„Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.“ (Elizabeth von Arnim)
Wie alles begann: Allein unter Fleischessern
Von 2014 bis 2015 nahm ich an der Wandergruppe eines Freundes aus Fürth teil. Die Tagestouren führten durch Mittel- und Oberfranken. Eingekehrt wurde in Landgasthöfen mit fränkisch-deftiger Küche. Während die anderen Schäufele und Schweinebraten aßen, musste ich mich mit faden Beilagen begnügen. Mehr störte mich, dass ich als einziger Veganer einen Sonderstatus hatte und auf jeder Wanderung die Beweggründe für meine Ernährung darlegen musste.
4 Gründe, eine vegane Wandergruppe zu gründen
Im Herbst 2015 trennte ich mich von meiner Freundin und zog nach Nürnberg. Ich nutzte den Neuanfang, mich mehr mit Menschen zu umgeben, die eine ähnliche Einstellung und Lebensweise wie ich haben. Aus der „Fleischesser“-Wandergruppe trat ich aus. Ich fasste den Entschluss, eine vegane Wandergruppe zu gründen. Grundsätzlich spricht vieles für so einen Vereinigung:
- Gleichgesinnte zusammenzubringen. Meine Wandergruppe ist auch offen für Vegetarier und Fleischesser, die gerade dabei sind oder vorhaben, auf die pflanzliche Ernährung umzustellen. Auf den Touren wird selbstverständlich nur vegan gegessen und getrunken.
- Lokale auf dem Land zu fördern, die bereits Veganes auf der Speisekarte haben oder auf Anfrage zubereiten. Nur wenn die Gastronomen mitbekommen, dass die Nachfrage da ist und Veganer für Umsatz sorgen, wird man in Zukunft auch außerhalb der großen Städte schmackhafte Pflanzenkost bekommen.
- Die schönen Wandergebiete der Region zu erkunden. Von Nürnberg aus sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in maximal eineinviertel Stunden die Fränkische Schweiz, das Fichtelgebirge, die Hersbrucker Schweiz, der Oberpfälzer Wald, das Bayerische Jura, das Fränkische Seenland, der Steigerwald, das Obermainische Hügelland und die Haßberge zu erreichen.
- Sich in der frischen Luft zu bewegen. Das ist gut für Körper und Geist – vor allem wenn man wie ich in der Großstadt lebt.

Einkehr im rein veganen Restaurant AVeganTisch in Speikern im Landkreis Nürnberger Land.
8 Wanderungen in 12 Monaten (inkl. GPS-Tracks)
In den Wochen nach meinem Umzug nach Nürnberg suchte ich in meinem Freundeskreis und im Internet nach Interessenten für die vegane Wandergruppe. Schnell hatte ich über 20 zusammen. Wen ich noch nicht persönlich kannte, traf ich mindestens einmal.
Am 14. Februar 2016 war es soweit. 13 Wanderer – 7 Veganer, 3 Vegetarier und 3 Omnivore – trafen sich im mittelfränkischen Allersberg. Auch wenn die Wanderung landschaftlich weniger reizvoll war als die sieben danach, hatten alle ihren Spaß. Die Premiere war ein voller Erfolg.
Im Laufe der Touren wurden wir ein eingeschworener Haufen. Den Kern bilden 10 Personen, die mindestens 4-mal mitwanderten. Weitere 17 waren 1- bis 3-mal dabei.
Die folgende Liste führt unsere 8 Tageswanderungen im Jahr 2016 auf. Ich habe jeweils die Einkehr und den GPS-Track verlinkt, um ein Nachwandern zu ermöglichen. Alle Touren findest Du auch im Streckenordner bei GPSies.
- Durch den mittelfränkischen Landkreis Roth: Von Allersberg nach Büchenbach, vegane Einkehr im Bio-Landgasthof Zur Linde in Furth, 18 km, 160 hm Anstieg, 220 m Abstieg.
- Über die Hügel der westlichen Hersbrucker Alb: Von Hersbruck nach Schnaittach, vegane Einkehr im Hotel Zum Alten Schloss in Kleedorf, 17 km, 520 hm Anstieg, 520 hm Abstieg, siehe auch Tour 4 im Buch „Biergartenwanderungen Franken“.
- Am Roten Main zur Eremitage: Von Creußen nach Bayreuth, vegane Einkehr im Forsthaus Kamerun, 17 km, 280 hm Anstieg, 360 hm Abtieg, siehe auch Etappe 13 im Buch „Fränkischer Gebirgsweg“.
- Aufs Walberla und ums Walberla herum: Von und nach Wiesenthau, veganes Picknick am Moritzbach, 18 km, 600 hm Anstieg, 600 hm Abstieg, siehe auch Tour 1 im Buch „Biergartenwanderungen Fränkische Schweiz“.
- Auf der südlichen Hälfte des 1000-Höhenmeter-Rundwegs: Von und nach Pommelsbrunn, vegane Einkehr im Eine Welt Café Jai-Ma (existiert nicht mehr) in Pommelsbrunn, 17 km, 520 hm Anstieg, 520 hm Abstieg, siehe auch Tour 5 im Buch „Biergartenwanderungen Franken“ und www.1000hmr.de.
- Am Rande des Steigerwalds: Von Abtswind nach Iphofen, veganes Picknick unter der alten Linde bei Castell, 21 km, 530 hm Anstieg, 560 hm Abstieg.
- Aufi zum Glatzenstein und zu den Hansgörgls: Von und nach Reichenschwand, vegane Einkehr im Restaurant AVeganTisch in Speikern, 17 km, 450 hm Anstieg, 450 hm Abstieg.
- Würzburg und Umgebung, Von und nach Würzburg, vegane Einkehr auf dem Weihnachtsmarkt Weihnachten mal anders, 16 km, 340 hm im Aufstieg, 340 hm im Abstieg

Bei gutem Wetter bietet sich auch ein veganes Picknick an.
Wie Du ganz einfach Deine eigene vegane Wandergruppe gründest (inkl. Beispiel-E-Mails)
Es ist kein Hexenwerk, eine vegane Wandergruppe auf die Beine zu stellen. Da nicht jeder Facebook, WhatsApp und Doodle nutzt, empfehle ich das ganze mit E-Mails zu organisieren. Die folgenden Schritte haben sich bewährt:
- Nach Interessenten suchen. Wenn Dein Freundes- und Bekanntenkreis nicht ausreicht, findest Du in der Veggie Community, mit einem Aushang in Deinem Bioladen oder in einem veganen Restaurant und in der VEBU-Regionalgruppe Deiner Stadt sicher ein paar Interessenten. Da nicht jeder immer Zeit und Lust hat mitzuwandern, brauchst Du mindestens doppelt so viele Personen im E-Mail-Verteiler, als durchschnittlich mitkommen sollen.
- Die Einkehr der nächsten Wanderung festlegen (4-5 Wochen vorher). Mittlerweile gibt es auch auf dem Land und in kleineren Städten Lokale, in denen Veganes angeboten wird. Eine Auswahl findest Du für ganz Deutschland bei VEBU, HappyCow und Vanilla Bean sowie für Mittelfranken im Veganguide. Darüberhinaus sind viele Landgasthöfe mit etwas gehobenerer Küche oder Hotelbetrieb in der Lage, ein rein pflanzliches Menü auf den Tisch zu bekommen. Am besten telefonierst Du kurz mit der Restaurantleitung oder dem Küchenchef. Bei gutem Wetter bietet sich auch ein Picknick an, zu dem jeder Wanderer etwas Veganes beiträgt.
- Die Wanderroute planen (4-5 Wochen vorher). Bewährt hat sich im Winterhalbjahr eine Strecke von 15 bis 20 km und im Sommerhalbjahr eine Strecke von 20 bis 25 km (weniger bei langen An- und Abstiegen). Idealerweise legt man das Mittagessen so, dass rund die Hälfte der Tour bereits geschafft ist.
- Den Termin für die Wanderung finden (3-4 Wochen vorher, siehe meine Beispiel-E-Mail). Sende eine E-Mail mit Terminvorschlägen an Deine Interessenten. Eine Excel-Tabelle oder eine Tabelle auf Papier hilft Dir, den Überblick zu behalten. Der Tag, an dem die meisten Zeit haben, wird es dann. Wenn Du einen großen E-Mail-Verteiler hast, kannst Du Dir diesen Schritt evtl. sparen und den Termin selbst festlegen.
- Den Termin rumschicken (2-3 Wochen vorher, siehe meine Beispiel-E-Mail). Jeder, der mitwandern möchte, sollte nun per E-Mail fest zusagen und sich den Termin vormerken.
- Den Tisch reservieren (2-3 Wochen vorher), sobald die Anzahl der Wanderer feststeht.
- Die Organisationsdetails rumschicken (1-2 Wochen vorher, siehe meine Beispiel-E-Mail). Darunter fallen Infos zur Anreise (um Umwelt und Geldbeutel zu schonen, fahren wir möglichst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln), Route, Einkehr und Rückfahrt.
- Am Morgen der Tour sollte jeder per Handy erreichbar sein. Grundsätzlich wird wie geplant gewandert. Schließlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Durch Unvorhergesehenes wie Krankheit oder Zugausfall können aber kurzfristige Absprachen nötig sein.
- Nach der Wanderung ist vor der Wanderung. Es kann alsbald wieder mit Schritt 2 begonnen werden.

Im Laufe der Wanderungen entstanden Freundschaften.
Neues Jahr, neue Touren
Mitte Januar trifft sich meine Wandergruppe zu einem veganen Mitbring-Brunch in Erlangen. Ich werde dann Fotos von jeder der acht Touren mit Hilfe eines Beamers an die Wand projizieren.
Im Februar starten wir mit einer Winterwanderung im Fichtelgebirge in die neue Saison. 2017 möchte ich wieder mindestens acht Touren organisieren. Um der Wandergruppe neue Impulse zu geben, sind eine Nachtwanderung sowie eine Zweitagestour angedacht.

Am Ende unserer achten Tour kamen wir in Würzburg an der illuminierten Festung Marienberg vorbei.
Kannst Du Dir vorstellen, selbst eine vegane Wandergruppe zu gründen? Falls Du es angehst, kannst Du gerne in den Kommentaren von Deinen Erfahrungen berichten.
—
Um keine Artikel zu verpassen, kannst Du Dich hier mit mir verbinden: Newsletter, RSS-Feed, Facebook, Twitter
Hey!
Schöne Idee. Würde auch solche eine Wandertruppe gründen, wenn ich mehr Zeit hätte. Wohne in NRW Kreis Hamm. Vielleicht findet sich jemand.
Danke für die vielen Ideen und Inspiration, Christoph! Lese seit über zwei Jahren hier mit.
Grüße
G.