„Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler.“ (Philippe Dijan)
Lesen als Lebenselixier
Ich bin ein leidenschaftlicher Leser. Sowohl zuhause als auch unterwegs habe ich fast immer ein Buch griffbereit. Ich brauche es wie die Luft zum Atmen und wie Pflanzen zum Essen. An manchen Büchern knabbere ich Wochen, andere verschlinge ich an einem Tag. In den letzten sechs Jahren habe ich fast ein Buch pro Woche gelesen.
Jeder vierte Deutsche liest nie. Denen, die eigentlich gerne lesen, fällt es oft schwer, Zeit dafür zu finden. Immer mehr buhlt um unsere Aufmerksamkeit.
Dieser Beitrag soll Dich motivieren, öfter zu einem (guten) Buch zu greifen. Meine Ausführungen gelten größtenteils auch für E-Books.
10 Gründe, mehr zu lesen
Ich habe lange nach Argumenten gesucht, die gegen das Lesen sprechen. Vergeblich. Für das Lesen hingegen spricht einiges.
- Lesen ist beste Unterhaltung. Auf einer einsamen Insel verschollen sein („Robinson Crusoe“), einen Mord im Orient-Express aufklären, im postapokalyptischen Amerika ums Überleben kämpfen („Die Straße“), ohne Geld durch ein Wohlstandsland wandern („Deutschland umsonst“) – von solchen Abenteuern trennt Dich nur ein Buchdeckel.
- Lesen macht belesen und erweitert den Horizont. Voltaire formulierte das schon im 18. Jahrhundert mit spitzer Zunge: „Lest, bildet euch! Allein die Lektüre entwickelt unseren Geist, das Gespräch verwirrt und das Spiel verengt ihn.“
- Lesen ist Gehirnjogging. Beim Lesen simuliert das Hirn das fiktive Geschehen, etwa die Handlung in einem Roman. Dabei regt sich der prämotorische Kortex, der wichtig für eine hohe geistige Leistung ist. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die viel lesen, länger mental fit bleiben und seltener an Demenz oder Alzheimer erkranken.
- Lesen fördert die soziale Kompetenz. Psychologen der University of Toronto fanden heraus, dass Menschen, die gerne Romane lesen, empathischer sind als Menschen, die wenig schmökern.
- Lesen kann sich jeder leisten. Wenn Du Alternativen wie Bibliotheken, öffentliche Bücherschränke und Büchertausch nutzt, gibt es den Lesestoff sogar zum Nulltarif.
- Lesen ist minimalistisch. Ein Buch, eine ruhige Ecke, etwas Zeit – mehr braucht es nicht.
- Lesen ist nachhaltig. Es gibt nur wenige Hobbys, bei denen man so wenig Ressourcen und Energie verbraucht.
- Lesen hat keine Werbepausen. Wer Fernsehen schaut, Radio hört oder im Internet surft, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von Werbung abgelenkt. Bis zu 10.000 Werbebotschaften prasseln pro Tag auf Dich ein. Literatur verschont Dich weitgehend davon.
- Lesen reduziert Stress. Genug von der ständigen Erreichbarkeit? Ärger auf der Arbeit? Stress in der Beziehung? Dann schnapp Dir ein Buch, verliere Dich darin und erhole Dich von der Unruhe des Alltags.
- Lesen verbessert die Schreibfertigkeit. Wer selbst schreibt, sollte auch regelmäßig lesen. Diesen Rat geben Autoren, die es wissen müssen, wie Hanns-Josef Ortheil, Stephen King und Wolf Schneider.
So wird Lesen zu Deiner Leidenschaft
Obwohl Du nun ein paar gute Gründe fürs Lesen kennst, kann es mit der Umsetzung hapern. Längst haben „bequemere“ Arten der Freizeitgestaltung in unseren Alltag Einzug gehalten. Ich sag nur Fernseher an, Birne aus. Mit den folgenden Tipps und Tricks wirst Du das Lesen bald nicht mehr missen wollen.
- Mache das Lesen zu Deiner Gewohnheit. Dafür solltest Du mehrere Wochen lang täglich 15 Minuten (oder auch länger) lesen – möglichst immer zur gleichen Tageszeit und am gleichen Ort. Das kann nach dem Aufstehen am Küchentisch sein, mittags in einem Park oder vor dem Schlafen im Bett. Nach und nach wird Dir das Lesen in Fleisch und Blut übergehen. Ist es Dir zur Gewohnheit geworden, möchtest Du es – wie etwa den Kaffee am Morgen – nicht mehr missen.
- Greife nur zu Büchern, die Dich interessieren und begeistern. Lesen soll kein Zwang, sondern Vergnügen sein.
- Abbrechen erlaubt. Wenn Du beim Lesen merkst, dass Dir ein Buch nicht zusagt, dann suche Dir eine andere Lektüre.
- Entkoppel Dich vom Fernseher, vom Internet, vom Handynetz, von der Telefonleitung, vom Knopf im Ohr. Was bleibt Dir dann anderes übrig, als zu lesen?
- Auch Comics, Graphic Novels, Trivialliteratur und Kinderbücher sind Bücher. Gerade am Anfang kann Dir die leichtere Kost den Zugang zur wunderbaren Welt der Literatur verschaffen.
- Hole Dir einen Ausweis in der Bücherei. Das kostet nichts oder nur einen geringen Jahresbeitrag. Du wirst erstaunt über die Auswahl sein. Bücher, die nicht vorrätig sind, kannst Du gegen eine geringe Gebühr über die Fernleihe bestellen.
- Sei allzeit zum Lesen bereit. Habe immer ein Buch in Reichweite, zu Hause, im Zug, auf der Arbeit, im Café und beim Arzt.
- Gründe mit Freunden einen privaten Buchclub. Die Inhalte und Regeln legt Ihr selbst fest. Ihr könnt zum Beispiel alle das gleiche Buch lesen und dann darüber diskutieren oder wie in der Sendung „Das Literarische Quartett“ Euch gegenseitig Bücher vorstellen.
- Besuche Lesungen und Buchmessen. Dort kannst Du Autoren und andere Leser kennenlernen und Dich mit ihnen austauschen.
- Führe Buch über die Bücher, die Du gelesen hast. Solche Listen motivieren, an dem neuen Hobby dranzubleiben. Am besten schreibst Du bei jedem Buch dazu, worum es darin geht und wie es Dir gefallen hat.
Diese 10 Bücher lege ich Dir ans Herz
Um dieses Plädoyer für das Lesen abzurunden, empfehle ich Dir noch zehn Bücher, die mich in den letzten Jahren begeistert und beeindruckt haben. In dem alphabetisch nach Titeln sortierten Stapel findest Du Erzählungen und Romane, Ratgeber und Sachbücher sowie eine Graphic Novel.
- Der Trafikant von Robert Seethaler
- Die Erfindung des Lebens von Hanns-Josef Ortheil
- Etwas mehr Hirn, bitte von Gerald Hüther
- Gebrauchsanweisung für das Leben von Andreas Altmann
- Persepolis – Eine Kindheit im Iran von Marjane Satrapi
- Quintessenzen – Überlebenskunst für Anfänger von Sven Böttcher
- Schachnovelle von Stefan Zweig
- Unterm Rad von Hermann Hesse
- Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen von Melanie Joy
- Zwischen den Zeilen reisen von Johanna Wagner
Ich wünsche Dir mit diesen oder allen anderen Büchern viel Lesevergnügen und freue mich auf Deinen Kommentar. Gerne kannst Du dort auch Deine Lieblingsbücher hinterlassen.
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Hallo Christof
Ich lese auch für mein Leben gerne, komme aber wie von dir beschrieben kaum mehr dazu. All die Ablenkungen und Aufgaben scheinen überhand genommen zu haben. Ich nehme mir deinen Artikel zum Anlass wieder regelmäßig zu lesen. Zunächst jeden Abend eine viertel oder halbe Stunde. Beginnen werde ich mit einem der Bücher in Deiner Liste, das ich vor paar Jahren nach deiner Rezension gekauft habe und nie zuhand genommen habe :/
Danke fürs Erinnern und viele Grüße!