Neues Jahr, altes Leid?
Zu wenig Zeit, zu viel zu tun? Sehnsucht nach Freiheit und Selbstständigkeit, aber auch nach Verbundenheit und Gemeinwohl? Träume und Wünsche, die sich dann doch nicht erfüllen? Sorge, etwas zu verpassen, und zugleich Sorge um die eigene Gesundheit und die der Welt?
Das muss nicht sein!
Dieses Jahr wird Dein Jahr!
Es gibt viele Wege, die zu mehr Minimalismus, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit führen.
Ich stelle Dir zwölf Ideen vor, wie Du einfacher und bewusster leben kannst. Sie liegen mir am Herzen, weil ich von ihrer Wirksamkeit überzeugt bin. Die Wege sind von mir erprobt, die meisten gehe ich schon seit Jahren. Interessiert Dich einer der Vorschläge besonders, findest Du weitere Informationen unter den verlinkten Artikeln und Büchern. Du kannst mir auch Fragen in den Kommentaren oder in einer E-Mail stellen.
1. Trenne Dich vom Ballast und lasse die Leichtigkeit Einzug halten
Der einfachste Weg, einfacher und bewusster zu leben, ist auszumisten. Deine Wohnung ist ein Spiegel Deiner Selbst. Chaotisch oder aufgeräumt, überquellend oder übersichtlich, voller Altlasten oder nichts außer Lieblingsstücke. Sich vom Ballast zu trennen, ist für die meisten der Einstieg in die minimalistische Lebensweise. Probiere es selbst aus. Reduziere Deinen Besitz. behalte nur die Dinge, die auch wirklich (ge)brauchst. Ich verspreche Dir, dass Du schon nach der ersten aussortierten Kiste einen Hauch von Freiheit, Leichtigkeit und Zufriedenheit spüren wirst.
Es gibt zahlreiche Methoden auzumisten. Finde heraus, mit welcher Du am besten zurechtkommst. Hier fünf Vorschläge: 1. Wenn es gründlich sein soll und nicht schnell gehen muss, empfehle ich meine Tabula-rasa-Methode, die schon von vielen erfolgreich angewendet wurde. 2. Johanna Wagner beschreibt in ihrem Buch „Verlauf’ dich nicht“, wie man nach der Japanerin Marie Kondo entrümpelt (der Text ist leicht abgewandelt auch auf myMONK zu finden). Die wichtigste Regel lautet: „Behalte nur Dinge, die Dich glücklich machen.“ 3. Du kannst aber auch klein anfangen und immer zwischendurch 15 Minuten ausmisten, zum Beispiel wenn Du auf Besuch wartest oder etwas im Backofen hast. 4. Trenne Dich einen Monat lang jeden Tag von zehn Dingen. 5. Veranstalte mit Freunden eine Entrümpel-Challenge. Einigt Euch auf eine Vorgabe wie „1 Jahr täglich 1 Gegenstand“, „1 Monat täglich 15 Minuten“ oder „am 1. Tag 1 Gegenstand, am 2. Tag 2 Gegenstände, am 3. Tag 3 Gegenstände usw.“ Treff Dich regelmäßig mit Deinen Freunden, um über den Fortschritt zu sprechen. Den Verkaufserlös der entrümpelten Gegenstände könnt ihr nach der Challenge spenden oder für eine gemeinsame Unternehmung verwenden.
2. Konsumiere weniger und lebe mehr
Damit Du nach dem Entrümpeln nicht gleich wieder mit dem Zurümpeln beginnst, solltest Du es Dir zu Gewohnheit machen, bei jedem Kaufwunsch kurz innezuhalten. Stelle Dir die folgenden Fragen, bevor Du das Objekt Deiner Begierde in einem Geschäft zur Kasse trägst oder online in den Warenkorb klickst: Brauche und gebrauche ich den Gegenstand wirklich? Erleichtert oder bereichert er mein Leben? Wie viele Stunden muss ich arbeiten, um mir den Gegenstand leisten zu können? Oft macht ein Neukauf bei genauerer Betrachtung wenig Sinn. Wir kaufen um des Kaufens willen. Wir kaufen aus Frust. Wir kaufen, um uns zu belohnen. Wir kaufen aus sozialem Druck. Schlafe ein paar Nächte drüber, wenn Du Dir nicht sicher bist, ob der Gegenstand nicht nur eine kurze Liebschaft ist. Oft wirst Du ihn schnell vergessen haben. Der vermeintliche Verzicht entpuppt sich als Gewinn – für Dich, für Deine Mitmenschen und für die Umwelt. Denn je weniger Du konsumierst, desto mehr Zeit hast Du. In all den Stunden, die Du mit dem Geldverdienen, Kaufen, Instandhalten, Pflegen, Verwenden, Entsorgen und wieder Ersetzen verbringen würdest, kannst Du einfach leben.
Und selbst wenn Du den Gegenstand wirklich (ge)brauchst, solltest Du Dir überlegen, ob es nicht eine originelle Alternative zu dem ordinären Neukauf gibt. Oft ist leihen, tauschen, selbst herstellen, kostenlos besorgen oder Second Hand kaufen die besser Lösung.
3. Lebe unter Deinen Verhältnissen und investiere in Dein zukünftiges Ich
Schulden und Geldprobleme zählen zu den Hauptgründen, warum wir das beibehalten, was wir nicht mögen, und nicht das tut, von dem wir träumen. Wir glauben, dass wir nur dann dazu gehören, wenn wir viel ausgeben und viel besitzen. Es ist heutzutage ganz einfach, von Monatsgehalt zu Monatsgehalt oder gleich auf Pump zu leben. Kreditkartenzahlungen werden erst nach Wochen abgebucht, das Girokonto hat einen Dispo, manche Produkte werden mit einer 0-Prozent-Finanzierung angeboten und einen Kredit gibt es längst ohne Schufa-Auskunft. Solch ein Lifestyle kann Gefühle wie Stress, Angst, Frust und Hilflosigkeit auslösen. Ist man denen auf Dauer ausgesetzt, hat das wahrscheinlich negativen Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit.
Es existiert ein Ausweg aus diesem Teufelskreis. Dieser Weg ist meiner Erfahrung nach der beste Finanztipp, den man bekommen kann: Lebe unter Deinen Verhältnissen! Das bedeutet, weniger Geld auszugeben als einzunehmen. Dafür stehen zwei Stellschrauben zur Verfügung. Entweder Du verdienst mehr oder Du gibst weniger aus. Ich empfehle, weniger zu konsumieren. Ein höheres Gehalt bedeutet meist mehr Arbeit und Stress. Außerdem führt es nur mit Disziplin zu einer höheren Sparquote. Wenn Du unter Deinen Verhältnissen lebst, profitierst Du auf mehreren Ebenen. Du wirst Dich selbstbewusster, ausgeglichener und zufriedener fühlen. Es werden Dir mehr Möglichkeiten offen stehen. Du wirst finanzielle und persönliche Freiheit erlangen. Selbst wenn Du nur 50 Euro pro Monat zurücklegst, bist Du über kurz oder lang schuldenfrei und baust Du Dir ein finanzielles Polster auf. Betrachte den monatlichen Betrag nicht als Sparen, sondern als Investition in Dein zukünftiges Ich.
4. Finde Dein Ikigai und gehe Deiner Leidenschaft nach
Wenn Dir bewusst ist, was Dich antreibt und Deine Leidenschaft ist, wird es Dir leichter fallen, Dein Leben zu vereinfachen, um Dich mehr dieser Leidenschaft zu widmen. „Die Reduktion auf das, was einem wichtig ist, macht einen am Ende reich“, antwortete Gilbert vom Blog Geist und Gegenwart auf meine Frage, wie er einfach und bewusst lebt. Wer seine Leidenschaft nicht nachgeht, der wird am Ende seiner Tage zu einer bitteren Erkenntnis kommen. Nichts bereuten die Sterbenden häufiger und mehr, als dass sie nicht das Leben geführt haben, das sie eigentlich hätten führen wollen.
In der japanischen Kultur ist tief verankert, dass jeder sein Ikigai sucht, findet und lebt. Ikigai heißt frei übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“. Mittlerweile gibt es zahlreiche Artikel und Bücher auf Deutsch und Englisch, die helfen, Dein persönliches Ikigai zu finden (meins ist das Schreiben und Wandern). Für einen ersten Überblick empfehle ich den Utopia-Artikel „Ikigai: Das steckt hinter der japanischen Philosophie“. In dem Ratgeber „The Little Book of Ikigai“ (den es auch in einer deutschen Übersetzung gibt) stellt Ken Mogi mehrere Menschen vor, die ihr Ikigai und damit Sinn und Freude im Leben gefunden haben – egal, ob in der Karriere, in akribisch gepflegten Hobbys oder in den Beziehungen zu Freunden und der Familie. Ken Mogi stellt auch ausführlich auf die fünf Säulen des Ikigai vor: 1. Klein anfangen. 2. Loslassen lernen. 3. Harmonie und Nachhaltigkeit leben. 4. Die Freude an kleinen Dingen entdecken. 5. Im Hier und Jetzt leben.
5. Vergiss Multitasking und konzentriere Dich auf eine Aufgabe
Wir sind in der Lage, zwei Dinge zur gleichen Zeit zu tun, solange eines davon im Hintergrund passiert. Atmen und schlafen, Popcorn essen und einen Film schauen, bügeln und Musik hören, gehen und reden. Doch längst versuchen wir auf der Arbeit und in der Freizeit zwei oder mehrere komplexe Aufgaben auf einmal zu erledigen. Schließlich verlangt alles und jeder nach unserer Aufmerksamkeit: Smartphones, Telefone, Computer, Fernseher, Kollegen, Meetings, Konferenzen, Freunde, Verabredungen und die mehrere tausend Gegenstände, die jeder von uns besitzt. Dieser „way of life“ ist nicht der einzige Grund, warum wir das tun und uns das antun. Wir glauben, dass wir mit Multitasking effizienter und effektiver leben.
Multitasking ist aber nicht nur unser „way of life“, sondern auch ein „way of lie“. Es ist weder effizient noch effektiv. Was wir für echtes Multitasking halten, ist nur ein Wechsel zwischen den verschiedenen Aufgaben. Unser Hirn ist nicht darauf ausgelegt, sich gleichzeitig auf mehrere Sachen zu konzentrieren. Unsere Aufmerksamkeit wird geteilt oder auf eine der Aufgaben verlagert. Je komplexer zwei Aufgaben sind, desto schwieriger ist es, zwischen diesen hin und her zu springen. Wir verlieren nicht nur Zeit beim Wechseln, sondern auch weil wir uns jedesmal neu reindenken müssen. Laut Studien sind das bis zu 25 % mehr Zeit bei einfachen und bis zu über 100 % bei komplexen Aufgaben. „Wenn jeder Mensch in Deutschland eine Stunde am Tag ohne Unterbrechung durcharbeiten würde, bekämen wir den größten Innovationsschub aller Zeiten“, sagt der deutsche Psychologe Ernst Pöppel.
In meinen Blogartikel „Multitasking ade: Mehr Zeit und Gelassenheit“ gebe ich Tipps, wie Du Dir das Multitasking abgewöhnen kannst.
6. Starre weniger auf Bildschirme und schaue mehr in Augen
Sie haben sich klammheimlich in unser Leben geschlichen. Geräte mit Bildschirmen. PCs und Laptops, Fernseher, Smartphones und Tablets, E-Reader, Navigationssysteme, GPS-Geräte und Fotoapparate … Drinnen und draußen, Zuhause, an der Haltestelle, in den Öffis, im Auto, in der Schule und auf der Arbeit, beim Lesen, Lernen, Schreiben, Wandern, Laufen, Essen und Unterhalten … Online und offline, Text, Videos und Sounds, in 2D, 3D und VR, sozial, interaktiv, maßgeschneidert und vor allem omnipräsent. Wir sind Menschen, die auf Bildschirme starren. Möchte man wissen, wieviele Stunden man am Tag vor einem Bildschirm klebt, könnte die Berechnung schneller gehen, wenn man die Stunden zählt, in denen kein Bildschirm in Sichtweite ist.
Natürlich möchte ich nicht alles schlecht reden. Die Digitalisierung und das Internet können unseren Alltag vereinfachen. Es macht Freude, mit Freunden und der Welt in Kontakt zu bleiben. Gemeinnützige Projekte wie Wikipedia und Foodsharing wären ohne Vernetzung, PCs und Smartphones nie zustande gekommen. Auch meinen Blog und diesen Artikel gäbe es dann nicht.
Aber dass Geräte mit Bildschirmen in fast allen Lebenslagen überhand nehmen und wir uns dadurch weniger bewegen, schlechter ernähren, kränker werden, zu kommunizieren verlernen und Werte wie Empathie und Besonnenheit darunter leiden, halte ich für äußerst besorgniserregend. Der technische Fortschritt ist ein Geschenk – wenn man damit umzugehen weiß. Es steht Dir frei, öfter offline und „offdisplay“ zu gehen, um mal wieder durchzuatmen und Deine kostbare Zeit mit Deinen Lieben und Leidenschaften zu verbringen.
7. Sei dankbar und schätze auch Kleinigkeit wert
Der köstliche Kaffee am Morgen. Die Umarmung eines Freundes. Das bereichernde Gespräch mit dem Kollegen. Das Vogelgezwitscher im Garten. Der Duft der Bäume im Park. Das Lachen der Kinder. Das warme Abendessen. Die intakte Gesundheit. Die Zuverlässigkeit des Partners … Auch im Alltag und selbst an Tagen, an denen alles schief zu gehen scheint, gibt es großartige Kleinigkeiten, für die Du dankbar sein solltest. Sie bereichern Dein Leben und tragen zur Zufriedenheit bei. Du musst sie nur erkennen und festhalten.
Meine Schwester Sabine ist Achtsamkeitstrainerin und empfiehlt eine Dankbarkeitsübung, die ich schon lange absolviere: „Vor dem Schlafen gehst Du den Tag durch, lässt aufsteigen, was Dich bewegt hat. Der Schwerpunkt liegt auf den schönen Erlebnissen, also auf Dinge, Menschen und Situationen, für die Du Dankbarkeit spürst. Damit es noch besser verankert wird, ist es sinnvoll, eine Art Tagebuch anzulegen und die drei Dinge zu notieren, für die Du an diesem Tag am meisten dankbar warst. Wichtig ist, sich mit diesem Gefühl zu verbinden. Erst wenn es mindestens 20 Sekunden in der Wahrnehmung bleibt, hat es eine positive Auswirkung, die auch im Hirn messbar ist.“
8. Habe Mut zur Lücke und lasse öfter den Stift fallen
Kennst Du das Paretoprinzip? Es besagt, dass 80 % der Ergebnisse in 20 % der Zeit erreicht werden. Die restlichen 20 % der Ergebnisse benötigen 80 % der Zeit. Immer, wenn etwas nicht perfekt sein muss (was oft der Fall ist), kann man also viel Zeit und Arbeit sparen.
Der italienische Mathematiker, Ingenieur und Soziologe Vilfredo Pareto beobachtete Ende des 19. Jahrhunderts, dass in seinem Garten die meisten Erbsen an nur wenigen Pflanzen wuchsen. Er rechnete nach und stellte fest, dass 80 % seiner Erbsenernte von nur 20 % seiner Pflanzen stammte. Dadurch neugierig geworden, untersuchte er, wie sich andere Dinge in der Welt verteilten. Er stellte zum Beispiel fest, dass ungefähr 80 % des italienischen Bodens von 20 % der Bevölkerung besessen wurde. Im 20. Jahrhundert kam heraus, dass das Pareto-Prinzip in vielen Bereichen der Wirtschaft und des Alltags gilt.
Paretos Weg zu gehen, bedeutet, Mut zur Lücke zu haben und sich zu trauen, den Stift fallen zu lassen, wenn nichts mehr zu tun ist. Wir werden von klein an auf Arbeit, Multitasking und Perfektionismus getrimmt. Neben einem hohen Selbstanspruch haben viele Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Die Sorge ist meist unbegründet. Man wird nicht dafür bezahlt, alle E-Mails zu beantworten oder eine ausgefeilte Dokumentation zu erstellen, die sowieso niemand liest, sondern für das zuverlässige Erledigen der Hauptaufgaben oder den erfolgreichen Abschluss eines Projekts. Nicht nur auf der Arbeit, sondern auch in der Freizeit kann das Paretoprinzip Dir helfen, Aufgaben fokussierter und schneller zu erledigen. Du wirst mehr Zeit und weniger Stress haben. Und Du wirst wie von Zauberhand minimalistischer und nachhaltiger leben – weil Du erkennst, was zu Deinem Erfolg und Glück nötig ist und wie viel Du doch weglassen kannst.
9. Gehe wandern und bade im Wald
Wer hin und wieder auf Einfach bewusst vorbeischaut, wird mitbekommen haben, wie viel mir am Wandern liegt. Schon vor 200 Jahren schrieb der Schriftsteller und Weitwanderer Johann Gottfried Seume: „Ich bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge.“ Wandern kann jeder und das fast überall. Wandern ist minimalistisch und nachhaltig und lehrt uns zugleich, auch nach der Wanderung einfacher und bewusster zu leben. Wandern ist gesund und sorgt für Entspannung und Abenteuer. Wandern ist gut und günstig. Und Wandern kann so vielfältig sein, dass sogar Wandermuffel ohne Murren die Wanderstiefel schnüren.
Seit ein paar Jahren ist eine neue Disziplin in der wunderbaren Welt des Wanderns in aller Mund. Beim Waldbaden steht nicht die Fortbewegung im Vordergrund. Meist werden nur wenige Kilometer zurückgelegt. Es geht vielmehr darum, in die angenehme Atmosphäre des Waldes einzutauchen und diese mit den fünf Sinnen Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten zu erleben. In Japan gilt Shinri Yoku, das Waldbaden, als Medizin. Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Waldbaden Stress und Krankheiten vermeiden und lindern kann.
Ich finde diese achtsamste Art des Wanderns sehr interessant. 2017 habe ich auf Usedom Europas ersten ausgewiesenen Kur- und Heilwald besucht. Den Ratgeber „IM-WALD-SEIN – Die natürliche Antwort auf Psychostress und Zivilisationskrankheiten“ habe ich hier kurz vorgestellt und zähle ich zu meinen Lieblinsgbüchern 2018.
10. Mache Urlaub in unseren Breitengraden oder gleich auf Balkonien
Anstelle mit dem Auto in den Stau und dann in den Süden zu fahren oder einfach unbewusst in die Ferne zu jetten, lege ich Dir ans Herz, Deine Ferien in unseren Breitengraden zu verbringen. Du könntest auf dem Rad von der Haustüre aus durch Dein Bundesland fahren, über die Alpen wandern oder mit dem InterRail-Ticket die Nachbarländer bereisen.
Das minimalistischste, nachhaltigste, günstigste und stressfreiste Urlaubsziel ist Balkonien. Dafür muss man nicht unbedingt einen Balkon, eine Terrasse oder einen Garten besitzen. Du verbringst die Ferien zu Hause, unternimmst Ausflüge in der Umgebung und schläfst im eigenen Bett. In meinem Artikel „Urlaub auf Balkonien: So klappt’s mit den Ferien zuhause“ gebe ich Tipps, wie Du die Annehmlichkeiten Deiner eigenen vier Wände mit der freudigen Aufgeregtheit einer Reise kombinieren kannst. Hat man den Dreh raus, eröffnet das eine interessante Möglichkeit: Balkonien ist so leicht zu erreichen, dass man sich dorthin jederzeit über ein Wochenende oder über die Feiertage zurückziehen kann – und zwar nicht nur im Sommer, sondern zu allen Jahreszeiten.
11. Koche einfach und esse achtsam
Selbst kochen oder essen gehen? Rein pflanzlich, vegetarisch oder omnivor? Exquisites Drei-Gänge-Menü, schnelles One-Pot-Gericht oder Tiefkühlpizza? Genauso wenig wie es den einen Minimalismus und die eine Ernährung gibt, gibt es auch nicht die eine minimalistische Ernährung. Du musst selbst herausfinden, welchen Aufwand Du betreiben möchtest, was Dir schmeckt, was Deinen Körper (und auch andere) nicht belastet und wie Du alles in Deinen Alltag integrieren kannst. Ich koche seit 30 Jahren mit Leidenschaft und beschäftige mich seit 10 Jahren mit der einfachen Lebensweise. Diese sieben Elemente machen für mich eine minimalistische Ernährung aus: 1. Weniger essen. 2. Mit wenigen Zutaten kochen. 3. „Gute“ Lebensmittel verwenden. 4. Simple Zubereitung bevorzugen. 5. Langsam essen. 6. Achtsam essen. 7. Auch auswärts einfach essen.
Auf meinem Blog finden sich zahlreiche Rezepte für köstliche Gerichte, die schnell gehen und nur wenige Zutaten benötigen. Wärst Du bei mir zu Besuch, würde ich als Vorspeise Tomatensuppe, Brot mit Oliven-Mandel-Pesto oder Couscoussalat, als Hauptgang Spinat-Kichererbsen-Curry, Rosenkohl-Kartoffel-Pfanne oder Pasta mit Volognese und als Dessert etwas Obst servieren.
12. Meditiere zwei, drei oder beliebig viele Sekunden
Der bekannte tibetisch-buddhistische Meditationsmeister Yongey Mingyur Rinpoche erklärt in diesem Video, dass man überall, jederzeit und auch nur für zwei oder drei Sekunden meditieren kann. In einem einfachen Meditationstraining muss man lediglich auf seinen Atem achten. Einatmen. Ausatmen. Einmal oder mehrmals. Das ist alles.
Meine Schwester Sabine beschreibt eine fortgeschrittenere Atemmeditation: „Plane für diese Übung 10 bis 20 Minuten Zeit ein. Sitze aufrecht und entspannt, die Augen wahlweise offen oder geschlossen. Richte die Aufmerksamkeit mit freundlicher Grundhaltung auf Deinen Atem. Werde Dir Deines Atems bewusst, ohne den Atem irgendwie zu kontrollieren oder zu manipulieren. Lass den Atem nur kommen und gehen. Entdecke dann die verschiedenen Aspekte der Atmung. Finde heraus, wo der Atem am deutlichsten zu spüren ist. Achte auf Deinen Brustkorb, wie er sich hebt und senkt. Spüre, wie sich Dein Bauch ausdehnt und zusammenzieht. Merke, wie die Luft an den Nasenlöchern eintritt. Folge aufmerksam dem Atem und verweile an der jeweiligen Stelle. Du kannst auch einen ganzen Atemzug verfolgen – vom Naseneingang, die Kehle hinunter bis in die Lungen und wieder zurück. Der Atem wird sich im Verlauf verändern. Er wird mal länger, mal kürzer sein. Spüre diesen Wechsel. Sobald Du bemerkst, dass die Gedanken vom Atem abschweifen, lasse die Gedanken ziehen und kehre liebevoll und freundlich zur Beobachtung des Atems zurück. Das wird und darf geschehen. Wenn du diese Übung beendest, ist es wichtig, das Gefühl der Achtsamkeit nicht sofort abzulegen, sondern es noch etwas zu halten. So kannst Du es mit in den Tag hineinnehmen.“
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Hallo Christoph, schöne Vorschläge! Da triffst Du gleich mehrere meiner Baustellen. Will sie 2019 angehen. Danke! AnJa …