Lass los, was Du nicht beeinflussen kannst

13. Juli 2025 - von Christof Herrmann - 10 Kommentare
Titelbild zum Artikel "Lass los, was Du nicht beeinflussen kannst" – Frau blickt auf einen idyllischen See

Die zeitlose Weisheit des Epiktet

Täglich verlieren wir Zeit, Energie und Nerven an Dinge, die wir nicht beeinflussen können.

Wir ärgern uns über Zugverspätungen. Wir sorgen uns um die Weltlage. Wir hadern mit einer alten Jobentscheidung.

Dabei lehrte der stoische Philosoph Epiktet schon vor rund 1.900 Jahren, wie bedeutsam es ist, zwischen dem eigenen Einfluss und dem Unabänderlichen zu unterscheiden:

„Die wesentliche Aufgabe im Leben besteht darin, die Dinge zu erkennen und voneinander zu unterscheiden, um mir klar machen zu können, über welche äußeren Umstände ich keine Macht habe, und welche von Entscheidungen abhängen, die in meiner Macht stehen. Wo finde ich dann das Gute oder Böse? Nicht in den Dingen, die nicht in meiner Macht stehen, sondern in mir selbst, in den Entscheidungen, die ich treffe.“

Was Du beeinflussen kannst – und was nicht

Epiktets Gedanke ist zeitlos: Wir leiden nicht an den Dingen selbst, sondern daran, wie wir über sie denken. Es fällt uns schwer, anzunehmen, dass nicht alles in unserer Macht steht.

Doch genau das kann ein Schlüssel zu innerer Freiheit sein.

Wenn Du erkennst, was Du beeinflussen kannst und was nicht, lebst Du gelassener und selbstbestimmter. Loslassen schafft Raum – für das, was wirklich zählt und wirkt.

Das umzusetzen ist gar nicht so einfach. Mir hat das Gelassenheitsgebet des US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr geholfen, das eine Zeit lang bei mir an der Wand hing. Es greift Epiktets Weisheit auf und wirkt selbst ohne religiösen Bezug kraftvoll:

„Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge, die ich nicht ändern kann, zu akzeptieren, den Mut, die mir möglichen Dinge zu verändern, und die Weisheit, den Unterschied zu erkennen.“

8 Situationen, in denen Du gewinnst, wenn Du loslässt

Oft fällt uns das Loslassen schwer, obwohl wir wissen, dass es uns guttut. Das liegt daran, dass unser Gehirn Kontrolle liebt, wir die tückische Gewohnheit haben, alles in den Griff bekommen zu müssen, und wir unangenehme Gedanken weggrübeln wollen (was oft das Gegenteil bewirkt).

Im Folgenden findest Du acht Beispiele, die dazu anregen sollen, Gelassenheit zu entwickeln und den Fokus auf das zu richten, was beeinflusst werden kann. Sie können bei Dir natürlich etwas anders ausschauen.

  • „Schon wieder hat mein Zug Verspätung.“ → Weder das Zugpersonal noch Du bist dafür verantwortlich. Atme durch und nutze die freie Zeit für etwas Sinnvolles, zum Beispiel Lesen oder Musik hören.
  • „Ich krieg all die negativen Nachrichten nicht mehr aus dem Kopf.“ → Du kannst die Welt nicht allein retten. Aber Du kannst Deinen Medienkonsum steuern und gezielt helfen, wo es Dir möglich ist.
  • „Hätte ich den Job damals nur angenommen.“ → Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Stattdessen kannst Du Dich neu orientieren, fortbilden oder Bewerbungen schreiben.
  • „Warum ändert diese Person sich nicht?“→ Menschen tun, was sie wollen, und verändern sich nur, wenn sie wirklich bereit dazu sind. Dann kannst Du sie unterstützen. Bis dahin liegt Deine Kraft darin, Deinen Werten treu zu bleiben und als Vorbild voranzugehen.
  • „Andere sind in meinem Alter schon viel weiter.“ → Zu viel Vergleichen macht unglücklich. Gehe Deinen eigenen Weg in Deinem Tempo – Schritt für Schritt, Tag für Tag.
  • „Warum hat Anton(ia) den Kontakt zu mir abgebrochen?“ → Vielleicht wirst Du es nie erfahren. Grübeln bringt Dich nicht weiter. Dein Selbstwert hängt nicht davon ab. Schau nach vorn und lebe Dein Leben.
  • „Hoffentlich gewinnt meine Lieblingsmannschaft heute Abend.“ → Sportergebnisse liegen außerhalb unserer Kontrolle. Aber Du kannst entscheiden, ob Du das Spiel genießt oder Dich davon runterziehen lässt.
  • „Das Alter nagt an mir.“ → Es gibt kein Entrinnen. Lebe jeden Tag einfach bewusst, sorge gut für Deinen Körper, Deinen Geist und Deine Seele und pflege wertvolle Beziehungen.

5 Strategien, wie Du das Loslassen im Alltag verankerst

Wie gelingt es, die Aufmerksamkeit besser auf den eigenen Einflussbereich zu lenken? Die folgenden Strategien können dabei helfen.

  1. Stell Dir möglichst oft die Frage: „Liegt das in meiner Macht?“ – Wenn ja, werde aktiv. Wenn nicht, lass los. Solange sich die neue Gewohnheit noch einspielt, ist eine Liste mit den Spalten „Kann ich beeinflussen“ und „Kann ich loslassen“ hilfreich – digital oder auf Papier.
  2. Praktiziere Akzeptanz: mit Achtsamkeit, kurzen Meditationen, bewussten Atemzügen, Spaziergängen, einem Loslass-Tagebuch oder einem Dankbarkeitsritual am Abend, das Dich an das Gute erinnert, das schon da ist.
  3. Sprich darüber: Der Austausch mit anderen stoppt das Gedankenkarussell. Er weitet den Blick und hilft beim Loslassen.
  4. Digital Detox üben: Zu viele Nachrichten suggerieren Kontrolle, erzeugen aber oft Ohnmacht und Stress. Entscheide bewusst, was Du liest, schaust und hörst. Das schenkt Deinem Geist wohltuende Pausen.
  5. Erinnere Dich selbst: Du kannst diesen Blogartikel ausdrucken oder Dir die beiden Zitate notieren.

Fazit: Weniger hadern, mehr leben

Wenn Du Dich auf das konzentrierst, was Du wirklich beeinflussen kannst, lebst Du klarer, gelassener und freier. Die Welt wird dadurch nicht automatisch einfacher – aber der Umgang mit ihr wird leichter.

Und ganz nebenbei entsteht mehr Zeit und Raum für das, was Dir wichtig ist – Deine Werte, Deine Leidenschaften, Deine Lieben, Dein Leben.

Wenn Dir der Artikel gefallen hat, teile ihn gerne mit anderen:

Hilf mit, Einfach bewusst werbefrei zu halten.

Ich schreibe unabhängig – ohne Werbung, Affiliate-Links oder bezahlte Beiträge – und stecke viel Zeit, Leidenschaft und eigene Mittel in diesen Blog.

Wenn Dich meine Texte inspirieren, freue ich mich über Deine finanzielle Unterstützung. So kann ich mein Herzensprojekt lebendig halten, regelmäßig bloggen und auf die täglichen Kommentare und E-Mails antworten.

Verbinde Dich auch gerne mit mir – per Newsletter, WhatsApp, Facebook oder Instagram.

10 Kommentare für “Lass los, was Du nicht beeinflussen kannst”

  1. Lieber Christof,
    ein wunderbarer Artikel! Was mir auch sehr hilft ist die zweite Strophe des Gelassenheitsgebetes:
    Gott gebe mir Geduld mit Veränderungen, die ihre Zeit brauchen,
    und Wertschätzung für alles was ich habe.
    Toleranz gegenüber jenen mit anderen Schwierigkeiten
    und die Kraft aufzustehen und es wieder zu versuchen –
    nur für heute.

    In diesem Sinne versuche ich morgen dann auch wieder, die Dinge, die ich nicht kontrollieren kann, loszulassen.
    Herzlichst, Andrea

    1. Liebe Andrea,

      vielen Dank für Deine schönen Worte und dafür, dass du die Fortsetzung des Gelassenheitsgebets mit uns geteilt hast. Ich kannte sie bisher nicht. Auch wenn sie wohl nicht von Reinhold Niebuhr stammt, passt sie wunderbar zu meinen Themen auf Einfach bewusst – Minimalismus, Nachhaltigkeit, achtsames Annehmen und Loslassen. Vielleicht nehme ich das Zitat eines Tages als Ausgangspunkt für einen weiteren Blogartikel.

      Alles Gute und beste Grüße

      Christof

    2. Liebe Andrea.
      Ich lebe seit fast 40 Jahren mit dem Gelassenheitsspruch – mit der Kurzform.
      Danke, dass du uns an die Langform erinnert hast.
      Alles Gute.
      Elli

  2. danke, christof, zum 1. mal lese ich deinen newsletter und nehme sdie texte schmunzelnd als erinnerungshilfe. das können wir doch immer wieder mal gebrauchen!!!!
    freue mich auf den nächsten newsletter

    1. Wie schön, dass Du an Bord bist, liebe Ursula – und dann auch noch mit einem Schmunzeln! Genau so sind meine Texte gedacht: als freundlicher Stupser, Anregung zum Nachdenken und kleine Alltaginspiration.

      Bis spätestens zum nächsten Newsletter

      Christof

  3. Lieber Christof
    Danke, dass Du deinen Blog freigeschaltet hast. Ich bin 78 Jahre alt und fange gerdade an etwas auszumisten. Vielen Dank für Deine so vielen wunderbaren Artikel. Freue mich immer über Deine Newsletter. Alles Liebe und Gruß Helen

    1. Liebe Helen

      ich freue mich über Deine netten Worte!

      Schön, dass Du Dich aufs Ausmisten und Vereinfachen einlässt. Möge es Dir Raum für das Wesentliche schaffen.

      Bis bald – hier im Blog oder im Newsletter

      Christof

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert