
Vorbemerkung: Du findest diesen Artikel in einer überarbeiteten Version auch in meinem Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“, der als Buch und E-Book bei Gräfe und Unzer (GU) erschienen ist.
In Dänemark sollen die glücklichsten Menschen der Welt leben. Warum das so ist? Weil die Dänen ein Geheimrezept namens Hygge haben. Hygge kann man mit Gemütlichkeit und Heimeligkeit übersetzen. Das Adjektiv hyggelig hat weitere positiv konnotierte Bedeutungen wie geborgen, häuslich, innig, tröstend, lieblich, malerisch und niedlich.
Für die Dänen ist Hygge viel mehr als ein Wort unter vielen. Hygge ist die Antwort auf die moderne Schnelllebigkeit und den stressigen Arbeitstag. Möglichst oft soll ein Gefühl von Vertrautheit, Behaglichkeit, Sicherheit und Wärme entstehen.
In einer Umfrage wurde Dänen gefragt, was sie mit Hygge assoziieren. Diese zehn Begriffe wurden am meisten genannt: Heiße Getränke, Kerzen, Kamine, Weihnachten, Brettspiele, Musik, Ferien, Süßigkeiten & Kuchen, Kochen und Bücher.
„Jeder Mensch braucht Hygge, um für sein Leben wieder Energie und Balance zu gewinnen“, sagt der dänische Anthropologe Jeppe Linnet. Hygge zelebriert den Moment und das Leben, ermuntert uns, weniger zu konsumieren und das Einfache zu schätzen.
Hygge ist eine Lebenseinstellung, die man sich aneignen kann. Du brauchst dafür weder nach Dänemark zu ziehen noch einen der zahlreichen Hygge-Ratgeber zu lesen. Du kannst hier und jetzt damit anfangen. Es folgen fünf Vorschläge, wie Du allein oder mit Deinen Lieben ein paar hyggelige Stunden verbringen kannst.
1. Couch, Kopfhörer, Kerzenschein
Wann hast Du das letzte Mal Musik gehört, also richtig Musik gehört, ohne etwas anderes dabei zu tun? Die Zeit ist reif. Zünde den Kamin oder ein paar Kerzen an. Lege ein Album auf, bei dem Du besonders gut entspannen kannst. Und lümmel Dich aufs Sofa, als wärst Du Weltmeister im Couch-Potatoing. Du kannst das Erlebnis steigern, wenn Du den Tönen über einen hochwertigen Kopfhörer lauschst. Meine zehn Hygge-Alben: „Kind Of Blue“ (1959) von Miles Davis, „Five Leaves Left“ (1969) von Nick Drake, „Solid Air“ (1973) von John Martyn, „Liberty Belle And The Black Diamond Express (1986) von The Go-Betweens, „Tindersticks“ (1993) von Tindersticks, „If You’re Feeling Sinister“ (1996) von Belle & Sebastian, „Either/Or“ (1997) von Elliott Smith, „Yankee Hotel Foxtrot“ (2002) von Wilco, „Keep Walking“ (2018) von Trailhead und „Love Is“ (2019) von Jungstötter.
2. Gemeinsam einkaufen, kochen und schlemmen
Triff Dich mit Deinen Lieben auf dem Wochenmarkt. Dort könnt Ihr Euch mit Obst, Gemüse und Kräutern der Saison und Region eindecken. Was Ihr sonst noch braucht, gibt es im nächsten Bioladen. In der Küche angelangt, wird gemeinsam gekocht und gebacken. Mit etwas Erfahrung und Kreativität geht das ohne Rezepte. Ansonsten findest Du hier, hier, hier, hier und hier Anregungen.

3. Wandern – aber nicht zu hügelig
Draußen sein, Sonne, Wind und Wetter spüren, Fauna und Flora beobachten, am besten mit Freunden und Familie – das ist Hygge par excellence. Nur bitte ohne Leistungsdruck. Der Langsamste bestimmt das Tempo, der Faulste die Distanz. Zu hügelig muss es auch nicht sein, denn das wäre wenig hyggelig. Wenn es warm genug ist, bietet sich ein Potluck an. Ansonsten wird eingekehrt. Weil das Draußensein mit Freunden so viel Spaß macht, habe ich vor dreieinhalb Jahren eine vegane Wandergruppe gegründet. Seitdem waren wir 36 mal „vandern“ und haben wir in den Mittelgebirgen um Nürnberg herum zahlreiche Optionen für Pflanzenfresser ausfindig gemacht.
4. Scrabble oder Malefiz, das ist hier die Frage
Lade ein paar (Sandkasten-)Freunde zum Spielenachmittag ein. Jeder trägt etwas bei: Das Gesellschaftsspiel seiner Wahl, selbstgebackener Kuchen oder besonders gute Laune. Gespielt wird, was gefällt. Scrabble oder Malefiz, Gefüllte Kalbsbrust oder Montagsmaler, von mir aus auch Strippoker …
5. Mit dem Lieblingsbuch und dem Lieblingsgetränk in die Lieblingsecke
Suche aus Deiner Büchersammlung das Buch heraus, das Dir spontan das wohligste Gefühl bereitet (funktioniert nur eingeschränkt auf dem E-Reader). Mach es Dir dann mit Pippi Langstrumpf, Effi Briest, Sherlock Holmes oder wem auch immer in Deiner Lieblingsecke bequem. Das kann im Sommer die Hängematte unter dem Birnbaum und im Winter der alte Schaukelstuhl oder die mit heißem Wasser gefüllte Badewanne sein. Wenn Du es besonders hyggelig magst, halte Dein Lieblingsgetränk griffbereit. Meine Favoriten: Ein Smoothie mit Brombeeren und Birnen im Sommer, Goldene Milch in der kalten Jahreszeit.
Hast Du eine weitere Idee, wie man es sich hyggelig machen kann? Ich bin gespannt auf Deinen Vorschlag in den Kommentaren!

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Lieber Christof, das sind ganz wundervolle entschleunigende Tipps. Besonders den 1. praktiziere ich jetzt im Herbst und Winter oft und gerne. Einfach herrlich, bei Kerzenschein und guter Musik zu entspannen. Und was ich auch noch ergänzen möchte, sind natürliche Düfte aus ätherischen Ölen – z. B. in einem Bad oder einer Duftlampe. Zum Entspannen ist Lavendel mein unangefochtener Favorit. Aber vielleicht ist das mit den Düften auch so ein Frauen – Ding 😊. Danke für den tollen Beitrag. Liebe Grüße, Alexandra