße

      Christof

  2. Guten Morgen Christoph,

    einige Deiner Newsletter, wie z. B. diesen, drucke ich mir aus, nachdem ich sie gelesen habe.Ich lege sie mir ans Kopfende meines Bettes und suche mir eine Zeitlang jeden Abend einen Absatz aus, um ihn mehrfach zu lesen. Den Text, der mir für mich in diesem Moment wichtig erscheint, nehme ich so mit in die Nacht.

    Seitdem schlafe ich erholsamer. Warum? Wahrscheinlich, weil es gut ist, sich mit Dingen zu befassen, das man selbst realisieren kann, statt sich die Nachtruhe mit dem geballten Elend dieser Welt zu ruinieren. Ist ja ganz nett die Innenleben von diversen Psychopathen zu studieren und zu verstehen, wirklich bringen tut das aber auch nichts. Also lass ich das doch lieber, bzw. hake das schnellstens ab, sobald ich das Gefühl habe, dass ich genug davon mitbekommen habe.

    Einer Deiner besten Tipps war übrigends: Keine kostenlosen Proben mehr aufdrücken lassen. Klein wie sie sind, nehmen sie vielleicht nicht viel Platz im Schrank weg. Aber, bis sie aufgebraucht sind, wenn überhaupt jemals, ziehen sie jeden Tag mehrmals Aufmerksamkeit. Sollen sie ja auch. Aber bitte nicht meine!

    VG aus Hessen
    Brigitte

    1. Hallo Brigitte,

      schön, mal wieder von Dir zu lesen!

      Ich hätte mir nie träumen lassen, dass jemand Artikel von mir (denke, Du meinst Artikel, nicht Newsletter) ausdruckt, jeden Abend Teile davon liest und dadurch erholsamer schläft! Du wirst heute in meinem Dankbarkeitsritual vorkommen. ;-) Die Gewohnheit, mich abends im Bett an die Momente des Tages zu erinnern, für die ich dankbar bin, die mich erfreut oder amüsiert haben, lässt mich meist schnell einschlafen. Tagesnachrichten lese ich schon seit Jahren kaum mehr. Sie sind überwiegend negativ, ziehen mich emotional runter und betreffen kaum mein unmittelbares Leben. Stattdessen investiere ich meine Energie lieber in mein direktes Umfeld und die Dinge, die ich selbst gestalten kann.

      EBG aus Franken

      ChristoF

      1. Gesunde Einstellung :-)

        Früher habe ich das fälschlicherweise mit Ignoranz verwechselt, heute weiß ich, dass es einfach gesunde Selbstliebe ist.

        Ich lese Deine Artikel sehr gerne.

        1. Danke, liebe Carina. Kann man sicher auch anders sehen. Die meisten lesen oder schauen ja mehrmals täglich Nachrichten. Wirklich Wichtiges bekomme ich trotzdem mit, weil alle darüber reden oder mich mein Umfeld umgehend informiert …

  3. Mit dem Zeitdingens seit ich in Rente bin bin ich etwas schludrig geworden, lass mir für manches viel zu viel Zeit obwohl es schneller gehen würde.Oder manches reize ich bis zum Fristlimit aus z.B. die Steuererklärung, die ist übrigens schon lange im Portal fertig müsste nur noch einen Beleg anfordern und zwei Ausdrucken….
    Wobei NEIN sagen das kann ich inzwischen ganz gut.

    LG
    Rosa
    PS: Werde mal über das eine oder andere nachdenken

  4. Lieber Christof,
    in machen Bereichen gelingt mir das fokussieren und schnell abarbeiten gut (z. B. im Haushalt, da stelle ich mir den Timer und bin immer wieder verwundert, wie viel ich in 15 Minuten schaffe!), bei der Arbeit hakt es damit noch. Das wird mein nächstes Übungsfeld :-)
    Danke für die Tipps!
    Herzlichst, Andrea

    1. Wenn man eine Festanstellung mit einer bestimmten Stundenzahl hat, muss man die Stunden absitzen, auch wenn alle Arbeit erledigt ist. Das trägt nicht unbedingt zur Motivation bei. Im Haushalt ist das einfacher. Auch als Selbstständiger habe ich nichts dagegen meine Arbeiten am Rechner früher zu beenden, weil dann die Freizeit lockt.

      Viele liebe Grüße

      Christof

  5. Tatsächlich lege ich manche Aufgaben erst auf den Abend und erledige sie so effizient, weil ich das Parkinsonsche Gesetz kenne und nicht einen ganzen Tag vertrödeln möchte.

    1. Schön, wie Du Dir das Gesetz gezielt zunutze machst. Nur bei komplexeren Aufgaben wäre ich abends vorsichtig. Denn wenn Kraft und Frische fehlt, schiebt man das Ganze schnell auf den nächsten Tag und verliert damit sogar Zeit.

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