Nachdem ich im letzten Jahr meine Fernwanderung von meiner Haustüre in Nürnberg bis nach Rom in Sterzing abbrechen musste, stand ich vor der schwierigen Entscheidung, ob ich heuer die Tour fortsetzen wollte. Ich habe mich dagegen entschieden, da es sich nicht stimmig angefühlt hätte. So eine lange Wanderung muss ich einfach bewusst am Stück gehen.
Den Abschnitt von Florenz nach Rom wollte ich mir allerdings nicht entgehen lassen. Der Franziskusweg, auch als Via di Francesco bekannt, führt dort auf den Spuren des Heiligen Franz von Assisi durch die Toskana, Umbrien und das Latium.
Ich bin am 27. April in Florenz gestartet und habe Pfingstsonntag Rom erreicht. In 32 Tagen kamen 641 Kilometer, 20.040 Aufstiegs- und 20.060 Abstiegshöhenmeter zusammen. Das entspricht 20 Kilometer, 626 Aufstiegs- und 627 Abstiegshöhenmeter pro Tag.
Auch wenn täglich Passagen auf Asphalt zu bewältigen sind, führt der Franziskusweg oft auf naturbelassenen Pfaden durch abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaften.
Ich nennen Dir im Folgenden zehn Gründe, warum mich der Pilgerweg überzeugt, auf vielen Etappen sogar begeistert hat. Vielleicht animiere ich Dich dazu, eines Tages ebenfalls loszuziehen.
#1 Florenz zum Start und Rom als Finale Grande

Ich mag es eigentlich nicht durch Großstädte zu wandern. Meist wird man dort mit Straßenverkehr, Lärm, schlechter Luft und Menschenmassen konfrontiert. Mit dem Rucksack auf dem Rücken kann das gehörig an den Nerven zehren. Florenz und Rom, die beiden einzigen Großstädte auf dem Franziskusweg, haben es mir aber leicht gemacht. Zum einen sind sie gespickt mit berühmten Sehenswürdigkeiten und schönen Ecken (ich habe mir Florenz einen halben Tag und Rom eineinhalb Tage angeschaut). Zum anderen ist die Route so geschickt geplant, dass man relativ grün und ruhig Florenz am Arno verlässt und gut vier Wochen später am Tiber ins Zentrum vom Rom gelangt.
#2 Das Blütenmeer im Frühling

Wenn Du mit dem Gedanken spielst, den Franziskusweg zu gehen, empfehle ich Dir den Zeitraum zwischen Mitte April und Ende Mai. Dann zeigt sich die Landschaft von ihrer lieblichsten Seite. Dann blüht es üppig und schier überall – in den Wäldern des Apennins, auf den Wiesen, in den Olivenhainen, zwischen den Feldern, in den Gärten, an den Klostermauern, in den Gassen der Dörfer …
#3 Die Pilgerfreundschaften

Beim Pilgern schließt man schnell Freundschaften. Man geht den selben Weg, teilt die Freuden und Leiden des Wanderns und stillt abends gemeinsam Hunger und Durst. Trotzdem währen Pilgerfreundschaften zumeist nur ein paar Etappen. Früher oder später trennen sich die Wege wieder, nach der Rückkehr hält man kaum Kontakt. Mir ist das so recht. Ich habe lieber wenige Freunde, mit denen ich regelmäßig Zeit verbringe, als viele Bekannte auf der ganzen Welt. Das bedeutet nicht, dass aus einer Pilgerfreundschaft nicht eine echte Freundschaft werden kann. Mit Martin aus Braunschweig (dem ich den Trailnamen Brustbeutel-Martin verpasste, da ich ihn kennenlernte, als er gerade verzweifelt nach seinem Brustbeutel suchte) war ich schnell auf einer Wellenlänge. Da wir zudem das gleiche Gehtempo haben, sind wir knapp die Hälfte der Etappen zusammen gepilgert. Nun planen wir uns gegenseitig zu besuchen und im nächsten Jahr die Alpenüberquerung Salzburg – Triest zu machen.
#4 Die Dörfer Umbriens

Ich habe mich verliebt, in die umbrischen Dörfer. Sie sind am Berghang oder auf einem Hügel erbaut. Am zentralen Platz befinden sich meist die Kirche, zwei oder drei Lokale und Bars sowie ein Alimentari. Die Gassen sind schmal, zuweilen steil an- bzw. absteigend. Anstelle Hitze und Autos gibts Schatten und Katzen. Die Menschen leben gerne dort, das zeigen die gepflegten Eingänge und begrünten Hausfassaden. Oft kann man in den Dörfern Umbriens im Kloster, in einem B&B oder einem kleinen Hotel übernachten. Das lohnt sich nicht nur aufgrund der Ruhe, sondern auch wegen der besonderen Atmosphäre in den Gassen zur blauen Stunde und nach Einbruch der Dunkelheit.
#5 Der tägliche Einkauf in einem Alimentari

Auch wenn es in den Städten große Supermärkte gibt, kaufe ich lieber in einem Alimentari ein. Solche Tante-Emma-Läden findet man am Franziskusweg in fast jeder Ortschaft, sogar in abgelegenen Bergdörfern. Dort habe ich mich täglich mit einfachen Lebensmitteln eingedeckt, etwa mit Brot, Couscous, Tomaten, Gurken, Oliven, Olivenöl, Hülsenfrüchten in der Dose, frischem oder getrocknetem Obst, Nüssen und Zartbitterschokolade. Viel mehr brauche ich nicht für einen Snack unterwegs oder um schnelle Gerichte wie Couscoussalat, Brotsalat und Hummus ohne Kocher in einer Tupperdose zuzubereiten. Die Preise in den Lädchen sind überraschend günstig. Einen Plausch und Tipps für den Weiterweg gibt es kostenlos dazu – aber nur auf italienisch.
#6 Die Gastfreundschaft am Weg

Auf dem Franziskusweg hatte ich so viele Erlebnisse mit (gast)freundlichen Bewohnern und Bewohnerinnern wie auf keiner meiner Fernwanderungen bisher. Von einer dieser herzlichen Begegnungen möchte ich Dir erzählen: Auf der zwölften Etappe von Pietralunga nach Gubbio sprach eine Italienerin (im Foto links) Martin (im Foto rechts) und mich (am Handy) auf Englisch an. Wir unterhielten uns eine Weile und ich fragte sie, ob es im nächsten Dorf eine Einkehr gäbe, um einen Kaffee oder ein Bier zu trinken. Sie verneinte und meinte, dass an Dorfkirche lediglich ein Brunnen mit Trinkwasser steht. Martin und ich verabschiedeten uns. gingen weiter und legten eine halbe Stunde später an der Dorfkirche eine Rast ein. Plötzlich tauchte die Italienerin wieder auf, lachte freundlich und stellte uns eine Flasche Bier und zwei Plastikbecher auf die Ruhebank.
#7 Die italienische Küche

Anitpasti, Minestrone, Insalata mista, Pizza, Pasta, Risotto, Gelati … Müsste ich mich für eine Küche entscheiden, würde ich die italienische wählen. Sie ist einfach, gesund und schmackhaft. Und vegan ist auch kein Problem. Besonders gefreut habe ich mich, wenn mir rein pflanzliche regionale Gerichte angeboten wurden, zum Beispiel Kichererbsen mit Olivenöl und Rosmarin, Paprikagemüse auf umbrische Art, mit Kartoffelscheiben belegte Focaccia oder Trüffelrisotto.
#8 Franz von Assisis Wirken und die Franziskanerheiligtümer

Ich bin Agnostiker und der Kirche gegenüber kritisch eingestellt. Trotzdem fand ich es überaus interessant, auf dem Pilgerweg die wichtigsten franziskanischen Stätten wie La Verna, Assisi und dem Rietital zu besuchen und so mehr über das Leben und Wirken von Franz von Assisi zu erfahren. Er ist sicher der Heilige, der am besten zu meinen Blogthemen Minimalismus, Nachhaltigkeit, Veganismus und Wandern passt. Als junger Mann folgte er seiner Berufung, lebte fortan ohne Besitz in freiwilliger Armut und erkannte schon damals: „Wenn jeder einzelne darauf verzichtet, Besitz anzuhäufen, dann werden alle genug haben.“ Heute gilt Franz von Assisi als Vorreiter der ökologischen Bewegung und wurde als Schutzpatron des Umweltschutzes ernannt. Er ist zudem Schutzpatron der Tiere und sagte: „Gott wünscht, dass wir den Tieren beistehen, wenn sie der Hilfe bedürfen.“ Auch ist überliefert, dass der Gründer des franziskanischen Ordens viel zu Fuß gereist ist und in der Natur meditiert hat.
#9 Die Wälder im Apennin

Der Franziskusweg führt immer wieder durch den Apennin, der sich über weite Strecken als wenig besiedeltes waldreiches Mittelgebirge präsentiert. Manch einer mag über die zahlreichen An- und Abstiege fluchen oder gleich auf die einfacheren Varianten in den Tälern und Olivenhainen ausweichen. Mich haben die Wälder aber stets begeistert. Mal üppig grün und beruhigend, mal nebelig und mystisch, mal voller überraschender Fauna und Flora, mal hoch hinaus und aussichtsreich.
#10 Die große Auswahl unterschiedlicher freier Unterkünfte

Ich habe auf dem Franziskusweg in Klöstern, Pilgerherbergen, Hotels, Gasthöfen, B&Bs, Privatzimmern und Ferienwohnungen übernachtet. Bis auf wenige Ausnahmen war das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. Wer wie ich im Frühling geht, muss nicht lange im Voraus buchen. Meist habe ich mich am Vorabend um die Unterkunft der nächsten Etappe gekümmert. Lediglich in Monte Sacro und in Rom war es schwierig, kurzfristig eine bezahlbare akzeptable Bleibe zu finden.
PS: Meine bisher längste Fernwanderung hat mich auf dem Jakobsweg in 108 Tagen von der Haustüre bis Santiago de Compistella geführt. Du kannst meinen 8-seitigen Artikel im trekking-Magazin lesen, das Video mit Fotos von der Tour anschauen oder Dir das über 400 Seiten dicke und liebevoll gestaltete E-Book „Einfach bewusst auf dem Jakobsweg – 2904 km, 108 Tage, 4 Länder“ besorgen.
Hallo Christoph, auch ich war dieses Jahr auf dem Franziskusweg unterwegs – ebenfalls 33 Tage, aber schon ab dem 11. April. Auf den ersten Etappe war es noch sehr winterlich! Und da es die Woche nach Ostern war, war auch die Unterkunftssuche am Anfang nicht so einfach. Ebenfalls rund um den 1.Mai gestaltete sich diese auch etwas kompliziert. Ansonsten hat auch mir der Weg sehr gefallen, obwohl (oder weil) noch sehr wenig andere Pilger unterwegs waren. Eine Pilgern die ich angetroffen habe, hat aus Frust vor der Einsamkeit unterwegs die Wanderung abgebrochen. Sie hatte erwartet, dass die Pilgergemeinschaft ähnlich wie in Spanien wäre.
Da haben wir uns ja nur knapp verpasst.
In den ersten Tagen bis La Verna habe ich fast keine Pilger getroffen, ab La Verna dann täglich mehrere. Bald kannte ich alle mit dem Namen, da es nicht so extrem viele waren, wie auf dem Camino Frances in Spanien. Ich denke, das wird sich in den kommenden Jahren nach und nach ändern. Der Franziskusweg ist einfach zu attraktiv, als dass er nicht populärer werden wird.
Viele Grüße
Christof
Lieber Christoph,
Deinen Reisebericht hatte ich schon mit Spannung erwartet. Wie schön! Florenz und Rom sind natürlich zwei wunderschöne Städte. Und der Weg dazwischen scheint auch ein ganz besonderer zu sein. Deine Bilder sind großartig und machen Lust, Dir nachzugehen. Ich wusste auch noch nicht, dass Franz von Assisi der Schutzpatron der Minimalisten ist! Außerdem habe ich gleich Appetit auf Bruschetta bekommen :-)
Herzliche Grüße
Rebecca
Ich fürchte, wir Minimalisten haben (noch) keinen Schutzpatron. Franz von Assisi ist der Schutzpatron Italiens, Umbriens, der Tiere, der Tierärzte, des Umweltschutzes und der Ökologie, der Sozialarbeit u. a.
Die Bruschetta hat übrigens so vorzüglich geschmeckt wie sie ausgeschaut hat.
Viele liebe Grüße
ChristoF
Hallo Christof
War auch dabei
Bin am 14.04 in La Verna gestartet und bin dann fast bis Rom gelaufen .Habe ein Tag vor Rom auf den Bus gewechselt,war mir zu viel Verkehr und Asphalt.
Leider hatte ich nich so gutes Wetter,
Aber alles andere war Super , genau wie du es beschreibst.
Bist du an der Romita di Cesi vorbei gekommen? Wetterbedingt habe ich dort 4Tage verbracht.Es war eine ganz besonderes Erlebnis .
Vielen Dank für deinen Bericht.
Hildegard
Hallo Hildegard,
mit welchem Wanderführer bist Du denn gelaufen? Nach dem vom Conrad Stein Verlag gelangt man – wie oben unter #1 erwähnt – überraschend grün und ruhig bis zur Engelsburg unweit des Petersdoms. So naturnah wie die Wochen zuvor ist es aber natürlich nicht mehr.
An der Romita di Cesi bin ich nicht vorbei gekommen, da ich mich gegen die Variante über Terni entscheiden habe. Das Kloster sieht aber nach einem Ort, an dem man gut vier Tage verbringen kann.
Viele Grüße
Christof
Toll Christof (auch ich hab endlich gelernt, nur mit „f“), dass Du Deine Reise in der Art und Weise vollendet hast.
Ich denke man sollte viel häufiger auf sein Gefühl hören, wenn man einen langen Weg geht. Es ist nicht wichtig ob Du Nürnberg-Rom oder Nürnberg-Sterzing und dann Florenz-Rom gehst. Es ist wichtig, dass Du gehst, dass du – wenn möglich lang gehst – und was du erlebst und mitnimmst. Wahrscheinlich sind die Daten eines Weges und damit vollbrachte „Heldentaten“ wichtiger für Außenstehende oder um die Geschichte für Außenstehende zu erzählen: „Ich bin 2000 km gegangen“.
Ich habe das letztes Jahr auch so gemacht. Ich bin – sogar auch mit Corona-Unterbrechung – von Wien bis Turin gelaufen – und eben nicht bis nach Nizza, wie geplant. Es wurde irgendwann zur Pflicht, gefühlt gegenüber Anderen. Was letztendlich nicht so war, da alle die mir medial folgten das super fanden. Ich bin dann einfach nach Spanien gefahren und noch den Primitivo gegangen. Das war ein Riesenspass! Ich wollt nie „pilgern“, aber das war ein super Erlebnis und ein angemessener Abschluss am Meer in Finisterre. Letztendlich sind es die Menschen die dir auf dem Weg begegnen und die grenzenlose Freiheit auf einem langen Weg, nicht die Daten des Weges. Und die Moral von der Geschichte? Wir sollten viel öfters tun, was gut für uns ist und nicht was Andere vermeintlich erwarten. Das ist nicht immer einfach. Es sind aber diese Wege, das was wir wirklich von Herzen gemacht haben und die Erinnerung daran, was uns am Ende auf der Paliativstation bleibt.
Sehr interessant was Du über den Franziskusweg erzählst. Der erscheint mir in Kombination eine super Alternative zu den spanischen Pilgerwegen mit der richtigen Mischung aus Landschaft und Kultur – auch Barkultur! – und vor allem den Menschen. Der kommt auf meine Liste von Wegen die noch zu gehen sind in diesem Leben.
Vielen Dank für deine Inspirationen! Alles fing so richtig mit Salzburg- Triest an….
Liebe Grüße,
Martin
P.S. Schönes Büchlein und schöne Wanderungen, Deine Wochenendtouren durch Franken. Nicht nur für Franggn!
Besten Dank für Deinen ausführlichen Kommentar.
Von Wien nach Turin und dann als Zugabe noch den Camino Primitivo – Schlapphut ab! Kannst gerne den Link zu Deinen Berichten hier posten, falls das öffentlich online ist. Würde sicher nicht nur mich interessieren.
Ich stimme Dir zu, dass man öfter in sich hineinhören sollte, um herauszufinden, ob man einen Weg (einen Wanderweg wie auch den Lebensweg) wirklich so gehen möchte, wie man ihn geplant hat. In Bezug aufs Fernwandern lautet meine Antwort aber schon, dass ich eine Tour vom Start bis zum Ende gehen und dabei jeden Meter aus eigener Kraft schaffen möchte. Das stresst mich auch nicht, ich strebe diesem Ziel ja gerne zu. Bis zum Abbruch in Sterzing ist mir das auch immer gelungen. Was diese Enttäuschung, diese Erfahrung mit mir gemacht hat, kann ich noch nicht sagen.
Viele liebe Grüße
Christof
PS: Freue mich über Dein Lob zu meinem neuen Wanderführer „Wochenendtouren Franken“. Steckt sehr viel Zeit und Herzblut drin. Welche der Touren reizt Dich am meisten, wirst Du vielleicht sogar mal gehen?
Lieber Christof,
würde sich der Weg auch mit Zelt eignen?
Jeden Tag ein Zimmer für eine Person summiert sich bei über 30 Etappen doch ganz schön.
Deine Seite inspiriert mich schon seit einigen Jahren, herzlichen Dank dafür!
Viele Grüße
MariAnne
Ich freue mich, dass Du meinen Blog schon so lange liest und Dich inspirieren lässt.
Hin und wieder gibt es Camping- oder Zeltplätze an der Strecke. Ich habe auch zwei Pilger getroffen, die ein Zelt dabei hatten und schon mal im Wald oder Olivenhain geschlafen haben. Ob das erlaubt ist, weiß ich nicht. Man kann sicher hin und wieder Menschen am Weg fragen, ob man auf dem Grundstück schlafen kann.
Alternativ kannst Du den Weg sicher auch in knapp vier Wochen schaffen (ich habe mir Zeit gelassen bzw. eine längere Variante gelaufen, weil mir der Weg so Spaß gemacht hat) und öfter mal in Klöstern, Einsiedeleien und Herbergen schlafen. Da zahlt man meist zwischen 10 und 20 Euro.
Viele liebe Grüße
Christof
Hallo MariAnne,
ich kann nicht für den ganzen Weg sprechen, ich bin letztes Jahr in Italien von Florenz bis Spoletto gewandert und durfte so auch ein Stück des Franziskusweges kennenlernen.
Was das Wildzelten angeht, muss ich gestehen, habe ich mir das doch einfacher vorgestellt. Es gibt Abschnitte, da ist die Vegetation eher karg, dann hast du oft weite Olivenplantagen und am Apennin geht es dann oft „hangig“ zu, sprich, da muss man schauen, ein kleines flaches Plätzchen zu finden. Aber möglich ist es alle mal, nur nicht ganz so einfach wie bei uns hier …
Außerdem gibt es hier und da schöne Zeltplätze, die nicht unbedingt teuer sein müssen. Zum Beispiel der etwas hinter Assisi ist wirklich nett und mit 14 Euro nicht so teuer (sogar mit WLAN :) ). Wie auch schon angesprochen, ist der Versuch, in Klostern unterzukommen, auch eine Möglichkeit, die oft günstiger und eindrucksvoller ist, als auf, gefühlt sehr teurere B&Bs angewiesen zu sein. Es gibt dazu auch ein Portal.
Ansonsten ist die Region wirklich extrem schön zu wandern. Die netten kleinen Dörfer, das lecker Essen, der günstige Cappuccino und man ist Streckenweise oft und sehr lange alleine beim Wandern (wem das zusagt).
Viel Freude beim planen..
Bert
Liebe MariAnne,
kennst Du die Facebook-Seite von Christine Thürmer? Sie ist 2021 durch Italien gewandert, dabei auch teilweise über den Franziskusweg, wenn ich mich recht erinnere, und sie ist bevorzugt per Zelt unterwegs. Google sie mal, sie gibt immer wieder Tipps zum Wildzelten in verschiedenen Ländern.
Wir pilgern mit Jugendlichen jedes Jahr auf unterschiedlichen Jakobswegen und das führte uns 2013 von Assisi nach Rom. Der Weg ist teils sehr steil auf und ab, zudem oft schlecht ausgeschildert. Die unterschiedlichen Pilgerführer widersprüchlich. Wenn wir da auch noch ein Zelt hätten mitschleppen müssen…oje!!! Die Region ist wundervoll – jederzeit würde ich das nochmal machen. Übernachtet haben wir in Klöstern, 2x agriturismo und ganz einfachen Hotels. Pilgerherbergen gab es bei uns (noch) keine :-( (Es gibt allerdings mehrere Varianten des Weges)
Mittlerweile ist eine Hauptroute des Franziskuswegs festgelegt und (meist gut, zuweilen weniger gut) ausgeschildert Mit dem GPS-Track auf dem Smartphone kann man sich eh kaum mehr verlaufen. Die unterschiedlichen Wanderführer beschreiben auch unterschiedliche Routen, weil es eben den einen Franziskusweg nicht gibt. Ich habe zweimal in Pilgerherbergen übernachtet. Sonderlich viele sind es aber noch nicht. In den recht zahlreichen Klöstern und Einsiedeleien kann man meist günstig übernachten. Ich denke, die meisten Pilger(innen) können auf das Gewicht von Zelt, Isomatte, Schlafsack und größerem Rucksack (ich war mal wie fast immer auf langen Touren mit meinem 32-Liter-Rucksack unterwegs) verzichten. Mit leichtem Gepäck sind die zahlreichen An- und Abstiege besser zu bewältigen. Viele, die ich auf meiner Tour getroffen habe, waren vom Anspruch des Wegs überrascht oder gar überfordert, sind immer mal wieder in einen Bus gestiegen oder haben sich von einem Auto ein Stück mitnehmen lassen.
Hallo Christoph, danke für Deine interessanten Berichte, Tipps und Hinweise. Wie ist Dir nach dieser Pilgertour das Stadtleben bekommen? Ich bin vor 40 Jahren von Assisi nach Florenz gelaufen und fand es erschreckend… viele Grüße Angelika
Hallo Angelika,
Du meinst das Stadtleben am Ziel in Rom, oder? Das ging gut, ich bin ja tiefenentspannt dort eingelaufen, bin nur zwei Nächte geblieben und hatte meine Unterkunft auch noch außerhalb auf dem Land. Eine ruhige saubere Stadt ist Rom aber natürlich nicht.
Viele Grüße aus Franken
ChristoF
Ein sehr schöner Bericht ? Ich finde es superwichtig und richtig das du in dich hineingehört hast und eine andere Variante gewählt hast als einfach wieder nahtlos anzuschließen. Wie du ja weißt hab ich als Langzeitprojekt die Alpenüberquerung der Länge nach und ich höre auch jedes Jahr aufs Neue in mich hinein ob das Ganze noch stimmig ist oder ob es zur „Pflichterfüllung“ wird wie Martin richtig in den Kommentaren angemerkt hat.
Danke, liebe Anna. Ich denke, es macht einen Unterschied, ob man man ursprünglich geplant hat, einen Weg komplett am Stück zu gehen (wie ich die Tour von der Haustüre bis Rom) oder es von Anfang an ein Langzeitprojekt in mehreren Abschnitten war (wie Deine Alpenüberquerung). Vielleicht ist in diesem Zusammenhang mein Artikel Fernwandern scheibchenweise – für Neulinge und bei Zeitmangel interessant. Mit einem Freund, der Familie und wenig Zeit hat, gehe ich seit drei Jahren scheibchenweise von Nürnberg nach Triest. Dieses Wochenende stehen die nächsten beiden Etappen an, nach denen wir schon mal Landshut erreicht haben werden. Mit einem anderen Freund, ebenfalls mit Kindern und ohne viel Zeit, bin ich scheibchenweise gen Osten unterwegs. Unser Ziel ist Prag.
Lieber Christof,
vielen Dank für den tollen Bericht und den Newsletter! Ich glaube, Dein Newsletter dürfte der einzige sein, den ich in den Jahren, in denen ich ihn jetzt schon abonniert habe, wirklich IMMER geöffnet und gelesen habe – vielen Dank dafür und mach weiter so!
You made my day, lieber Domic!
Lieber Christof,
was für ein herrlicher Bericht, der Lust macht, diesen Weg zu gehen. Wir sind gerade an der Planung für unsere nächsten Touren 2024 und da kommt dein Wanderbericht gerade richtig. Im Herbst wollen wir erstmal noch diverse Eifelwanderwege erkunden. Aber Lust auf Florenz-Rom habe ich, zumal wir vor einigen Jahren aus Zufall auf den Franziskusweg in der Toscana gestoßen sind und von der Landschaft und dem Weg sehr begeistert waren (das war auch Ende April, Anfang Mai).
Liebe Grüße
Katharina
Dann sehen wir uns vielleicht im nächsten Frühjahr zufällig zwischen Florenz und Rom ;-) Ich überlegen mir nämlich, den Weg ein zweites Mal zu gehen, teils auf den schönsten Abschnitten von diesem Jahr, teils auf Varianten, die ich noch nicht kenne.
Viele liebe Grüße
Christof
Lieber Christof,
ich komme gerade aus den Ferien zurück und finde drei neue Blog-Artikel vor, aber dieser hier hat es mir besonders angetan, zumal ich heute am ersten Tag wieder zu Hause durch die schöne Eifel mit Gleichgesinnten und vier Eseln gewandert bin. Mein Vorsatz für die nächste Zeit: mehr zu Fuß in der Natur unterwegs sein!
Vielen lieben Dank für die schönen Eindrücke und wie immer liebe Grüße aus der Nordeifel nach Franken.
Herzlichst, Andrea
Vielleicht ist ja der Franziskusweg etwas für Euch. Aber bitte ohne Esel. Ich halte Eselwanderungen in den meisten Fällen für nicht tiergerecht.
Viele Grüße aus Franken
Christof
Lieber Christof,
da gebe ich Dir total recht. Die meisten Eselwanderungen sind tatsächlich nicht tiergerecht, wir gehen mit den Langohren eher spaßieren (wie Du so schön sagst), ohne Gepäck, ohne große Ansprüche und nicht zig Kilometer weit. Auf so eine Tour würde ich eher alleine gehen wollen.
Herzlichst, Andrea
Hallo,
ich beziehe seit einiger Zeit diesen Blog.
Ich selbst bin katholischer Pfarrer und auch Mitglied im Dritten Orden des Franziskus.
Mit einer Pilgergruppe war ich im letzten Jahr mit dem Zug in Rom und in Assisi.
Schon mehrfach habe ich Assisi, La Verna und auch das Rieti-Tal besucht.
Ich habe mich sehr gefreut, hier über den Franziskus-Weg zu lesen.
Viele Grüße aus Rheinböllen/Hunsrück (hier geht auch der Hunsrück-Camino durch)
Thomas Schneider
Bist Du den Franziskusweg schon gegangen, lieber Thomas? Ich finde, man muss eine Landschaft per pedes erleben, um sie wirklich kennenzulernen. Da zitiere ich gerne unseren bekanntesten Dichter: „Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen.“
Hallo Christof,
wegen eines Rückenleidens bin ich kein ausgewiesener Wanderer. Aber ich bin ein begeisterter Radfahrer. In gut einer Woche möchte ich den Mozartradweg radeln…
Und ich muss sagen: auch mit dem Rad erlebe ich seit dreißig Jahren schöne Landschaften und habe schöne Urlaube.
pax et bonum
Thomas
Dann wünsche ich Dir viel Freude auf dem Mozartradweg.
Liebe Grüße
Christof
PS: Vielleicht interessieren Dich die Zeitungsartikel meiner Radweltreise 2006/2007.
Lieber Christof,
Danke für diesen spannenden Bericht! Ich habe heute meinen ersten Tag auf dem Weg. Bin in Rom gestartet. Natürlich sind die Tage inzwischen etwas kurz und ich muss mich sputen, damit ich vor Einbruch der Dunkelheit das nächste Ziel erreiche. Frühling ist da bestimmt der geschicktere Zeitraum, aber ich musste einfach mal wieder losziehen. Hattest du einen bestimmten Wanderführer? Ich bin etwas verwirrt ob der Fülle der Möglichkeiten…
Liebe Grüße
patricia
Dein Vorhaben klingt interessant. Passt das Wetter denn und sind noch Wandersleute unterwegs?
Ich hatte die Wanderführer aus dem Bergverlag Rother und aus dem Conrad Stein Verlag dabei, würde eher den zweiten empfehlen. Darüber hinaus hatte ich mir noch den GPS-Track von Waymarkedtrails aufs Smartphone geladen. Dabei heraus kam, dass ich folgende Etappen gegangen bin.
Viel Freude, Du kommst bestimmt an, bei Dir und vielleicht sogar am geplanten Ziel!
Liebe Grüße
Christof
Hallo Christof,
ich überlege, den Franziskusweg Ende März zu gehen. Allerdings habe ich nur 8 Tage Zeit. Welches war der schönste Abschnitt deiner Meinung nach, der in einer guten Woche (Tagesschnitt 20km) zu bewältigen ist? Und gibt es irgendwo eine gute Pilgerherbergsliste?
Danke Sebastian
Hallo Sebastian,
in diesem Blogartikel habe ich meine Etappen inkl. Bewertung aufgeführt. Vielleicht hilft Dir das bei der Planung weiter.
Ich kann Dir den Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag empfehlen. Dort findest Du praktisch jede Unterkunft aufgeführt, auch Klöster, Einsiedeleien und Herbergen. Im März soll die zweite Auflage rauskommen.
Viele Grüße
Christof
Hallo Christof,
vielen lieben Dank für Deinen Blog, die Infos und prima Tipps!
Ich plane Mitte April 2024 den ersten Teil (Florenz nach Assisi) und im Oktober dann den 2.Teil bis Rom zu pilgern.
Freu‘ mich total…
Bin pilgererfahren und hoffentlich fit genug für die An- und Abstiege!
Meine letzte dreiwöchige Tour bzw. Touren waren:
Von Irun nach Bilbao und dann den Camino Primitivo!
Ich hätte eine Frage:
Hattest Du ein Problem mit freilaufenden Hunden?
Ich würde mich freuen, von Dir zu hören und danke Dir herzlich im Voraus!
Liebe Grüße Karin
Hallo Karin,
Du kannst Dich auf schöne Wochen im Frühling und Herbst freuen. Wahrscheinlich verpassen wir uns knapp, ich starte heuer irgendwann zwischen Mitte und Ende April.
Auf dem Franziskusweg wirst Du täglich Hunde sehen und noch mehr hören. Oft sind sie hinter einem Tor oder Zaun. Die freilaufenden sind meist harmlos. Ganz geheuer sind mir die Begegnungen aber nicht, denn man weiß ja nie, wie die Burschen so drauf sind. Ein Hund wollte mich nicht durch (s)einen Olivenhain lassen, stand sprungbereit und bellend auf dem Weg. Habe kehrt gemacht und bin stattdessen zwei Stunden auf einer stark befahrenen Straße gegangen.
Ich hoffe, ich konnte Dich ein wenig beruhigen. ;-)
Viele Vorfreude und liebe Grüße
Christof
Wir waren ein knappes Jahr nach dir zu dritt (mit unserer jüngsten Tochter (12) auf dem Abschnitt Florenz-Assisi unterwegs. Von 23. März 2024 bis 5. April hatten wir genau 14 Wandertage von Florenz bis Assisi, danach noch ein paar Tage „Urlaub“ in Assisi und Rom (Transfer per Zug). Wir hatten nur 3 Wochen zur Verfügung und „Durchrennen“ bis Rom hielten wir nicht für sinnvoll, und Assisi erschien uns ein geeigneter Zielort. Glücklicherweise konnten wir an einem der Urlaubstage zusätzlich die beeindruckende Natur am Eremo delle Carceri genießen.
Deine zentralen Eindrücke und Fazits kann ich überwiegend teilen, habe teilweise aber auch gegenteilige Erfahrungen, was teilweise wohl auch an den 4 Wochen Jahreszeit-Differenz liegen kann.
Ein Blütenmeer haben wir leider nicht vorgefunden, sehr wohl aber mystische Waldlandschaften, was auch dadurch „befeuert“ wurde, dass von den ersten 10 Wandertagen 5 Regentage waren mit teilweise Starkregen, Schneeregen, Hagel und Temperaturen unter 5 Grad Celsius. Das war schon bitter, als wir bei 2 Grad und Regen zu Haus anrieten und der Rest der Familie dort bei 26 Grad am schwitzen war. Dennoch: Das Wandern ist mir bei den zu absolvierenden Höhendifferenzen in dem erlebten Temperaturbereich von 0 – 20 Grad lieber als im Hochsommer bei 30 – 40 Grad.
Die Wälder, die Natur, das viele Wasser, die Alimentari, das Essen, die einige Tage bestehenden Pilgerfreundschaften (genau wie du es beschreibst und uneingeschränkt positiv zu werten) waren klasse!
Die Franziskusstätten waren beeindruckend wie auch der „Geist“ der Person des Franziskus, mit der wir uns schon früher aus verschiedenen Anlässen auseinandergesetzt hatten. Andererseits finde ich es verstörend, in welchem Umfang die Kirche in all den Jahren Mittel in ihre Prunkbauten gesteckt hat. Verstörend und beeindruckend zugleich.
Zum Thema Gastfreundschaft: na ja – da waren sehr unterschiedliche Erfahrungen.
Einige der vielen Highlights des Weges waren das Kloster Montecasale, wo wir unerwartet zur Ostermesse gekommen sind, mit dem beeindruckenden Felsen des Sasso Spico,und die Alpacafarm Beccafico, aber auch Gubbio uind viele andere Stätten.
Als Mensch, der in einem Dorf mit 7 Häusern und 35 Einwohnern lebt, fühlte ich mich in der recht naturbelassenen Gegend wohl.
Was sich allerdings als komplette Fehleinschätzung erwiesen hat: Die Erwartung man könne auf einer Pilgerreise entspannen und den Kopf frei bekommen- Die komplette Durchführung hat sich als komplexe Unternehmung mit hohem Organisationsaufwand herausgestellt, die den Kopf ähnlich beansprucht wie der berufliche Alltag. Das Umfasst:
– die Organisation der An- und Rückreise mit geringem zeitlichen Vorlauf unter Berücksichtigung der anstehenden Streiks und sonstigen Unzuverlässigkeiten,
– die Organisation der Unterkünfte vor Ort mit durchschnittlich 2-tägigem Vorlauf – unzählige Telefonate, E-Mails und notfalls booking.com; war besonders über die Ostertage herausfordernd
– Umgang mit den nicht einfachen Wetterverhältnissen
– Wahl des richtigen Weges und finden desselben (eigentlich kein großes Problem dank Literatur, Beschilderung und technischer Hilfsmittel, aber in Anbetracht von Wetter und möglicher Variationen doch ein Thema)
– Organisation der Verpflegung (eigentlich auch kein großes Thema, aber da auf den meisten Etappen keine Nachschubmöglichkeit besteht, muss man mit 3 Personen schon ein bisschen reflektieren, was man genau tut, zumal in den 35-Liter-Rucksäcken nicht unendlich Platz ist).
– Umgang mit aufkommenden Erkrankungen
Was mich noch gewundert hat: Während es in Florenz und Rom kein Problem ist, sich auf Englisch zu verständigen, ist das im Bereich dazwischen kaum möglich. Glücklicherweise kann ich mich in den grundlegenden Dingen des Lebens auf Italienisch verständigen. Ohne diese Möglichkeit hätte ich mir das bisweilen etwas schwierig vorgestellt, denn es gab doch einiges an Regelungsbedarf für Übernachtungen, Verpflegung und einige unerwartete Zwischenfälle.
Thema Führer: Wir hatten zwei dabei: den vom Conrad-Stein-Verlag und den vom Amac-Buch-Verlag. Wir haben ersteren bevorzugt, dieser folgt auch der Beschilderung in der Natur, die sich wohl inzwischen als die offizielle etabliert. Zwischendrin sind wir eineinhalb Tage auf die Weg-Empfehlung des Amac-Verlags ausgewichen, weil saison- und osternbedingt auf dem „Hauptweg“ keine Unterkünfte verfügbar waren.
Noch etwas: Zwei von und Dreien sind Vegetarier. Auch wenn die italienische Küche ausgeprägt auf Fleisch setzt, war es für uns nirgendwo ein Problem, zwischen verschiedenen vegetarischen Optionen wählen zu können. Das ist in anderen Regionen durchaus schwieriger.
Trotz der zu bewältigenden Herausforderungen war die Wanderung ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte.
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar.
Es ist immer interessant zu erfahren, wie andere einen Weg empfunden haben, den man selbst auch gegangen ist. Übrigens war ich heuer ein zweites Mal auf dem Franziskusweg, wieder etwa zur gleichen Zeit ab Mitte/Ende April.
Ich kenne die beiden Wanderführer für den Franziskusweg aus dem Conrad-Stein-Verlag und dem Bergverlag Rother und empfehlen wie Du ersteren.
War das denn Eure erste Fernwanderung? Denn den von Dir beschriebene Organisationsaufwand hat man doch auf jeder mehrtägigen oder mehrwöchigen Tour, mal etwas mehr (Alpen(überquerungen)), mal etwas weniger (Mittelgebirge/Pilgerwege im Frühjahr oder Herbst). Im Laufe der Jahre steigt die Routine und Gelassenheit. Für mich gehört die Organisation mittlerweile einfach dazu und sie macht mir sgar Spaß, meist zumindest. Ich habe einen Blogartikel in Arbeit, der genau diese täglichen ToDos unterwegs beschreibt und ein paar Tipps dazu gibt. Ich wurde nämlich schon mehrmals gefragt (von Leuten, die noch keine solche Tour unternommen haben), was ich denn so treiben würde, wenn ich die Tagesetappe geschafft habe (wo ich doch nicht mal etwas zum Lesen im Rucksack habe).
EBG
Christof
Zum Thema Erfahrung mit Fernwanderungen: Klares „jain“ und ist in diesem Falle etwas komplexer. Ich versuche es kurz zu halten:
In den 1990er Jahren waren wir oft auf Hüttenwanderungen in den Alpen unterwegs. Das läuft je mehr nach „Schema-F“ ab, nur das Wetter muss man etwas im Auge behalten. Parallel haben wir einige 2-wöchige Fahrradreisen unternommen und waren hauptsächlich in der Schweiz unterwegs. Das war dann auch Routine und entspannt. Dann war das Thema „Rucksack/Fahrradtasche“ kinderbedingt erst mal weg, und die älteren Kinder durften/mussten diese Art des Reisens nie erleben (haben dann selbst Rucksacktouren gemacht, aber halt nicht mit den Eltern). 2019 haben wir das Thema mit der jüngsten Tochter (gerade 8 Jahre alt geworden) dann wieder aufgegriffen und waren jedes Jahr 2-3 Wochen mit den Rädern (1 Tandem und ein „normales“ Reiserad) unterwegs in Deutschland, Schweiz und Skandinavien. Maßgabe: 1 Ortliebtasche je Person für Kleidung, 1 Ortliebtasche für Werkzeug und Verschiedenes sowie 1 leere Tasche für Etappen-Proviant. Das beste an diesen Reisen fand/finde ich, dass man so wenig Zeugs bei sich hat – unsere Tochter übrigens auch. Vom Entspanntheitsfaktor her haben sich diese Touren extrem unterschieden. Am „unentspannt-Ende“ der Skala (noch vor Franziskusweg) war die Weser-Radtour 2021, was aber vor allem Corona geschuldet war. Wechselnde Impf-Status während der Reise, Pflicht-Testungen mit verschiedenen Gültigkeitszeiten und unterschiedliche Corona-Nachweis-Formalitäten in den vier bereisten Bundesländern haben mich fast in den Wahnsinn getrieben.
Das positive Extrem in Punkto Entspannung und Entspanntheit war die Skandinavien-Radtour 2022 mit knapp 1000 Kilometer in 3 Wochen. Allerdings hatten wir dort das eigene Zelt dabei, was doch viel Unabhängigkeit bringt. Aber auch Einwohner/Gastgeber sind in den „Nordländern“ deutlich entspannter als im hitzigen Süden.
In das Thema „Fernwandern“ sind wir dann 2023 wieder eingestiegen mit dem Welterbesteig in der Wachau, um uns auf den Franziskusweg vorzubereiten und mal zu testen, wie das zu Dritt funktioniert. Zum Welterbesteig wurden wir, wie zum Franziskusweg auch, durch ein Buch von Christine Thürmer animiert. Das Suchen und Finden freier und preislich akzeptabler Unterkünfte war in der Wachau deutlich einfacher als in Toskana/Umbrien. Außerdem sind wir in die Wachau mit dem Auto angereist (dem kurzen Vorlauf von 2 Tagen zwischen Idee und Umsetzung geschuldet), was uns unabhängig von Bahnstreiks gemacht hat. Nach Florenz sind wir mit dem (Nacht-)Zug gereist, was ich präferiere. Die deutschen und italienschen Bahngesellschaften haben aber alles getan, um uns den Schweiß auf die Stirn zu treiben mit angekündigten und realen Streiks. So mussten wir auch die Rückreise aus Rom kurzfristig umplanen und doppelt bezahlen.
Noch was zum Thema „Entspanntheit“: Zu dritt (mit Kind) ist es doch nochmal etwas anderes als zu zweit. Es sind weniger Zimmer verfügbar, es ist teurer, und mit Kind geht man ungern das Risiko ein, abends noch was suchen oder auf der Parkbank übernachten zu müssen. Dann ist das Osterfest in Italien nochmal ein spezielles Thema. Ganz Italien möchte dann auswärts übernachten, und öffentliche Verkehrsmittel fahren so gut wie keine (auch nicht nach Sonntagsfahrplan), so dass man auch schlecht durch Nutzung von „Öffis“ weiter entfernt vom Weg suchen kann.
Mein Fazit: Die verschiedenen Unternehmungen haben sich vom Organisationsbedarf her doch gewaltig unterschieden.
Das nächste Projekt ist Oslo-Göteborg-Stockholm mit dem Rad, vielleicht auch nochmal Rom-Assisi zu Fuß zwecks „Abrundung“, allerdings bin ich kniebedingt eigentlich nicht mehr wanderfähig und präferiere wieder das Rad.
Klar, vom Organisationsbedarf unterscheiden sich unterschiedliche Touren schon. Dass sich der Zeitaufwand erheblich unterscheidet, habe ich aber nie erlebt (bin früher auch viel mit dem Rad unterwegs gewesen). Mit dem Rad ist etwa die Anreise oft kompliziert und muss man ein Auge aufs Rad und die Ausrüstung haben, dafür kann man mehr mitnehmen (Zelt & Co.) oder noch mal schnell 10 km zu einer abgelegenen Unterkunft fahren. In den Alpen muss man mehr aus Wetter achten und gestaltet sich mittlerweile die Hüttenbuchung schwierig, dafür ist die Routenplanung einfach. Und im Mittelgebirge oder auf den Pilgerwegen kommen auch Herausforderungen auf einen zu, was man so vielleicht im Vorfeld nicht erwartet hätte. Für eine mögliche Tour von Rom nach Assisi kann ich Dir empfehlen, in Klöstern, Eremos und Pilgerunterkünften zu übernachten. Gibts in jeder größeren Stadt, teilweise auch auf dem Land, kann man meist kurzfristig buchen und kosten nicht viel (teilweise auf Spendenbasis).
Viele Grüße
Christof
Hallo Christof, danke für deinen tollen Reisebericht! Wenn du auf die beiden Abschnitte Florenz-Assisi und Assisi-Rom zurückblickst und dich entscheiden müsstest. Welchen der beiden Abschnitte empfandest du als reizvoller, abwechslungsreicher, inspirierender (ist ja ein Pilgerweg….)? Ich frage deshalb, da ich den Weg wahrscheinlich nicht an einem Stück laufen kann. Danke für deine Antwort und viele Grüße, Roland
Hallo Roland,
schwierige Frage, aber wenn ich mich für eine Hälfte entscheiden müsste, wäre es die erste, also von Florenz nach Assisi. Schau Dir auch mal meine Etappenbewertungen vom letzten Jahr und von diesem Jahr an.
Berichte gerne, wie Du Dich entscheiden hast und wie es dann unterwegs war.
Viele Grüße
Christof
Hallo Christof,
vielen Dankfür Deinen Bericht, der mir schon Lust auf mein nächstes Trail-Abenteuer macht. Jedes Jahr nehme ich mir einen Weit-/Fernwanderweg vor, den ich nur mit leichtem Gepäck (Laufrucksack, max10kg, inkl. Wasser) laufe/renne. Und im nächsten Jahr steht der Franziskusweg an. Pro Tag sollten es zw. 30 – 40 km sein. Hast Du vielleicht ein paar Tipps/Kontakte für Übernachtungen, die Dir besonders gefallen haben? Ich würde mich freuen, von Dir zu hören, liebe Grüße aus Wuppertal.
Hallo Tatjana,
da hast Du etwas Schönes geplant. Du bist als Trailrunnerin unterwegs, oder? Wandernd wären mir 30 bis 40 Kilometer meist zu lang. Es gibt ja so viel zu sehen und entdecken.
Ich bin den Weg heuer ein zweites Mal gegangen und habe nach meiner Rückkehr die Etappen und Unterkünfte veröffentlicht, jeweils mit Sternchen-Bewertung. Das könnte für Deine Planung hilfreich sein. Zudem empfehle ich Dir auch mal in den Klöstern und Einsiedeleien am Weg zu übernachten. Die liegen meist in reizvoller und ruhiger Landschaft, haben ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und oft hat man auch Kontakt mit den Nonnen oder Mönchen. Dort haben ich mich auch als Agnostiker wohl gefühlt.
Viele liebe Grüße aus Nürnberg
Christof
Hallo lieber Christof,
erstmal vielen Dank für deine wertvollen Beiträge. Ich plane gerade mit einem Freund den Franziskusweg von Florenz nach Asissi für Mitte April 2025.
Ich habe wie du den Rother und Conrad Stein Wanderführer vorliegen. Du hast in beiden Jahren ab La Verna den Weg über Pieve S. Stefano, Montagna, Citerna nach Citta di Castello gewählt, wie er im Conrad Stein Wanderführer beschrieben ist und nicht den Weg wie im Rother Wanderführer von La Verna über Caprese Michelangelo, Sansepolcro nach Citta di Castello. Gibt es dafür einen Grund warum du ersteren vorziehst?
Ich bin wie du Veganerin. War es schwierig, dich auf dem Weg vegan zu ernähren?
Letzte Frage: Meine Wanderbegleitung hat Höhenangst. Gibt es auf dem Weg ausgesetzte Stellen im Sinne von: Wandern auf schmalem Pfad, bei der auf der einen Seite der Fels hoch, auf der anderen Seite steil runter geht?
Hab vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.
Viele liebe Grüße Ina
Hallo Ina,
schönes Vorhaben!
Ich bin vor allem nach dem Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag gelaufen, der sich an der offiziell ausgeschilderten Route orientiert. Den Wanderführer vom Bergverlag Rother habe ich in La Verna verschenkt. Die von mir ab La Verna gewählte Route ist nach meinen Recherchen naturnäher und enthält weniger Asphaltabschnitte.
Kann mich nicht an schwierige Passagen erinnern, die bei Höhenangst Probleme bereiten könnten. Am ehesten noch auf der sehr schönen Etappe von Spoleto nach Macenano. Der Franziskusweg führt durch Mittelgebirgslandschaften und Ebenen.
Sich pflanzlich zu ernähren, sollte kein Problem darstellen. Die Infrastruktur auf der Route ist gut, man kommt täglich an einem Supermarkt oder Alimentari (siehe #5 oben) vorbei, wo man sich mit Lebensmitteln eindecken kann (ich habe immer etwas im Rucksack, um Couscoussalat, Brotsalat, Hummus o. ä. zubereiten zu können). Zudem gibt es in vielen italienischen Lokalen, v. a. in den Imbissen und Pizzerien (siehe #7 oben) vegane Optionen. Salate, Bruschetta, Penne all’arrabbiata, Spaghetti mit Tomatensauce, Pizza (Käse weglassen, stattdessen Olivenöl darüberträufeln), Gemüsebeilagen etc. Im Zweifel nachfragen. Teilweise wurde auch für mich extra etwas Veganes zubereitet, erinnere mich an ein Risotto, an einen Auflauf und an mit Kichererbsen und Gemüse gefüllte Teigtaschen.
Liebe Grüße
Christof
Hallo Christof,
vielen Dank für Antwort und deine Tipps. Couscoussalat esse ich bei der Arbeit auch oft, weil es so schön einfach ist. Bin aber noch nie auf die Idee gekommen, es während den Wanderungen zuzubereiten. Das werde ich ausprobieren, vielen Dank!
Liebe Grüße Ina