Vergleich Dich weniger mit anderen und lebe dadurch zufriedener und minimalistischer

23. April 2023 - von Christof Herrmann - 26 Kommentare
Vergleich Dich weniger mit anderen und lebe dadurch minimalistischer (Foto; Maksim Goncharenok von Pexels)

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ (Søren Kierkegaard, dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller, 1813 – 1855)

Das Vergleichen ist uns angeboren

Das Gehalt der Kollegin, die Kompetenz des Abteilungsleiters, die Schulnoten der restlichen Klasse, die Kochkünste der Tante, die Urlaubsreisen der Bekannten, die Plattensammlung des Bruders, die Figur der besten Freundin, der Garten der Nachbarn …

Wir vergleichen uns oft mit anderen. Daran ist zunächst nichts einzuwenden.

Sich mit anderen zu vergleichen, ist uns angeboren und ein normaler Prozess der menschlichen Wahrnehmung. Er hilft zu verstehen, wer wir sind, welche Fähigkeiten wir bereits besitzen und welchen Platz wir in unserem sozialen Umfeld haben. Und das Vergleichen kann dazu beitragen, mit Herausforderungen umzugehen und die eigene Leistung zu steigern.

Horizontal, abwärts und aufwärts

In der Psychologie besagt die Theorie des sozialen Vergleichs, dass jeder Mensch sich mit anderen vergleicht, um sich selbst einschätzen zu können. Dies kann sich auf unterschiedliche Merkmale wie das Erscheinungsbild, die geistigen Fähigkeiten, die körperlichen Leistungen oder Materielles beziehen.

Wer ein realistisches Bild über sein gegenwärtiges Selbst benötigt, vergleicht sich mit ähnlichen oder gleichgestellten Menschen (Horizontalvergleich). Wer sein Selbstwertgefühl schützen oder fördern möchte, vergleicht sich mit Menschen, die einem im interessierenden Merkmal unterlegen sind (Abwärtsvergleich). Wer wissen will, welche Verbesserungen möglich sind, vergleicht sich mit Menschen, die einem im interessierenden Merkmal überlegen sind (Aufwärtsvergleich).

Die Flut an Aufwärtsvergleichen und ihre negativen Folgen

So weit, so einleuchtend. Allerdings haben in den letzten Jahrzehnten die globale Vernetzung, die inflationäre Werbung, die sozialen Medien und das ständig griffbereite Smartphone einiges verändert. Wir bekommen heutzutage viel zu viele Gelegenheiten, uns mit anderen zu vergleichen, mit Menschen, die sich meist nur von ihrer besten Seite zeigen, die wir gar nicht persönlich kennen und früher nie auf dem Schirm gehabt hätten. Instagram ist nur eine von Dutzenden Bühnen, auf denen schöne Menschen an schönen Orten schöne Dinge machen. Das passende Produkt, das auch unser Leben so verschönern würde, kann man gleich „hier kaufen“, sogar mit „30 Prozent Rabatt“, aber „nur heute“.

Diese Flut an Aufwärtsvergleichen wirkt sich oft negativ auf unser seelisches und körperliches Wohlbefinden aus. Sie schwächt das Selbstwertgefühl, fördert Neid und Gier und verzerrt die eigene Körperwahrnehmung. Selbst Depressionen, Angststörungen und Magersucht können ausgelöst oder verstärkt werden. Der Mangel, der uns ständig eingeredet wird, führt auch dazu, dass wir Dinge kaufen, die wir nicht (ge)brauchen, und Wege gehen, die wir nicht gehen wollen. Kurzum: Wir verlieren uns selbst.

Weniger vergleichen, entspannter und minimalistischer leben

Dem ständigen Vergleichen und Streben zu widerstehen ist eine Herausforderung. Was also tun? Wir können die digitale Revolution nun mal nicht rückgängig machen. Ein gesunder Umgang muss her oder zurück! Ich empfehle Dir Folgendes:

Verbringe weniger Zeit in den sozialen Medien, meide Werbung, so weit es geht, und schalte die Bildschirme öfter aus. Das reduziert die Anzahl der Aufwärtsvergleiche enorm.

Sei Du selbst. Sei dankbar mit dem, was Du bereits hast, kannst und bist.

Kenne Deine Werte, Leidenschaften und (Lebens)ziele.

So wird es Dir leichter fallen, die heiklen Aufwärtsvergleiche positiv zu nutzen. Du lässt Dich nicht von anderen unter Druck setzen, sondern bei Bedarf inspirieren und leiten, etwa mehr Sport zu treiben oder bewusster zu essen.

Du gehst also Wege, die Du gehen möchtest. Du verbringst Zeit mit Aktivitäten und Menschen, die Dir wichtig sind. Du sagst, was Du meinst. Du kaufst Dinge, die Du benötigst. Du lebst minimalistisch.

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26 Kommentare für “Vergleich Dich weniger mit anderen und lebe dadurch zufriedener und minimalistischer”

  1. Lieber Christof,
    vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel! In letzter Zeit ist mir beim Lesen von Kommentaren anderer Minimalismusblogs die Häme und Aufgeregtheit über angeblich zu perfekte Ausstattung minimalistischer Wohnungen in Videos aufgefallen. Auch zu anderen Themen wird ähnlich verglichen und bewertet. Den eigenen Weg zu minimalistischem Leben gefunden zu haben macht doch glücklich und in sich ruhend. Wozu das aufgeregte Vergleichen?
    Danke für die vielen Anregungen zum Nachdenken, die ich in deinem Blog gefunden habe.
    Liebe Grüße
    Toni

  2. Lieber Christof,
    herzlichen Dank für den Artikel. Ich dachte beim Lesen, dass mit dem Vergleichen oft auch eine Beurteilung verbunden ist. Das ist m.E. nach letztlich das Schädigende. Ich versuche in letzter Zeit zunehmend Dinge so anzunehmen wie sie sind.: Das Glas fällt mir aus der Hand und zerbricht. Das wars. Wenn ich keine Geschichte draus mache, wie schrecklich das jetzt gerade ist etc., der Situation also kein Label verpasse, dann ist es einfach so. Und dann kann ich sogar genießen einfach die Scherben wegzufegen. Es war eine krasse Erfahrung für mich zu erkennen, dass nicht das was objektiv geschieht an sich das Belastende ist, sondern meine Beurteilung des Geschehens, also die Geschichte, die ich mir dazu erzähle.
    Du hast bei deinen Empfehlungen für einen gesunden Umgang mit den digitalen Medien u.a. das Meiden von Werbung genannt und ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich dafür bedanken, dass du Deine Seite konsequent werbungsfrei hälst. Das ist ein riesiges Geschenk und ich werde mich dafür revanchieren. Danke Dir dafür.

    1. Das Nichtbewerten ist tatsächlich total wirklichkeitsverändernd. Ich habe mir das auch vor einiger Zeit vorgenommen und schon bei einigen Situationen üben dürfen, z.B. Freundin verpennt die Abredung zum Escaperoom und das Ticket verfällt (ich habe mir dann statt mich bei ihr aufzuregen den Mund beim Angestellten fusselig geredet und eine Nachbuchung machen dürfen – so hatten wir dann Tage später ein tolles Erlebnis). Oder ein Freund schüttet Wasser über mein neues Kartenspiel, er natürlich total unglücklich, wir versucht zu retten, was zu retten ist, ich kurz durchgeatmet, man kann es ja trotzdem noch benutzen (war keines mit verdeckten Karten). Dadurch, dass ich meiner inneren Stimme kein „Was für ein Mist!“ oder anderes inneres Gemecker erlaubt habe, konnte ich danach mit echter Freude weiterspielen. Total befreiend, wenn man sonst zu schneller Aufgeregtheit und Negativität neigt. :)

    2. Hallo liebe Jela,

      das Vergleichen, von dem in diesem Artikel die Rede ist, impliziert (auch nach der Theorie des sozialen Vergleichs) eigentlich ein Bewerten. Aber danke, dass Du explizit drauf hinweist. Es macht sicher Sinn, nicht nur beim Vergleichen mit anderen, das Bewerten zu beobachten, hinterfragen und schließlich öfter in ein Annehmen umzuwandeln.

      Und ja, es ist mir ist wichtig, dass mein Blog unabhängig und werbefrei bleibt. Mit Eurer Unterstützung kann ich es auch in Zukunft so halten.

      Einfach bewusste Grüße

      Christof

  3. Schön, dass du zwischen guten und schlechten Vergleichen unterscheidest. Wenn mich jemand motiviert zu wachsen, etwas Gutes zu tun oder etwas zum Positiven zu verändern, sind Vergleiche mit inspirierenden Menschen ja sinnvoll.
    Allerdings sind wir uns viel zu selten darüber bewusst, wenn wir uns mit anderen und deren Lebensumständen vergleichen. Da hilft es wirklich, die potentiellen Unglücklichmacher wie soziale Medien oder Werbung zu vermeiden. Ich finde, in der Hinsicht ist der Minimalismus wirklich hilfreich. Aber auch das Alter mit der zunehmenden Lebenserfahrung und ein gutes Selbstbewusstsein wirken da wesentlich mit. Einer der Gründe, warum ich nicht wieder 20 sein möchte.

    1. Ich bin auch noch ohne Smartphone, Internet, Computer und Werbeflut aufgewachsen – und bin dankbar dafür. Ich denke, dann hat man ein besseres Gespür dafür, wann genug genug ist, in Bezug auf die Vergleiche, aber auch auf die Bildschirmzeit und den Konsum.

  4. Ganz toller Artikel. Das Vergleichen ist das, was uns krank macht. Ob im täglichen Umgang oder auf Social Media, es gibt immer Leute, die von sich überzeugt sind und sich gut darstellen können! Was davon stimmt, lässt sich kaum überprüfen. Es reicht aber, um sich selbst in Frage zu stellen bzw sich runter ziehen zu lassen. Kenne bzw kannte ich sehr gut und bin froh, dass mich das mittlerweile nicht mehr tangiert. Wichtig ist, sich selbst zu reflektieren und dankbar zu sein für das, was man hat und ist!
    Viele Grüße
    Marion

  5. Lieber Christof,
    vielen Dank für diese wunderbaren und wichtigen Gedanken. In einer Zeit voller Vergleichsmöglichkeiten ist es gut mal etwas authentisches über das „Nicht-Vergleichen“ zu lesen. Während das Vergleichen ganz automatisch passiert und die entsprechenden Gedanken und Gefühle auslöst, ist das „Nicht-Vergleichen“ eine bewusste Entscheidung und Haltung, an die wir uns immer wieder erinnern dürfen – danke für diese Erinnerung.
    Liebe Grüße
    Johanna

  6. Sich mit anderen zu vergleichen das kann man ja beeinflussen muss man nämlich nicht ist ungesund. Mach ich auch nicht. Doch ganz stimmt das nicht. Unbewusst macht man es nämlich doch. Wieso kann der schon wieder in Urlaub fahren… wieso ich nicht ….

    Schlimmer finde ich wenn andere dich mit anderen vergleichen z.B. im Job du bist ja dann machtlos und kannst nix dagegen tun denn oft weiss man es ja nicht und hat vieleicht auch konsequenzen bei der Arbeit, bei der nächsten Gehaltserhöhung, bei der nächsten Schulung etc. eben.

    Und dann nur das Alltägliche Chaos von Inflation, Schule, Krieg, KITAplatz, Lehrermangel, Streiks, die Bahn und was weiß ich alles.
    Die Vergleiche sind fast schon obligatorisch automatisch.

    Ich kann z.B. keine Nachrichtigen anschauen, geschweige denn ertrage ich es wenn im Hintergrund das Radio läuft oder auch nur die Nachrichten leise übern Bildschirm flimmern. Mein Mann hingegen schaut sich das dauernd an, hört radio selbst in der Nacht wenn er nicht schlafen kann.
    Gestern hat er beim gemeinsamen Essen versucht nichts davon anzumachen, sein Blick ging aber ständig an den Fernsehen und leise murmelte er dass jetzt Nachrichten kommen. Mir ist das sowas von wurscht. Selbst Tageszeitung lesen macht mich krank.
    Denn auch hier schleicht sich Unzufriedenheit ein wegen vergleichen.

    LG
    Rosa

    1. Danke für Deinen Kommentar.

      Ich halte es in den letzten Jahren wie Du, lese keine Tageszeitungen und auch im Internet kaum Nachrichten. Wichtiges bekomme ich auch so mit und das meist in Funk und Fernsehen ist eben nicht wichtig für mein Leben.

      EBG

      Christof

  7. Lieber Christof,
    mir ist in den letzten Jahren öfter mal aufgefallen, dass ich mich auch vergleiche. Allerdings nicht aufwärts, sondern anders (ich glaub nicht, dass es „abwärts“ ist, im Sinne deines Artikels). Zum Beispiel hab ich seit Jahren eine wunderbar flauschige Daunenbettdecke für den Winter. Dank ihr muss ich mein Schlafzimmer nicht heizen. Es „passiert“ mir fast täglich, wenn ich mein Buch zur Seite lege, das Licht abdrehe und mich einkuschle, dass ich mir denke: Was hab ich für ein Luxusleben im Vergleich zu so vielen Menschen, die frieren müssen, vielleicht nicht mal einen trockenen Schlafplatz haben! Oder ich sitze im Bus zur Arbeit und denk mir: Was gehts mir gut, ich kann hier ganz entspannt Zeitung lesen, während andere im Stau stehen und sich ärgern. Oder ich sitz bei meiner Jause mit frischem Brot, mit Butter und würzigem Bergkäse und bedaure alle, die diesen Genuss nicht kennen oder ihn sich nicht leisten können.
    (Ich hoff, dass ich dich damit als Veganer nicht vor den Kopf stoße. Vielleicht find ich ja auch noch veganes Essen, das mich in Verzückung bringt – ich bin noch auf der Suche :-) )
    Liebe Grüße aus Wien!

    1. Hallo Elfi,

      was Du beschreibst, kann man durchaus als Abwärtsvergleich bezeichnen.

      Bin mir sicher, dass es vegane Gerichte gibt, die Du köstlich findest. Wie wäre es mit Bratkartoffeln, Ofengemüse, Ratatouille, Bruscetta, gebratener Reis mit Tofu, Couscoussalat, Ensalada chilena, Hummus, Falafel, Linsensuppe, vegane Snickers, Porridge, Obstsalat oder Fruchteis? ;-) Hier findest Du ein paar meiner Lieblingsrezepte.

      Einfach bewusste Grüße

      Christof

    2. Hey Elfi,

      ja das stimmt. Heutzutage, wo es nur um „höher, schneller, weiter“ geht, fallen die kleinen und schönen Dinge im Leben einfach hinten runter. Etwas bewusster leben könnte vielen nicht schaden.

  8. Leider wird der Mensch immer mehr manipuliert.
    Werbung – Medien jeder will uns etwas aufzwingen. Gedanken – Meinungen – Überzeugungen – etwas verkaufen was wir nicht brauchen…
    Am besten wieder selbständig denken.
    Denken ist allen erlaubt – vielen bleibt es erspart.
    Also einfach mal das Gehirn nutzen und wieder anfangen zu denken.
    Schöne Zeit und viel Spass beim denken.

    1. Selber denken, gute Idee, aber gar nicht so einfach, wo doch die Sozialen Medien, die Werbung, Funk und Fernsehen, die künstliche Intelligenz, die breite Masse und andere mehr das Denken für uns übernehmen versuchen …

  9. Ich erwische mich immer wieder selbst wie ich mich mit anderen vergleiche.
    Egal ob es um Mode, Sport oder Finanzen geht. Dann muss ich mich immer zwingen damit auf zu hören.
    Auf der einen Seite ist es gut sich zu vergleichen um selber besser zu werden. Man darf nur nicht übertreiben.

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