
Hast Du Schulden? Ist am Ende Deines Monatsbudgets noch viel vom Monat übrig? Suchst Du zuhause öfter nach Dingen? Fühlst Du Dich manchmal von Deinem eigenen Besitz erdrückt? Verbringst Du viel Zeit in Webshops, Fußgängerzonen und Geschäften? Wünschst Du Dir mehr Zeit für Deine Leidenschaften und die Menschen, die Dir wichtig sind? Möchtest Du achtsamer leben?
Wenn Du bei mehreren dieser Fragen innerlich genickt hast, kaufst Du wahrscheinlich zu oft Dinge, die nicht essenziell sind und Dein Leben weder bereichern noch vereinfachen.
Dabei geht es nicht darum, Dinge zu verteufeln oder sich nichts mehr zu gönnen – ganz im Gegenteil. Eine der Kernideen beim Minimalismus ist, weniger zu konsumieren, um besser zu leben. Indem Du Dich vom unnötigen Ballast löst und keinen neuen in Dein Leben lässt, gewinnt das, was Dir wirklich am Herzen liegt, an Bedeutung. Bewusst gekaufte Dinge sind dann Gefährten statt Platzräuber.
Im Folgenden habe ich zehn alltagstaugliche Tipps zusammengestellt, die Dir helfen, Konsumfallen zu erkennen, Impulskäufe zu vermeiden und so mehr Zeit, Fokus und Zufriedenheit in Deinen Alltag zu bringen.
#1 Probiere Konsumfasten aus
Beim Konsumfasten verzichtest Du für eine bestimmte Zeit bewusst auf alle unnötigen Anschaffungen – Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs sind natürlich ausgenommen. Schon ein Monat Kaufstopp wirkt wie ein Reset: Du durchbrichst alte Gewohnheiten, entkommst dem Konsumpf und erkennst, was Du bereits hast und was Dir wichtig ist.
#2 Meide Verlockungen
Eine kleine Schutzmauer hält ständige Kaufimpulse fern. Melde Dich von Newslettern ab, nutze Werbeblocker, deinstalliere Shopping-Apps, lösche Deinen Amazon-Account und scrolle seltener durch Instagram & Co. Auch offline lassen sich Versuchungen vermeiden: Prospekte sofort ins Altpapier werfen, ein „Keine Werbung“-Aufkleber an den Briefkasten anbringen, Einkaufszentren und Lieblingsboutiquen nur mit klarer Mission betreten.
#3 Zögere Käufe hinaus
Immer wenn Du in Versuchung bist, etwas nicht Essentielles zu kaufen, schreibe es zunächst auf eine Wunschliste (ich nutze dafür eine Tabelle mit den Spalten „Gegenstand“, „Datum Kaufwunsch“ und „Status“). Warte dann ein paar Wochen oder sogar Monate. Oft verschwindet der Wunsch von selbst. Der Gegenstand ist nur ein flüchtiger Gedanke, statt ein ungebetener Mitbewohner zu werden. Wenn tatsächlich etwas von der Wunschliste bei Dir einzieht, ist es bewusst gewählt und willkommen.
#4 Geh mit Einkaufsliste shoppen
Spontane Käufe sind eine der größten Konsumfallen. Schreib Dir deshalb vorab eine Einkaufsliste – ob für Lebensmittel, Drogerie oder Kleidung – und halte Dich daran. Damit schützt Du Dich vor Verführungen und nimmst nur das mit, was Du (ge)brauchst.
#5 Entdecke das Prinzip „Eins rein – eins raus“
Das Prinzip „Eins rein – eins raus“ (auch 1-in-1-out-Regel) besagt, dass für jeden neuen Gegenstand ein alter gehen muss. So reduzierst Du spontane Käufe, behältst den Überblick und sorgst für mehr Ordnung. Ich wende das Prinzip bei meiner Vinylsammlung an. Für jede neue LP sortiere ich eine alte aus. Am besten funktioniert es innerhalb von Kategorien – Tonträger gegen Tonträger, Kleidungsstück gegen Kleidungsstück, Buch gegen Buch.
#6 Führe ein Haushaltsbuch
Ein Haushaltsbuch ist einer der effektivsten Wege, Kontrolle über Deine Finanzen zu erlangen. Es dokumentiert Deine monatlichen Einnahmen und Ausgaben, deckt Einsparpotenziale auf und hilft Dir, unter Deinen Verhältnissen zu leben. Schon allein das Wissen, dass jede Ausgabe erfasst wird, hilft, unüberlegte Käufe zu überdenken. Führe mindestens ein Jahr lang Buch – so erhalten die durchschnittlichen monatlichen Beträge in den jeweiligen Kategorien eine bessere Aussagekraft. In meinem Minimalismus-Ratgeber widme ich dem Thema ein ganzes Kapitel und in diesem Blogartikel berichte ich über meine Erfahrungen damit.
#7 Übe Dankbarkeit
Ein wichtiger Schlüssel für ein erfülltes Leben ist Dankbarkeit. Anstatt ständig nach dem zu streben, was wir gerne hätten, wären und könnten, lohnt es sich, das zu schätzen, was wir schon haben, sind und können. Das senkt ganz nebenbei die Lust auf unnötige Einkäufe. Wenn Du abends Deinen Tag Revue passieren lässt und drei Augenblicke notierst, für die Du dankbar bist, die Dich glücklich gemacht oder Dich zum Lachen gebracht haben, wächst Dein innerer Reichtum. Der äußere Ballast verliert wie von Zauberhand an Bedeutung.
#8 Erkenne Deine Auslöser
Bevor Du Deinen Geldbeutel zückst oder auf „Kaufen“ klickst, stell Dir drei Fragen: Brauche ich das wirklich? Was hat den Kaufimpuls ausgelöst? Was brauche ich gerade wirklich? Hinter der Kauflust stecken oft Gefühle wie Langeweile, Einsamkeit, Traurigkeit, Frust, Ärger oder Stress. Wir wollen uns ablenken oder belohnen, doch die unangenehmen Gefühle kehren schnell zurück. Wer seine Auslöser kennt, kann gezielt gegensteuern – etwa Sport treiben, frische Luft schnappen, kreativ sein, meditieren, ein klärendes Gespräch führen oder Zeit mit vertrauten Menschen verbringen.
#9 Lebe nachhaltig
Wer auf Nachhaltigkeit achtet, reduziert Impuls- und Fehlkäufe. Oft gibt es Alternativen zur Neuware: Leihen, Tauschen, Secondhand, selbst herstellen oder reparieren. Muss doch etwas neu angeschafft werden, lohnt es sich, auf Qualität zu setzen. Hochwertige Produkte halten meist länger und sind auf Dauer oft günstiger als kurzlebige Billigware. Wer seinen übersichtlichen Besitz also hegt und pflegt, hat mehr Freude daran und muss seltener etwas ersetzen – egal ob Kleidung, Möbel oder Technik.
#10 Bediene Dich aus Deinem Fundus
Es ist schon viel mehr da, als Du denkst. Du musst es nur wiederentdecken und wertschätzen. Durchstöbere Deinen Kleiderschrank nach vergessenen Lieblingsteilen. Höre mal wieder Deine alten Platten oder CDs. Lese einen Roman aus Deinem Bücherregal, den Du noch nicht kennst. Hole die Brettspiele wieder hervor. Koche aus den Vorräten ein leckeres Gericht, bevor sie verderben. Dass Dein Fundus weit über Materielles hinausgeht, beschreibe ich im 15. Kapitel meines Ratgebers „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“.
Und wenn sich doch etwas Unnötiges in Dein Leben schleicht: Dann lerne daraus, aber sei milde mit Dir. Verkaufe, verschenke, spende oder entsorge den Fehlkauf einfach bewusst.

Dein Vorschlag mit dem Haushaltsbuch hat mich sehr inspiriert. Seit Anfang des Jahres schreibe ich auf, was ich einnehme und ausgebe. Manchmal bin ich überrascht, wofür ich Geld ausgebe. Einiges habe ich schon reduziert. Zum Beispiel habe ich zwei Abos gekündigt und ich nehme jetzt öfter Kaffee und Brötchen von zuhause mit statt in die Bäckerei zu gehen.
Von deinen neuen Tipps will ich „Eins rein – eins raus“ ausprobieren, vor allem für meinen Kleiderschrank und meine Schuhsammlung ;-) Auch Tipp 3, 4 und 9 finde ich super.
LG
Mascha
Schön zu lesen, dass Dir das Haushaltsbuch hilft und Du schon erste Veränderungen umgesetzt hast. Möchtest Du bis Ende des Jahres oder auch darüber hinaus Buch führen?
Ich finde es super, dass Du auch offen für die anderen Tipps bist. Wenn Du viele Klamotten und Schuhe hast, könntest Du #1 und #10 kombinieren, also in diesem Bereich ein paar Monate überhaupt nichts kaufen und nach verborgenen Schätzen im Kleider- und Schuhschrank suchen.
EBG
Christof
Anmerkung: Wem ein Haushaltstagebuch zuviel ist , dem reicht vielleicht auch ein kleiner Taschenkalender, in dem er/sie nur potentiellen Clutter eintragen muss (zB ohne Verbeauchsmaterial wie Lebensmittel&Hygiene etc). sozusagen „Konsumgeständnisse“. wichtig: Mit Begründung !
Hat bei mir zumindest prima geholfen. (in Verbindung mit Arbeitsstundenreduktion).
Ansonsten beim Kauf schon daran visualisieren, wo man es lagert und wie man es übernächstes Jahr wieder in die Rest-Mülltonne wirft, entrümpeln muss. Das hilft bri mir eigentlich immer.
amazonaccount löschen geht mir auch zu weit, aber die APP davon löschen bzw auf dem Handy „verstecken “ hilft mE auch schon.
Vielen Dank für Deine Anmerkung. Die Idee mit dem Konsumtagebuch im Taschenkalender finde ich klasse. Das kann für viele eine niedrigere Hürde sein als ein komplettes Haushaltsbuch.
Was Amazon betrifft: Ich verzichte schon seit Jahren komplett darauf. Für mich passt Amazon aus vielen Gründen nicht zu einem minimalistischen, achtsamen und nachhaltigen Lebensstil. Wenn ich mal etwas benötige, unterstütze ich kleinere Online-Händler und den lokalen Einzelhandel. Das fühlt sich für mich einfach besser an.
Viele Grüße
Christof
Danke einmal wieder für die tollen Tipps! Eine gute Inspiration und Erinnerung, was wichtig ist.
Zu #5: In bestimmten Bereichen, wo ich mehr als genug von einer Kategorie habe (z. B. Socken, Tassen, Teller etc.), versuche ich ab und an „Eins rein – zwei raus“, um den Besitz etwas zu minimieren. Wenn ich dann irgendwann bei einer für mich guten Anzahl angekommen bin, werde ich wieder auf „Eins rein – eins raus“ umschwenken.
Petras Visualisierung zur Aufbewahrung und Entsorgung finde ich gut. Das hilft sicher bei Kaufentscheidungen, vielleicht sogar noch ergänzt um den Ressourcenverbrauch.
Bzgl. Amazon schließe ich mich Dir, Christof, an. Ich habe meinen Account schon seit über 10 Jahren endgültig gelöscht und musste auf nichts verzichten, was ich gesucht habe. Die Dinge waren auch nie wirklich wesentlich teurer (so ich mal bei Amazon den Preis zum Vergleich hinzuzog) bzw. ich wurde vor Ort beraten (so ich wollte) und hatte während des Einkaufs meist nette Gespräche mit Menschen (Verkäufer:innen und anderen Kund:innen).
Der Minimalismus erscheint mir eine interessante Wanderung zu sein. Es geht immer weiter, oft auf unbekannten Pfaden oder auch mit anderen und sich ändernden Erkenntnissen über das eigene Glück und Perspektiven auf das Leben.
Vielen Dank für Deinen Kommentar!
Deine „Eins rein – zwei raus“-Regel gefällt mir sehr gut.
Und ja, Minimalismus ist tatsächlich eine spannende Reise – mit immer neuen Erkenntnissen und Ausblicken, vor allem dann, wenn man diese Lebensweise nicht nur auf Dinge, sondern auf alle Lebensbereiche anwendet.
Viele Grüße
Christof
Danke für die tollen Tipps. Ich habe für mich noch einen weiteren Weg gefunden. Wenn ich mit etwas liebäugle, rechne ich mir aus, wie lange ich dafür arbeiten müsste. Dann frage ich mich, ob es mir das wert ist. Da erledigt sich vieles von selbst 😉
Liebe Grüße Katinka
Super Ergänzung, liebe Katinka. Genau diesen Gedanken habe ich auch schon in meinem Artikel Du bezahlst Gegenstände nicht nur mit Geld, sondern vor allem mit Lebenszeit beschrieben. Schön, dass das für Dich funktioniert.
Sehr sehr wertvolle Tipps!!
Sehr sehr gerne!
Dankeschön für deine Hilfe und Tipps immer wieder!
Hier gefällt mir besonders der Punkt
5,7 und 10.
Habe in den vergangenen Monaten zwei mal geholfen eine Wohnung zu räumen…
Einmal Todesfall und einmal Umzug ins Heim.
Ufff!
Ja ich weiss was es bedeutet wenn jemand einfach Zuviel von Allem hat…!
Liebe Grüsse aus der Schweiz 🇨🇭
Vielen Dank für Deinen berührenden Kommentar. Solche Erfahrungen zeigen, wie befreiend Weniger sein kann und wie belastend Zuviel wird.
Liebe Grüße aus Franken
Christof
Lieber Christof,
danke für die tolle Zusammenfassung! Mir fällt noch ein, Budgets zu nutzen und bar zu bezahlen. Denn wenn man einen besseren Überblick über seine Finanzen hat, kauft man auch weniger.
Herzliche Grüße
Rebecca
Liebe Rebecca,
freut mich, dass Du noch weitere Gedanken beigesteuert hast!
Bar zu zahlen ist tatsächlich ein hilfreicher Ansatz – handhabe ich selbst so, mit Karte bezahle ich äußerst selten.
Mit Budgets stehe ich allerdings auf Kriegsfuß. Mir erscheint es unlogisch, am Monatsende noch ein Budget für Klamotten „aufbrauchen“ zu wollen, wenn ich gar nichts Neues brauche. Das verleiht zu Überkonsum. Umgekehrt müsste ich trotzdem in die Tasche greifen, wenn etwas Wichtiges wie ein Staubsauger den Geist aufgibt – auch wenn das entsprechende Budget schon „verbraucht“ ist.
Viele Grüße aus Deiner alten Heimat Franken
Christof
Ich teile auch auf Budget auf Christof, was am Monatsende nicht verbraucht bzw. gebraucht wird wandert in den ETF. Ich habe zwei für Großes und später also der für die Rente und einen bespare ich anstatt Sparbuch und wenn ich wie z.B. jetzt den Kundendienst fürs Auto zahlen muss oder sonst was wie Waschmaschine etc. benötigt wird. dann hol ich es von da. Außer ich weiß z.B. ich Brauche eine Winterjacke oder Schuhe dann schieb ich das in den nächsten Monat wenn es z.B. das Budget Kleidung ist.
Ansonsten achte ich auf die o.g. Punkte.
LG
Rosa
Dein System klingt strukturiert. Super, wenn es für Dich funktioniert und sich bewährt hat!
EBG
Christof
Heutzutage wird man leider ziemlich schnell in Versuchung geführt, Geld auszugeben. Dabei braucht man eigentlich nicht viele Dinge, um gut zu leben. Man muss lernen, all den Webeanzeigen bewusst zu wiederstehen und mit deinen Tipps kann jeder es schaffen! Besonders gefällt mir Tipp #1, einfach mal einen Monat nichts kaufen außer Dinge des täglich Bedarfs. Damit bekommt man einen ganz anderen Blick auf das Thema.
Viele Grüße,
Hanna
So ist es, liebe Hanna. Werbung, Medien und unsere Konsumkultur versuchen uns ständig einzureden: „Kauf mich, dann wirst du glücklich.“ Aber wie Sokrates schon vor 2500 Jahren wusste: „Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.“